Way North

Way North
Icefield Parkway

Mittwoch, 7. September 2016

KW 34/16 - USA Süd

Blanding (Utah) – Cortez (Colorado)
Von Blanding geht es nach Cortez, wo wir uns im Visitor Center informieren.

Die Navajos (spanischer Name) oder Diné (übersetzt «Menschen») wie sie sich selber nennen, machen heute Abend eine Tanzvorführung im Cultural Center. Die besuchen wir. Linda Platero und Ramona Roach, die beiden Schwestern, erklären uns die verschiedenen Tänze und Gebräuche, die beim Pow Wow vorkommen. Beide sind als Lehrerinnen tätig. Linda hat mit ihrem Mann viele Powows in Amerika, Kanada und sogar in Deutschland, besucht. Ihre Mutter war die erste die an einem Powow eine volle Drehung gemacht und damit mit alten Traditionen gebrochen hat. Linda erzählt, wie damals alle geschockt waren, die Trommler und Sänger haben sofort aufgehört und es war totenstill. Die Mutter war jedoch eine starke Frau und so kommt es, dass heute die jungen Girls beim frei Tanzen, diese Spins sehr gerne einsetzen. Zusammen mit den fransenbesetzten Kostümen, speziell im Dunkeln und bei dem reflektierenden Licht, sieht dies Toll aus, – können wir nachvollziehen. Es ist wichtig, dass die Traditionen weiterleben, dies ist aber nur möglich, wenn auch Spielraum für Neues bleibt. So begeistern sich auch Junge dafür und sorgen für deren Fortbestand.
Verblüffend ist auch, wie die First Nation untereinander vernetzt sind und wie die Sitten und Gebräuche, von Süden bis in den hohen Norden gleich, oder sehr ähnlich sind. Teilweise gebrauchen die Navajos dieselben Worte wie andere Stämme in Alaska. Nach den Erläuterungen der Ladies an diesem Abend, können wir besser nachvollziehen, was am «Pow Wow» bei den Squamish in Vancouver, gelaufen ist – tolle Sache.

Das typische «Fry-Brot» der Navajos, eine Art Fasnachtschüechli, haben wir auch probiert. Es ist gut, aber es gibt Durst. Jetzt haben wir uns ein Bier und einen Snack verdient. Es ist schon spät und deshalb übernachten wir heute auf dem Walmart in der Stadt.

Cortez – Mesa Verde (Colorado)
Heute fahren wir hoch zur Mesa Verde. Wir buchen beim Visitor Center die Führung für das «Balcony House» und fahren in den Park zum Campground. Hier reservieren wir einen Spot und weiter geht die Fahrt, über die Mesa Verde (spanisch für grüner Tisch, Bernadette kann dies bestätigen) bis zum «Balcony House». Die Fahrt dauert rund 45 Minuten über Hügel und durch Täler. Es ist wirklich ein grüner Tisch, leider durch die vielen Waldbrände der letzten Jahre arg ramponiert. Bedingt dadurch und durch die Bodenbeschaffenheit, dauert es 100-150 Jahre, bis hier wieder grosse Bäume stehen – gewaltig.

Die Führung durch das «Balcony House» dauert ca. eine Stunde, geht über die längste Leiter und den schmalsten Gang der zugänglichen Anlagen. Alles Viereckige sind Türen, das heisst in aller Regel bücken und kriechen. Auf der ganzen «Mesa Verde» gibt es über 600 Klippenhäuser. Das attraktivste, der «Cliff Palace» ist wegen Steinschlag vorübergehend gesperrt, so sehen wir ihn nur von Weitem. 
Was hier im Gegensatz zum «Bryce Canyon» gut gelöst wurde, ist der Zugang der First Nation zu den Anlagen. Periodisch werden einzelne Anlagen für das Publikum geschlossen und während dieser Zeit haben die Ureinwohner die Möglichkeit, ihre traditionellen Feste und Zeremonien dort abzuhalten – spitze!
Wir sind begeistert ab der vielfallt und dem Umfang der Anlagen und buchen auf dem Rückweg gleich noch eine Führung für das «Longhouse» im gegenüberliegenden Tal.


Müde kommen wir abends, nach einem langen und heissen Tag auf unserem Stellplatz an.
Zuerst ein kühles Bier und anschliessend Nachtessen zubereiten. Während dessen erhalten wir von den «Mule Deer» (Hirsche) besuch. Sie sind überhaupt nicht scheu und spazieren zufrieden mit der ganzen Jungmann- oder -frauschaft durch den Campingplatz. 
Es ist wie bei den Elchen. Sie wissen, vom Menschen werden sie hier nicht gejagt. Aber so nah beim Menschen haben sie einen besseren Schutz vor den Coogars (Pumas) die hier ebenfalls zu Hause sind und offiziell die Lizenz zum jagen haben.
Die Nächte werden auf dieser Höhe, wieder empfindlich kühl, also warm einpacken und gute Nacht.

