Way North

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Icefield Parkway

Mittwoch, 19. April 2017

KW 14/17 - Ecuador / Peru

Cuenca
Heute machen wir den geplanten Service an unserem «Kleinen».
Neben dem Campground von «Yanuncay» ist die Garage «Truking Car», des Bruders von Umberto. Sie ist klein und aufgeräumt, das gefällt uns. Während Jairo und ich unseren Kleinen fit machen, Bremsbeläge, Keilriemen, Oel wechseln, das eine oder andere noch fixieren, die Räder vertauschen, sitzt Erika neben dem WOMO und studiert die nächsten Reiseziele.


Diese Nacht verbringen wir in der Garage, wohlbehütet und eingeschlossen. Es wird eine wunderbar ruhige Nacht.


Bevor wir die Weiterreise antreten, besuchen wir nochmal die Stadt. Spazieren durch die verschiedenen Märkte mit Blumen, Gemüse, Fleisch, Fisch, Töpfen, Körben etc. und dem Stand der Bruchos (Hexen bzw. Schamanen). Dieser wird von den Einheimischen noch rege genutzt. Vor allem kleine Kinder werden gebracht, werden von den Schamaninnen mit Kräutersträussen abgewedelt, ihre Arme und Beine werden mit Kräuterspucke und mit Salben eingerieben oder sie werden mit magischen Steinen massiert – interessant, daran glauben muss man, dann hilft’s.









Unser eigentliches Ziel ist jedoch heute die Produktion des «Panamahuts» zu sehen. Dieser Hut der mit Panama eigentlich nichts am Hut hat, wird in Ecuador, aus dem «Toquillastroh» der «Carludovica palmata» gefertigt. Diese Pflanze wird in den Küstenregionen Ecuadors kultiviert und unter anderem in den Hutfabriken hier in Cuenca verarbeitet. Zuerst besuchen wir die «Casa de la Sombrero», Leider ist der alte Hutmacher vor sechs Jahren gestorben. Die Familie führt den Laden weiter, aber hier kann die Produktion nicht besichtigt werden, weshalb wir zum «Museo del Sombrero Paja Toquilla» weiter pilgern. Hier sind einige Artefakte der früheren Hutproduktion ausgestellt, aber dieses Museum ist mehrheitlich ein Verkaufsladen, weshalb wir auch diesen Platz wieder verlassen.
Auch bei der Hutfabrik «K. Dorfzaun» die seit 1939 die Hutproduktion betreibt machen sie keine Führungen.
Nebenan, bei der Firma «Homero Ortega» sind wir herzlich willkommen. Wir werden von einer Mitarbeiterin abgeholt die uns zuerst durch ein kleines Museum führt. Hier bekommen wir auf Englisch die Firmenhistorie und kurz die Hutproduktion erklärt. Anschliessend werden wir durch den Betrieb geführt und bekommen jeden Schritt der Hutfertigung erklärt. Die Hüte werden weitgehend traditionell und mit den alten Maschinen gefertigt. Einzig beim Bleichen haben sie auf die umweltschonende Variante umgestellt. In Heimarbeit werden alle Hüte in derselben Grösse (60) von Hand geflochten. Hierbei gibt es riesige Unterschiede in der Qualität der Arbeit. Diese wird
sichtbar, wenn der Hut ans Licht gehalten wird. Je dichter bzw. feiner die Flechtarbeit, desto hochpreisiger der Hut. Normale Qualitäten werden bis 30 USD gehandelt und die Fertigung dauert etwa 3 Tage. Die teuersten Hüte kosten 2800 USD und deren Fertigung dauert acht Monate. Die geflochtenen und unförmigen Hüte werden zuerst gewaschen, gebleicht oder gefärbt und dann in Form gebracht. Erst anschliessend werden dieselben mit Hitze und druck, auf die verschiedenen Kopfgrössen geformt. 
Aus demselben Material werden nebst den Verzierungen für die verschiedenen
Hüte, auch Brautkleider und anderes gefertigt. Die Firma «Homero Ortega» hat Panamahüte für viele bekannte Persönlichkeiten gefertigt unter anderem für Lady Di, Bud Spencer, Brat Pit um nur einige zu nennen. Der Betrieb ist ein Familienunternehmen geblieben und exportiert in die ganze Welt.
Woher kommt nun der «verwirrende» Name Panamahut. Das Rätsel wollen wir doch noch auflösen. Exporte von Südamerika nach USA wurden früher in Panama gesammelt und mit einem Zollstempel versehen. Dies und ein paar andere, verwirrende Ereignisse führten dazu, dass aus dem «Sombrero de paja toquilla» auf einmal der «Panama Hut» wurde.

