Way North

Way North
Icefield Parkway

Donnerstag, 28. Juli 2016

KW 29/16 - Kanada, Vancouver Island

Alert Bay – Alder Bay (Kanada)
Heute überqueren wir die Insel und schauen wie es auf der Rückseite aussieht. Wir passieren den Regenwald der üppig wuchert und dementsprechend dicht und dunkel ist – wie immer. Der Hicking Trail durch den Wald ist gut, einzig der letzte Abschnitt zur Küste ist verwahrlost und es wird vor einbrechenden Sandsteinwänden und abstürzenden Bäumen gewarnt. Aber für etwas hat man das Sackmesser dabei und schneidet sich seinen Weg frei. Wir treten auf den schön beleuchteten Strand hinaus, geniessen die Sonne und die Fernsicht.
Am Horizont und in den Buchten wabern wieder die Nebelschwaden und tauchen die ganze Szene in eine ständig wechselnde Märchenlandschaft. Während unseres Strandspaziergangs sehen wir Delfine, Hafenrobben, Krebse und ab und zu einen Eisvogel (Black Belted Kingfischer), geniessen die Ruhe und die Sonne.

Es ist schon nach Mittag und wir müssen uns sputen, um die Nachmittagsfähre zu erwischen. Aber es klappt reibungslos und wir sind schneller in Port McNeill als erwartet.



Alert Bay – kurzer geschichtlicher Rückblick
Zwischen 1950 und 1970 war die Alert Bay die inoffizielle Hauptstadt der nördlichen Fisch- und Vergnügungsindustrie. Über 1000 Fischerboote waren in dieser Gegend registriert. Die boomende Holzindustrie und Bergbauindustrie schwemmte jede Woche tausende von Männern und ihren Familien hierhin um einzukaufen, sich zu erholen und zu vergnügen. An den Strassen stand Shop an Shop, daneben die Staatlichen Büros, eine Bowling Bahn, Chinatown, vier Kirchen zwei Häfen und zwei Theater.
Das Nachtleben war das wildeste im Norden der Insel und es gab manche Stories von Fischern, die hierherkamen und in einer Nacht tausende Dollars in den Bars versoffen. Als im Jahre 1960 die lokale Taxigesellschaft den Ansturm nicht mehr bewältigen konnte, kauften sie einen «London Bus» um die Leute von Bar zu Bar zu führen. Dieser Fährt heute noch, allerdings in einer etwas anderen Mission (Touristen Shuttle).



Auf dem Weg nach Süden, machen wir einen kleinen Abstecher nach «Telegraph Cove» und der «Alder Bay», von der unsere Biker so geschwärmt haben. «Telegraphe Cove» ist eine typische Touristenecke. Ein paar Shops, Restaurants und Büros wo Attraktionen wie Wale Watching, Kajaking verkauft werden und vor allem überteuerte Parkplätze überall. Der Camping ist ein «kalter» RV Stellplatz, nicht wirklich schön, einfach an einem, gemäss Campingführer attraktiven Ort gelegen. Nichts für uns, wir fahren zurück und schauen uns die «Alder Bay» an. Hier landen wir in einer weiten, offenen Bucht. Der Campground ist terrassiert, direkt am Wasser gelegen, gepflegt und hat alles was man braucht. Die Leute sind freundlich und … unsere Biker sind auch noch hier. Wir platzieren unseren «Kleinen Blauen» in der vordersten Reihe, mit einer wunderbaren Sicht über die Bucht, gehen duschen, sagen kurz Hallo und haben schon eine Einladung zu einem Glas Wein. Das können wir natürlich nicht abschlagen.
Aber zuerst muss noch einiges erledigt werden. Während Erika die Waschmaschine startet buche ich nochmals eine «Wale Watching Tour» und koche Abendessen. Nach dem Essen wird der Tumbler gestartet und dann … gibt’s Vergnügen.
Es wird wieder ein sehr kurzweiliger Abend und ehe wir uns versehen ist Bettzeit. Wir müssen Morgen ja früh auf, da uns das Boot um halb Neun am Steg abholt. Halb Neun ist ja nicht so früh, da habt ihr recht aber, es heisst früh Morgenessen, damit man etwas im Magen hat, anschliessend setzen lassen, letzte Toilette und dann für dreieinhalb Stunden auf einem Speedboot ohne Toilette.
Wir sind gespannt was uns erwartet, zumal wir vorher diverse Speedboote und vor allem die Passagiere gesehen haben, wenn die Boote so über die Wellen hüpfen. Von einer Tour haben wir gehört, dass sie abgebrochen wurde, da mehr als die Hälfte der Passagiere nur noch gereihert haben. Jetzt fragen wir uns, ob es der Richtige Entscheid war. Wir werden sehen.

