Es ist wieder mal Montag und wir fahren weiter durch die
Berge nach «Palenque». In der Region Chiapas und vor allem in den Bergen sind
die Dörfer viel gepflegter. Die Leute haben hier eine ganz andere
Energie und einen eigenen Stolz, der sich von den anderen Gegenden in Mexiko
abhebt. Die Frauen laufen in den traditionellen Kleidern, weisse Blusen mit
Blumen oder Streifenmuster, je nach Region, dazu traditionelle Röcke, herum.
Sie laufen, fahren mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Sammeltaxi, meist ein
Pickup. Diese Taxis werden bis zum Bersten gefüllt und wenn hinten auf der
Stossstange jeder Stehplatz besetzt ist, ist das Taxi voll. So besetzt fahren
sie dann mit bis zu 90 km/h durch die Gegend. Wir bzw. der Junge vor uns hatte
Riesen Glück. Er verlor mit den Füssen den Halt, wurde ca. 50m mitgeschleift,
bevor er sich wieder hochrappeln konnte. Die Geschwindigkeit wurde kein wenig
verringert währenddessen – wildi Sieche.
Ein weiteres Merkmal, vor allem in den Bergen sind sie
meistens mit Machete unterwegs. Dieses Universalinstrument wird für alles gebraucht.
Zum Pflücken, mähen, als Nussknacker und so weiter. Was uns überrascht hat war
die Tatsache, dass die meisten Strassenränder mit der Machete gemäht werden.
Man sieht praktisch keine Rasenmäher oder professionelle Mähmaschinen.
Endlich sind wir in den Ruinen von «Palenque» angekommen. Es
ist noch morgen früh, aber die ersten Touristen strömen bereits zu den
Eingängen, wo sie von Tour-Guides angesprochen werden. Überall werden hier
Mückenschutzmittel, Essen überteuerte Mineralwasser, 20 Pesos pro Liter angeboten
(im Chedraui kosten vier 1,5l Wasserflaschen gleichviel).
Diese Ruinen unterscheiden sich Architektonisch nochmals von
denen die wir bereits gesehen haben. Die ganze Anlage befindet sich im Urwald,
ist sehr weitläufig und bietet die Möglichkeit auf die einzelnen Pyramiden zu
steigen. Obwohl wir wieder komplett nass sind vom Schwitzen und teilweise
vom
Regen, geniessen wir den Ausblick über die Anlage und den Dschungel. Das
Treppensteigen ist gleichzeitig ein gutes Training als Ausgleich zum Sitzen
während der langen Fahrt. Nebst den Archäologen und Arbeitern, die permanent am
Restaurieren der Anlage sind, bewohnen Fledermäuse die alten Mauern, im Wald
hört man die Brüllaffen und wir hatten Glück und konnten heute das erste Mal Tukane
beobachten.
Das nächste Etappenziel ist «Escárcega». Es wird zunehmend
flacher, die Strassen wieder breiter und vor allem geht es gerade aus.
Unterwegs begegnen wir der ersten Boa, die bereits erfolgreich und in einem
Stück über die Hauptstrasse schlängelt. Sie hat die Gegenfahrbahn erreicht und
die Chancen stehen gut, dass sie durchkommt – wir wünschen viel Glück.
In «Escárcega» übernachten wir hinter dem Restaurant «Parador
Touristico», wo wir als Nachtessen «Spatz» eine typische Schweizer Spezialität
(kennen sie hier nicht), serviert bekommen, als Beilage gibt es Tortillas statt
Brot.
Escárcega (Champeche) – Uxmal (Yucatan)
Heute Morgen freuen wir uns bereits auf die Ruinen von «Uxmal»,
eine wichtige Stadt der Mayas. Wir sind gespannt, machen uns früh auf die
Socken. Im Laufe des Nachmittags sind wir vor Ort. Es herrscht immer noch viel
Betrieb. So fahren wir zuerst zum «Eco Parque Museo del Chocolate» (Choco
Story). Eine wunderschöne Parkanlage, die unterschiedlichste Pflanzen von «Yucatan»
und deren Nutzen für die Mayas präsentiert. In den verschiedenen Hütten die man
besuchen kann, wird die Geschichte des Kakao, der Kultivierung desselben zur Maya
Zeit, dessen Zubereitung und Bedeutung bis hin zur Produktion moderner
Schokolade, dargestellt. Es sind typische Hütten mit dem entsprechenden
Haushalt der Maya oder sogar ein Bienenhaus derselben nachgebaut. Dazwischen ertönt
immer mal wieder ein Hornsignal, das von einem Einheimischen mit einer Muschel
erzeugt wird. Dies kündigt jeweils die nächste Präsentation an. So können wir
einen «Chultúne» und der
«Maya Zeremonie» zur Huldigung des Regengottes und des
Kakaos, beiwohnen. Wasser zur Kultivierung von Pflanzen ist auf «Yucatan» Mangelware.