Wir machen uns heute Morgen auf, zur geführten «Longhause Tour». Die längste Tour mit rund zwei Stunden. Der An- und Rückmarsch dauert rund eine Stunde plus eine Stunde Führung im Klippenhaus. Heute ist unsere Führerin eine ehemalige Archäologin. Sie hat bei Ausgrabungen im ganzen Land mitgearbeitet, den Job gewechselt und arbeitet jetzt hier als Rangerin. So haben wir nebst den Gebäulichkeiten auch andere Schwerpunkte bei den Erläuterungen. Eine willkommene Ergänzung zur ersten Tour.

Während früher rund 200'000 Eingeborene in der Region von Cortez gelebt haben, waren auf der «Mesa Verde» nur jeweils 3000-6000. Zuerst siedelten sie auf der Mesa und erst später, bauten einige von Ihnen diese Felsbehausungen. Im «Cliff Palace» zählt man 150 Räume und geht davon aus, dass bis zu 300 Personen dort gelebt haben. Jedes Klippenhaus hat eine eigene Quelle. Auf der Mesa wurde Mais, Kürbis, Kartoffeln in kleinen Feldern, ähnlich unseren Schrebergärten, überall dort angepflanzt wo das Wasser zusammenlief, sich gesammelt hat.

Auch die Yucca, die auch heute noch, hier überall vorkommt, wurde kultiviert. Es wurde alles genutzt. Aus den Fasern machten sie Sandalen und Taue (ein intaktes 150m langes Seil wurde gefunden). Die Früchte konnte man gut lagern und essen und auch die Wurzeln wurden verwertet.
Nach einer Dürre von 23 Jahren Dauer, liessen die Einwohner der «Mesa Verde» das meiste zurück, wanderten nach Süden und verteilten sich in Arizona und New Mexiko, wo Ihre Nachkommen heute noch leben. Viele Fragen zur Entwicklung dieser Kultur, zu gewissen Bauweisen oder über die plötzliche Abwanderung, sind bis heute ungeklärt.

Veränderungen sind auch hier eine stete Herausforderung. So zeugen die vielen Sprinkleranlagen zum Schutz diverser Gebäude oder zur Bildung von Feuergassen, von einer schmerzlichen Erfahrung mit den Mesafeuern. 
Heute sind auch die zugelaufenen «Wildpferde» (meistens Ausreisser oder ausgewilderte), zurzeit etwa 70-200 Stück ein grosses Problem. Sie sind gut organisiert, besetzen die wenigen Wasserstellen auf der «Mesa Verde» und vertreiben alles andere Wild von denselben, wie die Wildkameras bestätigen. Da diese Gegend zu wenig Wasser hat, läuft ein gemeinsames Projekt mit der «Mustang Assoziation», um die Pferde dauerhaft umzusiedeln. Kein einfaches Unterfangen in dieser zerklüfteten und weiten Gegend – wir wünschen allen Beteiligten viel Glück!

Zurück auf dem Camping, stellen wir fest, dass wir Nachbarn mit einem schnuckligen Wohnwagen bekommen haben. Wir wechseln ein paar Worte und im Laufe des Abends bekommen wir die Einladung zum Campfeuer. Während Jim anfeuert bringen wir einen Schluck Wein und ein Bier ein.
Wir geniessen einen frischen Mesa Abend am Feuer und erfahren, dass Jim und Joyce eine kleine Farm betreiben und auf einem kurzen Ferientrip sind, währen die Schwägerin die Farm hütet.
Nach einem vergnüglichen und interessanten Abend, fallen wir zufrieden und müde ins Bett.

Mesa Verde (Colorado) – Page (Arizona)
Von der «Mesa Verde» fahren wir über das Vierländereck (Arizona, Utah, Colorado, New Mexico) nach Page. Der Eintritt auf das Gelände, das durch die First Nation verwaltet wird, ist viel zu teuer und so haken wir ihn als Spende ab. Die Parkplätze und sanitären Einrichtungen sind ungepflegt und von den vielen Verkaufsständen hat es wenige, die wirklich tolle Tongefässe oder künstlerisch hochstehende Bilder und Skulpturen anbieten. Leider sind sie zu gross und wir haben zu wenig Platz in unserem «Kleinen» - schade!
Vor Page fahren wir durch ein heftiges Gewitter. Die Gewitterzellen über der Landschaft schauen eindrücklich aus. Das Wasser, das anschliessend auf der Seite von Erika ins Auto reinläuft, ist nicht so super.
Wir sind wieder spät unterwegs müssen noch einkaufen und übernachten deshalb auf dem Walmartparkplatz.

