«no where» (auf einer Hochebene, 50km vor Popayán, 2996müM)
– Popayán
Der Morgen ist klar und kalt. Wolken und Nebelschwaden
hängen in den umliegenden Bergen und die Sonne beleuchtet mit ihren ersten
Strahlen die weite Hochebene – herrlich!
Während wir Frühstücken, laufen die ersten Eltern mit ihren
Kindern, kilometerweit zur Schule. Die älteren sind bereits mit dem Motorrad,
dem Hauptverkehrsmittel in dieser abgelegenen Gegend, unterwegs.
Wir brechen auf und nach kurzer Fahrt erreichen wir die
geteerte Strasse. Leider dauert die ruhige Fahrt nicht sehr lange und wir
rumpeln wieder über eine bessere Geröllhalde – grauenhaft und zeitraubend. So
wechseln die Strassenverhältnisse noch mehrere Male ihren Zustand. Ansonsten
ist die Gegend traumhaft schön, die Luft klar und sauber.
Dieser Zustand ändert sich schlagartig, wie wir in «Popayán»
einfahren. Dreck, Staub, das übliche Verkehrschaos und der damit verbundene
Lärm sind nebst dem miserablen Strassenzustand allgegenwärtig.
Wir suchen zuerst einen Autoersatzteilhändler, fragen nach
diversen Ersatzteilen, lassen in einer Garage die Bremsen überprüfen und unsere
verbogene Anhängerkupplung abtrennen.Es dauert Stunden.
Auf der Suche nach einem
Übernachtungsplatz, spricht uns ein Einheimischer an, gibt uns die Adresse
seines Restaurants, ca. sechs Kilometer ausserhalb der Stadt und meint wir
können dort übernachten. Im Dunkeln fahren wir nach seiner Beschreibung und
finden das Restaurant genau am beschriebenen Ort. Leider ist es geschlossen und
der Platz zum Übernachten liegt direkt an der Hauptstrasse. Ich frage den
Händler im Nebengebäude und siehe da, er kennt einen Campground in der Nähe,
telefoniert kurz und macht eine saubere Skizze. Die ist wirklich perfekt, sogar
die Meterangaben stimmen. Wie wir das Zufahrtssträsschen des «Ecoparque Rayos
del Sol Cauca» hoch rollen, winkt der Besitzer bereits mit einer Taschenlampe. Er
stellt sich als Armando vor, weist uns ein und führt uns herum. Sogar eine
Dusche mit warm Wasser hat es hier – super! Anschliessend serviert er uns zur
Begrüssung einen Jus, Keckse und gibt gleich ein paar Tipps für die nächsten
Übernachtungsmöglichkeiten. Fantastisch, sowas haben wir schon lange nicht mehr
erlebt. Auch Maria, seine Frau begrüsst uns.
Wir sitzen noch zusammen und plaudern, als ein uns bekanntes
Gesicht hereinplatzt. Fred und seine Familie sind angekommen. Wir haben sie in
Mexiko, in «San Cristóbal de las Casas» das erste Mal getroffen – was für ein
Zufall.
Popayán - Silvia - Popayán
Heute Morgen lernen wir Hansueli und Ursula kennen. Hansueli
ist seit mehreren Jahren mit seinem riesigen Truck unterwegs und macht sich
heute auf den Heimweg. Wir wünschen alles Gute!
In «Silvia», einem Dorf ein paar Kilometer von hier, ist jeweils
am Dienstag der wichtigste Markt der lokalen Indios. In der umliegenden Region
leben noch ca. 20'000 Guambiano Indianer, die ihre Traditionen weitgehend
erhalten haben. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Von «Popayán» führt die Strasse zuerst der «Panamericana»
entlang Richtung «Cali» und zweigt dann rechts in die Berge ab. Über eine
kurvige Strasse den Berg hinauf, gelangt man in ein Hochtal. «Silvia» liegt
friedlich eingebettet in diesem grünen Tal. Wie wir ins Städtchen fahren,
herrscht bereits viel Betrieb. Wir parkieren neben der Kirche. Unser «Kleiner»
ist neben den bunten und schwer beladenen, lokalen Bussen, in bester
Gesellschaft.
Wir machen uns sogleich auf zum Früchte und Gemüsemarkt.
Überall begegnen uns die «Guambiano Indianer» in ihren speziellen Trachten. Mehrheitlich gedrungene Gestalten mit runden Köpfen, schwarzen Haaren, Melonen oder speziellen Strohhüten, blaue und schwarze Trachten. Auffallend sind die Männer in ihren blauen Röcken oder die Frauen mit ihren schönen Perlenketten, wie sie überall und zu jeder Zeit, von Hand spinnen. Sei es beim gemeinsamen Schwatz auf der Parkbank,
Überall begegnen uns die «Guambiano Indianer» in ihren speziellen Trachten. Mehrheitlich gedrungene Gestalten mit runden Köpfen, schwarzen Haaren, Melonen oder speziellen Strohhüten, blaue und schwarze Trachten. Auffallend sind die Männer in ihren blauen Röcken oder die Frauen mit ihren schönen Perlenketten, wie sie überall und zu jeder Zeit, von Hand spinnen. Sei es beim gemeinsamen Schwatz auf der Parkbank,
am Marktstand oder
beim gemeinsamen Spaziergang durch die Gassen. Nicht einmal beim Überqueren der
belebten Strassen hören sie damit auf. Der Name dieses Volkes leitet sich vom
Namen «Guambía» ab, einer Tasche in der die Wolle und die Spindel aufbewahrt
werden. Die Frauen der Guambiano’s sind hervorragende Weberinnen, was man an
ihren Produkten unschwer erkennen kann.
Wie sie so auf dem Hauptplatz zusammensitzen hat man das
Gefühl einem grossen Familienfest beizuwohnen. Sie kennen sich offensichtlich
alle, grüssen, plaudern und machen Spässe. Wir geniessen diese speziell
friedliche und entspannte Atmosphäre.
Sie lassen sich nicht einmal durch die Touristen aus der Ruhe bringen.
Der Gemüse und Früchtemarkt ist in einer gedeckten Halle untergebracht. Verschiedene Sorten Bananen, Ananas, Limonen, Zitronen, Mandarinen, Orangen oder Gemüse wie Broccoli, Blumenkohl, Zwiebeln, Karotten, verschiedenste Sorten Kartoffeln, Lauch oder uns unbekannte Sachen sind zu einem bunten Haufen, auf den langen Tischen angeordnet. Auf dem Weg durch die Tischreihen, kaufen wir mal da mal dort ein, wenn immer möglich die Produkte, die auch von den Indios hier angebaut werden. In anderen Räumen finden wir Zucker, Oel, Mais oder Reis und andere alltägliche Gegenstände wie Kleider und Schuhe. In den Gassen verkaufen sie ebenfalls Kleider und gebrauchte oder neue Haushaltswaren. Fleischprodukte werden vor allem in den fest installierten Verkaufsläden angeboten.
Anschliessend schlendern wir über den Hauptplatz, und
besuchen die Stände der Indios mit ihren Weberei- und anderen Produkten. Nach
einem schwierigen und langwierigen Auswahlverfahren, wechseln eine schöne
Tasche und ein paar Scheine ihre Besitzer.
Wir gehen an den Touristenrestaurants vorbei und schauen bei
der kleinen Beiz, die nur von Einheimischen besucht wurde hinein. Jetzt sind
zwei Plätze frei. Es gibt nur zwei Tagesmenus, einmal mit Rindfleisch einmal
mit Poulet, dazu Reis, Bohnenmus, Salat und vorher eine nahrhafte Suppe. Dazu
trinken wir Fruchtsaft, der teilweise mit Pfefferminzgeschmack serviert wird –
einfach und gut.
Wir haben genug gesehen und fahren wieder zu unserm Camping
zurück. Dort sind inzwischen die Kollegen unserer Marokkanischen Nachbarn
eingetroffen. Sie fahren den umgekehrten Weg wie sie und kommen von Süden her.
Da es inzwischen giesst wie aus Kübeln, herrscht im Unterstand ein reger
Betrieb.
