Way North

Way North
Icefield Parkway

Dienstag, 28. Februar 2017

KW 08/17 - Kolumbien

«no where» (auf einer Hochebene, 50km vor Popayán, 2996müM) – Popayán
Der Morgen ist klar und kalt. Wolken und Nebelschwaden hängen in den umliegenden Bergen und die Sonne beleuchtet mit ihren ersten Strahlen die weite Hochebene – herrlich!
Während wir Frühstücken, laufen die ersten Eltern mit ihren Kindern, kilometerweit zur Schule. Die älteren sind bereits mit dem Motorrad, dem Hauptverkehrsmittel in dieser abgelegenen Gegend, unterwegs.
Wir brechen auf und nach kurzer Fahrt erreichen wir die geteerte Strasse. Leider dauert die ruhige Fahrt nicht sehr lange und wir rumpeln wieder über eine bessere Geröllhalde – grauenhaft und zeitraubend. So wechseln die Strassenverhältnisse noch mehrere Male ihren Zustand. Ansonsten ist die Gegend traumhaft schön, die Luft klar und sauber.
Dieser Zustand ändert sich schlagartig, wie wir in «Popayán» einfahren. Dreck, Staub, das übliche Verkehrschaos und der damit verbundene Lärm sind nebst dem miserablen Strassenzustand allgegenwärtig.
Wir suchen zuerst einen Autoersatzteilhändler, fragen nach diversen Ersatzteilen, lassen in einer Garage die Bremsen überprüfen und unsere verbogene Anhängerkupplung abtrennen.Es dauert Stunden. 
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz, spricht uns ein Einheimischer an, gibt uns die Adresse seines Restaurants, ca. sechs Kilometer ausserhalb der Stadt und meint wir können dort übernachten. Im Dunkeln fahren wir nach seiner Beschreibung und finden das Restaurant genau am beschriebenen Ort. Leider ist es geschlossen und der Platz zum Übernachten liegt direkt an der Hauptstrasse. Ich frage den Händler im Nebengebäude und siehe da, er kennt einen Campground in der Nähe, telefoniert kurz und macht eine saubere Skizze. Die ist wirklich perfekt, sogar die Meterangaben stimmen. Wie wir das Zufahrtssträsschen des «Ecoparque Rayos del Sol Cauca» hoch rollen, winkt der Besitzer bereits mit einer Taschenlampe. Er stellt sich als Armando vor, weist uns ein und führt uns herum. Sogar eine Dusche mit warm Wasser hat es hier – super! Anschliessend serviert er uns zur Begrüssung einen Jus, Keckse und gibt gleich ein paar Tipps für die nächsten Übernachtungsmöglichkeiten. Fantastisch, sowas haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Auch Maria, seine Frau begrüsst uns.

Wir sitzen noch zusammen und plaudern, als ein uns bekanntes Gesicht hereinplatzt. Fred und seine Familie sind angekommen. Wir haben sie in Mexiko, in «San Cristóbal de las Casas» das erste Mal getroffen – was für ein Zufall.


Popayán - Silvia - Popayán
Heute Morgen lernen wir Hansueli und Ursula kennen. Hansueli ist seit mehreren Jahren mit seinem riesigen Truck unterwegs und macht sich heute auf den Heimweg. Wir wünschen alles Gute!

In «Silvia», einem Dorf ein paar Kilometer von hier, ist jeweils am Dienstag der wichtigste Markt der lokalen Indios. In der umliegenden Region leben noch ca. 20'000 Guambiano Indianer, die ihre Traditionen weitgehend erhalten haben. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Von «Popayán» führt die Strasse zuerst der «Panamericana» entlang Richtung «Cali» und zweigt dann rechts in die Berge ab. Über eine kurvige Strasse den Berg hinauf, gelangt man in ein Hochtal. «Silvia» liegt friedlich eingebettet in diesem grünen Tal. Wie wir ins Städtchen fahren, herrscht bereits viel Betrieb. Wir parkieren neben der Kirche. Unser «Kleiner» ist neben den bunten und schwer beladenen, lokalen Bussen, in bester Gesellschaft.
Wir machen uns sogleich auf zum Früchte und Gemüsemarkt.
Überall begegnen uns die «Guambiano Indianer» in ihren speziellen Trachten. Mehrheitlich gedrungene Gestalten mit runden Köpfen, schwarzen Haaren, Melonen oder speziellen Strohhüten, blaue und schwarze Trachten. Auffallend sind die Männer in ihren blauen Röcken oder die Frauen mit ihren schönen Perlenketten, wie sie überall und zu jeder Zeit, von Hand spinnen. Sei es beim gemeinsamen Schwatz auf der Parkbank,
am Marktstand oder beim gemeinsamen Spaziergang durch die Gassen. Nicht einmal beim Überqueren der belebten Strassen hören sie damit auf. Der Name dieses Volkes leitet sich vom Namen «Guambía» ab, einer Tasche in der die Wolle und die Spindel aufbewahrt werden. Die Frauen der Guambiano’s sind hervorragende Weberinnen, was man an ihren Produkten unschwer erkennen kann.
Wie sie so auf dem Hauptplatz zusammensitzen hat man das Gefühl einem grossen Familienfest beizuwohnen. Sie kennen sich offensichtlich alle, grüssen, plaudern und machen Spässe. Wir geniessen diese speziell friedliche und entspannte Atmosphäre. 

Sie lassen sich nicht einmal durch die Touristen aus der Ruhe bringen.
Der Gemüse und Früchtemarkt ist in einer gedeckten Halle untergebracht. Verschiedene Sorten Bananen, Ananas, Limonen, Zitronen, Mandarinen, Orangen oder Gemüse wie Broccoli, Blumenkohl, Zwiebeln, Karotten, verschiedenste Sorten Kartoffeln, Lauch oder uns unbekannte Sachen sind zu einem bunten Haufen, auf den langen Tischen angeordnet. Auf dem Weg durch die Tischreihen, kaufen wir mal da mal dort ein, wenn immer möglich die Produkte, die auch von den Indios hier angebaut werden. In anderen Räumen finden wir Zucker, Oel, Mais oder Reis und andere alltägliche Gegenstände wie Kleider und Schuhe. In den Gassen verkaufen sie ebenfalls Kleider und gebrauchte oder neue Haushaltswaren. Fleischprodukte werden vor allem in den fest installierten Verkaufsläden angeboten.