Alder Bay (Kanada)
Das Frühstück geniessen wir und das Timing ist gut. Frühzeitig stehen wir auf dem Steg und erwarten gespannt unser Boot. Leider ist das Wetter wie so oft in diesen Tagen, sehr Neblig und wir hoffen es beginnt nicht zu regnen. Diverse andere Gäste treffen ein unter anderem die Deutschen, die wir gestern beim besichtigen unseres WOMOS überrascht haben. Jetzt kommt ein Boot. Wir haben Glück, es ist wohl ein offenes Boot aber kein Zodiak. AJ ein erfahrener, ausgewiesener Guide und Bootsführer, begrüsst uns an Bord. Er erläutert was wir zu erwarten, und wie wir uns zu verhalten haben und welche Sicherheitseinrichtungen auf dem Boot vorhanden sind. Wir bekommen die Kälteschutzanzüge (rot) verpasst welche zugleich Schwimmwesten sind.





Zur Probe wird ein Hornsignal gegeben womit wir auf fast alles vorbereitet sind und starten können. Mit Vollgas geht es im Nebel über die Bucht und zwischen den Inselchen hindurch. Weisskopfseeadler, Black Belted Kingfischer, Seeigel, Seesterne und Seegurken sind die ersten Kreaturen die wir Sichten. Anschliessend versuchen wir die Orcas zu finden. Während wir mit Vollgas über’s Wasser rauschen, sehen wir kurz Delfine an uns vorbeiziehen. AJ bremst immer mal wieder ab und gibt Erläuterungen zu den Strömungen, zur Wirkung von Ebbe und Flut und zeigt uns die Auswirkungen direkt auf dem Wasser oder in den Buchten. Jetzt kommt eine Orca-Sichtung über Funk und wieder geht es mit Vollgas zur angegebenen Stelle. Tatsächlich tauchen aus dem Nebel zwei verschiedene Orcas auf. Sie schwimmen relaxed durch die Bucht. AJ überholt sie, stellt den Motor ab und lässt das Tiefenmikrofon herunter. Nun können wir sie singen hören. Nebst uns sind noch zwei Boote am spoten. Nach einer Weile brechen wir ab und gehen einen Buckelwal suchen. Es liegen noch keine Meldungen über eine Sichtung vor, aber AJ kennt einen Platz wo die Möglichkeit besteht, eine vorzufinden. Und tatsächlich, als wir in die Bucht einfahren, sehen wir einen «Blow» (Wasserfontäne). Offensichtlich ist der Wal am Jagen. Wie wir näherkommen, schiesst er mit offenem Maul, senkrecht aus dem Wasser. Zu schnell und überraschend für ein Foto - leider. Vier Tonnen Wasser nimmt er zusammen mit den Heringen auf, filtert die Heringe heraus und stösst das Wasser wieder aus. Leider wiederholt sich das Schauspiel nicht, der Wal schwimmt aus der Bucht. Wir folgen ihm in sicherem Abstand. Nebst dem üblichen Bootsverkehr, treffen inzwischen auch die anderen «Wale Watching Boote» ein. Plötzlich wendet der Wal und schwimmt direkt auf uns zu – jetzt wird’s lustig. Wenn er seinen Rhythmus von auf und abtauchen einhält, kommt er direkt unter unserem Boot hoch. Das grosse bibbern beginnt. Plötzlich wird das Wasser hinter und unter dem Boot, ganz quirlig – nichts passiert. Ein paar Meter weiter taucht er dann auf. Offensichtlich hat er uns bemerkt und ist nicht aufgetaucht – Glück gehabt. Er wechselt noch ein paarmal die Richtung schwimmt in die Bucht und hinaus und passiert unser Boot teilweise nur ein paar Meter entfernt – faszinierend!
Mit lautem schnauben macht ein Seelöwe hinter uns auf sich aufmerksam und dann ist es auch schon Zeit zurück zu kehren. Offensichtlich ist uns Neptun nicht ganz wohlgesonnen. Unsere Walsichtungen in dieser Gegend hielten sich in Grenzen. Aber dies ist nun mal Wildlife und es gibt schlechtere und bessere Tage.
Wie wir zurückkehren sind unsere Biker schon weitergezogen. Wir beschliessen noch eine Nacht zu bleiben und erst am anderen Tag weiterzuziehen.

Alder Bay – Deep Bay (Kanada)
Heute fahren wir wieder eine längere Strecke und finden auf dem «Deep Bay RV Park» eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit, direkt am Strand. Hier haben wir eine schöne, entspannende Aussicht, machen Salat, braten dazu Steaks und trinken einen feinen Rotwein.


Deep Bay - Chemainus (Kanada)
Je weiter südlicher wir kommen desto dichter wird der Verkehr und desto teurer die Autos. Vom herausgeputzten Oldtimer, über Retrocars, Porsches, BMWs oder teure Bikes ist alles vertreten. In Chemainus machen wir einen Abstecher zum Visiter Center und sind positiv überrascht.




Das Städtchen ist aufgeräumt, die Häuser sind schön und vor allem fallen uns die gewaltigen Wandbilder auf, die einzelne Häuser zieren. Sie erzählen die Geschichte dieser Gegend und dies zehnmal besser als jede Broschüre es könnte – super Idee, toll umgesetzt! Offensichtlich stand hier die grösste Sägemühle der Welt. Als sie diese schliessen wollten, waren viele Jobs gefährdet und es mussten neue Wege gefunden werden. Die Stadt lud aus ganz Kanada Künstler, ein um die Geschichte dieser Gegend auf den Fassaden der Häuser publik zu machen. Bis heute kommen immer wieder neue Bilder dazu. Im August werden die nächsten Drei eröffnet. Beim Rundgang durch die Stadt reizte es schon, unter die Plane zu schauen – wir haben es dann doch bleiben lassen. Die Idee funktioniert offensichtlich, denn laufend fahren Busse vor und Touristen fluten in Wellen durch die Strassen. In den Läden sind sie überall auf Touristen ausgerichtet und dementsprechend attraktiv. Beim «Secret Garden» finden wir unser lauschiges Plätzchen. Umgeben von einem süss eingerichteten Candy Shop, einem Seifenladen und anderen Gebäuden, finden wir im Innenhof den «Baby Bear Ice Cream» Stand. Zufälligerweise ist der Besitzer gleich selbst hinter dem Tresen und erläutert uns die Möglichkeiten. Es gibt «smal size» (eine Kugel), «just right» (eineinhalb Kugeln) und «grizzly size» (drei Kugeln) ohne Aufpreis in der Waffel im Becher oder in der Flüte. Super, normalerweise verlangen sie für die Waffel überall massiv Zuschlag. Das Eis ist lecker und überraschenderweise günstig.


Der ganze Innenhof ist mit Rasen und Blumenbeeten gestaltet. Dazwischen steht ein Pavillon, diverse Bänke unter Bäumen oder einzelne Stühle unter Sonnenschirmen. Die Holz-Babybären sitzen auf der Schaukel, krabbeln über den Rasen oder an den Pfosten des Pavillons hoch. Die Besucher setzen sich dahin wo es ihnen am wohlsten ist. In die Sonne, den Schatten, auf Stühle die auf Plattenboden oder im Rasen stehen oder auf die lauschigen Bänke unter den Bäumen - ein super Ambiente. Das Eis und die Waffeln sind selbst gemacht und wenn nichts läuft, ist der Besitzer auch mal, am Blumenbeet jäten, oder arrangiert einen der vielen Buchsbaumfiguren neu – herrlich, und so entspannend.
Vom ihm erfahren wir, dass er über 50 Bären gehabt und dieselben in die ganze Welt, unter anderem an die Städte Berlin und Bern, verkauft hat. Wir durften natürlich von unserer Reise erzählen und wie üblich kam die Frage: «Und wo hat es euch bis jetzt am besten gefallen?» Wie üblich haben wir eine sehr politische Antwort gegeben, wonach es überall schöne Plätze gibt, je nach dem was man gerade sucht und schliesslich sei der Reiz ja die Andersartigkeit die man überall findet.
Beim Abschied mach ich dann doch noch ein Kompliment und sage ihm, wir hätten den schönsten Platz hier gefunden, gutes Eis, tolle Musik und einen schönen Garten – was nicht gelogen ist.
Worauf er sich freudig bedankt und meint, ihr solltet mal mein Haus sehen. Die Beschreibung dahin liess nicht auf sich warten. Wir nicht faul, suchen und finden sein Haus noch bevor wir einen Schlafplatz haben. Er hat nicht übertrieben, auch hier findet man die Freude und das Engagement für die Haus- und Gartengestaltung wieder. Schön wenn Leute so engagiert und motiviert zur Sache gehen.
Jetzt ist es höchste Zeit, einen Schlafplatz zu suchen. Wieder erleben wir eine Überraschung, in dieser teuren und teilweise unbezahlbaren Gegend. Diese Stadt bietet, direkt hinter dem Visitor Center, gratis RV-Standplätze mit Sicht auf die geschrumpfte Sägemühle und die Bucht – super!