Wir verbringen den Rest des Tages mit Schreiben, Lesen und
ergründen was wir von Kolumbien noch sehen wollen.
Am späten Abend trifft noch eine Rumänische Familie ein, die
mehrere Jahre in Kanada gelebt hat und jetzt seit rund dreieinhalb Jahren
unterwegs ist und schon mal hier Rast gemacht hat. Offensichtlich ist der «Ecoparque
Rayos del Sol Cauca» ein beliebter Overlander-Spot.
Heute skypen wir und da es gerade nicht Regnet nehme ich
unsere Hecktüre auseinander, richte sie soweit als möglich von Hand. Armando
meint nicht weit von hier sei ein Mechaniker, der dieselbe fertig richten und
Grundieren kann. Seine Frau fährt uns dahin, wir besprechen es mit den beiden
Handwerkern, Armando setzt sich vehement dafür ein, dass wir einen fairen Preis
und die Türe bis fünf Uhr nachmittags gerichtet bekommen – sensationell, der
Service, den diese beiden bieten.
Um viertel vor fünf fahre ich mit dem Taxi vor um die Türen
abzuholen. Der Handwerker richtet soeben die Grundierung, überspritz die
Schadstelle und fertig ist die Arbeit. Halbfeucht laden wir die Türen ins Taxi
ein und fahren zurück. Erika und ich montieren alles wieder zusammen, noch ein
wenig richten mit dem Hammer und sie schliesst wieder befriedigend. Gerade
rechtzeitig den der Nachmittägliche Regen setzt wieder ein.
Popayán – Pasto
Bloggen, dann nochmals mit unseren Eltern telefonieren. Wir
sind froh, sind unsere Mütter wieder auf dem Weg der Besserung – gute
Nachrichten.
Fred, Cathy und die Kinder wie auch ihre Freunde packen.
Bevor sie losfahren, schiessen wir noch ein Foto der ganzen Bande. Auch Armando
und Maria, die liebenswerten und hilfsbereiten Campingbesitzer werden verewigt.
Jetzt sind wir noch die einzigen Camper hier. Geniessen die
Ruhe und den zaghaften Sonnenschein, bevor wir uns Morgen früh auf die lange
Fahrt machen.
Popayán – Pasto
Guten Mutes nehmen wir den Weg bis Pasto unter die Räder. Es
geht wieder durch die Anden, die wir schon seit längerem durchqueren. Gott sei
Dank sind hier die Steigungen und Gefälle etwas moderater.
Als wir in Pasto einfahren spuckt der Motor. Wir stottern
mehr schlecht wie recht durch die Stadt, ich muss immer wieder darauf bedacht
sein, dass er nicht abstirbt. Als wir in einem Nebenquartier in eine Senke und
auf der Gegenüberliegenden Seite hochfahren wollen ist Schluss. Unser «Kleiner»
hat keine Power mehr. Wir warten, lassen ihn etwas abkühlen, obwohl nichts
überhitzt ist.
Nach einer Weile läuft er wieder. Wir schaffen es gerade den
Berg hinauf und auf halber Höhe in einen Parkplatz, neben einem geschlossenen
Restaurant. Hier bleiben wir, es ist bereits wieder dunkel, kalt und beginnt zu
Regnen. Es ist kein Mensch zu sehen, so kochen wir unser Nachtessen und gehen
Schlafen.
Pasto - Chachagui
Der Service wäre eigentlich etwas weiter südlich vorgesehen,
aber der «Kleine» möchte offensichtlich früher gehätschelt werden. Also wechsle
ich die Kerzen und den Zündverteilerdeckel. Er läuft wieder und so machen wir
uns wieder auf. Leider nur bis zur nächsten Steigung, dann stottert er wieder.
Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle. Ein paar Meter weiter ist eine
Werkstatt. Zu Fuss mache ich mich auf den Weg. Ich frage nach einem Mechaniker
und warte. Es ist ein hin und her. Schlussendlich entschliesst sich einer
vorbei zu schauen. Er findet nichts und fährt mit seinem Motorrad Verstärkung
holen. Er bringt ein Mechaniker einer anderen Werkstatt und verabschiedet sich.