Anschliessend schlendern wir über den Hauptplatz, und besuchen die Stände der Indios mit ihren Weberei- und anderen Produkten. Nach einem schwierigen und langwierigen Auswahlverfahren, wechseln eine schöne Tasche und ein paar Scheine ihre Besitzer.
Wir gehen an den Touristenrestaurants vorbei und schauen bei der kleinen Beiz, die nur von Einheimischen besucht wurde hinein. Jetzt sind zwei Plätze frei. Es gibt nur zwei Tagesmenus, einmal mit Rindfleisch einmal mit Poulet, dazu Reis, Bohnenmus, Salat und vorher eine nahrhafte Suppe. Dazu trinken wir Fruchtsaft, der teilweise mit Pfefferminzgeschmack serviert wird – einfach und gut.
Wir haben genug gesehen und fahren wieder zu unserm Camping zurück. Dort sind inzwischen die Kollegen unserer Marokkanischen Nachbarn eingetroffen. Sie fahren den umgekehrten Weg wie sie und kommen von Süden her. Da es inzwischen giesst wie aus Kübeln, herrscht im Unterstand ein reger Betrieb.
Wir verbringen den Rest des Tages mit Schreiben, Lesen und ergründen was wir von Kolumbien noch sehen wollen.
Am späten Abend trifft noch eine Rumänische Familie ein, die mehrere Jahre in Kanada gelebt hat und jetzt seit rund dreieinhalb Jahren unterwegs ist und schon mal hier Rast gemacht hat. Offensichtlich ist der «Ecoparque Rayos del Sol Cauca» ein beliebter Overlander-Spot.


Heute skypen wir und da es gerade nicht Regnet nehme ich unsere Hecktüre auseinander, richte sie soweit als möglich von Hand. Armando meint nicht weit von hier sei ein Mechaniker, der dieselbe fertig richten und Grundieren kann. Seine Frau fährt uns dahin, wir besprechen es mit den beiden Handwerkern, Armando setzt sich vehement dafür ein, dass wir einen fairen Preis und die Türe bis fünf Uhr nachmittags gerichtet bekommen – sensationell, der Service, den diese beiden bieten.
Um viertel vor fünf fahre ich mit dem Taxi vor um die Türen abzuholen. Der Handwerker richtet soeben die Grundierung, überspritz die Schadstelle und fertig ist die Arbeit. Halbfeucht laden wir die Türen ins Taxi ein und fahren zurück. Erika und ich montieren alles wieder zusammen, noch ein wenig richten mit dem Hammer und sie schliesst wieder befriedigend. Gerade rechtzeitig den der Nachmittägliche Regen setzt wieder ein.


Popayán – Pasto
Bloggen, dann nochmals mit unseren Eltern telefonieren. Wir sind froh, sind unsere Mütter wieder auf dem Weg der Besserung – gute Nachrichten.

Fred, Cathy und die Kinder wie auch ihre Freunde packen. Bevor sie losfahren, schiessen wir noch ein Foto der ganzen Bande. Auch Armando und Maria, die liebenswerten und hilfsbereiten Campingbesitzer werden verewigt.
Jetzt sind wir noch die einzigen Camper hier. Geniessen die Ruhe und den zaghaften Sonnenschein, bevor wir uns Morgen früh auf die lange Fahrt machen.


Popayán – Pasto
Guten Mutes nehmen wir den Weg bis Pasto unter die Räder. Es geht wieder durch die Anden, die wir schon seit längerem durchqueren. Gott sei Dank sind hier die Steigungen und Gefälle etwas moderater.
Als wir in Pasto einfahren spuckt der Motor. Wir stottern mehr schlecht wie recht durch die Stadt, ich muss immer wieder darauf bedacht sein, dass er nicht abstirbt. Als wir in einem Nebenquartier in eine Senke und auf der Gegenüberliegenden Seite hochfahren wollen ist Schluss. Unser «Kleiner» hat keine Power mehr. Wir warten, lassen ihn etwas abkühlen, obwohl nichts überhitzt ist.
Nach einer Weile läuft er wieder. Wir schaffen es gerade den Berg hinauf und auf halber Höhe in einen Parkplatz, neben einem geschlossenen Restaurant. Hier bleiben wir, es ist bereits wieder dunkel, kalt und beginnt zu Regnen. Es ist kein Mensch zu sehen, so kochen wir unser Nachtessen und gehen Schlafen.