Page – Grand Canyon (Arizona)
Heute geht es weiter Richtung «Grand Canyon North Rim». Das Wetter ist wechselhaft, aber wir sind zuversichtlich. Bei der «Najavo Bridge» machen wir einen ersten Zwischenstopp, grüssen den «California Condor» Nr. 54 und den Colorado River. Es wird wieder ein langer Trip entlang der Berge durch Wüsten über Hügelzüge, durch den «Kaibab National Forrest», bis wir endlich an der North Rim ankommen. Wir spazieren auf den «Angel Point». Ein Fels mit Aussichtsplattform, ähnlich demjenigen im Rheinfall – einfach viiiieeeel höher oben. Die Aussicht in den vom Abendlicht beleuchteten Canyon, die Tiefe und die Weite der Landschaft sind faszinierend. Wir stehen am Klippenrand, schauen in den Abgrund und lassen es in der Magengegend kitzeln.
Auf dem Campground des Parks ist Hochsaison und für uns zu viel Rummel. So fahren wir aus dem Park in den «Kaibab National Forrest». Hier können wir überall frei campieren und die Natur geniessen. Wir sind nicht die einzigen, viele Spots sind schon von Gleichgesinnten besetzt – auch gut, so sind wir nicht ganz alleine.
Der Abend präsentiert wieder einen prächtigen Sonnenuntergang und in der Nacht ein Gewitterspektakel. Wir können trotzdem gut schlafen.


Während die Süd Rim steil abfällt, ist die Nord Rim viel flacher. Ein Runttrip zum Colorado River dauert deshalb vier Tage und kommt für uns nicht in Frage (Visa läuft aus). Aber wir fahren den höchsten Punkt im Park an, den «Point Imperial», 8803 Fuss über Meer (rund 2930 müM). Das erste Mal seit Kanada, dass wir wieder Nebel haben. Leider mag es hier nie ganz aufreissen, so beschliessen wir weiter zu fahren und die anderen Aussichtspunkte zu besuchen. Auch diese Fahrt dauert mindesten 45 Minuten, ohne die diversen Zwischenstopps zu berücksichtigen.

Hier haben wir mehr Glück, der Nebel reisst auf und gibt die Sicht auf eine herrliche Canyonwelt frei. Wir geniessen die verschiedenen Aussichtspunkte, «Cape Royal», «Roosevelt Outlook», «Angels Window» und wie sie auch alle heissen.
Immer wieder erstaunt sind wir über die natürlichen Aussichtspunkte, die alle ungesichert, das heisst ohne Geländer oder spezielle Abschrankungen sind – eigentlich vernünftig.
Einzig dort wo der Mensch Hand angelegt hat, z.B. gemauerte Plattformen etc. sind Zäune angebracht.
Den «Cape Final Trial», Roundtrip ca. 3-4 Stunden nehmen wir zum Abschluss unter die Füsse. Hier treffen wir wieder auf die freundlichen Schwaben vom Walmartparkplatz in Page. Klaus, Helene, Hanna wandern zu später Stunde denselben Trail. Sie haben zuerst den «Antelop Canyon» gemacht. Als sie davon schwärmen und uns die tollen Bilder zeigen, ist für uns klar, diese Tour wollen wir uns auf dem Rückweg noch reinziehen.
Nun müssen wir uns jedoch beeilen, das Wetter zieht zu, es blitzt, donnert und die Annahme, dass es diesmal wieder vorbeizieht, war falsch. Kurz vor unserem WOMO werden wir kräftig geduscht, so dass kaum ein Faden trocken bleibt. Egal, wichtig ist nur, dass die Fotoausrüstung nichts abbekommt.
Liebe Schwaben, wir hoffen ihr konntet auch wieder zu eurem WOMO «zurückschwimmen» und seid inzwischen heil zu Hause angekommen.
Am Abend geht’s wieder ab in den Wald.

Grand Canyon – Page (Arizona)
Heute Morgen ist zuerst Hosenflicken und die Reparatur der Sonnenstoren auf dem Plan.

Anschliessend fahren wir wieder Richtung Page. Beim «Horseshoe Big Bend» noch ein Rundtrip und ein paar Fotos. Eine beeindruckende Flussschlaufe und ein guter Touristenmagnet.
Weiter geht es zum «Antelop Point», wo wir bei Ken’s Tour eine Führung durch den «Lower Antelop Canyon», am Folgetag um 11 Uhr, gutes Licht, buchen. Ein super Tipp unserer Schwaben – Danke!
Gegen Abend platzieren wir unseren «Kleinen» auf dem «Lake Powell» Campground in der City von Page. Top Bedienung, gepflegter Platz. Ausruhen, duschen, Waschen leider nicht möglich da alles besetzt. Auch gut – Wochenende!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen