Nazca
Wir haben über unseren Hotelbesitzer einen Rundflug über die «Nazca-Linien» gebucht. Die Zeit ist günstig. Nebensaison und Flutkatastrophe
sorgen für weniger Touristen und günstigere Preise. Um acht Uhr, werden wir von der «Aeronasca» am Hotel
abgeholt und zum Flughafen gebracht. Einchecken, Pass-, Sicherheitskontrolle,
kurze Instruktion und Information über den Flugverlauf durch den Copiloten –
hervorragend. Unsere sechs Nasen werden durch den Copiloten, je nach Gewicht im
Flieger platziert – ausbalancieren ist wichtig. Mit einer Übersichtskarte
bewaffnet steigen wir in die Lüfte. Der Pilot fliegt jede Figur einmal links
und einmal rechts an, so dass alle einen einwandfreien Blick geniessen können. Er
legt die Maschine sanft in die Kurven. Dies und die kühle Morgenluft, mit wenig
Turbulenzen sorgen, für einen ruhigen, erträglichen Flug – bravo! Kurz vor der
Landung überfliegen wir noch die alten Brunnen der Inkas (Aquädukte wie sie
hier genannt werden). Alle haben den Flug gut überstanden und werden
anschliessend wieder zurück chauffiert, toller Service.
Wir packen und wollen heute noch ein Stück Richtung Cuzco
zurücklegen. Ausserhalb von Nazca, am Fusse der grössten Sanddüne (2700 Meter
hoch) Südamerikas, sehen wir einen Overlander bei einer Ruine parken. Wir
überlegen kurz anzuhalten, aber es gibt nur eine Zufahrt und an der sind wir
leider schon vorbei. Kein Problem, wir sind eh nicht so schnell unterwegs und
wenn sie den gleichen Weg haben wie wir, holen sie uns ein.
Plötzlich beginnt unser WOMO wieder zu stottern. Mühsam, ich
halte an und checke diverse Dinge, als plötzlich der Overlander neben uns steht
und wir mit einem Hallo begrüsst werden.
Es sind Eveline und Lucas, die wir in Kolumbien kurz gesehen
haben und von denen wir mit Patrick in Lima gesprochen haben. Die Welt ist
klein.
Wir tauschen kurz unsere Reiseerfahrungen und die zukünftigen
Pläne aus. Die beiden wollen, trotz der fortgeschrittenen Zeit, noch die
höchste Düne besteigen. Wir überlegen uns in die Stadt zurück zu fahren und die
Probleme an unserem Auto zu beheben. Sie geben uns den Tipp im Hostal «Tinajas»
zu übernachten. Auch sie kehren heute Nacht wieder dorthin zurück. So machen
wir’s, dann haben wir eventuell noch etwas Zeit zusammen zu sitzen.
Nazca - Puquio
Heute Morgen machen wir uns definitiv auf den Weg nach
Cuzco. Die Fahrt dauert rund zwölf Stunden. Das heisst ein Zwischenstopp ist
programmiert. Zuerst geht es flott den Berg hoch. Wir passieren karge
Hochebenen und sehen die grösste Sanddüne von oben. Auf einmal verabschiedet sich
der Tacho. So ein Mist. Ohne Geschwindigkeitsanzeige zu fahren ist in der Regel
kein Problem, aber ich möchte die Distanzanzeige nicht vermissen. Und da beides
gekoppelt ist, halte ich an und montiere den Tacho wieder richtig. Das war ein
Fehler. Jetzt stottert der Motor. Das ist schon mehrfach vorgekommen. In
grosser Höhe läuft er solange gut, bis wir anhalten müssen und dann beginnen
die Probleme. Er hat keine Kraft mehr beim Beschleunigen. Alle Versuche die zu
regeln fruchten nichts, aber mit gezogenem Choke funktioniert es. Mach ich
nicht gerne, aber wir wollen vorwärts kommen.
Nun sind wir definitiv in den Hochanden unterwegs. Anstelle
der Kühe kreuzen hier Vicunas, Alpakas, oder Lamas die Strasse. Auf der
Hochebene ziehen riesige Herden, grasend und unbewacht umher, während vor den schneebedeckten Hängen, blaue Seen und rosa Flamingos für Abwechslung sorgen.
In «Puquio» tanken wir und fragen ob wir neben der Tankstelle übernachten können. Der Tankwart meint es sei kein Problem und sie hätten 24h geöffnet. So stehen wir ruhig und sicher.