Chemainus – Cowichan Valley (Kanada)
Die Stadt hat uns so gut gefallen, dass wir beschliessen noch ein wenig zu investieren. Das heisst ich gehe zum «Barber» für einen Haarschnitt und anschliessend besuchen wir nochmals den «Secret Garden».
Wieder windschnittig und frisch gestärkt ziehen wir Richtung Duncan. Wir wollen unserem «Kleinen Blauen» vor dem Trip in den Süden einen kleinen Service gönnen.
Vor Duncan, stehen wir seit langem wieder einmal im Stau und nachdem wir unsere Garage gefunden haben, machen wir uns auf ins Cowichan-Valley zum gleichnamigen See.
Das Örtchen ist nicht berauschend, alle Campgrounds sind voll und der Staatliche Campground ist dazu noch völlig überteuert – wir sind offensichtlich wieder in der Zivilisation angekommen.
Auf dem Rückweg gehen wir an der Dumping Station vorbei, leeren die Toilette und füllen Trinkwasser auf, was überraschender Weise kostenlos ist. Ein Pärchen ist im Skaterpark am Rollbrett fahren und schaut immer mal herüber.  Als wir wegfahren fuchtelt er wie wild mit den Armen, schnappt sich sein Board und verfolgt uns – das ist neu.
Wir drehen eine Runde und fahren zurück. Er ist happy und stellt sich gleich als Owen vor. Er und seine Freundin Dehlia, inzwischen auch bei uns angekommen, wollten schon immer einen VW-Bus (Bulli), aber sowas wie wir hier haben, haben sie noch nicht gesehen. Er musste unbedingt wissen was für ein Auto dies ist. Beide sind hin und weg von unserem «Kleinen» und bedanken sich, dass wir nochmals zurückgekommen sind. Wir fragen sie nach Stellplätzen und bekommen den Tipp, es doch im Tal, entlang des Flusses zu probieren. Auch ihre Karte hätten sie uns abgegeben, was wir dankend ablehnen, da wir diese Ecke ja bald verlassen. Ein Handyfoto des Kartenausschnittes genügt uns.
Tatsächlich finden wir eine Parkbucht, kurz vor der «Mile 66 Railroad Trestle», entlang des Flusses und installieren uns für die Nacht. Es ist dunkel, als wir den Abwasch beenden und prompt hält ein Wagen der Ranger neben unserem WOMO – oha, was passiert jetzt. Ich steige aus, schau um die Ecke und werde gefragt ob alles in Ordnung sei. Als ich bejahe kommt die nächste Frage gleich hinterher: «Was ist das für ein Fahrzeug und woher kommt ihr?» Auch die Frage beantworte ich, teile ihnen gleichzeitig mit, dass wir von Alaska kommen und auf dem Weg nach Südamerika sind. Beide finden es super cool und wollen wissen aus welchem Teil der Schweiz wir kommen. Er war offensichtlich für eine Ausbildung in Bern und sie in Deutschland und kennt den Bodensee. Ich erfahre, dass es im Sommer hier immer so geschäftig zu und hergeht und sie deshalb auch die Nacht durch patrouillieren. Sie wünschen uns noch eine gute Nacht und wir sind wieder alleine. Nochmals gut gegangen.

Cowichan-Valley - Crofton (Kanada)
Am andern Morgen hüpfe ich zum Wach werden in den Fluss. Das Tal ist ähnlich unserem Verzasca Tal. Überall schöne klare Badestellen und Pools.
Nach dem Frühstück geht es nach Duncan, eine Runde über den Markt, ein paar Totempfähle besichtigen, einen kleinen Imbiss im Kaffee und am Bahnhof dem Musiker zuhören.

Totempfähle
Wir haben in Old Hazelton bei den Ksan, in Vancouver bei den Squamish, in der Alert Bay bei den Namigs und den Kwakwaka'wakw, hier in Duncan und an diversen anderen Orten in Nordamerika Totempfähle gesehen. Unbemalte, wie bemalte. Interessant ist, dass die Figuren überall mit den gleichen fliessenden Konturen dargestellt werden, auch wenn sie an Fassaden oder auf Zeichnungen gemalt sind.
Totempfähle werden zu Ehren namhafter Personen, Organisationen oder auch als Grabsteine errichtet. Die wahre Bedeutung derselben kennen meistens nur die Auftraggeber bzw. Besitzer derselben oder diejenigen die sie schnitzen. Sterben diese, ist das Wissen verloren da dies in der Regel nicht aufgeschrieben wird.
Fallen Totempfähle um, ist dies nicht weiter schlimm. Für die First Nation hat dieser Totempfahl seinen Zweck erfüllt und ist deshalb umgefallen. Manche errichten einen neuen, andere lassen den Alten liegen.
In der Alert Bay sind die Totempfähle im Ortsteil der First Nation verteilt und können besichtigt werden. Der alte First Nation Friedhof beim Hafen kann von der Strasse aus besichtigt werden, ist schön anzusehen und interessant. In Duncan kann man den Totempfahl Trail durch die Stadt gehen.
Beide Trails sind interessant und informativ. Wo möglich, sind die Besitzer und Bedeutungen auf einem Flyer oder Tafeln ersichtlich.
