Auf dem Rückweg zum WOMO flanieren wir wieder dem Fluss entlang. Obwohl wir in der Stadt sind, gibt es hier Einwohner die ihre Wäsche noch wie früher im Fluss waschen und zum Trocknen zwischen die Bäume hängen – was für Gegensätze.



Cuenca – Arenillas
In Cuenca gibt es eine Verkaufsfiliale der leckeren Salnerito Produkten (Käse, Würste, Schokolade). Bevor wir nach Peru fahren, wollen wir hier noch einkaufen. Zuerst stellen wir fest, dass sie den Standort der Filiale verlegt haben. Als wir den Laden endlich gefunden haben stellen wir fest er ist geschlossen. Die Dame im Nachbargeschäft meint, um 10:30h öffnet der Laden. So sitzen wir im Kaffee daneben und nutzen während unserer Wartezeit das Internet. Schlussendlich wurde es dann doch 11:00h, bis der Laden öffnet – endlich.
Mit Verspätung auf unsere Marschtabelle, machen wir uns auf den Weg. Die Fahrt durch die Berge ist Landschaftlich fantastisch, aber die Strassen sind anstrengend zu fahren. Der starke Regen hat die halben Strassen weggeschwemmt oder für Absenkungen gesorgt. Vielerorts liegt Geröll auf den Strassen, teilweise stecken die herabgestürzten Steine richtiggehend im Strassenbelag.
Wie wir in die Ebene kommen und Richtung Santa Rosas fahren, wird es immer tüppiger. Hier halten sich die Schäden der Überschwemmungen noch in Grenzen. Wir passieren riesige Bananenplantagen bevor wir an einem geöffneten Campground vorbeifahren. Wir halten vor dem Restaurant daneben
und wollen Wenden. Der Kellner jedoch ist sehr freundlich, das Essen schaut gut aus, so beschliessen wir zuerst zu essen und anschliessend zum Campground zurückzufahren.  Die Empfehlung ist ein Meerfrüchtekarussell. Schaut gut aus und so bestellen wir eine Platte zum Teilen. Die Platte ist riesig und wir futtern was wir können, aber es würde noch für zwei Personen reichen. Während des Essens stelle ich fest, dass meine Unterarme mit einem Ausschlag bedeckt sind – merkwürdig, ist noch nie passiert.
Wir zahlen und fahren zum Campground nebenan und …. Geschlossen!? Wieder retour zum Restaurant, den Campingbesitzer anrufen und …. er ist mit der Familie bis Morgen verreist – super!
Wir fahren wieder zurück und weiter Südwärts bis «Arenillas», dort sollte es eine Tankstelle geben, bei der man übernachten kann. Es ist bereits am Einnachten, als wir vor der Stadt ankommen. Die erste Tankstelle ist geschlossen. Aber wir wollen ja zur nächsten, hinter der Stadt. Wie wir dort ankommen, ist dieselbe ebenfalls geschlossen. Ich frage die beiden Soldaten, die die Tankstelle bewachen, ob wir hier schlafen können. Zuerst meinen sie wir sollten vorsichtig sein, aber anschliessend bestätigen sie, dass sie aufpassen werden. Gute Jungs!
Beim Schlafen gehen, stellen wir fest, mein Ausschlag hat sich inzwischen über den ganzen Körper verteilt. Einzig im Gesicht sieht es, ich sage jetzt nicht edel, aber doch normal aus. Erika ist Gott sei Dank bis jetzt verschont geblieben.
Scheint nicht unser Tag zu sein, aber es könnte schlimmer sein.


Arenillas - Santa Rosa
Die Nacht war soweit ruhig. Wir machen uns auf zur peruanischen Grenze. Unterwegs beginnt der Motor zu stottern und das scheppernde Geräusch, dass wir seit längerem versuchen zu lokalisieren ist auch noch da. Ich stelle den Zündverteiler wieder ein, offensichtlich mag er die Holperstrecken nicht und der Zündabstand verschiebt sich immer. Der Motor läuft wieder rund, aber wir beschliessen trotzdem auf den Campground zurück zu fahren und das scheppernde Geräusch zu suchen. Heute ist der Platz offen und wir sind herzlich willkommen.
Eigentlich wäre die Gegend sehr interessant, viele Reiher, Ibisse und vor allem Rosa Löffler fliegen vorbei. Die Verlockung auf Expedition zu gehen ist gross aber wir wiederstehen. Wir wollen in den Süden.


Santa Rosa (Ecuador) - Zorritos (Peru)
Bevor wir aufbrechen, machen wir eine allgemeine Motor- und Niveaukontrolle und stellen dabei fest, dass der reparierte Kühlerschlauch wieder undicht ist. Ich dichte mit dem selbstverschweissenden Reparaturband ab. Trotzdem versuchen wir in «Santa Rosa» einen neuen Kühlerschlauch aufzutreiben. Mit einem Einheimischen fahren wir alle Läden ab, aber es ist chancenlos. Also fahren wir weiter zur Grenze und schauen auf der anderen Seite nach einer Lösung.
Wir passieren diverse Gebäude, aber finden keine Ausreisestelle für Ecuador. Das Ganze ist sehr verwirrend, zumal es bereits geheissen hat «Bienvenidos a Peru». Sind wir jetzt ausgereist ohne abzumelden bzw. illegal eingereist ohne anzumelden!?
Endlich kommt die Peruanische Zollstelle. Hier erfahren wir zu unserem Erstaunen, dass wir als Personen uns hier für Ecuador ab und für Peru anmelden können. Das Fahrzeug jedoch, müssen wir drei Kilometer retour abmelden. Also geht es wieder zurück. Die Abmeldung verläuft wie üblich und so geht es wieder nach Peru zurück. Auch hier können wir unsere Formalitäten im üblichen Rahmen und in der üblichen Zeit erledigen. Endlich Peru!
Wir fahren der Küstenstrasse entlang und sehen wie verheerend die Unwetter gewütet haben. Der Dreck steht in den Dörfern teilweise meterhoch, Häuser, Brücken und Plätze sind stark beschädigt oder einfach weggespült – traurig.
Auf dem Weg zum Camping treffen wir zwei Amerikaner mit Ihren beiden Hunden und einem Unimog, den sie zu einer «Blackbox» umfunktioniert haben. Wir winken uns zu, sie folgen uns noch ein Stück der Küste entlang, aber wir müssen noch peruanisches Geld (Soles) besorgen.
Halten dazu bei einem Bankomaten an und sie ziehen an uns vorbei, wir haben keine Ahnung, ob wir sie nochmals treffen werden.
An der Grenze gab es keine Möglichkeit Geld zu wechseln. Als wir den Bankomaten konsultieren, stellen wir fest, dass derselbe keinen Bezug mit unseren Karten zulässt, obwohl es eigentlich funktionieren sollte. So wechseln wir ein paar Dollar in der Bank. Wenigstens dies ist problemlos möglich.
Da das Geldproblem gelöst ist, können wir unsere Reise entspannt bis zum «Swiss Wassi» unserem nächsten Campground, fortsetzten. Dort angekommen, stehen wir vor verschlossenen Türen und klingeln. Es dauert lange, aber dann bewegt sich doch noch etwas und wir können reinfahren. Zu unserer Überraschung ist die Amerikanische «Blackbox» bereits hier. Wir stellen unseren «Kleinen» neben ihren hohen Truck, begrüssen den Randell, Patrick und deren beiden Hunde Syncro und Tug. Sie sind eine flotte und freundliche Truppe und wir verstehen uns auf Anhieb.
Nach dem vielen hin und her der letzten Tage, geniessen wir heute einen ruhigen und bilderbuchmässigen Sonnenuntergang.



Wäsche waschen, skypen, Bilder bearbeiten und vor allem im Schatten liegen und lesen. Mehr machen wir heute nicht.


Die ganze Nacht hat es geregnet. Am Morgen ist der Platz geflutet, aber gegen Mittag knallt die Sonne heiss und intensiv vom Himmel. Wir liegen wohl im Schatten, aber auch dort gibt es Sonnenbrand, wenn man sich nicht schützt.
Im Laufe des Tages trifft das Freiburger Wohnmobil, das wir in «Cuenca» gesehen haben, auf dem Platz ein. Jetzt lernen wir auch dessen Inhalt kennen. Damaris, Roch, Max und Lilou heissen sie. Während der Gespräche stellt sich heraus, dass Damaris als Kind mit ihrer Mutter aus Frauenfeld weggezogen ist. Ihre Schwester blieb hier, heiratete und es stellt sich heraus, dass wir die Beiden kennen. Wie klein die Welt manchmal ist.
Den ganzen Tag über treffen weitere Overlander ein und der Platz füllt sich langsam aber sicher.

Wie wir erfahren, hatte der Besitzer des «Swiss Wassi» eine Herzattacke und liegt zurzeit in Lima im Spital. Es ist offensichtlich alles nochmals gut gegangen und er ist auf dem Wege der Besserung. Wir drücken die Daumen für eine baldige Heimkehr und wünschen gute Besserung. 

Montag, 10. April 2017

KW 13/17 - Ecuador

Guayaquil
Wir sind immer noch in «Guayaquil», warten hier auf die Ersatzteile für den Service an unserem Peugeot J7. Susi und Peter haben uns dieselben, freundlicherweise zu Händen ihres Freundes, hierher geschickt. Am 4. März wurde das Paket in Konstanz, Deutschland aufgegeben und ist am 9. März bereits in Quito, Ecuador, eingetroffen. Am 16. ging es zur Verzollung. Am 25. sprachen wir mit Luis, dem Empfänger des Päckchens. Er bestätigte uns, dass dasselbe jetzt auf dem Weg hierher ist. Wir sind uns einig, dass es zwischen dem 27. und 29. bei ihm angeliefert werden könnte und so warten wir ab.
Richten ab und zu ein «Zvieriplättli», dass wir im klimatisierten Hostalzimmer genüsslich mit einem Bierchen verschwelgen.

Weiter haben wir noch hunderte Galapagos Bilder aufzuarbeiten, ich den Blog und Erika ihr Tagebuch nachzuführen.
Zur Auflockerung gehen wir in die Stadt, uns die Beine vertreten. Erstaunlich sind hier immer wieder die Brückenpfeiler mit den gekachelten Bildern. Man findet sie überall im Lande.

Nachts um Neun Uhr hören wir «Ritschuel Musig» (Kirmesmusik). Was ist jetzt los. Wir schauen aus dem Fenster und sehen zuerst nichts. Es bimbelt durchs ganze Quartier. Plötzlich fährt der Kehrichtwagen um die Ecke und kurz vor der nächsten Sammelstelle geht seine Kirmesmusik wieder los – unglaublich was es hier alles gibt. Und er kommt täglich um dieselbe Zeit hier vorbei, ist fast so gut wie eine gute Nacht Geschichte.


Als am Mittwoch immer noch keine Teile eintreffen wird es langsam mühsam. Hätten wir das gewusst, wären wir vorher noch ein paar interessante Destinationen angefahren. Aber hinterher ist man meistens gescheiter.