Puquio – Hotel Tampumaya
Am nächsten Tag geht es weiter die Berge Hoch und auf der
anderen Seite wieder runter. In einem schönen Tal campen wir auf dem Parkplatz
des Hotels «Tampumaya». Dies ist ein schöner Flecken und bietet auch die
Möglichkeit für einen kurzen Spaziergang. Unser kleiner stottert immer noch, trotz allem gutem
Zureden. Zur Besänftigung tragen wir in für einmal heute Abend auf Händen.
Die Nacht ist lau, die Moskitos hartnäckig und der schöne
Sternenhimmel mit den Wolken verleiten zum Fotografieren.
Hotel Tampumaya - Cuzco
Wir verbringen eine ruhige und angenehme Nacht. Stehen früh
auf, Frühstücken im WOMO (zu viele Moskitos) und fahren weiter durch das Tal.
Kurz nach dem Start noch eine kleine Reparatur, da der Mechaniker die Feder am
Vergaser falsch montiert hat und dann setzen wir unsere Fahrt fort. Ohne es zu
merken, haben uns die aufdringlichen Moskitos während der Reparatur, überfallen
und ihre juckenden Spuren hinterlassen – nicht nett.
Heute fahren wir eine tierische Strasse. Überall liegen und
stehen Kühe, Schafe, Esel auf der Strasse oder queren dieselbe. Hunde liegen
auf der Fahrspur und scheren sich einen Deut um die herannahenden Fahrzeuge.
Man muss um jede Kurve mit einer tierischen Begegnung rechnen.
Wie wir in «Cuzco» ankommen, führt uns das Navi wie immer
mitten durch die Stadt. Viele Strassen sind nur in eine Richtung, meistens die
falsche, befahrbar oder wegen Festivitäten gesperrt. Hartnäckig kämpfen wir uns
durchs Getümmel. Nach ein paar Loops durch sehr enge, teilweise steile Gassen
mit rechtwinkligen Abzweigungen, schalten wir das Navi aus und orientieren uns
am Stadtplan. Endlich kommen wir der Sache näher, klettern hinter der Stadt die
steile Strasse hoch und finden schliesslich den Abzweiger zum legendären
Campground «Quinta Lala». Hier stehen bereits ein paar Overlander und natürlich
auch unsere Freunde aus Marokko. Wir dachten sie seien schon viel weiter, aber
Fred der wilde Kerl hat die Route durch die Berge genommen. Die Strassen waren
schlecht und schmal, kennen wir doch, und so brauchten sie rund zwei Wochen bis
Cuzco. Sie sind müde und machen noch einen Mittagsschlaf als wir eintreffen.
Etwas später am Abend treffen dann noch Christian und Sonja
aus der Schweiz ein. Die internationale Besetzung lautet Deutschland,
Frankreich, USA, Schweiz. So viele auf einem Haufen haben wir schon lange nicht
mehr erlebt.
Mili die Pächterin ist eine herzensgute Seele. Sie begrüsst
uns, drückt uns vier A4 Seiten mit Tipps und Hinweisen zu Restaurants,
Werkstätten, Sehenswürdigkeiten und den Stadtplan von «Cuzco» in die Hand. Man
kann bei ihr Wasser und Hühnereier beziehen und die Wäsche waschen lassen – was
für ein Service.
Diesen Freitagmorgen ist Geschichte angesagt. Zusammen mit
Fred, Cathy und den Kindern, besuchen wir die Inka-Ruinen von «Saqsayhuaman».
Es ist verrückt, wie die Inkas die tonnenschweren Steine «zurechtgeschnitzt»
und fast Fugenlos ineinandergefügt haben. Wirklich hohe Handwerkskunst. Wir
spazieren zum Aussichtspunkt hoch und haben einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Es sieht gut aus, wie sie eingebettet zwischen den Bergen zu unseren
Füssen liegt.
Wir geniessen alle den gemeinsamen Ausflug, schiessen
verrückte Fotos und haben Spass miteinander.
Während Erika und ich noch den hinteren Teil der Anlage erkunden,
spazieren unsere Freunde bereits Richtung Stadt. Wir machen grob ab, wo sie
Essen werden. Mal sehen ob wir sie wiederfinden. Wie wir in die Stadt spazieren
beginnt es zu regnen. Zuerst nur leicht und als wir fast am Ziel sind, schüttet
es wie aus Kübeln. Alle stellen sich irgendwo unter. Auch wir quetschen uns in
einen Eingang, zusammen mit Einheimischen und Touristen. Als es ein wenig
schont, klappere ich die Restaurants rund herum ab und werde im Restaurant
«Heidi» fündig.