Heute Abend wollen wir wieder ans Meer. Es hat hier viele Buchten und Strände. Leider sind sie nicht für die Camper erschlossen. Auch die Zugänge zum Meer und zu den Buchten sind limitiert, in den meisten Fällen privat oder kommerziell genutzt und nicht für den öffentlichen Verkehr – schade!
Nach einem längeren Weg entlang der Küste und entlang möglicher Übernachtungsplätze, landen wir schliesslich in Crofton dem einzigen ausgewiesenen Campground in der Gegend.
Der Platz liegt direkt an der Küste. Als wir vorfahren ist es schon spät, das Office ist eigentlich geschlossen aber als die Lady unser WOMO sieht, lacht sie und ruft uns hinein. Der Campground ist offensichtlich voll aber ein Dauercamper hat den Platz verlassen. Sie versucht in per Telefon zu erreichen, erfolglos. Wir kriegen den Platz trotzdem und sie meint nur, sollte er kommen, kann er vor dem Büro übernachten – was sagt man dazu.
Wir geniessen den Tag und beschliessen noch eine Nacht oder zwei anzuhängen.  

Crafton (Kanada)
Heute kriegen wir einen Stellplatz auf der Aussichtsterrasse, mit Blick direkt über die Bucht.
Hier geniessen wir den Tag, ich mache einen Trip durch die teilweise trockengelegte Bucht und fotografiere. Der Strand ist voller Leben, tausende Krebse und Muscheln. Die Vögel geniessen es und das grosse Fressen kann beginnen. Es herrscht reger Flugbetrieb über der Bucht. Das heisst die Möwen packen eine Muschel, fliegen zum Strand und knacken die Muscheln in dem sie dieselben auf die Steine knallen lassen. teilweise fast auf die Köpfe der Touristen, die jeweils erschrocken um sich schauen. Auch die Austernfischer sind rege am Austern fressen – wenn die wüssten, was uns das jeweils kostet.
Leider haben ehemalige Bergbaubetriebe hier ihre Rückstände hinterlassen, welche von den Muscheln aufgenommen und als Gift eingelagert werden. Sie sind deshalb für uns ungeniessbar. Das erklärt weshalb dieselben massenhaft am Strand liegen. Den Viechern macht es offensichtlich weniger aus – En Guete!
Wir verzichten deshalb auf Muscheln und machen stattdessen Spaghetti mit Ton, Oliven, Knoblauch und scharfer Tomatensauce (diesmal überhaupt nicht scharf).


Freitag, 22. Juli 2016

KW 28/16 - Kanada, Vancouver Island

Tofino – Ucluelet (Kanada)
Die Wetterprognose von gestern war richtig, es regnet. Trotz der Platzsituation checken wir aus und gehen die Stadt besichtigen. Leider nicht unser Fall. Es fehlen die heimeligen Plätzchen, die Gartenbeizen und auch sonst ist die ganze Stadt ein zerpflücktes Etwas. Wenn man eine Wale Watching Tour, einen Flug mit dem Wasserflugzeug oder andere, geführte Touren unternehmen will ist man hier richtig. Individualisten haben nur die Strände zum Surfen, Hickingtrails sind dürftig und die Nebenstrassen oftmals privat und nicht für den öffentlichen Verkehr zugänglich. Daneben undurchdringlicher Regenwald – macht keinen Spass.
Wir fahren nach Ucluelet und laufen unterwegs noch den Pfad durch den Regenwald. Ausser ein paar «Nacktschnecken», ein paar wenigen Vögeln, sehen wir vor allem Bäume, Pflanzen und Touristen. Der Plankenweg ist noch abenteuerlich und nicht immer über alle Zweifel erhaben.

Und eben, Regenwald bei Regen ist schon fast wie Wasser in den Rhein tragen.

In Ucluelet gehen wir auf den «Ucluelet Campground», direkt am Wasser und neben der Stadt. Hier gefällt es uns wesentlich besser. Der Platz ist schön, gepflegt und bietet nebst Sicht auf den Hafen auch Regenwaldfeeling, ein Platz für alle Bedürfnisse. Dementsprechend ist auch der Mix an Campern. Zu Fuss ist man schnell in der Stadt oder am Hafen. 