Pasto - Chachagui
Der Service wäre eigentlich etwas weiter südlich vorgesehen, aber der «Kleine» möchte offensichtlich früher gehätschelt werden. Also wechsle ich die Kerzen und den Zündverteilerdeckel. Er läuft wieder und so machen wir uns wieder auf. Leider nur bis zur nächsten Steigung, dann stottert er wieder. Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle. Ein paar Meter weiter ist eine Werkstatt. Zu Fuss mache ich mich auf den Weg. Ich frage nach einem Mechaniker und warte. Es ist ein hin und her. Schlussendlich entschliesst sich einer vorbei zu schauen. Er findet nichts und fährt mit seinem Motorrad Verstärkung holen. Er bringt ein Mechaniker einer anderen Werkstatt und verabschiedet sich. Dieser bemerkt das zu kleine Zündspiel am Schleifkontakt, stellt es ein und der Motor läuft wieder Rund. Allerdings klemmt das Gas kurz. Nebenbei bemerke ich, dass der Auspuff herunterhängt, am Flansch gebrochen. So fahren wir wieder den Berg hoch, zur Hinterhof-Garage. Dort ersetzt er das Gaskabel, das angerissen ist und deren Litzen sich verklemmt haben. Ich löse inzwischen den Auspuffflansch. Gemeinsam bauen wir ihn anschliessend aus, löten die Schadstelle und müssen in der Stadt noch zwei Dichtungen beschaffen. Selbstverständlich gibt es dieselben nicht ladenfertig. Ich kaufe zwei unterschiedliche Dichtungen mit dem richtigen Innen-Durchmesser, den Rest passen wir in der Garage an. Im Improvisieren sind diese Typen Weltmeister und meistens finden sie eine relativ simple Lösung.
Das Ganze hat viel Zeit in Anspruch genommen. Erika hat sie gut genutzt und mir warme «Amadisli» für die kalten Andentage gestrickt.
In Anbetracht des fortgeschrittenen Tages entschliessen wir uns, einem Camping-Tipp von Armando folgend, nach «Chachagui» zurück zu fahren.
Irgendwas ist immer noch nicht in Ordnung, das Klappern und rütteln ist trotz der Reparaturen noch nicht ganz abgestellt.
Wenigstens der Weg ist klar und wir hoffen den Campground wirklich zu finden. In Chachagui sehen wir die ersten Richtungsweiser zum Campground «Kundur». Der Weg führt eine schmale, verwinkelte Gasse hinunter. Vor einem verschlossenen Tor kommen wir zum Stehen. Wir läuten die Glocke, nichts passiert. Ein Nachbar kommt, drückt die Servicetüre auf und ruft hinein – nichts ausser zwei jungen Hunden. Ich trete ein, öffne das grosse Tor und fahre den Kleinen auf den Rasen neben dem Pool. Wir installieren uns und warten.
Irgendwann treffen weitere Gäste mit PW’s ein. Auch die Besitzer tauchen auf und der Innenhof füllt sich.
Patricia die Chefin fragt mich, ob ich Fred sei. Ich lache und verneine. Offensichtlich sind unsere Marokkanischen Reisegefährten ebenfalls auf dem Weg hierher – lassen wir uns überraschen.
Fred kommt nicht, dafür treffen Lukas und Eveline spät abends ein. Sie sind in Eile, da sie mit der Schwester von Lukas in «Quito» verabredet sind. Vor dem ins Bett gehen, reicht die Zeit gerade noch für einen Schwatz und einen kleinen Schnaps (Aguardiente, lokaler Anis). Morgen müssen sie früh raus.


Nach einem gemütlichen Frühstück, mit Marmelade aus der Tüte, mache ich mich an die Arbeit. Ich bocke unseren «Kleinen» auf und schaue was los ist. Beim rechten Gelenkgestänge hat sich ein Silentblock verabschiedet. Das Gestänge hält sicher, aber hat viel zu viel Spiel. Da lässt sich sicher was improvisieren.
Wir spazieren ins Dorf auf den Markt kaufen ein und schauen beim Automechaniker vorbei. Da Sonntag ist, hat er geschlossen. Also warten wir bis Montag, das macht uns nichts aus, da die Ecuadorianer einen Feiertag und ein verlängertes Wochenende haben. Dort ist alles teurer wie hier und so fahren sie über die Grenze zum Einkaufen – kennen wir doch. Das Ganze dauert noch bis Dienstag nächste Woche. Die Wartezeiten an der Grenze sind momentan über vier Stunden und so beschliessen wir, das Wochenende in Kolumbien verstreichen zu lassen und nicht vor Mittwoch die Grenze zu überqueren.

Den restlichen Sonntagnachmittag verbringen wir mit Lesen, spielen mit den Hunden und probieren die uns unbekannten Früchte vom Dorfmarkt.

Donnerstag, 23. Februar 2017

KW 07/17 - Kolumbien

Desierto de la Tatacoa – Rivera

Frühzeitig brechen wir auf, die Wüste zu erkunden. Die Aussicht von oben ist vielversprechend. Wie sieht es wohl im Gewirr der unter uns liegenden Canyons aus? Wir wissen es bald. Mit genügend Wasser, Kompass und etwas zum Futtern, steigen wir hinab. Ein Weg ist nicht markiert oder ersichtlich und so folgen wir dem nächsten, trockenen Flusslauf. Spannend wie sich dieser durch den Sand und Lehm gefressen hat. Von hier unten hat man absolut keine Übersicht mehr – faszinierende Welt. Die klare Morgenluft, Licht, Schatten und die warmen Farben der Wüste in der Morgensonne, verleiten zum Fotografieren. Wir kriechen durch schmale Canyons, steigen über umgestürzte Bäume und als sich der trockene Flusslauf weitet, steigen wir auf die Dünen und setzen den Weg oben fort. Einzelne Bäume, Kakteen und lose Geröllhalden zaubern eine Märchenwelt und in der stille sind nur ab und zu Vogelgezwitscher oder die Schreie der Falken zu hören. Die Dünen und der Boden sind vielerorts mit einer trockenen, verkrusteten Lehmschicht versehen und wir wissen, vom «Theodore Roosevelt Nationalpark» in den USA, wie schmierig und gefährlich diese Lehmschicht sein kann, wenn es den einmal Regnet. Dann möchten wir nicht hier sein. Auf unserem Rückweg, liefern uns die hier lebenden Falken eine wunderbare Flugschau und wir können sie aus nächster Nähe bewundern – wunderschöne Vögel!

Wie wir zum Parkplatz zurückkehren, eine Überraschung. Neben uns hat ein Waadtländer, ebenfalls ein Overlander (Reisender), parkiert. Es ist niemand zu sehen. Wir klemmen ein «Bonjour» mit unserer Visitenkarte unter den Scheibenwischer und gehen nochmals in die Beiz. Vielleicht taucht ja jemand auf. Nada, ohne dass wir es gemerkt haben ist er inzwischen abgefahren. Wir beschliessen weiter in die Wüste hinein zu fahren und die anderen Gebiete zu erkunden. Unterwegs kommen uns die Schweizer entgegen. Wir halten an und es ergibt sich ein reges Gespräch. Sie fahren schon mehrere Jahre hier herum und kehren immer wieder in die Schweiz zurück zur Arbeit. Eben kommen sie aus dem Süden und haben neben einer Schweizer Schokolade ein paar gute Tipps für uns bereit – vielen Dank!

Während sie der Hitze der Wüste entfliehen, fahren wir weiter hinein und landen bei Saul und seinem grossen Swimmingpool, mitten in der Wüste. Ein grosser Unterstand mit Lagerraum, oben drauf zu unserer Überraschung eine Solaranlage. Ein WC Häuschen mit Duschen und Vorhängen die vom Wind laufend aufgeweht werden und ein grosser Pool mit Frischwasser, sind sein Reich.
Hierher kommen die Leute aus «Bogotá», «Medellin» und machen am Weekend Party, teilweise die ganze Nacht durch. Ansonsten ist Saul mehr oder weniger alleine hier. Er bekommt Besuch von Nachbarn oder seinem Schwiegersohn, der in der Nähe lebt. Hat für sich eine bescheidene Hütte mit einem Bett und einer Kochstelle. Daneben pflegt er einen kleinen Garten mit diversen Früchten und Melonen. Zur Feier des Tages pflückt er eine Wassermelone und schneidet sie auf. Als wir zugreifen wollen sagt er nein, jetzt noch nicht. Der Grund ist einfach, die Melone ist von der Sonne aufgeheizt, wenn man sie jetzt essen würde, hätte man innert Kürze Bauchschmerzen. Also lassen wir sie im Schatten durch den Wind ein wenig abkühlen bevor wir sie geniessen. Inzwischen erfahren wir, dass es in der Wüste seit rund drei Jahren nicht mehr geregnet hat und dies obwohl sie von Bergen umgeben ist, in denen es häufig und viel Niederschlag gibt – faszinierendes Wetterphänomen.
Anschliessend hüpfen wir in den Pool und geniessen es, wieder einmal, mehrere längen Schwimmen zu können, machen Nachtessen und stellen uns auf eine heisse und trockene Nacht ein.


Desierto de la Tatacoa – Rivera
Am nächsten Morgen machen wir uns beizeiten auf den Weg. Durch die Wüste kommen wir auf der unbefestigten Strasse nur langsam vorwärts und wir haben eine lange Fahrt vor uns.
Wir fahren vorbei an Reis-, Mais-, Bohnen- und anderen Gemüsefeldern und Äckern die bestellt werden. Die Strasse ist gut und verläuft immer wieder durch wunderbare Baumalleen und natürlich darf die «Peaje» (Zahlstelle) nicht fehlen. Hier in Kolumbien lässt man ein Vermögen auf der Strasse liegen. So viele Zahlstellen habe ich in meinem ganzen Leben noch in keinem Land gesehen.
Der erste Campground den wir in Rivera anfahren ist eine Niete, wir kommen
mit dem Kleinen nicht unter den Bäumen durch. So fahren wir zum «Hotel Gabrieles» die haben hinter dem Haus einen grossen Platz zum Campen und auch sonst ist alles vorhanden. Die Leute sind zu Beginn sehr reserviert und wir haben das Gefühl, überhaupt nicht auf Gäste vorbereitet. Auch hier leben sie vor allem von den Wochenendbesuchern. Wir richten uns ein und müssen als erstes wieder unseren "Kleinen" entstauben. Die über 70km Wüstenstrasse haben ihre Spuren hinterlassen. Anschliessend machen wir noch etwas Reiseplanung.


Rivera
Für einen Tag bleiben wir hier, gehen Einkaufen, klopfen zu Hause an und fragen wie es geht.
Anschliessend spazieren wir durch die Anlage. Nebst diversen Pools und Sauna, haben sie eine Art Freilichtmuseum mit verschiedenen Displays die die lokalen Traditionen zeigen. Diverse Skulpturen stehen für die verschiedenen Sagen die im Land bekannt sind. Darunter ist zu unserer Überraschung auch die Geschichte von «La Llorona», der Geist einer Mutter die ihre Kinder verlor, seid dem suchend umherirrt und deren Wehklagen man in der Nacht hören kann. Es ist faszinierend, so unterschiedlich die Völker von Zentralamerika sind, diese Geschichte hat uns von den abgelegenen Bergen von Mexiko, durch alle Länder bis hierher begleitet, wie ein roter Faden, der alle miteinander verbindet.














Rivera – San Augustín
Heute geht es weiter. Wir sind am Zusammenpacken, während die Arbeiter eine neue Kamera montieren. Ich habe gerade die Kabelrolle eingezogen, als die beiden fragen, ob sie dieselbe kurz ausleihen können. Können sie, wir haben ja noch das eine oder andere zu machen. Endlich ist es soweit. Langsam rollen wir durch die schmale Ausfahrt und durch die Gassen von Rivera hinaus auf die Hauptstrasse. Wir fahren wieder an Reis-, Mais und anderen Gemüsefeldern vorbei. Die Viehwirtschaft spielt hier die zweite Geige. Vor «Pitalito» geht es wieder in die Berge hoch. Teilweise fahren wir eine wunderbare Panoramastrasse, mit Sicht nach beiden Seiten in die Täler.

Im späteren Nachmittag erreichen wir «San Augustín», wo wir etwas ausserhalb auf dem Camping «Gamcelet» einen Platz beziehen. Hier sind ein paar Jugendliche, Punkfrisuren, teilweise rothaarig, gepierced, bereits am Zelten und Kochen. Der Radio im Unterstand läuft auf Hochtouren. Wir richten uns ein, machen Tenü Erleichterung (kurze Hosen, Sandalen), normalerweise fahren wir in langen Hosen und ich in geschlossenen Schuhen. So sind hier in der Regel auch die Einheimischen unterwegs.
Anschliessend mache ich ein «Zvieriplättli», bestehend aus Käse, Salzkräcker, Mortadella, Zwiebeln und zwei Bier. Damit setzen wir uns in den Unterstand, in den Schatten.
Plötzlich fragt uns einer der Jungen, ob wir gerne einen Kaffee hätten, was wir dankend annehmen. Ich hole unsere Kaffeetassen und gleich noch unseren restlichen Kaffeelikör aus «Guatapé». So kommen wir ins Gespräch und tauschen unsere Geschichten aus – interessant.
Die Jungs und Mädels sind interessiert und amüsiert ob unserem Spanisch. Hier haben sie teilweise ganz andere Ausdrücke als in Mexico. Wir kriegen noch den einen oder anderen Tipp und ziehen uns zum Kochen in unser WOMO zurück. Es wird ein gemütlicher und ruhiger Abend.


San Augustín
Wir sind beizeiten auf und marschieren in den zwei Kilometer entfernten «Parque Arquelógico Nacional San Augustin e Isnos». Es geht bergauf und oben erstreckt sich der Park über eine Hochebene, schliesst ein Tal mit einer Quelle und einem zweiten Plateau ein. Über das ganze Areal sind ganze Steinfiguren, riesige Steinplatten mit Halbreliefs und Grabstätten mit teilweise steinernen Särgen, verteilt. Es sind keine Behausungen oder anderweitige Überlieferungen vorhanden. Bis heute ist es deshalb ein Rätsel, wer hier gehaust hat, wie die Gesellschaft funktioniert hat und weshalb diese Stätte verlassen wurde. Es können auch keine Zuordnungen zu anderen Volksgruppen wie den Maya, Azteken oder sonstiger Gruppierungen gemacht werden – bis heute ein Rätsel. In «Isnos» und an diversen anderen, kleineren Stellen in der Gegend wurden, weitere Grabanlagen und Skulpturen gefunden und können besichtigt werden. Für heute haben wir genug alte Steine gesehen und sind weit genug gelaufen. Wir spazieren zu unserem Camping zurück.










Im nah gelegenen Hostel tausche ich mein gelesenes Buch gegen ein anderes. Wir geniessen die Sonne, lesen und zwischendurch plaudern wir mit den Jugendlichen. Trotz Punk und Rock ist ihnen die eigene Volksmusik unglaublich wichtig. Sie lassen es sich nicht nehmen, ein Stück für uns abzuspielen.
Im Laufe des Nachmittags wird es zunehmend kühler. Wir ziehen uns ins WOMO zurück machen Nachtessen und … lesen weiter. Erika schläft bereits, als ich, um Einuhr morgens, das Buchende erreiche. Ein Buch in einem Mal durchlesen ist mir seit Jahren nicht mehr passiert – spannend war’s. (Buch von Steven Mosby – Kind des Bösen)


San Augustín
Wir haben uns entschlossen eine Jeep Tour zu den anderen Archäologischen Stätten, zum Magdalena River und zu diversen Wasserfällen, zu machen. Es wird ein langer, staubiger Tag. Die Sehenswürdigkeiten sind nicht das Gelbe vom Ei, die Strassen sind katastrophal und die Jeep-Fahrt dauert viel zu lang – war diesmal nicht die richtige Entscheidung.

Müde und gerädert vom langen Sitzen und hin und her Schaukeln im Jeep, kehren wir zum Camping zurück.



San Augustín – «no where» (auf einer Hochebene, 50km vor Popayán, 2996müM)
Der Weg führt uns durch die Berge Richtung «Popayán». Die Strasse ist gut und wir kommen zügig voran. Irgendwann ist die geteerte Strasse zu Ende und geht nahtlos in eine Kiesstrasse über. Dieselbe ist noch gut beieinander und eben. Nach mehreren Kilometern geht sie wieder von Kies auf Teer über. Wir fahren inzwischen auf einer Hochebene mehr oder weniger gerade aus als plötzlich eine Strassensperre des Militärs auftaucht. Wir schliessen auf und sind gespannt was jetzt passiert. Offensichtlich nehmen es die Herren sehr genau und zerpflücken jedes Fahrzeug. So wie es aussieht suchen sie nach Drogen. Jetzt sind wir an der Reihe. Die üblichen Fragen woher, wohin was geladen, keine Waffen, Fahrzeugpapiere. Ich möchte nicht abpacken und so bitte ich den Posten, bei Erika einzusteigen und das WOMO von innen zu besichtigen. Er klopft alles ab, ich zeige ihm wie die Türen zu öffnen sind, das kennen sie nicht. Er schliesst alles wieder fein säuberlich. Inzwischen sitzen bereits zwei weitere Soldaten auf dem Fahrer und Beifahrersitz während derjenige Fahrer des hinteren Fahrzeugs hell begeistert nach vorne gelaufen kommt und ruft: «una coche antigua! (ein Oldtimer)! Erika wird draussen, ich von den drei drinnen interviewt. Aber es geht mehr ums Fahrzeug, unsere Reise und die Schweiz. Inzwischen stehen sechs Soldaten ums Fahrzeug und die Kontrollen sind fast zum Erliegen gekommen. Endlich bekommen wir das ok zum Weiterfahren. Noch allen die Hände schütteln, alles Gute wünschen und los geht’s.
Die Strasse windet sich inzwischen wieder durch die Berge, links und rechts nur Busch oder Steilhang. Erneut geht sie wieder in eine Kiesstrasse über. Diesmal jedoch wird sie immer schlechter. Schlaglöcher, Spurrillen, loser Kies – mühsam. Plötzlich vor einer Brücke hält der LKW vor uns an und fährt zurück. Wir halten ebenfalls. Ich steige aus, gehe nach vorne und erblicke eine Stehende Kolone von Trucks und PW’s. Vermutlich eine Baustelle. Ich gehe wieder zum Fahrzeug zurück, nehme einen Snack hervor und nutze so die Wartezeit. Der Snack ist vorbei und wir stehen immer noch. Jetzt sind genauere Abklärungen notwendig. Ich fahre mit unserem Kleinen noch etwas nach
vorne und stelle ihn in eine Lücke. Keiner weiss so recht Bescheid, weshalb ich jetzt ganz nach vorne marschiere. Dort sehe ich die Bescherung. Ein Lieferwagen hat mitten auf dem Kiesweg einen Achsbruch erlitten und blockiert die ganze Strasse. Zurück zum WOMO, Spaten auspacken und wieder auf den Schadenplatz. Links und rechts graben wir das Bord ab, damit wir am Pannenfahrzeug vorbeifahren können. Steine müssen her, um die nasse Erde zu befestigen.
Der erste LKW fährt durch und es sind wieder riesige Gräben entstanden. Wieder auffüllen und ein paar weitere Fahrzeuge können die Stelle passieren. Inzwischen hat jemand Bretter besorgt und es gelingt ihnen das Schadhafte Rad am Pannenfahrzeug zu entfernen. Bretter werden unterlegt, so dass die Achse auf den Brettern zu liegen kommt und das schadhafte Fahrzeug von einem Truck auf eine Seite gezogen werden kann. Nach rund zwei Stunden ist es geschafft und eine genügend breite Durchfahrt ist frei. Weiter geht’s und die Strasse wird immer schlechter. Aber hier fahren PW’s, kleine und grosse Trucks aber auch kleine und grosse Linienbusse – verrückte Sache.
Nach einer Weile halten wir an, es hört sich nicht gut an. Offensichtlich sind wir irgendwo mit dem Blech unserer Anhängerkupplung aufgestanden, das Blech hat es herum gebogen und die Anhängerkupplung in die Türe gedrückt – Sch….ade!
Die geringe Bodenfreiheit ist damit noch kleiner geworden, Wir müssen deshalb sehr langsam, über die immer schlechter werdende Strasse, kriechen. Bis «Popayán» schaffen wir es heute nicht mehr. Als wir eine schöne Hochebene (2996 müM) erreichen, können wir unser WOMO neben dem Strassenrand parkieren. Die Aussicht über die Ebene und auf die Wolkenverhangenen Berge ist toll. Der Sonnenuntergang zaubert noch kurz ein paar Farben an den Himmel und wir beschliessen hier zu Übernachten.

Mittwoch, 15. Februar 2017

KW 06/17 - Kolumbien

Guatapé
Heute, Montagmorgen wollen wir hoch hinaus. Der markante Felsen, der die 
Seenlandschaft um Guatapé prägt, steht auf dem Programm und anschliessend ist die Weiterfahrt Richtung «Rionegro» geplant. Zeitig Frühstücken und losfahren. Die Zufahrt ist steil und wie zu erwarten holprig. Eintritt zahlt man einmal für’s Parken und das zweite Mal, dass man schwitzend und hechelnd die 740 Treppenstufen, steil nach oben, steigen darf.
Wir stehen am Fuss von «The Rock», ein nackter Felsklotz und sehr beeindruckend. Schon von hier aus ist der Blick über die Landschaft wunderbar. Wie wird das wohl oben sein? Wie wir hochsteigen, stellen wir fest, dass selbst dieser blanke Klotz mit Pflanzen bewachsen ist, die sich in jeder kleinsten Ritze verankern, erstaunlich woher die so viel Halt finden. Für uns ist dieser Frühsport eine willkommene Abwechslung. Wir spüren, dass wir nicht mehr so gut trainiert sind und seit längerem keine Touren mehr gemacht haben – gut so. Oben angekommen haben wir eine Rundumsicht von 360°, der Absolute Wahnsinn! Auch das Wetter spielt mit und so können wir bis an den Horizont sehen. Nebst den einfacheren Behausungen und Haciendas sind hier auch moderne Villen zu sehen. Die schöne Gegend und der Tourismus prägen die Landschaft. Auch grössere Hotelkomplexe stehen bereits hier. Wir hoffen, dass die Regulierung funktioniert und im aufstrebenden Tourismusboom nicht gleich alles zugemauert wird. Genug gesehen, wir machen uns wieder an den Abstieg – geht wesentlich leichter, auch wenn die Durchgänge teilweise unglaublich schmal sind.
Wir fahren mit unserem WOMO zum Ausgang und wieder steil bergab, als ein Tourist nebenher den Berg runter sprintet. Ich staune und denke, hat der Blasendruck, dass er so bergab rennt. Hinter ihm etwas langsamer seine Freundin. Beim zweiten Mal hinsehen sag er «Hi», ich ebenfalls und fahre weiter. Er wird langsamer und fällt zurück, aber als ich vor einer Schwelle langsamer werde, sprintet er wieder. Bei uns angekommen sagt er «us em Thurgau». Das war das Stichwort um anzuhalten. Hätte er viel früher haben können – sorry!
Wir lernen gerade Patrick und Laura aus der Schweiz kennen. Sie wollen nach Guatapé und da sie
schon mal hier sind, laden wir sie ein und fahren nochmals nach Guatapé zurück, parkieren auf unserem Halbinselchen und gehen im nahegelegenen Restaurant einen Fruchtsaft trinken.
Es wird eine angeregte Unterhaltung mit den beiden. Aus dem Fruchtsaft wird ein Mittagessen und im Laufe des Nachmittags müssen wir uns wirklich verabschieden, sonst müssen die beiden ohne das Städtchen gesehen zu haben, wieder nach Medellin zurück. Hat Spass gemacht und wir hätten sicher noch lange über viele interessante Dinge reden können. Vielen Dank ihr Zwei!

Wir gehen heute noch einkaufen und übernachten nochmals hier. Wir sind die einzigen und es wird wieder eine wunderbar, ruhige Nacht.