Am Donnerstag machen wir uns auf die Suche nach Ersatzkeilriemen. Wir haben noch welche, aber wir besorgen lieber noch ein paar, bevor es weitergeht. Wie in Südamerika üblich, fahren wir in ein Quartier, wo haufenweise Autoersatzteilhändler ihre Geschäfte haben. Jeder hat sich spezialisiert. Der eine verkauft Reifen, andere Autoelektronik, wiederum andere Keilriemen, Gummischläuche, Stossdämpfer oder sonstiges Autozubehör. In der Regel kaufen die Privatpersonen hier ihre Teile, fahren anschliessend in eine Garage und lassen sie dort montieren.
Wir marschieren diese Meile ab, finden den einen oder anderen Peugeot Händler, aber keiner hat passende Ware zur Hand. Nach etwa 15 Verkaufsläden mit Keilriemen und mehreren Kilometern, finden wir einen kompetenten Anbieter. Einer der ersten, der unsere europäischen Masse ohne Wenn und Aber in die hier gängigen Zollmasse umrechnet. Das Keilriemenmuster ausmessen kann, der zwei passende Keilriemen hat, die mit Zoll und sogar den korrekten und passenden Zentimeterangaben versehen sind – super!


Heute Freitagmorgen die grosse Überraschung. Luis schickt uns ein Whatsapp, dass er die Teile bekommen hat und uns dieselben im Hostal vorbeibringt. Das sind mal gute Nachrichten.
Kurz vor zwölf Uhr, trifft er mit der lang ersehnten Ware ein. Leider hat er nur wenig Zeit und so trinken wir in der Beiz nebenan einen traditionellen, mit Kaffeekonzentrat und heiss Wasser angerührten Kaffee.
Vielen Dank Luis, Susi und Peter für diesen tollen Service!

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Tatsache, dass dieses Wochenende Wahlwochenende ist, beschliessen wir, den Service in einer Garage in Cuenca zu machen.

Zur Feier des Tages gehen wir nochmals auswärts essen. Gabriela, die Rezeptionistin empfiehlt uns das «Lo Nuestro». Ein schönes Familien-Restaurant mit viel Geschichte und lokalen Speisen – lassen wir uns überraschen.
Wie wir ankommen, werden wir freundlich begrüsst, an unseren
Tisch geführt und bedient. Wir bestellen zwei unterschiedliche, sehr leckere Seebass-Menus und trinken …. Wasser!
Vor einem Wahlwochenende dürfen ab Freitag bis am Montag, keine alkoholischen Getränke mehr ausgeschenkt werden. So sitzen wir in diesem Feinschmeckerrestaurant, zusammen mit anderen Einheimischen Gästen und Touristen, essen feine Menüs, überall stehen die besten Weine in der Auslage und alle trinken Fruchtsäfte oder Wasser. Ist schon eine ganz spezielle Atmosphäre. Man stelle sich dies Mal in der Schweiz vor – ha, ha!


Guayaquil - Cuenca
Wir packen und machen uns Reisefertig. Die Hostal Crew, am Anfang eher reserviert, ist inzwischen unglaublich aufgetaut. Wir schiessen noch ein paar Fotos vor unserem «Kleinen» und verabschieden uns von Rodrigo, Fanny, Gabriela, Wilson, Naomi und Patricia.
Das Wetter ist gut und wir hoffen, die Überschwemmten Gebiete in Ecuador sind wieder passierbar.
Auf dem Weg nach «Cuenca» klettert unser «Kleiner» immer höher die Passstrasse hoch. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben teilweise verheerend gewütet. Halbe Strassen sind weg oder verschüttet. Zusammen mit dem Nebel auf bereits 3000 müM, ist höchste Vorsicht geboten. Urplötzlich, ohne Vorwarnung, verengt sich die Strasse auf eine Spur. Links, ein Geröllhaufen, rechts die Strasse halbseitig ins Tal geschwemmt und Gott sei Dank gerade kein Gegenverkehr. An den ungewöhnlichsten Orten findet man die grössten Felsbrocken neben der Strasse und fragt sich, wie und vor allem woher, dieselben dorthin gekommen sind. 
Kurz vor der Passhöhe, machen wir Halt beim urchigen Restaurant «Rancho». Es ist umgeben von Wasserfällen und Forellenteichen. Wer will, kann hier seinen Fisch selber fangen, in die Küche bringen, sich ein leckeres Mal zubereiten und servieren lassen.
Wir bestellen eine gebratene Forelle und teilen uns das Mahl. Schmeckt unglaublich gut. Fantastische Küche und vor allem frisch und günstig. 

Da sie hier Münzen und Geldscheine von verschiedenen Ländern unter der Tischplatte haben. Kratzen auch wir unsere letzten paar Schweizer Münzen zusammen und übergeben sie zusammen mit einem Schweizer Fähnchen. Der Servierboy bedankt sich tausendmal und hat seine helle Freude daran.

Frisch gestärkt machen wir uns zur Passhöhe der «Tres Cruces» auf 4167 müM auf. Oben angekommen, parkieren wir und spazieren zu den beiden Aussichtplattformen hoch. Obwohl der Weg nicht besonders steil oder weit ist, spüren wir die viertausend Höhenmeter, die wir innert
Stunden durchfahren haben. Die Beine sind schwer und ein leicht beschwingtes Gefühl (Anzeichen der Höhe) macht sich breit. Nichts desto trotz, ist die Aussicht wunderbar und wir geniessen es.
Ab hier geht es wieder stetig bergab bis nach «Cuenca», wo wir auf dem Campground «Yanuncay» von Umberto, Maria und Luis, deren Sohn, begrüsst werden. Der Regen hat auch diesem Ort arg zugesetzt aber einen trockenen Platz hat er noch. Umberto sieht es positiv und meint, dafür wächst das Gemüse wie verrückt. Seine Frau könne schon bald keinen Broccoli mehr sehen. Sein Präsent an uns, ein Broccoli und frische Teekräuter (ähnlich unserer Zitronenmelisse).
Zum Nachtessen ein feines Stück Rindfleisch, in dünne Scheiben geschnitten, gut gewürzt, in Rum eingelegt, anschliessend scharf angebraten, dazu Broccoli und Parmesan, ein richtiges Festessen.


Den Sonntag nutzen wir für einen Stadtrundgang. Wir marschieren viele Kilometer durch die Strassen. Die meisten Geschäfte sind heute geschlossen und so besichtigen wir die Kirchen, bestaunen die Kolonialhäuser und deren Innenhöfe. In einer gemütlichen, von Einheimischen frequentierten Beiz genehmigen wir uns zwei Fruchtsäfte.
Wir sind schon wieder auf dem Heimweg. Ich möchte noch die Street-Art Bilder fotografieren, da sehen wir auf dem gegenüberliegenden Parkplatz das Wohnmobil von Fred, Kathy und Familie. Leider sind sie ebenfalls in der Stadt unterwegs. So marschieren wir weiter durch die Strassen, durch die Grünanlagen und Parke, entlang des Flusses, retour zu unserem Camping.
Ein langer Tag geht zu Ende, unsere Beine sind müde und wir müssen uns immer noch Akklimatisieren. 

Donnerstag, 6. April 2017

KW 12/17 - Ecuador

Quito - Mindo
Hier um den Äquator mit GPS-Koordinaten zu fahren ist tricki. Es stellt sich immer die Frage, beziehen sich die Daten auf einen Punkt nördlich oder südlich des Äquators. Bei einer falschen Angabe fährt man unter Umständen bis kurz vor die richtige Adresse, nur um dann festzustellen, dass der Weg auf einem Wanderpfad weiterführt – übel. Die Umwege im Gebirge sind dann sehr langwierig und weit. Meist muss man um ein ganzes Bergmassiv herumfahren, da es nur eine richtige Strasse gibt – übel.
Ein weiteres Problem ist die Qualität der GEO-Daten. Sie sind teilweise miserabel. Es werden Strassen angezeigt wo keine sind, oder noch schlimmer es gibt sie, sie werden immer schlechter und hören auf einmal im Nirgendwo auf.

Heute fahren wir bis «Mindo», quartieren uns im «Hostal Jardin el Descanso» ein und geniessen den Kolibri Garten. Unglaublich wieviel Lärm so kleine Vögel produzieren können. Sie sind recht streitsüchtig und verscheuchen sich gegenseitig unter lautem Gezwitscher von den überladenen Futterstellen.

Das schillern der Farbenprächtigen Vögel im Sonnenlicht ist immer wieder faszinierend. Auch andere Vögel und Schmetterlinge kommen hier vorbei. Überall hängen Futterstationen, oder Bananenstauden in den Bäumen oder auf den Ästen, nur für die Vögel. Viele Touristen kommen deshalb vorbei, setzen sich an die Tische und staunen ins Grüne hinaus.


Mindo – San Juan (Babahoyo)
Wir überlegen uns, noch einen Tag in Mindo zu bleiben, jedoch auf einem anderen Campground. Trotz GPS-Daten, führt uns keines unserer Gräte (Navi, Handy) an den richtigen Ort. Wir haben die Schnauze voll, keine Lust zum Suchen und fahren deshalb weiter Richtung Guayaquil. Mal schauen, ob die überfluteten Strassen jetzt passierbar geworden sind.
Auf gut ausgebauten Strassen kommen wir «schnell» Vorwärts, immer relativ zum Alter unseres «Kleinen». Bei «San Juan» (kurz vor Babahoyo), halten wir an, tanken und übernachten gleich vor Ort. Die Infrastruktur ist gut, sauber. Viele Trucker stehen bereits hier und wir fühlen uns sicher.
Heute wird noch kräftig gefeiert. Zur Krönung des Tages gibt’s «Gschwelti mit Chäs», schliesslich sind wir genau vor einem Jahr in «Baltimore / USA» mit unserem kleinen gestartet und leben seither im WOMO – wie schnell die Zeit vergeht.


San Juan (Babahoyo) - Guayaquil
Die Strassen nach Guayaquil sind wieder trocken und frei. Mancherorts steht das Wasser immer noch relativ hoch, die Felder und Hausplätze sind überflutet. Die Leute arbeiten mit Regenschutz und stehen hüft-, teilweise Brusttief im Reisfeld, ernten oder schneiden Unkraut – was für eine Arbeit.
Wir kommen ohne Voranmeldung im «Bosque Protector Cerro Blanco» unter. Alles ist feuchtwarm, die Wege schlammig und die Moskitos omnipräsent.
Heute dürfen, müssen wir nochmals feiern. Mit einem hiesigen Zuckerrohr-Schnaps schwemmen wir meine Schnapszahl runter, bleiben wenn immer möglich im trockenen WOMO sitzen und lesen.


Wir bleiben nochmal einen Tag und eine Nacht an diesem unwirtlichen Ort. Die Leute sind sehr reserviert, die Infrastruktur etwas fragwürdig und wir werden nicht ganz schlau ob dieser Einrichtung. Es ist eigentlich ein offizieller Campground und Ausflugsort!?
Egal wir haben noch einiges aufzuarbeiten, nutzen die Zeit zum skypen und telefonieren mit der Familie zu hause.


Heute fahren wir in die Stadt zum Einkaufen und suchen ein geeignetes Plätzchen zum Übernachten. Vom «Bosque Protector Cerro Blanco» haben wir genug. Guayaquil oder das Umland ist definitiv nicht geeignet für Camper. Keine geeigneten Plätze oder Möglichkeiten. Hotels oder Parkplätze, die schon von anderen Campern benutzt wurden sind geschlossen oder existieren nicht mehr.
So landen wir im «Hostal Macaw» und können unseren «Kleinen» bei deren Verwandten, die ein
Touristen-Transportunternehmen haben, auf dem nahe gelegenen Busparkplatz unterstellen. Die Leute im Hostal sind sehr freundlich und sprechen Englisch. Der Besitzer ist sehr belesen, war früher Guide auf Galapagos, setzt auf Nachhaltigkeit und das traditionelle Wissen der lokalen Indígenas. Rodrigo ist eine schier unerschöpfliche Quelle an Überraschungen und Informationen. Er hat das Haus selber entworfen und zusammen mit seinem Angestellten Wilson, weitgehend selbständig aufgebaut. Hat sich viele Gedanken über Nachhaltige Energienutzung gemacht, man kann stundenlang mit ihm darüber diskutieren – sehr interessant.
Heute Abend gibt’s Spannferkel im Restaurant um die Ecke. Es ist schlicht und sauber eingerichtet, die Bedienung ist freundlich, das Essen traditionell und gut. Selbstverständlich ist die Klimaanlage auch ein Plus – ha, ha!