Das heisst, es muss Regenwasser aufgefangen und über längere Zeit gespeichert
werden. So entstanden die «Chultúne» oder «Chulub Tun», unterirdische Zisternen
die überall zu finden sind. Städte und Dörfer wurden neben den jeweiligen
Wasserstellen errichtet. Die «Cenotes», natürliche, unterirdischen Höhlen
(offen oder geschlossen), meist durch unterirdische Flüsse gespiesen, waren wichtige
Wasserspender und wurden zu Mayazeiten auch für die Kultivierung von Kakao
genutzt. Kakao benötigt am Anfang viel Schatten und nachher vor allem viel Sonne,
gleichmässiges Klima und viel Wasser (1600 – 2500 mm Regen pro Jahr). Das Klima
auf «Yucatan» ist deshalb ungeeignet für den Kakao-Anbau (heute nur gerade 1%
des Welthandels). Kakao war deshalb eine edle Frucht, die auch entsprechend
verehrt und genutzt wurde. Zum Abschluss probieren wir den Kakao nach original
Maya-Rezept, verfeinern denselben mit Chili, Honig und anderen Zutaten – ist
gut aber gewöhnungsbedürftig.
Beim Ausgang gibt es endlich lokale Schokolade zum Probieren.
Sie kann durchaus mit Schweizer Schokolade mithalten. Von neutral, über süss,
bis sehr würzig ist alles da – dass war lecker
Als wir zu unserem WOMO spazieren ist es schon dunkel. Ich
frage an der Rezeption des Hotels, ob wir auf dem Parkplatz beim Schokomuseum
übernachten können. Sie meinen kein Problem, also bleiben wir und sparen die
Kosten für den teuren Parkplatz vor den Ruinen.
Uxmal – Homún (Yucatan)
Am morgen früh, spazieren wir zu Fuss zu den Ruinen. Die
Reisecars von «Cancun» oder die typischen Kleinbusse fahren auch bereits ein.
Schnell durch den Kassenbereich und ab in die Anlage. Die erste Sensation finden wir gleich zu Anfang. Hier steht
die ovale Pyramide «Tempel des Zauberers». Architektonisch ist dieselbe
einzigartig in der Maya Welt. Sie ist von allen Seiten beeindruckend. Wie wir
durch die Ruinen marschieren, dann der erste Schreck, der Stein neben uns hat
sich bewegt. Erst jetzt nehmen wir den «Schwarzen Leguan» neben uns war. Sie
sind hier überall zu Hause und nicht gefährlich. Aber wenn man um eine Ecke
biegt oder einen Raum betritt, muss man darauf gefasst sein, dass sie einem anfauchen
und davonrennen – nicht erschrecken. «Uxmal» ist weitaus die schönste Anlage
die wir bisher gesehen haben. Man kann überall hin, auf die Pyramiden
hochsteigen und über die weiten Grasflächen spazieren. Die Anlage wurde auf
einem Hügel gebaut und bietet einen wunderbaren Rundblick. Alles ist sehr
gepflegt und es hat vor allem keine Händler in der Anlage. In den Ritzen, zum Greifen
nah, finden wir auch hier unsere Fledermäuse. Die Bäume und Büsche der Anlage,
sowie der nah gelegene Urwald, sind ein Vogelparadies. Auch diese Gäste werden
fotografisch festgehalten. Nach einer ausgiebigen Besichtigung und einer entspannten Runde durch die Anlagen, fahren wir weiter.
«Homún» mit seinen «Cenotes» ist das Ziel. Beim
Familienhotel «Santa Maria» finden wir eine Bleibe für die Nacht. Die Chefin
meint, wir können auf dem Parkplatz in der Anlage übernachten. Können das WC,
die Duschen, den Pool und Strom nutzen. Nach den Kosten gefragt, meint sie, es
ist eine Frage der Konsumation aber auch sonst sei es nur ein kleiner Betrag.
Wir lassen uns überraschen.
Nach einigen verschwitzen Tagen sind wir froh, einmal
duschen zu können und der Pool ist Luxus pur, den wir ausgiebig geniessen. Anschliessend gibt es ein vom Kellner vorgeschlagenes, für «Yucatan»
typisches Nachtessen. Zuerst eine «Sopa de Lima» und anschliessend «Panuchos».
Sehr gute Wahl, sehr abwechslungsreich, feinschmeckend und gut verdaubar, sodass
wir auch schlafen können.