Wir rücken Tische und Stühle zusammen und essen gemeinsam
etwas bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Wieder zurück auf dem Campground, erleben wir die Vor- und
Nachteile eines Overlander Spots. Einerseits kann man mit vielen
Gleichgesinnten Erfahrungen austauschen, andererseits hat man kaum Privatsphäre.
Sitzt man draussen wird man fast immer von jemandem angesprochen. bloggen oder
Bilder bearbeiten fällt deshalb weitgehend flach.
Diesen Samstagmorgen tauschen wir noch Reiseinfos mit
Christian und Sonja, die aus dem Süden hochgefahren sind, aus und machen
anschliessend einen Stadtbummel. Es ist sehr touristisch hier aber die Stadt
versprüht einen besonderen Charm und wir fühlen uns hier zu Hause.
Im speziellen Verkaufsbüro für «Machu Picchu» besorgen wir
uns Tickets für den folgenden Dienstag.
wieder mal einen Ausgang geniessen. Wir gehen ins Restaurant «Cicciolina»
zum Nachtessen. Dies ist ein heimeliges Lokal, mit einer der besten Küchen in
der Stadt. An einem Zweiertischchen in der Fensternische, direkt vor der Küche
gefällt’s uns. Das Küchenteam und das Servierpersonal arbeiten zügig und
harmonisch zusammen es ist eine Freude zuzusehen. Die Menüs sind eine
Augenweide und riechen verführerisch. Dementsprechend schwer fällt die Auswahl.
Wir entscheiden uns für Ravioli, ein Alpakafilet und einen lokalen Rotwein aus
dem Weingut Tacama bei Ica – ein Genuss.
Mit einem Lob an Alle verabschieden wir uns und fahren zu
unserem Kleinen zurück.
Schön war’s.
Cuzco - Moray
Diesen Sonntag starten wir unsere Tour durch das «Valle Sagrado»,
fahren nach Pisac zum Markt und besichtigen anschliessend die Ruinen über dem
Städtchen.
Es ist vor allem ein Handwerkermarkt, der Stoffe, Decken,
Schuhe aus Alpaka oder anderen lokalen Produkten anbieten. Weiter kann man
Schnitzereien, Musikinstrumente, Schmucksachen oder alltägliche Dinge für den
Haushalt kaufen. Ein kleiner Gemüsemarkt und die Essstände auf dem Hauptplatz
gehören ebenfalls dazu. Wir drehen mehrere Runden, kaufen das eine oder andere ein,
füllen die Vorräte auf und Essen eine Kleinigkeit. Dies geht allerdings nur, wenn man keine
Berührungsängste hat. Das Essen wird von Hand zubereitet, es wird geschmiert,
gemischt, geknetet und auch beim Servieren ist man
mit vollen Händen zugegen –
en Guete!Es schmeckt lecker und frisch gestärkt fahren wir mit dem Taxi zur Ruine hoch.
Das einzige was man von der Anlage wirklich wahr nimmt, sind
die Terrassen am Berghang. Die Dörfer sind in der Regel gut in die Senken oder
Kreten eingebettet und von Auge kaum zu sehen.
Die Inkas waren unglaubliche Baumeister. Wenn man die
steilen Hänge sieht, in denen die Häuser errichtet wurden und wieder die
fugenlosen Steinmauern betrachtet, dann kriegt man Achtung vor so viel harter
Arbeit. Die Lage dieser Anlage ist sehr interessant. Es hat fast in alle
Himmelsrichtungen Pflanzterrassen. Das heisst sie waren vielfältig und flexibel
im Anbau. Nutzen Morgen, Abendsonne und hatten Plätze die den ganzen Tag
besonnt waren. Eine Brunnenanlage sorgte für ausreichend Wasser. In den
Felshängen befinden sich nur schwer zugänglich ein paar Grabkammern –
faszinierend. Wir könnten noch mehrere Ecken durchstöbern, Fotos der
einzelnen Objekte oder der in der Abendsonne beleuchteten Berge schiessen, aber
wir müssen noch ein ganzes Stück fahren.
So verlassen wir diesen interessanten Ort und fahren bis in
die Nacht hinein nach Moray, platzieren unser WOMO neben Fred auf dem Parkplatz
der Anlage und gehen Schlafen.
«Gute Nacht!»