Dieser bemerkt das zu kleine Zündspiel am Schleifkontakt, stellt es ein und der
Motor läuft wieder Rund. Allerdings klemmt das Gas kurz. Nebenbei bemerke ich,
dass der Auspuff herunterhängt, am Flansch gebrochen. So fahren wir wieder den
Berg hoch, zur Hinterhof-Garage. Dort ersetzt er das Gaskabel, das angerissen
ist und deren Litzen sich verklemmt haben. Ich löse inzwischen den
Auspuffflansch. Gemeinsam bauen wir ihn anschliessend aus, löten die
Schadstelle und müssen in der Stadt noch zwei Dichtungen beschaffen.
Selbstverständlich gibt es dieselben nicht ladenfertig. Ich kaufe zwei
unterschiedliche Dichtungen mit dem richtigen Innen-Durchmesser, den Rest
passen wir in der Garage an. Im Improvisieren sind diese Typen Weltmeister und
meistens finden sie eine relativ simple Lösung.
Das Ganze hat viel Zeit in Anspruch genommen. Erika hat sie
gut genutzt und mir warme «Amadisli» für die kalten Andentage gestrickt.
In Anbetracht des fortgeschrittenen Tages entschliessen wir
uns, einem Camping-Tipp von Armando folgend, nach «Chachagui» zurück zu fahren.
Irgendwas ist immer noch nicht in Ordnung, das Klappern und
rütteln ist trotz der Reparaturen noch nicht ganz abgestellt.
Wenigstens der Weg ist klar und wir hoffen den Campground
wirklich zu finden. In Chachagui sehen wir die ersten Richtungsweiser zum
Campground «Kundur». Der Weg führt eine schmale, verwinkelte Gasse hinunter.
Vor einem verschlossenen Tor kommen wir zum Stehen. Wir läuten die Glocke,
nichts passiert. Ein Nachbar kommt, drückt die Servicetüre auf und ruft hinein
– nichts ausser zwei jungen Hunden. Ich trete ein, öffne das grosse Tor und
fahre den Kleinen auf den Rasen neben dem Pool. Wir installieren uns und
warten.
Irgendwann treffen weitere Gäste mit PW’s ein. Auch die
Besitzer tauchen auf und der Innenhof füllt sich.
Patricia die Chefin fragt mich, ob ich Fred sei. Ich lache
und verneine. Offensichtlich sind unsere Marokkanischen Reisegefährten
ebenfalls auf dem Weg hierher – lassen wir uns überraschen.
Fred kommt nicht, dafür treffen Lukas und Eveline spät abends ein. Sie sind in Eile, da sie mit der Schwester von Lukas in «Quito» verabredet sind. Vor dem ins Bett gehen, reicht die Zeit gerade noch für einen Schwatz und einen kleinen Schnaps (Aguardiente, lokaler Anis). Morgen müssen sie früh raus.
Nach einem gemütlichen Frühstück, mit Marmelade aus der
Tüte, mache ich mich an die Arbeit. Ich bocke unseren «Kleinen» auf und
schaue was los ist. Beim rechten Gelenkgestänge hat sich ein Silentblock
verabschiedet. Das Gestänge hält sicher, aber hat viel zu viel Spiel. Da lässt
sich sicher was improvisieren.
Wir spazieren ins Dorf auf den Markt kaufen ein und schauen
beim Automechaniker vorbei. Da Sonntag ist, hat er geschlossen. Also warten wir
bis Montag, das macht uns nichts aus, da die Ecuadorianer einen Feiertag und
ein verlängertes Wochenende haben. Dort ist alles teurer wie hier und so fahren
sie über die Grenze zum Einkaufen – kennen wir doch. Das Ganze dauert noch bis
Dienstag nächste Woche. Die Wartezeiten an der Grenze sind momentan über vier
Stunden und so beschliessen wir, das Wochenende in Kolumbien verstreichen zu
lassen und nicht vor Mittwoch die Grenze zu überqueren.