Way North

Way North
Icefield Parkway

Dienstag, 13. Juni 2017

KW 22/17 - Bolivien Nord

La Paz

Wir bleiben noch einen Tag im «Oberland», die Wäsche trocknet dermassen
schlecht. Auf Grund des schlechten Wetters haben wir auch Probleme mit dem Internet. Bloggen ist nicht möglich. Also lesen wir. Und machen uns schlau über die verschiedenen Reisemöglichkeiten in Bolivien.





Dienstags geht es endlich weiter zur Garage von Ernesto Hug. Hier machen wir einen Oelwechsel, wollen den Vergaser nochmals auseinandernehmen und überprüfen. Während der Mechaniker den Oelwechsel macht, überprüfe ich den Kühlwasserstand und … nada, kein Kühlwasser mehr da, was
für eine Überraschung. Wir pressen den Kühler ab und tatsächlich ist im unteren Bereich eine Naht undicht. Glück im Unglück, gerade noch zur rechten Zeit erwischt. Sie bauen den Kühler aus und Ernesto stellt fest, dass derselbe komplett verschlammt ist, obwohl ich diesen frisch revidiert, noch vor unserer Reise eingebaut habe. Das wird eine grössere Übung, der Kühler muss komplett ausgelötet, gereinigt und wieder zusammengesetzt werden. Wenn wir Glück haben, können sie denselben Morgen wieder montieren. Heute übernachten wir in der Garage von Ernesto.


Am Mittwoch ist das Oel gewechselt, der Luftfilter gereinigt und auf den Kühler warten wir noch. Jetzt schauen wir den Vergaser an. Wie bereits vorher festgestellt, macht das Ventil für die Benzinzuführung nicht sauber dicht. Auch die Schwimmerfixierung schaut abgenutzt aus. Ernesto und seine Mitarbeiter finden und bauen ein VW-Ventil mit dem entsprechenden Schwimmer ein, das ähnlich aussieht. Da der Kühler noch nicht eingetroffen ist, gehen wir auf einen erneuten Stadtbummel, bloggen und lesen. Eine weitere Nacht verbringen wir in der sauberen Garage «Volks Auto Shop» von Ernesto.



Heute, Donnerstagnachmittag sollte der Kühler bereit sein. Wir sind gespannt. Tatsächlich trifft er im Laufe des Nachmittags, frisch revidiert hier ein und kann montiert werden. Der erste Testlauf hört sich gut an. Jetzt die Leerlaufdrehzahl einstellen, noch die eine oder andere Leckage beheben und die Zündung überprüfen – fertig ist die Reparatur. Mit Ernesto mache ich eine Probefahrt. Er meint das ist das typische Peugeot Motorengeräusch als wir Hügel ab und Hügel rauf kurven. Er würde jedoch mit diesem Auto keine solche Tour machen. Ich muss schmunzeln, schon der zweite Garagier der mir dies sagt. Es scheinen alle vorbelastet zu sein.
Zu unserer Überraschung tauchen plötzlich Barbara und Hannes hier auf. Auch sie haben das eine oder andere zu erledigen. Auf Grund der fortgeschrittenen Stunde, bleiben wir noch eine Nacht hier.


La Paz - Cochabamba
Schon wieder Freitag, Zeit zum Aufbrechen. Wir prüfen nochmals ob alles dicht ist, füllen noch ein wenig Kühlflüssigkeit nach und schiessen ein Gruppenfoto des Gargagenteams. Unter Ernestos Fittichen arbeiten die Burschen sehr sauber und seriös – super gemacht, Danke!
Wir durchqueren die Stadt Richtung Alto. Leider ist wieder überall Markt und die Strassen sind komplett verstopft – mühsam.
Endlich ist es geschafft, wir fahren Stadtauswärts, die Häuserzeilen lichten sich und bei einer der vielen Tankstellen halten wir an um zu tanken. Der Typ meint «Peligroso», wir verhandeln den Preis und im Gegensatz zur Tankstelle in der Stadt, bekomme ich hier Benzin. Wir stellen uns hinter den Laster der gerade am Tanken ist, ich gehe auf die Toilette und als ich zurückkomme teilt mir Erika mit, dass dieses A..loch von LKW-Chauffeur retour in uns hineingefahren ist. Absicht oder nicht, es ist mühsam. Nach der nervigen Stadtdurchquerung nicht gerade ein Lichtblick, die Nerven liegen blank und wir dürfen uns wegen eines Idioten nicht verrückt machen lassen.
Das Thema tanken ist sehr speziell in Bolivien. Eigentlich will die Regierung den Tourismus fördern, weshalb die einheimischen 3.74 Bolivianos für einen Liter Benzin bezahlen und die Ausländer 8.74 Bolivianos pro Liter. Bei den einen Tankstellen muss man eine Passkopie abgeben oder das Nummernschild eintippen, hier hat man mit einem Ausländischen Nummernschild keine Chance auf legalem Weg Benzin zu bekommen. Manche Tankstellen geben an Ausländer grundsätzlich kein Benzin ab. Tolle Förderung des Tourismus!?
Wir haben eine längere Fahrt bis Chochabamba vor uns und so genügend Gelegenheit wieder etwas herunter zu kommen. Die Landschaft ist schön und wechselhaft. Auf einem längeren Teilstück passieren wir wieder mal eine lange Baustelle, es ist staubig und mühsam zu fahren – viel Arbeit.
Die Fahrt durch «Cochabamba» gestaltet sich relativ entspannt und wir finden das Hostal «Las Lilas» auf Anhieb. Nina, die Deutsche Backpackerin die zurzeit hier arbeitet begrüsst uns, lässt uns rein und stellt uns Alex den Besitzer vor. Wir geniessen die Sonne und das warme Wetter in dieser Gegend. Was für ein Gegensatz zu «La Paz».


Hier ist das Frühstück ausnahmsweise im Preis inbegriffen. Wir lassen uns heute Morgen verwöhnen. Anschliessend Mailen, bloggen die Wäsche abgeben und dann fahren wir mit dem Micro-Bus (so heissen die Colectivos hier) in die Stadt zum Markt. Wir kurven durch die Stände und wollen am späten Nachmittag wieder zurückfahren. Leider ist jeder Micro-Bus bis vor die Türe gefüllt. Keine Chance zum Einsteigen. Wir spazieren zurück zur Endstation und haben das Glück einen noch nicht ganz gefüllten Bus zu erwischen, hüpfen rein und zwei, drei Minuten später ist auch dieser bis aufs Trittbrett ausgebucht. Wir holpern rund vierzig Minuten durch die Stadt, die Kiesstrassen ins Quartier hoch und steigen als letzte aus dem Bus aus. Endlich wieder bei unserem WOMO.


Heute ist ein herrlicher Sonntagmorgen. Die Sonne scheint, es wird richtig warm und so geniessen wir nach einem ausgiebigen Frühstück das nichts tun, spielen zwischendurch Tischtennis, lesen und haben eine längere Unterhaltung mit Tim und seiner Tochter Rachel, den beiden Amischen aus Florida. Sie reisen Heute weiter, während wir noch eine Nacht bleiben.

Montag, 12. Juni 2017

KW 21/17 - Peru Süd / Bolivien Nord

Puno

Das Wetter hat umgeschlagen. Es ist kalt, bedeckt und regnerisch. Wir skypen mit den Lieben zu Hause und versuchen die Versicherung die uns per Mail zugesandt wurde zu drucken. Sie haben wohl einen Drucker den ich installiere, aber nicht genügend Papier. Also müssen wir in die Stadt, welches besorgen.
Bevor wir den Oelwechsel am «Kleinen» machen, stelle ich nochmals den Vergaser ein. Die Kerle in Cuzco hatten keine Ahnung und gleichzeitig säuft er immer noch wie ein Loch, rund 19 Liter auf 100 km. Mal sehen ob es beim nächsten Mal besser wird (es wurde besser noch 15 Liter auf 100 km, trotz undichtem Ventil).

Im Laufe des Nachmittags treffen Sandra und Timo (Deutschland) und Anita und Andrew, die beiden Australier, die wir schon in Salento, Kolumbinen getroffen haben ein. Und wieder ein freudiges Wiedersehen. Da das Wetter sich inzwischen zu einem ordentlichen Gewitter, mit Blitz, Donner und heftigen Regenschauern gemausert hat, machen wir zu einem Umtrunk in unserem geräumigen WOMO ab. Anita und Andrew haben viel zu erzählen, wir natürlich auch, aber unsere beide Deutschen Reisegefährten kommen kaum zu Wort (holen wir später nach).


Auch am Dienstagmorgen lässt das Wetter nicht mehr mit sich reden. Allen Beschwörungen zum Trotz, bleibt es gewitterhaft und kalt. Die Australier ziehen aus, Andrew meint es sei zu kalt für Kängurus.
Wir fahren in die Stadt und suchen eine geeignete Garage - leider Fehlanzeige. Keine einzige mag überzeugen. Aber wir haben Glück mit einem guten Copyshop. Das Versicherungsformular ist miserabel formatiert und lässt sich nicht korrekt ausdrucken. Gemeinsam finden wir Wege, dass es trotzdem offiziell und korrekt aussieht. Je zwei Kopien der entsprechenden Versionen (länderspezifisch) und dann weiterfahren zum Einkaufcenter.
Anschliessend zurück zur «Casa Blanca», wo wir am Abend nochmals mit Timo und Sandra zusammensitzen und einen gemütlichen Abend verbringen, während es draussen blitzt und kracht.


Schon wieder Mittwoch. Timo und Sandra wollen schon lange auf die Schwimmenden Inseln. Aber das Wetter lässt es nicht zu und so bleiben sie in ihrem VW-Bus. Auch wir machen es uns im warmen WOMO gemütlich, lesen, schreiben und organisieren unsere Weiterreise. Zur Auflockerung des Tages, machen wir am Nachmittag Guacamole und laden Timo und Sandra dazu ein. So haben wir die Gelegenheit unsere Reiseerfahrungen auszutauschen. Sie kommen von Süden und wir von Norden und damit ist für beide Seiten Interessantes dabei.
Am Abend treffen dann auch Barbara und Hannes, die wir schon in Cuzco getroffen haben ein. Jetzt wird es fast eng auf dem kleinen Platz.


Puno - Copacabana
Heute Donnerstag ist Wetterbesserung angesagt. Langsam aber sicher setzt sich die Sonne durch. Ich setze meine Bloggs ab, dann noch ein paar Bücher von Timo rüber laden und endlich geht es weiter. «Bolivien wir kommen!»
Wir fahren dem Titicacasee entlang, schauen den Bauern bei ihrer Feldarbeit zu und passieren die Grenze bei der Zollstelle «Kasani». Der Beamte ist nicht sehr freundlich aber effizient. Zuerst die Migration, dann müssen wir beim Copyshop ein Formular für unseren «Kleinen» ausfüllen. Hier wird es abenteuerlich. Das Büro ist eine improvisierte Bretterbude und der Typ meint, er müsse zuerst den Generator starten. Oh Wunder es klappt auf Anhieb. Der Strom ist da. Er startet den PC, öffnet ein Formular und meint, jetzt könne ich mich hinter den PC setzen. Nach seiner Anleitung fülle ich das Formular mit den notwendigen Daten. Er ist zufrieden mit meiner Arbeit und erklärt wie wir dasselbe ausdrucken können – perfekt!

Jetzt geht es weiter zur Aduana (Zoll), der tippt nochmals die Daten vom Formular in seinen PC und fertig ist die Geschichte. Dieser Typ ist sehr freundlich, heisst uns in Bolivien willkommen, wünscht uns Glück und eine gute Weiterreise – super Service.
Wir fahren bis Copacabana, ein touristisches Städtchen in einer Bucht, fahren den Strand entlang und halten Ausschau nach dem schwarzen Tor von Dany’s Camping, ein Tipp von Sandra und Timo.
Tatsächlich finden wir das Tor und auch Dany steht schon bereit. Wir finden gerade noch Platz auf dem kleinen Innenhof. Ein deutscher Landrover und ein Mercedes Van aus Basel stehen bereits hier, aber niemand ist zu sehen.
Wir richten uns ein und spazieren anschliessend in die Stadt. Bancomaten suchen, Bolivianos beziehen und dann Richtung Restaurant «La Orilla» auch ein Tipp von Sandra. Zuerst können wir das Haus nicht finden, da das GPS sehr ungenau ist. Wie ich frage, deutet die Frau auf ein Haus das nicht beleuchtet ist. Wir gehen hin, die Türe ist mit einer Kette verschlossen. Sie öffnen um fünf Uhr. Es ist Fünf, als ich an der Türe rüttle, öffnet der Besitzer und ich frage ob geöffnet ist. Er bejaht und entschuldigt sich, das Elektrisch sei ausgefallen. Wir gehen hinein, setzen uns neben den Holzofen. Inzwischen stellen sie überall Kerzen auf, sie sind gut eingerichtet, offensichtlich ist dies nicht das erste Mal. Wir haben noch nicht bestellt, als die Nächsten an der Türe rütteln, den Kopf durch die Türe strecken und noch unschlüssig sind, ob sie eintreten sollen. Ich rufe ihnen zu es sei geöffnet, aber der Strom sei ausgefallen. Sie treten ein und wie ich sie so sehe meine ich, aus Basel, was sie bejahen. Zufälle gibt’s. Dani und Anita nehmen neben uns Platz. Auch sie haben gelesen, dass dies ein gutes Restaurant sei. Trotz Stromausfall funktioniert die Küche einwandfrei und das Essen ist hervorragend. Bei Kerzenlicht essen und unterhalten wir uns. Leider funktioniert die Kaffeemaschinen nicht, weshalb wir frühzeitig zu unseren Wohnmobilen zurückkehren. Anita offeriert Kaffee zu machen, was wir dankend annehmen. Aus Platzgründen, sitzen wir wieder bei uns zusammen.


Copacabana – La Paz
Anita und Dani sind früh startklar, verabschieden sich, während unsere Deutschen Nachbarn (Landrover) im freien Kaffee kochen. Sie fragen ob wir auch welchen wollen. Wir sind dabei und es stellt sich heraus, dass sie noch kein Frühstück gehabt haben. Kurzerhand laden wir sie zu uns ein und gemeinsam machen wir ein bunt zusammengewürfeltes Frühstück. Mit Annemarie und Sebastian (Foto ist leider nichts geworden) vergeht die Zeit wie im Fluge. Eh wir uns versehen ist es Mittag. Auch für uns vier, Zeit zum Aufbrechen. Sie fahren Richtung Peru, wir über die Halbinsel nach La Paz.
Hinter Copacabana geniessen wir nochmals die Aussicht auf die Stadt und den Titicacasee, bevor es bergwärts geht. Wir überqueren die Halbinsel, kommen wieder an die Küste und fahren bis «San Pedro de Tiquina». An dieser Engstelle müssen wir den See mit der Fähre passieren. Es ist sehr windig und der labile Ponton schaukelt und windet sich durchs aufgewühlte Wasser. Es ist erstaunlich wie geschickt der Fährmann dieses schwerfällige Gefährt, alleine anlandet und vertäut, so dass ich rückwärts herunterfahren kann.
Wir fahren noch lange dem See entlang und passieren dabei etliche Baustellen. Es scheint, als ob in Bolivien nur an den Strassen gearbeitet wird. Kilometerweise sind sie am buddeln. Nach einer längeren Fahrt erreichen wir endlich La Paz. Hier wird es echt übel. Wie wir in die Stadt einfahren,
gibt es nur noch Schotterpisten, Baugruben und Umleitungen, es scheint nicht aufzuhören. Wir fahren eine Ewigkeit durch Quartierstrassen, bis wir endlich den Bogen Richtung Flughafen machen und das Stadtzentrum damit umrunden können. Im Einnachten geht es eine gewundene Bergstrasse hinunter bis wir endlich das Hotel «Oberland», unser nächstes Quartier erreichen. Das Hotel wird von Walter, dem Schweizer Besitzer selbst geführt. Dementsprechend sieht die Speisekarte im Restaurant aus – heute wird nicht im WOMO gekocht. Wir treffen Walter im Restaurant und bestellen Lokales. Ich nehme Lama-Steak und Erika entscheidet sich für «Pique a lo Macho», man nennt dieses Gericht auch die Bolivianische Pizza. Es ist ein Mix aus Rindfleisch, Chorizo (Würsten), Tomaten, Ei, Pommes Frites, Zwiebeln. Ein typisch bolivianisches Gericht.


La Paz
Hier haben wir ein funktionierendes Internet und gleichzeitig ist der Tagebuch- und der Blogeintrag gewaltig im Rückstand. Es ist auch Zeit, an unsere Rückreise zu denken. Wir müssen rechtzeitig die Fähre und den Flug organisieren. Das heisst, heute ist Büro angesagt.
Zur Auflockerung bummeln wir durchs Quartier, kaufen Früchte und Gemüse auf dem lokalen Markt. Beim Verleih um die Ecke buchen wir eine Quad-Tour und bei Gerd eine Stadtführung.
Es ist inzwischen wieder nasskalt und Windig. Wir verkriechen uns ins WOMO. Während Erika noch ein wenig liest, besuche ich die Hotel-Sauna. Gerade angenehm bei diesem Wetter.


Diesen Sonntag ist Programm angesagt. Trotz der Wolken am Himmel, stehen wir um neun Uhr im Quad-Verleih, werden mit einer passenden Jacke, Helm und Handschuhen ausgerüstet. Dann geht es über die Strasse, in die nächste Sackgasse zum Üben. Klappt wunderbar, der Guide ist ebenfalls gerüstet und somit geht es ab auf die Piste. Wir fahren die gewundene Bergstrasse hoch, zweigen auf einen Feldweg ab und dann geht es durch Pfützen und Schlammlöcher, hinauf zur Krete. Mühsam sind hier nur die Hunde. Wenn wir vorbeifahren bellen sie aggressiv und sprinten uns nach. Nebst dem Fahren auch noch Hunde verscheuchen ist lästig. Oben angekommen geniessen wir die Aussicht, machen ein paar Fotos und fahren der Krete entlang weiter. Die nächste Abfahrt können wir streichen, da die Strasse weggespült wurde. Dann nehmen wir halt die übernächste, rauschen wieder ins Tal und an den See mit Vergnügungspark. Auch hier ein paar Fotos und nach zwei Stunden kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Das Wetter hat gehalten und ausser ein paar Tröpfchen sind wir trocken geblieben. Quad fahren macht echt Spass.
Wie wir zurück sind, steht Gerd schon für die Stadtführung bereit. Wir Kleiden uns kurz um, ich hole die Kamera und auf geht’s, mit dem Taxi zur Talstation der grünen Gondeln. Wir schweben über den Bonzenhügel bis ins Stadtzentrum, wechseln auf die Gelben Gondeln und schweben hoch zum Quartier Alto. La Paz ist wahrscheinlich eine der Städte, die am meisten Höhenmeter innerhalb der Stadtgrenzen aufweisen. Es sind rund tausend Höhenmeter die wir überwinden. Mancher Taxifahrer bekommt Kopfschmerzen, wenn er bis ganz nach oben fahren muss. Hier auf dem Alto geniessen wir zuerst die Aussicht über die Stadt und das dahinterliegende Bergpanorama.
Spazieren anschliessend durch den riesigen Markt auf dem Plateau,
geniessen frittierte Fische, Schwein vom Spiess spazieren an den Hütten der «Yatiris» (Schamanen) entlang bis zu den blauen Gondeln. Mit diesen schweben wir über den Markt, die Marktgasse auf dem Alto entlang und zurück. Die Aussicht ist sehr speziell. Nebst dem bunten Marktreiben, aus der Vogelperspektive, schweben wir an den verrücktesten Hauskonstruktionen vorbei. Unten sind meistens Geschäfte untergebracht, anschliessend Wohnungen und zuoberst folgt ein Chalet. Die Fassaden sind verglast, verschnörkelt und in allen verrückten Farben gehalten. Offensichtlich kommt dieser Stil mehr und
mehr auf. Er hat auch einen Namen. Abgeleitet von den «Cholos»
(Volksmund für Mestizen, Mischlinge) nennt man diese Bauten «Cholet» (Mischbauten). Hat auch von Chalet was drin – sehr passend. Mit der roten Gondel geht es dann wieder bergab und auf die andere Seite der Stadt. Von der Gondel steigen wir aufs Taxi um und fahren auf den nächsten Aussichtspunkt – herrlich. Von hier spazieren wir zu Fuss durch die engen Gassen in die Stadt hinunter. Besuchen ein nettes Hostal, wo wir auf die Dachterrasse steigen und über die Dächer blicken. Spazieren durch die «Caller Apolinar Jaén», vorbei am Hause, wo einst «Pedro Domingo Murillo» (16. Juli 1809) wohnte, bis zu dem nach ihm benannten Platz. Er war Patriot und spielte eine Schlüsselrolle im Kampf um die Unabhängig Boliviens. An der «Plaza Murillo» stehen das alte und dahinter im Bau, das neue
Regierungsgebäude. Die Hauptstadt von Bolivien ist «Sucre», aber in La Paz ist der Regierungssitz zu Hause. Vor dem Regierungsgebäude ist der Kilometer «0», ab hier werden die Kilometerangaben gemacht. Inzwischen wird es bereits langsam dunkel. Wir beschliessen nochmals mit der Gelben Gondel hochzufahren und auf das Lichtermeer der beleuchteten Stadt zu Blicken. Leider kommt ganz oben bereits Nebel auf. Wir steigen deshalb gleich um und rauschen wieder talwärts. Der Ausblick aus der Gondel ist fantastisch. Auf der einen Seite das Lichtermeer unter uns und auf der anderen Seite klettern die Lichter überall die Hänge hinauf und in die verwinkelten Täler hinein. Eine sehr spezielle Stadt dieses La Paz.
Auf dem nach Hause Weg, führt uns Gerd zu den Bruchos (Hexen). Schauen in einen Laden hinein der alle möglichen Dinge anbietet. Pillen und Pülverchen für ein erfülltes Liebesleben. Wiederum andere um den Ehemann gefügig zu machen oder in der Ausbildung zu brillieren. Allerlei Kerzen
und Düfte für ein harmonisches Zusammenarbeiten am Arbeitsplatz oder Lamaföten um ein Haus einzuweihen, um Schutz und Glück zu bitten. Bruchos und Yatiris sind nach wie vor ein wichtiger Teil dieser Gesellsdhaft.
Gerd ist ein spezieller Stadtführer. Seit 34 Jahren in Bolivien hat man das Gefühl, er ist mit Leib und Seele diesem Land verfallen. Er kennt jeden Winkel der Stadt, kann über Freud, Leid und die verzwickte Historie des Landes alles erzählen. Er deckt uns den ganzen Tag mit Informationen und Geschichten zu, aber man bekommt keine Minute das Gefühl es sei langweilig oder uninteressant – super gemacht!
Nach diesem erfüllten und langen Tag kehren wir alle Müde ins Oberland zurück. Jetzt noch eine heisse Suppe, es ist wieder kalt geworden und dann ab in die Pfanne. Bis zum nächsten Mal.

Donnerstag, 8. Juni 2017

KW 20/17 - Peru Süd

Cuzco
Wir beschliessen noch einen Tag länger in Cuzco zu bleiben. Wir warten auf ein Angebot für die Versicherung der restlichen Länder und auch die Anfragen für die Rückverschiffung sind noch zu machen. Viele Verabschieden sich heute und so wird es zunehmend ruhiger auf dem Platz. Wir skypen, schreiben am Blog und verbringen den Sundowner nochmals bei Klaus und Gisela. Etwas später stossen auch Barbara, Hannes dazu. Zeitig verabschieden wir uns und rüsten das Nachtessen, als Lucas und Eveline, die wir früher schon getroffen haben, hier ankommen. Sie haben uns per Mail angefragt wo man hier übernachten kann, haben jedoch etwas länger hierher gebraucht. Wir machen noch auf einen Schlumi ab und erzählen einander, was seit unserer letzten Begegnung in «Nazca» gelaufen ist. Es wird wieder ein gemütlicher Abend.


Cuzco - Yauri
Endlich geht es weiter. Zuerst fährt unser «Kleiner» ganz gut, aber mitten im Stadtzentrum im Stossverkehr, säuft er wieder ab. Inzwischen weiss ich wie der Hase läuft. Motorhaube auf, Benzinzufuhr abklemmen, Anlasser betätigen bis das überschüssige Benzin verbraucht ist und dann kommt er. Weiter geht’s.
Etwas ausserhalb von Cuzco füllen wir unsere Propantanks ohne Probleme auf und fahren bis kurz vor «Sicuani» Hier zweigen wir in die Berge ab. Martin hat uns vor der schlechten Strasse gewarnt und so nehmen wir die alternative Route, die parallel dazu, durch die Berge führt. Auch die ist nicht besser. Am Anfang noch Teerstrasse die alsbald in eine holprige und staubige Kiesstrasse übergeht.
Die Landschaft selbst ist wunderbar, mit viel Grün, praktisch keine Bäume und immer weniger besiedelt. Dazwischen kleine Seen, Bäche und steinige Hochebenen. Auf Grund der Beschaffenheit der Strassen kommen wir nur langsam vorwärts. Stundenlang geht es zwischen 4000 – 5000 müM durch die Berge und wir entscheiden uns, hier auf dieser schönen Hochebene zu Übernachten.
Wie uns eine gemischte Herde aus Lamas, Alpakas und Schafen auf der Strasse entgegenkommt und dann in die Hügel abzweigt, steht die Sonne schon tief und die Beleuchtung ist wunderbar. Ich halte an, damit Erika ein paar Fotos der Tiere machen kann. Die Hirtin ist bereits weiter oben unterwegs und wie wir stoppen, beginnt sie mit den Armen zu fuchteln und versucht uns zu verscheuchen – was soll das? Plötzlich schwingt sie die Steinschleuder die sie dabei hat und als wir nicht weiterfahren, hebt sie einen Stein auf bestückt die Steinschleuder damit und beginnt uns zu beschiessen. Das ist schlecht und wir fürchten um unsere Frontscheibe, so gebe ich Gas, aber die Lady ist so fix, dass schon der zweite Stein angeflogen kommt – wow, das war knapp.

Wir sind etwas befremdet, sowas haben wir noch nirgends erlebt. Im Gegensatz zu den anderen Hochebenen die wir bisher bereist haben, sind hier in dieser abgelegenen Gegend, alle Herden von mindestens einem Hirten und einem oder mehreren Hunden bewacht. Wir setzen den Weg fort und halten für ein paar schöne Stimmungsbilder an verschiedenen Orten an. Zuerst sind wir alleine, kein Mensch ist in dieser Gottverlassenen Gegend zu sehen. Sobald wir jedoch Anhalten, taucht irgendwo hinter einem Busch oder unter einem kleinen Schutzdach ein Mensch auf und beobachtet uns mit Argusaugen. Überall hat man das Gefühl Misstrauen liegt in der Luft. Wir ändern deshalb unsere Pläne und zur Schonung unserer und der Nerven der lokalen Bevölkerung ziehen wir weiter.
Wie wir später erfahren, kostet ein Lama rund 1000 Dollar und in Argentinien haben sie Probleme mit herumziehenden Banden, die Herden abschlachten, die besten Stücke entfernen und abhauen. Dies könnte in dieser Abgeschiedenheit viel erklären.
Wir durchqueren die Stadt «Yauri», finden keinen geeigneten Platz und fahren dahinter, im Dunkeln wieder in die Pampa hinaus. Diesmal ist der Weg echt übel. Riesige Schlaglöcher, Spurrillen und der Kies erlauben nur gerade Schritttempo.
Plötzlich sehen wir am Strassenrand ein bekanntes Expeditionsfahrzeug. Christian und Sonja, die einen Tag vor uns in Cuzco aufgebrochen sind stehen am Wegrand. Wir beschliessen unser WOMO daneben zu parkieren und ebenfalls hier zu übernachten. Es gibt ein grosses Hallo und dabei erfahren wir, dass sie eine Panne haben. Die Dachträgerverstrebungen sind gebrochen und er droht mitsamt der Ladung und dem Klimagerät abzustürzen. Sie haben heute Leute getroffen, die versprochen haben Morgen vorbei zu kommen.


Yauri - Chivay
Ich bin früh auf und geniesse den Sonnenaufgang über der Hochebene. Die ersten Sonnenstrahlen auf den umliegenden Bergspitzen, die wabernden Nebelschwaden über dem Dorf. Diverse schwarze Ibisse und Raubvögel kreisen am Himmel und ziehen neugierig und knapp über unsere Wohnmobile hinweg. Dasselbe gilt für die Leute die hier Leben und zur Arbeit fahren. Viele fahren ganz nah vorbei und schauen interessiert die fremden Gefährte an. Wenn sie uns sehen, sind sie ganz verlegen, aber wenn wir winken, winken alle freundlich zurück, teilweise ganze Colectivos wedeln mit den Händen.
Nach dem Frühstück ist von den Mechanikern leider immer noch
nichts zu sehen. Wir beratschlagen, was zu tun ist. Es gibt zwei Optionen. Den Gepäckträger an Ort und Stelle demontieren oder fixieren und dann in die Stadt zurückfahren zum Mechaniker und ein Provisorium aus Eisen zuschneiden und montieren. Aluminiumschweissen können sie hier nicht.
Plötzlich tauchen die Mechaniker doch noch auf. Unsere Kollegen entscheiden sich für das fixieren und langsam in die Stadt zurückfahren. Zuerst sichern wir mit Draht und unterlegen
Holzklötze, damit der Dachträger nicht aufs Kabinendach schlägt. Bei der ersten Fahrprobe stellen wir fest, dass diese Lösung noch zu labil ist. Ich hole unsere Ersatzspanngurte und wir spannen den Dachträger aufs Kabinendach hinunter, indem wir die Gurte durch die Kabine führen. Die zweite Fahrprobe zeigt, dass dies schon viel Stabiler ist. Zusätzlich mit Seilen gesichert, fahren Christian und Sonja, begleitet von den Mechanikern in die Stadt zurück.
Wir entscheiden uns dem holprigen Weg zu folgen und nicht nochmal in die Stadt zurück zu fahren um einen besseren Weg zu suchen. Wir passieren eine Erzmiene, müssen zweimal durch den Bach ausweichen, da die Strasse weggespült wurde und erreichen schliesslich dahinter die Hauptstrasse. Dieselbe ist eine festgefahrene, mehr oder weniger Ebene Kiesfahrbahn. Jetzt geht es wieder schneller vorwärts. Nach einer Baustelle, könnten wir auf einer geteerten und schönen Strasse weiterfahren. Dieselbe macht jedoch einen riesigen Bogen, weshalb wir wieder in die Berge abzweigen und weiterhin auf einer staubigen und holprigen Strasse die Hochebenen und Seen passieren. 

Mitten im Nirgendwo, bei einem Staudamm stossen wir auf einen Lebensmittel Kontrolllposten. Der gute Mann will wissen welche Früchte wir dabeihaben. Wir teilen ihm mit, dass wir die lokalen Granadilla und Bananen für den Eigengebrauch mitführen. Offensichtlich ist dies ok. Nach einem kurzen und freundlichen Wortwechsel können wir weiterziehen. Unterwegs nochmals tanken aus den Reservekanistern und beim Eindunkeln erreichen wir «Chivay». Bei der hiesigen Tankstelle nochmals den Tank und die Kanister auffüllen und fragen, ob wir hier übernachten können. Dies sei kein Problem meint der Tankwart. Wir stellen unseren «Kleinen» auf den gegenüberliegenden Platz, müssen dann zuerst das Gröbste entstauben, bevor wir ein einfaches Nachtessen richten können. Ich gehe noch kurz einkaufen, dann Nachtessen und schon ist es wieder Zeit zum Schlafen gehen. Wir wollen Morgen um sechs Uhr früh los, so dass wir um acht Uhr beim Mirrador «Cruz del Condor», im «Cañon de Colca» sind und den Kondoren beim Vorbeiflug zuschauen können.


Chivay – Cruz del Condor (Cañon de Colca)
Um sechs Uhr fahren wir ohne Frühstück los. Wir haben gehört, dass es auf Grund der schlechten Strassenverhältnisse eine rund zwei Stunden dauernde Fahrt bis zum Ziel ist. Die Kondore fliegen vorwiegend zwischen acht und zehn Uhr am Morgen.
Wie wir in den Cañon einfahren erleben wir die erste Überraschung. Am Horizont, qualmt der rund 6000 Meter hohe Vulkan «Sabancaya», stösst immer wieder grössere Asche- und Rauchwolken aus. Wir fragen uns was dies wohl zu bedeuten hat. Da wir keine Nachrichten hören, orientieren wir uns an der lokalen Bevölkerung. Momentan sind noch alle relativ entspannt. Die zweite Überraschung erwartet uns nach der Zahlstelle. Die Strasse wurde neu präpariert und ist hervorragend zu fahren. Auch gut, so kommen wir rascher vorwärts. Offensichtlich sind sie hier gut auf die Saison vorbereitet, die vorwiegend die Monate Juli, August und September betreffen. Es ist Winterzeit, kühl aber dafür trocken. Rund eine Stunde früher, treffen wir auf dem grossen Parkplatz neben dem Aussichtspunkt ein. Platzieren unser WOMO im untersten Eck des Parkplatzes und spazieren frühzeitig zur Beobachtungsplattform hinunter. Wir sind jetzt noch die einzigen, geniessen

die Landschaft und die vielen Vögel die uns unterwegs begegnen. Die Blumen blühen und die Sonne kriecht langsam über die Berge. Punkt acht Uhr kommen die Touristenbusse, kleine wie grosse zu Hauf hier an. Laden hunderte von Besuchern aus, die sich anschliessend auf die verschiedenen Plattformen verteilen – aus ist’s mit der Ruhe.
Auch die Kondore lassen nicht auf sich warten. Sie kreisen noch tief im Tal und da die Thermik noch nicht ideal ist, sitzen sie immer wieder in der Felswand ab. Während die Sonne die Felsen wärmt und die Thermik stetig besser wird, steigen die riesigen Vögel immer höher. Ein besonderer
Sonnyboy, setzt sich direkt vor den Touristen auf einen Felsen und lässt das Kameragewitter entspannt über sich ergehen. Nun wird es spannend, viele Kondore haben inzwischen die Höhe der Aussichtsplattform erreicht, fliegen knapp unter-, oberhalb oder auf gleicher Höhe an den Touristen vorbei. Neugierig beäugen sie dieselben und man fragt sich, wer hier wen beobachtet und für wen hier welche Show abgezogen wird. Bis zehn Uhr haben wir die Gelegenheit den Anden-Kondor, den grössten Vogel der Welt aus allen Perspektiven fotografieren zu können. So pünktlich wie sie gekommen sind, so pünktlich verziehen sie sich wieder.
Dasselbe gilt für die Touristen und so sind wir urplötzlich alleine an diesem schönen Ort.
Alles ist hier gross wie wir feststellen. Die Berge, die Schluchten, die Vögel. Nebst dem Kondor fliegt einer der weltweit grössten Kolibris hier herum – sagenhaft.
Den restlichen Tag geniessen wir die Sonne, die Berge und machen einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Klippen. Fotografieren die blühenden Blumen, die verschiedenen Vögel, Viscachas, machen Nachtessen und gehen zufrieden zu Bett.


Cruz del Condor (Cañon de Colca) – San Antonio de Chuca
Heute Morgen wollen wir der Flugshow nochmals beiwohnen. Die Show startet zur gleichen Zeit. Touristen und Kondore fahren bzw. fliegen gleichzeitig ein. Nur diesmal ist offensichtlich die Thermik etwas anders. Die riesigen Vögel fliegen heute nicht mehr so nah und schön der Klippe entlang, sondern schrauben sich relativ rasch in die Höhe und entschwinden dann über den Bergkamm. Für ein paar Fotos hat es doch noch gereicht.
Auch wir brechen auf, fahren zurück nach «Chivay» und dann über die gut ausgebaute Teerstrasse Richtung «Juliaca». Wir passieren eine Hochebene mit Blick auf diverse Vulkane, halten beim Mirador «De los Andes» (Tramo de la Cordillera Volcanico en los Andes Central) und geniessen den Ausblick. Die Asche- und Rauchfahne des «Sabancaya» (der Name ist Quechua und bedeutet Feuerzunge) hängt in der Luft und ist weithin zu sehen. Er ist einer der aktivsten Vulkane dieses südamerikanischen Landes.
Wir fahren weiter bis wir kurz vor «San Antonio de Chuca» eine eigenartige Felsformation sehen. Ein verwittertes Schild weist über einen schwer sichtbaren Feldweg zum Mirador. Wir wenden und fahren bis vor die Felsformation. Ein wunderbarer Platz für die Nacht.
Ich nehme vor dem zu Bett gehen noch einen Augenschein und verkriech mich anschliessend im warmen WOMO. Wie die Sonne weg ist, kommt ein kalter Wind auf und es ist nicht mehr so angenehm draussen.


San Antonio de Chuca - Puno
Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich und wie ich den Vorhang zu Seite schiebe sehe ich, dass die Scheiben mit Reif überzogen sind. Es ist wirklich kalt hier oben. Ich wasche mich «kurz», (schlotter), ziehe mich an, packe die Fotoausrüstung marschiere durch die eigenartigen Felsformationen. Die Sonne wärmt bereits und taucht die Gegend in ein wunderbar warmes Licht. Wie ich um die nächste Felsnase biege, sehe ich die ersten Hasen. Riesige Viecher, die hier fressen und spielen. Im Sonnenlicht wirkt das «Peruanische Federgras» und die grünen Polster der «Yareta» (azorella compacta) fantastisch. Man meint es sei ein moosbewachsener Felsen, aber es handelt sich dabei um eine besondere Polsterpflanze, die aus tausenden kleinen Blumensternen besteht. Sie wächst sehr langsam ist steinhart und kann bis über einen Meter gross werden. Da in dieser Höhe Holz rar ist, verwenden sie die Einheimischen zum Feuer machen. Dies dezimiert die Bestände unglücklicher Weise sehr stark.Wie ich zum WOMO zurückkehre, begegnen mir zwei neugierige Viscachas. Sie gehören zur Gattung der Chinchillas und sind hier zuhause.
Beim «Kleinen» angekommen, ist der Kaffee gerade fertig und es gibt Frühstück. Eine wunderbare Gelegenheit, die durchgefrorenen Finger wieder aufzuwärmen.

Anschliessend machen wir alles Startklar, spazieren nochmals gemeinsam durch diese eigenartige Landschaft und begegnen einer peruanischen Familie, die einen Ausflug hierher gemacht hat. Wir schiessen für sie ein Gruppenfoto und tauschen ein paar Worte aus.
Dann geht es weiter. Die Route ist stark befahren und immer wieder begegnen uns Lastwagenkonvois, die Material aus den umliegenden Erzmienen transportieren. Über «Juliaca» fahren wir bis nach «Puno» am Titicacasee. Im Hotel «Casa Blanca» ein paar Kilometer hinter «Puno» liegt unsere neue Bleibe. Wir sind die einzigen, werden von der Besitzerin, einer älteren Frau, freundlich willkommen geheissen, parkieren im Innenhof und richten uns ein. Ich versuche den WiFi-Code einzugeben, aber es funktioniert nicht. So gehe ich nochmals zur Lady auf dem Feld, frage sie nach dem richtigen Code und siehe da, die Zahl sechs, war in Wirklichkeit ein Buchstabe b. Mit dem richtigen Code und ein paar Bohnen zum Nachtessen kehre ich zurück – nicht schlecht.



Puno
Schon wieder eine Woche rum und es ist Sonntag. Zuerst wollen wir nur einen kurzen Wander-Ausflug machen. Das Wetter ist sonnig und warm und der Besitzer schlägt uns vor, die Schwimmenden Inseln von Uros (vor Puno) zu besuchen. So fahren wir mit dem Colectivo nach «Puno». Machen eine Stippvisite beim Markt und spazieren anschliessend zum Seeufer. Hier werden wir von einem Einheimischen angesprochen. Er macht Bootsfahrten nach «Uros» und zeigt den Touristen wir er dort lebt. Die Preise stimmen, wir schlagen ein und fahren mit ihm bis zum Bootanlegeplatz. Von hier aus geht es mit einem kleinen Motorboot durch die Totora-Schilffelder
zum schwimmenden Dorf. Wir legen bei seinem Haus an und steigen auf die Schilfinsel um. Es ist ein merkwürdiges gehen auf dem Schilf. Unser Führer erklärt, wie die Inseln aus Wurzelballen des Totora-Schilfes zusammengefügt werden. Jede Familie hat ihre eigene Insel, die zum einen im See und zum andern beim Nachbarn verankert werden, so dass sie einen Kreis bilden. Dies ist dann das schwimmende Dorf. «Uros» beheimatet rund 3200 Einwohner, die zur Volksgruppe der Aymaras gehören.
Erstaunlicher Weise findet man auf jeder Insel mehrere Solarpanelen, während dieselben im Rest des Landes noch rar verteilt sind. Leider ist das Ganze heute eine riesen Touristenattraktion und damit eine einzige Show. Vom eigentlichen Dorfleben bekommt man nur sehr wenig mit. Die Preise im Inselrestaurant sind leider auch völlig überteuert – schade. Im ganzen Titicacasee gibt es verschiedene Schwimmende Inseln die man besuchen kann. Ob die anderen besser sind, können wir nicht beurteilen.
Wir machen noch einen Ausflug auf den See hinaus und versuchen die einen oder anderen Wasservögel zu fotografieren. Aber es gelingt nicht so recht. Sie sind zu scheu, die Buchten zu seicht um hineinzufahren, in der Hauptwasserstrasse herrscht zu viel Verkehr und der See ist vom Ufer aus weit attraktiver als hier. Müden machen wir uns auf den Rückweg. Heute sind wir nicht ganz zufrieden, aber Interessant war es trotzdem.