In und um die Stadt sind viele, gute Fuss und Velowege, vorhanden - hier gefällt’s uns. 









Heute regnet es und ist neblig. Zeit um einen Stadtbummel und den kurzen (2.6 km) «Lighthouse Trail» um die Südspitze der Halbinsel zu machen.

Der Trail ist sehr gut ausgebaut, kinderwagentauglich und hat viele Aussichtspunkte, teilweise mehrmals dieselbe Bucht, immer aus einer anderen Perspektive – faszinierend. Trotz des «schlechten» Wetters sind relativ viele Wanderer unterwegs.
Erika schlägt mich heute bei der Ausschau nach Tieren. Sie sieht den …, die Rehgeiss mit Bambi und auch sonst alles. Der Weg ist eigentlich kurz, aber durch das Fotografieren dauert er bei uns immer drei Mal so lang. Trotz Regen und Nebel geniessen wir die Tour und machen einige Fotos.

Zurück auf dem Camping, finden wir unseren Sitzplatz mit Wäsche belegt, die schnell weggeräumt wird als wir parkieren. Ein Rudel Deutsche ist angekommen. Eine wohltuende Ausnahme. Während viel Touristen zu zweit in einem Riesenmöbel unterwegs sind, sind sie mit vier Erwachsenen und zwei Jungs in einem Wohnmobil mittlerer Grösse unterwegs – super Leistung und sicher nicht immer einfach, auf so kleinem Raum miteinander auszukommen.
Wir kommen schnell ins Gespräch und während die beiden Kurzen im Bett sind, wird es mit Stefan, Tina, Matze und Kirsten, ein vergnüglicher Abend.

Ucluelet – Qualicum Bay (Kanada)
Bevor wir weiterziehen, erwandern wir noch den zweiten Teil des «Wild Pacific Trails». Hin und zurück sind es rund 12km. Mehr ist zurzeit nicht erschlossen.





Der Trail soll einmal bis Tofino gebaut werden und die ganze Küste, zwischen beiden Orten, erschliessen. Auch dies ist ein schöner Weg, der entweder in einem gewundenen, teilweise steil auf- und abführenden Pfad der Küste entlang führt oder geradeaus, über kinderwagentaugliche Bypässe, begangen werden kann – super gemacht!
Erika sieht heute alles. So können wir Bambi auf seinem Ausflug bestaunen und ich kann ein paar Fotos eines vorbeisprintenden Fischotters machen.

Im Laufe des Nachmittags ziehen wir los, queren die Insel uns sind uns noch nicht ganz einig ob wir Richtung Norden oder Süden abbiegen sollen. Am Ende hat der Norden gewonnen. Wir fahren bis zum «Qualicum Bay Campground». Dieser wird von den First Nation, den «Qualicum» betrieben und liegt direkt an der Küste. Eine traumhafte Aussicht.


Wir hoffen hier an der engeren Passage nochmals Wale zu sehen.
Beim Abendspaziergang der Küste entlang, wir wollen eigentlich Vögel fotografieren, bleiben wir bei zwei Bikern hängen. Sie sind mit Motorrad und einem aufklappbaren Anhänger unterwegs, haben uns auf der Strasse überholt und wollen nun wissen, was für ein Gefährt wir fahren. Wir tauschen noch ein wenig Reise- und Lebenserfahrungen aus dazu gibt’s selbstgebackenen Rhabarberkuchen der Gastgeberin – sehr lecker.
Auch so wird es dunkel, wir verabschieden uns, schiessen das letzte Foto vom Weisskopfseeadler im Mondlicht und gehen schlafen.


Qualicum Bay- Browns Bay (Kanada)
Der nächste Tag wird wieder ein langer Trip, «Vancouver Island» ist schliesslich länger als die Schweiz, was uns bis anhin davon abgehalten, hat nach Norden zu fahren. In «Campell River» wollen wir übernachten, aber weder der RV Campground am Meer noch die Stadt gefallen uns und so ziehen wir weiter. Die nächste Gelegenheit kommt beim Morton Lacke. Leider müssen wir 16 km über Gravelroad mit üblen Bodenwellen und grossen Schlaglöchern fahren.  Dies wird nochmals eine Nervenaufreibende Übung. Am Morton Lake angekommen stellen wir fest, dass alle Plätze belegt oder reserviert sind – in diesem Moment verfluchen wir das Internet. Wir wenden und dieselbe Übung nochmals 16 km zurück.
Kurz vor der Einfahrt in den Highway passieren wir ein Pärchen, dass mit Ihren Motorrädern am Strassenrand stehen. Er schaut krampfhaft auf die Automarke und steht sogar hinter uns auf die Strasse. Ich bremse, setzte zurück und wir hören schon; «Peugeot, this is a Peugeot!». Sie bedanken sich, dass wir angehalten haben und es wird ein interessantes Gespräch. Beide sind «Insulaner», also Einheimische und geben uns ein paar Tipps. Der nächste Campground ist um die Ecke bei der «Browns Bay» und bei «Port McNeill» kann man einen schönen Inseltrip mit der Fähre machen.
Wir bedanken uns und fahren zur «Browns Bay» auf den «Ripple Rock RV Park», direkt am Wasser – vielleicht kommt ja noch ein Wal vorbei.