Homún – Chichén
Itzá – Valladolid (Yucatan)
Der Platz ist wirklich günstig, wir bezahlen nur das
Nachtessen von gestern Abend, mehr will sie nicht. Die «Cenotes» im Ort
besichtigen wir trotzdem nicht. Es geht viel zu marktschreierisch und zu teuer,
zu und her. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit bietet eine schöne «Cenote»
gleich inklusive. Lassen wir uns überraschen.
Wir fahren bis Valladolid zur «Hazienda San Lorenzo» die ausserhalb
der Stadt, neben der «Cenote» «Oxman» liegt. Im Dunkeln durchqueren wir die
Stadt und fahren ins Outback. Die Strasse wird immer schlimmer und wir fragen
uns, was wir am anderen Ende finden werden. Plötzlich taucht im
Scheinwerferlicht ein vielversprechender Eingang auf, wir umrunden das Gebäude
und halten auf der Seite an. Zu unserer Überraschung kommt ein junger Mann zu
uns gesprintet, stellt sich als Gerardo vor und meint, wir könnten hinten in
die Anlage reinfahren und parkieren – machen wir. Der Platz ist gross und wir
parkieren direkt vor dem Haus.
Wir haben hier Stromanschluss, WC, Dusche und einen
wunderschönen Pool zur Verfügung. Auch ein Zimmer könnten wir zum selben Preis
beziehen, aber heute bleiben wir unserem «Kleinen» treu.
Auch Arturo haben wir inzwischen kennen gelernt. Wie sich
herausstellt, haben Gerardo und Arturo diese Anlage erst seit zwei Wochen
gemietet. Der vorherige Pächter hat alles verfallen und verwildern lassen. Sie
sind seit zwei Wochen am Aufräumen, Reparieren und herrichten. Die Anlage sieht
jetzt schon vielversprechend aus und wenn die Jungs das Umsetzen was sie
vorhaben, wird es ein wunderbares Plätzchen.
Bevor wir ins Bett gehen, trinken wir noch ein Bier an der
Bar. Ich offeriere den beiden ebenfalls ein Bier. Sie nehmen gerne eines,
wollen aber dass wir nur unsere bezahlen. Arturo haben wir damit erfolgreich
von der Arbeit abgehalten und so kommen wir in ein intensives Gespräch.
Plaudern über unsere Reise, ihre Pläne zur Errichtung der Anlage. Es gibt ein
zweites Bier und dann präpariert Arturo «Skil’paak» (pikantes Kürbismus) einen
typischen Apéro und «Jicama» (fast wie Kohlrabi) mit Limettensaft und Chili, ein
Dessert von «Yucatan». Wir erfahren auch, dass es hier noch eine Stufe pikanter
zu geht. In «Yucatan» wird nicht der Grüne, sondern vorwiegend «Habanero Chili»
verwendet – schon fast Waffenscheinpflichtig. Eine weitere Spezialität wird
aufgetischt und Arturo gibt mir «Habanero Chili» zum Aufschneiden. Das gibt
Hunger, aber wir haben noch Ware im WOMO und so lehnen wir ab, als sie uns
Essen bestellen wollen. Stattdessen besorge ich Würstchen, Schinken, Zwiebeln,
Käse und Tomaten aus unserem Bus. Sie sind erstaunt, dass wir die Zwiebeln roh
essen, das machen sie hier normalerweise nicht. Arturo langt jedoch kräftig zu
und selbstverständlich wird die Zwiebel vorher in die Limetten-Chili-Sauce
getaucht.
Es ist schon finstere Nacht und unsere Mexikaner schlottern
ob der Kälte, so beschliessen wir schlafen zu gehen.
Valladolid – Rio Lagartos (Yucatan)
Heute Morgen geniessen wir zuerst ein Bad in der Cenote Oxman. Ein wunderschönes Fleckchen, mit den Baumwurzeln und Blättern bis zum Wasser hinunter. Dies und das blaue, klare und erfrischende Wasser, sorgen für eine spezielle Stimmung in dieser Anlage - herrlich!
Gegen Mittag und fahren wir zum «Rio Lagartos». Eine riesige Lagune mit
einer einzigartigen Tierwelt. Ein weiteres Phänomen ist die Rosafärbung des
Wassers in einem Teil der Lagune. Die Färbung kommt durch die Salzkonzentration
im Wasser zustande.
Die Strassenverhältnisse sind weitgehend gut zu fahren. Dort
angekommen, geniessen wir vorerst den Sonnenuntergang auf der Veranda des
Restaurants «Maya» und buchen für morgenfrüh eine vierstündige Bootstour zu den
Wasservögeln in der Lagune. Fahren anschliessend ans Ende der Hafenstrasse und
übernachten direkt am Wasser.