Guatapé – Santa Rosa de Cabal
Die heutige Fahrt dauert wieder etwas länger. Das Ziel sind die Thermales von «Santa Rosa de Cabal». Das Wetter ist gut und der Verkehr fliesst ordentlich, so geniessen wir eine entspannte Fahrt durchs schöne Kolumbien.
Beim Einnachten und nach 17km Staubstrasse, erreichen wir die «Thermales de San Vicente». Eigentlich die falsche Thermales. Die Signalisierung ist schlecht und verwirrend. Die einzige Thermales die gut beschriftet ist, die Leute frühzeitig abfängt und auf eine andere Route schickt ist diese - Gut organisiert, dass muss man ihnen lassen.
Wir essen etwas und geniessen anschliessend das Bad in den heissen Quellen. Die Pools sind teilweise 24h verfügbar. Die lange Fahrt und das heisse Wasser schlauchen uns ganz ordentlich. Auch die eiskalten Duschen danach ändern nichts und so gehen wir bei Zeiten schlafen.


Santa Rosa de Cabal – Salento
Wir geniessen das Frühstück in der Lodge und machen anschliessend eine Runde durch die verschiedenen Pools, die Schwitzhütten und baden im heissen Fluss. Hier besucht uns ein junger Quetzal und auch sonst hat es viele fotogene Objekte. Leider haben wir für einmal keine Kameras dabei.
Auch wenn es Thermales sind, mit den Leuten und dem Ort werden wir nicht ganz warm und so beschliessen wir weiter zu ziehen.
Wir fahren ins Städtchen Salento, ein weiterer Tipp, den wir bekommen haben. Hier soll es ähnlich schön sein wie in Guatapé, aber weniger touristisch zu und hergehen. Wie wir im Laufe des Nachmittags beim Restaurant «Meraki» ankommen ist dieses geschlossen, aber auf dem Platz stehen ein Camper aus Australien und USA, der uns bekannt vorkommt. Australien ist zu Hause. Die Lady öffnet uns das Tor. Wir fahren rein und sind sogleich in ein Gespräch vertieft. Andrew und Anita
haben ihren Offroader in Chile gekauft und sind bis hierher gefahren. Wie sie ihre Platznachbarn beschreiben kommen uns diese sehr bekannt vor. Ich suche gerade ein Foto von Thomas und Isabel, als vom Tor her ein lautes «Hallo» ertönt. Sie sind es, zusammen mit ihren Freunden. Jetzt haben wir sie doch nochmals getroffen.
Nach dem Nachtessen machen wir einen Verdauungsspaziergang durch das Städtchen. Aus unserer Sicht kein Vergleich mit Guatapé. Es ist schön, touristisch und vor allem «Backpacker» sind hier, zu Hauf unterwegs. Die Häuser sind traditionell gehalten, es gibt einen Hauptplatz mit Kirche und die Hauptgasse, die von dort bis zum Aussichtspunkt führt. Hier sind die klassischen Handwerker, Schmuck und Kleiderläden, Kaffees und sonstige Futterecken untergebracht. Auch hier haben sie eine «Spielhölle» wo fleissig Billard, Domino oder anderes gespielt wird. Diverse, schön gestaltete Bar’s laden zum Party machen ein, aber das lassen wir heute sein.


Salento
Diesen Donnerstagmorgen machen wir noch etwas Reiseplanung, skypen und schreiben. Das Restaurant öffnet erst um elf Uhr.
Im Laufe des Morgens trifft Hector ein. Er hat das ganze hier aufgebaut und ist begeistert von den Overlandern. Er hat Platz für drei kleinere WOMOs die unter der Woche hier campen können, WC, Dusche, eine nette Bestuhlung und das WiFi stehen diesen zur Verfügung – super eingerichtet. Interessiert sieht er sich jeden Camper an. Wir zeigen ihm auch unseren «Kleinen» und können bei seinem Kastenwagen reinschauen. Er hat seit drei Wochen mit dem Ausbau zum WOMO begonnen – interessanter Typ. WOMOs kennen die Kolumbianer sonst nur von den Touristen her. Anschliessend stellt er uns Ana, seine Tochter vor. Sie spricht englisch und ist heute die Besitzerin des Restaurants. Die Menu Karte ist international und die Flaggen an der Decke der Beiz wiederspiegeln die Länder aus denen die Gerichte kommen. Darunter sind, Thailand, Peru, Italien, Indien, Mexiko, USA und natürlich Kolumbien. Sie haben eine grosse Auswahl an schmackhaften vegetarischen Menus, da könnte ich sogar Vegetarier werden. Wir wollen ihm die Schweizer Flagge schmackhaft machen, aber er meint, solange er keinen Koch hat der Schweizer Gerichte kochen kann wird nichts aufgehängt. Es wäre reizvoll, den Köchen die Schweizer Küche näher zu bringen, aber so lange wollen wir doch nicht bleiben – also Schweizer Köche, meldet euch.

Nach einem kleinen Snack mit Baumtomaten- und Passionsfruchtsaft, machen wir uns auf zum Stadtrundgang. Schlendern durch die Verkaufsläden und kraxeln nochmals die Treppenstufen zum Aussichtspunkt hoch. Diesmal bei Tageslicht. Die Sicht ist toll, aber es ziehen dunkle Wolken auf.
Wie wir wieder auf unserem Platz ankommen, beginnt es wie aus Giesskannen zu regnen. Wir denken kurz an Thomas und Isabel, die heute zu Fuss im «Valle del Cocora» unterwegs sind. Wie ist es ihnen wohl ergangen. Ich schaue die Wetterprognosen an, denn wir wollen diesen Trip morgen machen. Die ganze Woche ist Regen angesagt – na toll!
Spät abends treffen die beiden dann ein, pudelnass bis auf die Knochen. Da können wir uns auf was gefasst machen.