Browns Bay – Port McNeil – Sointula (Kanada)
Leider wieder nichts mit Wal, so fahren wir nach Port McNeill. Wir lösen das Ticket für die Rundfahrt nach Sointula auf Malcolm Island. Es ist nicht sicher, ob wir auf der Fähre noch Platz haben, aber wir stellen uns mal an. Es sieht aus, als ob die Fähre schon voll ist, da rufen sie noch ein Fahrzeug ab und noch eins, nun steht nur noch einer mit einem VW Bulli vor uns. Er sagt; «French cars are not allowed on the ferry!» (Französische Autos sind nicht erlaubt auf der Fähre). Wir lachen. Plötzlich werden wir aus der Kolone heraus auf die Fähre gewunken. Die Lady die uns einweist meint nur: «You are Lucky Guys today!». Der Typ im VW Bulli ist mit Kollegen und total drei Fahrzeugen unterwegs und wollen gemeinsam die Überfahrt machen. So lässt er uns den Vortritt und wir quetschen unseren «Kleinen» noch an Bord.
Der Einweiser fragt Erika ob sie noch Platz hat die Türe zu öffnen. Erika schiebt sie nach hinten und er meint völlig überrascht; «Oh, it slides!».
Während der Überfahrt fragt uns der Wagennachbar wie alt das Fahrzeug sei und woher wir kommen. Er wohnt auf Malcolm Island, wünscht uns einen schönen Aufenthalt und bedankt sich, dass wir die Insel besuchen.
Sointula macht einen hippimässigen Eindruck. Die Leute sind sehr freundliche und unkompliziert. Im Visitor Center bekommen wir erschöpfend Auskunft und wissen nun, wo es auf der Insel den besten Kaffee und die besten Fish&Chips gibt. Hungrig sind wir. So halten wir beim «Burger Barn» im Hafen an und essen einen «Salmon Burger», konnten uns nicht für Fish&Chips entscheiden. Vielleicht das nächste Mal.
Nachher queren wir die Insel und fahren auf den «Bere Point Campground». Dieser liegt an einer ruhigen, schönen Bucht, in der die Orcas vorbeikommen, um sich an den Steinen zu reiben. Wer weiss, vielleicht sehen wir sie ja.

Unsere Platznachbarn sind zwei Tramperinnen aus Deutschland. Sie frieren, sind nass, haben zu viel Feuerholz gekauft und brennen tut es auch nicht. Das alte Problem, viel zu grosse Scheite, nicht trocken gelagert und keine Axt.
Ich frage Sue, die Platzverantwortliche, ob ich die Axt mal kurz ausleihen darf, mache Kleinholz, einen schönen Scheiterhaufen und oh Wunder, es brennt.  Immer rechtzeitig ein paar Nasse Scheite oben drauf, damit sie trocknen und anschliessend schön abbrennen. Die Freude ist gross, wir werden zum Tee eingeladen und gemeinsam wird es ein gemütlicher Abend.

Sointula (Kanada)
Am anderen Tag wandern wir den «Beautiful Bay Trail» der Bucht entlang. Leider ist nur die Hälfte passierbar, da der Restliche Weg wegespült wurde. Es ist neblig und wir schauen nach Orcas aus – leider wieder nichts. Am Nachmittag geniessen wir die Ruhe auf dem Campground die Nebelstimmung und plaudern mit Einheimischen die hier ebenfalls campen. Die Jungs ziehen mehrmals an unserem WOMO vorbei, wir grüssen sie und beim vierten Mal dreht sich der ältere (ca. 12 Jahre) um und meint: «By the way, your van is cool!».
Am Abend starten wir mit dem restlichen Holz der deutschen Ladies unser erstes «Campfire». Es ist verrückt, wenn Einheimische Campen gehen, muss immer ein Campfire her. Dafür bringen sie Holz mit oder Kaufen die Bündel im Supermarkt oder beim Camping. In der Regel sind es riesige Scheite die man zuerst spalten muss. Im Wald wird so gut wie nie was zusammengesucht. So ist das typische Geräusch auf einem Camping das klopfen der Äxte. Der typische Geruch ist «Campfire». Viele können kein richtiges Feuer machen und so qualmen die zu grossen und nassen Scheite vor sich hin. Manchmal werden die Nachbarn, ohne Rücksicht auf Verluste, vollständig eingenebelt. Gegen Mosquitos hilft es, aber man stinkt wie eine Rauchwurst. Der Zedernholzgeschmack ist süsslich und kann sehr penetrant sein - Eau de Cologne «Forest».