Rio Lagartos – Valladolid (Yucatan)
Pünktlich starten wir mit unserem Guide es ist früh, das
Licht ist sehr wechselhaft, da schwarze
Wolken am Himmel stehen. Wir hoffen es
wird gut und fahren zuerst hinaus zu den Flamingos. Die meisten Touristen
kommen hier vor allem der Flamingo wegen. Die Wassertiefe in der Lagune ist
sehr gering, auch hier wird das Boot an die Flamingos herangeschoben. Mit etwas
Glück kann man hier auch Krokodile beobachten. Es gibt sogar eigene
Nachtsafaris zu den Tieren. Wir begnügen uns mit den Wasservögeln, fahren mit
Vollgas in die Lagune hinaus und biegen in einen Seitenarm ab. Es ist
verhältnismässig Ruhig und wenn wir Vögel sehen, fliegen sie relativ früh
davon. Wir fragen uns schon, ob es der richtige Entscheid war. Wir haben jedoch
einen guten Guide bekommen. Er kennt die Vögel gut und trällert mal dem Einen
oder
Andern zu, so dass er neugierig näherkommt und seinen Schnabel um die
vielen Blätter hält – reicht knapp für ein Foto. Den endemischen «Mango ….»,
(den Namen konnte ich mir nicht merken), konnten wir beobachten und
anschliessend ging es los. Baumweise weisse Ibise, viele verschiedene Reiherarten,
Fischadler, Schwarze Falken, graue Pelikane (sind hier zu Hause), weisse
Pelikane (Zuwanderer aus Kanada), Rosa Löffler und sogar die Nasenspitze eines
Krokodils lassen sich blicken – was für eine Show.
Zwischendurch ein Gewitter mit heftigem Regenfall, Wind und
immer wieder schönes Wetter, tauchen die Lagune in ein wunderschönes Licht und sorgen für
stimmungsvolle Bilder. So macht es Spass!
Am Nachmittag fahren wir wieder zurück nach Valladolid auf
einen anderen Campground, wo wir zwei andere «Cenotes» besuchen können.
Schwarze Leguane und behelmte Echsen (Streifenbasilisk) kriechen oder sprinten
durch den Busch. In der Geschlossenen «Cenote» gehen wir schwimmen. Die
Fledermäuse entpuppen sich als Schwalben, die nach ihrem Tagesausflug
zurückkommen und hier übernachten. Sie fliegen durch den Eingang hinunter in
die Höhle – erstaunlich! Jede «Cenote» ist verschieden und hat ihren eigenen
Reiz. Aber fürs erste haben wir genug gesehen, sind hungrig und müde vom langen
Tag.
Valladolid (Yucatan)–
Tulum (Quintana Roo)
Jetzt kürzen wir etwas ab, statt nach «Cancun», für uns zu touristisch,
geht es nach «Tulum». Es wird ein relativ kurzer Trip und die
Strassenverhältnisse in «Yucatan» sind bis jetzt ausnahmslos gut. «Tulum»
selbst ist leider auch sehr touristisch. Wir schlängeln uns durch die enge
Strandstrasse, an Taxis und badehungrigen Touristen vorbei und kämpfen uns
durch bis zum Camping «Santa Fe» Die Zufahrtsstrasse ist eine Geröllhalde, geht
steil hoch, ist zugestellt mit parkierten Autos und den Leuten die vom Strand
kommen oder zum Strand pilgern.
Als wir da hochfahren schauen die Einen entsetzt, die Andern
begeistert, Daumen hoch, zu und unser «Kleiner» rollt stetig seines Weges –
tolles Wägelchen!
Anfang Strand treffen wir dann auf unsere Spanier, die wir
schon in «Uxmal» gesehen haben. Sie meinen es könnte kritisch werden mit dem
Platz. Wir fragen in der Bar die Chefin, zeigen ihr unser WOMO und als sie
meint wir können bleiben, verhandeln wir noch den Preis – geht alles wunderbar.
Die Eigentümer wohnen selber auf dem Platz, packen mit an
und sind besorgt dafür, das Ordnung herrscht. Die Toiletten werden regelmässig
geputzt, sind für die Camper inklusive und der Luxus hier sind vor allem die
Süsswasserduschen, die nicht an jedem Strandabschnitt selbstverständlich sind.
Wir parkieren neben einem Argentinier, der sich mit Pablo
vorstellt und geniessen zuerst den Ausblick über die Anlage und das Meer. Es
verschlägt uns fast die Sprache. Palmen leuchten in der Abendsonne, der Sand
ist weiss und fein wie Puderzucker, das Meer azurblau, Himmel und Wolken sind in
einem zarten Rosa gefärbt – schon fast kitschig, aber wunderbar anzusehen.
Jetzt sind wir an der «Riviera Maya» angekommen, hier
bleiben wir für die nächsten drei Tage.