Salento
Mit dem alt bewährten «Willys» Jeep, machen wir einen Abstecher ins «Valle del Cocora». Dieses Tal liegt ca. 2000 müM und gehört zum «Los Nevados National Park». Es wird geprägt durch die hier vorkommende Wachspalmenart «palma de cera». Diese kann bis zu 60m hoch werden, zählt damit zu den grössten der Welt und ist gleichzeitig der Nationalbaum von Kolumbien. Von hier aus, wandern wir über grüne Wiesen und wacklige Stege, hoch in den Nebelwald zum Kolibrihaus «Acaime», wo wir eine Pause einlegen. Nebst traditionell zubereitetem Kakao, serviert mit lokalem Käse, geniessen wir vor allem die Kolibris, die uns um die Köpfe schwirren.
Bis jetzt hatten wir Wetterglück und trotz der Wolken rundherum ist es trocken geblieben. Wir machen uns deshalb zeitig auf den Rückweg. Steigen zuerst wieder etwas hinunter um anschliessend auf rund 3000 müM, hochzusteigen. Durch den Regenwald marschieren wir bis zu den Wachspalmenhängen. Es ist unglaublich wie dünn, gerade und hoch diese «palma de cera» werden und trotzdem stehen bleiben - ein physikalisches Phänomen. Anschliessend wandern wir wieder über grüne Matten zurück ins «Valle del Cocora», wo der nächste «Kaiser» Jeep uns nach Salento zurückfährt. Der Tipp von Erika, das Gepäck unter Dach, in den Jeep zu nehmen war gut. Auf der Rückfahrt werden wir prompt verregnet. Wir sind trocken geblieben, was man von den Passagieren auf dem Trittbrett nicht behaupten kann. Im Dorf steigen wir dann bei schönstem Sonnenschein wieder aus – perfekt!



Salento – Restaurant Santander
Gemäss dem Tipp von Hector, fahren wir Richtung Neiva und nicht auf der Hauptstrasse Richtung Cali. Durch die Berge bekommen wir Probleme mit dem Motor, viel zu heiss. Der Kühlwasserschlauch ist gerissen. Aber hier in den Bergen sind sie gut organisiert. Mit dem Motorrad
sind sie zu zweit unterwegs und halten sobald es nach Problemen aussieht. Fragen ob sie helfen können. So auch bei uns. Während der Mechaniker bei uns bleib, rauscht der zweite mit dem Kühlerschlauch in die Werkstatt, hat selbstverständlich kein passendes Teil da, aber macht fix einen Einsatz rein und schon funktioniert es wieder … oder auch nicht. Jetzt macht der Zündverteiler Probleme. Sie rufen das Motorrad mit dem Fahrzeugelektriker. Dieser montiert den Zündverteiler ab, schraubt das Teil, auf der Fahrbahn sitzend, auseinander und … wir haben zum Glück die richtigen Ersatzteile hier. Das Spiel sei etwas gross und nicht gut. Aber das lassen wir mal sein. Der Motor läuft wieder Kühlerwasser ist auch aufgefüllt und jetzt kann es losgehen … oder auch nicht. Der Motor stirbt wieder ab. Nochmals auseinander bauen, jetzt nimmt er das Teil in die Werkstatt mit. In einer halben Stunde sei er wieder hier – mal schauen. Tatsächlich, taucht er nach einer halben Stunde wieder auf, das Spiel ist reguliert, jetzt alles wieder einbauen und neu prüfen. Er ist nicht zufrieden. Der Motor läuft nicht rund und stirbt immer wieder ab. Der neue Kondensor ist nicht gut. Also den Alten wiedereinsetzen, jetzt funktioniert es wieder. In strömendem Regen fährt er unseren «Kleinen» den Berg hoch. Oben angekommen sind alle zufrieden, werden bezahlt und ziehen ihres Weges.
Unser «Kleiner» brummt bis auf die rot leuchtende Batterieleuchte, zufrieden. Wir haben viel Zeit versäumt und halten deshalb auf halber Strecke beim «Restaurante Santander». Hier stehen schon einige Trucks und hinten in der grossen Parkbucht könnte es heute Nacht etwas ruhiger sein wie an der Strasse, wo ein Brummi nach dem Andern vorbeizieht. Es herrscht unglaublich viel Verkehr und es ist ein Mordslärm.
Der Besitzer weist uns zuhinterst ein und stellt gleich noch ein paar Trucks hin – super!
Zu müde zum Kochen, gehen wir in die Truckerbeiz. Es gibt eine nahrhafte Trutensuppe, mit Knochen und Krallen und anschliessend Truthahn mit Reis, Yucca und Salat. Ich habe immer, Erika hat nie Hunger, aber sie zieht es tapfer durch.
Der Platz ist wirklich ruhig und wir sind froh, als wir, nach diesem anstrengenden Tag, endlich in der Pfanne liegen.


Restaurant Santander – Desierto de la Tatacoa
Heute Morgen muss ich noch die rot leuchtende Batterielampe fixen. Der Keilriemen ist gerissen. Nachdem ich den neuen aufgezogen haben, schaut alles wieder bestens aus. Weiter geht die Reise ins «Desierto de la Tatacoa».
Wie wir aus den Bergen herauskommen, sind die Strassen hervorragend, es ist flach und wir kommen zügig voran. Umso erstaunter sind wir, als uns das Navi noch stunden prognostiziert. Wie wir in den Feldweg einbiegen und nun rund 30km Kiesstrasse vor uns haben, ist alles klar. Die Strecke ist
wahrlich abenteuerlich, führt durch zwei stockdunkle Tunnels, über eine fragwürdige Brücke, bei der die Bleche gefährlich aufstehen (müssen umfahren werden, sonst gibt’s noch einen Platten) und wieder Hügel rauf und runter, mit vielen Löchern und Fahrrinnen. Wir hoffen bei jeder Überquerung eines neuen Bachbettes, dass der nächste Übergang nicht noch schlimmer ist.
Kurz vor dem Eingang zur Wüste, können wir auf einer geteerten Strasse weiterfahren. Es ist Sonntagabend, das Wochenende ist vorbei und so kommen uns die lokalen Touristen, die die Wüste verlassen, zu Hauf entgegen. Wir geniessen die ersten Kakteen und Sandhaufen in der untergehenden Abendsonne und fahren bis zum Observatorium. Gegenüber demselben, stellen wir unser WOMO auf den Parkplatz der «Aussichtsbeiz», spazieren zu derselben Hoch, geniessen ein kühles Bier und einen ersten Rundblick. Das Panorama schaut vielversprechend aus – bis zum nächste Mal.