Sointula – Alert Bay (Kanada)
Die Orcas haben wir nicht und von der Insel genug gesehen. Wir fahren Richtung Fähre und wen treffen wir in Sointula am Hafen – unsere Bicker von der Qualicum Bay. Wir halten an, sie sind noch etwas überrumpelt, da sie hier nicht mit uns gerechnet haben. Es wird ein freudiges Hallo.

Wir erfahren, dass sie in der «Alder Bay» auf einem schönen Campground stehen und von dort aus die Trips mit Ihren Motorrädern unternehmen. Bei schönstem Wetter eine erfolgreiche Walewatching Tour gemacht, und fast alles gesehen haben, sogar die Orcas, die sich auf den vorherigen Touren nicht blicken liessen – das merken wir uns. Wir geben ihnen den Tipp mit der Fish&Chips Barn und den Zustand der Strasse nach der «Bere Point» mit auf den Weg und schon heisst es wieder Abschied nehmen.
Vor der Verschiffung gehen wir noch auf einen Kaffee bei «Coho Joe» vorbei. Glück gehabt, der Kaffee schmeckt ausgezeichnet und hat keinen Lachsgeschmack (Coho ist eine Lachsart). Ein nettes Kaffee, wo man auch gut essen kann.

Sointula – kurzer geschichtlicher Rückblick
Ende des 19ten Jahrhunderts, veranlassten politische und ökonomische Unruhen in Europa, viele Europäer auszuwandern. Sie verteilten sich unter anderem über Kanada und suchten hier ihre Freiheit, Gerechtigkeit und neue ökonomische Möglichkeiten. Einige Finnen die genug hatten vom Druck in den Kohleminen von Vancouver Island, bildeten unter der Führung des charismatischen, Utopisten, Sozialisten und Journalisten Matti Kurikka, eine Kommune auf Malcolm Island. Sie nannten sie «Sointula», was bedeutet «Platz der Harmonie». Das Ziel war eine Gesellschaft in der Eigentum Allgemeingut ist. Jeder teilt, jeder partizipiert und jeder ist gleich, auch die Frauen, was zu diesem Zeitpunkt revolutionär war.
Sie bauten eine Giessrei, eine Ziegelei, eine Sägemühle, eine Schmiede. Sie publizierten AIKA (Zeit), die erste Finnische Zeitung in Kanada, um neue Mitglieder nach Sointula zu bringen.
Sie glaubten an «Körper und Geist» und es gab deshalb reguläre Übungen in Gymnastik, Musik, Konzerte und Dramaproduktionen.
Leider war Kurikka mehr Idealist als Praktiker und nach mehreren Fehlentscheiden verliess er die Kommune. Mit Austin Makela nahm man nochmals einen Anlauf, die Kommune am Leben zu halten. Scheiterte jedoch nach vier Jahren und gab das Land wieder der Regierung von British Columbia zurück. Die Leute kauften anschliessend ihr eigenes Land, gingen zurück zum kommerziellen Fischfang und in die Holzfällerindustrie. Der «Spirit» von Sointula war und ist bis heute ungebrochen. Sie gestalteten ihre eigene Insel, was man aus unserer Sicht heute noch sieht und spürt. Es herrscht eine gewisse Harmonie über allem.

Die Fähre ist pünktlich und es ist wenig Betrieb. Wir setzten über nach Port McNeill, fahren von der Fähre runter um das Fährhäuschen herum und wieder auf dieselbe Fähre rauf. Und weiter geht es zur «Alert Bay».
Dort angekommen eine Stipvisite im Visitor Center und anschliessen auf den Campground, wo wir wieder auf die deutschen Ladies mit ihrem Hund Bernie treffen. Der Campground ist schwach besetzt, aber da die Formulare für den «Self Check In» ausgegangen sind können wir keinen machen. Wir stellen unser WOMO mal hin, kriegen den Code für die WC’s von den Ladies und machen anschliessend einen Rundgang durch den «Ecological Park» mit seinem schönen Marschland und besichtigen die Totempfähle im Ort.

Am Abend zaubert der Sonnenuntergang ein wunderbares Feuerwerk an den Himmel. Leider ist die Aussicht zum Fotografieren nicht ideal – aber man kann ja nicht immer gewinnen.