Diesen Samstag ist Büro angesagt. Wir bereiten die Unmengen an Galapagos Fotos auf, machen Datensicherung vor und zurück und zur Entspannung lesen wir oder gehen ins nah gelegene Einkaufscenter bummeln.
Da wir noch Frischprodukte in unserer Küche haben, wird heute Abend im WOMO gekocht. Dies im wahrsten Sinne des Wortes. Nach der ganzen Kocherei des Gemüses, sind auch wir gar. In Guayaquil liegen die Temperaturen wieder bei 30 - 34 Grad Celsius, bei einer Luftfeuchtigkeit von 70% und mehr. Nach einem sonnigen Morgen, regnet es meistens nachmittags auf den heissen Asphalt – Waschküche im Quadrat, ächz!


Nach einem ausführlichen Sonntagsbrunch fahren wir mit dem Taxi zum «Parque Historico». Zuerst spazieren wir über den Plankenweg, der durch das Mangrovenwäldchen führt. Teilweise im Freien, aber auch in Käfigen, können hier einheimische Tiere bestaunt werden. Ein kleiner, lokaler Zoo. Am Ende des Weges stehen diverse Häuser aus der Kolonialzeit. Die einen können besichtigt werden. Der damalige Baustil ist interessant und erinnert ein wenig an die Karibik. Die Einrichtung im Kolonialstil, lässt ein wenig erahnen, wie die erlauchten Damen und Herren hier gehaust haben, während die Einheimischen in einfachsten Unterkünften untergebracht waren.
Nach dem wir Kaffee, Kakao und Schokolade probiert und auch gekauft haben, machen wir von hier aus einen Zeitsprung zum «Malecon 2000».
Dies ist die Vergnügungsmeile entlang des Flusses. Riesenrad, viele Fressbeizen, Aussichtstürme und Spielplätze jeglicher Art für die Kleinen Besucher, sind vorhanden. Bootstouren laden zur Flussfahrt ein. Hier verbringen die einheimischen ihr Weekend. Wir laufen die ganze Anlage, ca. 6km ab, genehmigen uns einen Kaffee und ein Dessert, bevor wir noch zum Faro, dem Leuchtturm hochsteigen. Auf halbem Weg dahin, werden wir von Carlos und
Paul, zwei freundlichen Studenten angesprochen. Sie wollen uns zu Ecuador und Guayaquil interviewen. Selbstverständlich machen wir mit. Vor lauter Interview, verpassen wir den Weg hoch zum Leuchtturm. Als wir wieder umgekehrt sind und die Treppen hochsteigen wollen, sprechen uns die Zwei nochmals an. Ein Teil des Interviews muss wiederholt werden. Sie sind froh als wir nochmals zusagen. Endlich geschafft und jetzt schnell die Treppen hoch, es wird schon bald dunkel. Natürlich sind wir wieder
auf einheimischen Pfaden unterwegs. Auf halber Höhe, spricht uns ein Einheimisches Paar an und meint, wir sollen die vorderen Treppen mit den Nummern benutzen. Auf diesen Wegen, die durch die ärmeren Quartiere führen, könnte es sein, dass wir ausgeraubt werden. Die andere Treppe sei für Touristen gemacht, alle paar Meter steht ein Security und dementsprechend sind sie sicher. Wir bedanken uns und machen uns auf zur Touristenmeile. Auch hier herrscht noch eine spezielle Stimmung. Wir denken es ist gut so.
Auf dem Leuchtturm angekommen geniessen wir die Aussicht auf die Stadt, den Fluss und die vielen Einheimischen, die ihren Wochenendausflug hierher gemacht haben. Müde kehren wir anschliessend zum Hostal zurück.