Guayaquil
Wir sind immer noch in «Guayaquil», warten hier auf die
Ersatzteile für den Service an unserem Peugeot J7. Susi und Peter haben uns dieselben,
freundlicherweise zu Händen ihres Freundes, hierher geschickt. Am 4. März wurde
das Paket in Konstanz, Deutschland aufgegeben und ist am 9. März bereits in
Quito, Ecuador, eingetroffen. Am 16. ging es zur Verzollung. Am 25. sprachen wir
mit Luis, dem Empfänger des Päckchens. Er bestätigte uns, dass dasselbe jetzt
auf dem Weg hierher ist. Wir sind uns einig, dass es zwischen dem 27. und 29. bei
ihm angeliefert werden könnte und so warten wir ab.
Richten ab und zu ein «Zvieriplättli», dass wir im klimatisierten
Hostalzimmer genüsslich mit einem Bierchen verschwelgen.
Weiter haben wir noch hunderte Galapagos Bilder aufzuarbeiten,
ich den Blog und Erika ihr Tagebuch nachzuführen.
Zur Auflockerung gehen wir in die Stadt, uns die Beine
vertreten. Erstaunlich sind hier immer wieder die Brückenpfeiler mit den
gekachelten Bildern. Man findet sie überall im Lande.
Nachts um Neun Uhr hören wir «Ritschuel Musig»
(Kirmesmusik). Was ist jetzt los. Wir schauen aus dem Fenster und sehen zuerst
nichts. Es bimbelt durchs ganze Quartier. Plötzlich fährt der Kehrichtwagen um
die Ecke und kurz vor der nächsten Sammelstelle geht seine Kirmesmusik wieder
los – unglaublich was es hier alles gibt. Und er kommt täglich um dieselbe Zeit
hier vorbei, ist fast so gut wie eine gute Nacht Geschichte.
Als am Mittwoch immer noch keine Teile eintreffen wird es
langsam mühsam. Hätten wir das gewusst, wären wir vorher noch ein paar interessante
Destinationen angefahren. Aber hinterher ist man meistens gescheiter.
Am Donnerstag machen wir uns auf die Suche nach
Ersatzkeilriemen. Wir haben noch welche, aber wir besorgen lieber noch ein
paar, bevor es weitergeht. Wie in Südamerika üblich, fahren wir in ein
Quartier, wo haufenweise Autoersatzteilhändler ihre Geschäfte haben. Jeder hat
sich spezialisiert. Der eine verkauft Reifen, andere Autoelektronik, wiederum
andere Keilriemen, Gummischläuche, Stossdämpfer oder sonstiges Autozubehör. In
der Regel kaufen die Privatpersonen hier ihre Teile, fahren anschliessend in
eine Garage und lassen sie dort montieren.
Wir marschieren diese Meile ab, finden den einen oder
anderen Peugeot Händler, aber keiner hat passende Ware zur Hand. Nach etwa 15
Verkaufsläden mit Keilriemen und mehreren Kilometern, finden wir einen kompetenten
Anbieter. Einer der ersten, der unsere europäischen Masse ohne Wenn und Aber in
die hier gängigen Zollmasse umrechnet. Das Keilriemenmuster ausmessen kann, der
zwei passende Keilriemen hat, die mit Zoll und sogar den korrekten und
passenden Zentimeterangaben versehen sind – super!
Heute Freitagmorgen die grosse Überraschung. Luis schickt
uns ein Whatsapp, dass er die Teile bekommen hat und uns dieselben im Hostal
vorbeibringt. Das sind mal gute Nachrichten.
Kurz vor zwölf Uhr, trifft er mit der lang ersehnten Ware ein.
Leider hat er nur wenig Zeit und so trinken wir in der Beiz nebenan einen
traditionellen, mit Kaffeekonzentrat und heiss Wasser angerührten Kaffee.
Vielen Dank Luis, Susi und Peter für diesen tollen Service!
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der Tatsache,
dass dieses Wochenende Wahlwochenende ist, beschliessen wir, den Service in
einer Garage in Cuenca zu machen.
Zur Feier des Tages gehen wir nochmals auswärts essen. Gabriela,
die Rezeptionistin empfiehlt uns das «Lo Nuestro». Ein schönes Familien-Restaurant
mit viel Geschichte und lokalen Speisen – lassen wir uns überraschen.
Tisch geführt und bedient. Wir bestellen zwei unterschiedliche, sehr leckere
Seebass-Menus und trinken …. Wasser!
Vor einem Wahlwochenende dürfen ab Freitag bis am Montag, keine
alkoholischen Getränke mehr ausgeschenkt werden. So sitzen wir in diesem
Feinschmeckerrestaurant, zusammen mit anderen Einheimischen Gästen und
Touristen, essen feine Menüs, überall stehen die besten Weine in der Auslage
und alle trinken Fruchtsäfte oder Wasser. Ist schon eine ganz spezielle
Atmosphäre. Man stelle sich dies Mal in der Schweiz vor – ha, ha!
Guayaquil - Cuenca
Wir packen und machen uns Reisefertig. Die Hostal Crew, am Anfang
eher reserviert, ist inzwischen unglaublich aufgetaut. Wir schiessen noch ein
paar Fotos vor unserem «Kleinen» und verabschieden uns von Rodrigo, Fanny,
Gabriela, Wilson, Naomi und Patricia.
Das Wetter ist gut und wir hoffen, die Überschwemmten Gebiete
in Ecuador sind wieder passierbar.
Auf dem Weg nach «Cuenca» klettert unser «Kleiner» immer
höher die Passstrasse hoch. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben teilweise verheerend gewütet. Halbe Strassen sind weg oder verschüttet.
Zusammen mit dem Nebel auf bereits 3000 müM, ist höchste Vorsicht geboten.
Urplötzlich, ohne Vorwarnung, verengt sich die Strasse auf eine Spur. Links,
ein Geröllhaufen, rechts die Strasse halbseitig ins Tal geschwemmt und Gott sei
Dank gerade kein Gegenverkehr. An den ungewöhnlichsten Orten findet man die grössten
Felsbrocken neben der Strasse und fragt sich, wie und vor allem woher,
dieselben dorthin gekommen sind.
Kurz vor der Passhöhe, machen wir Halt beim
urchigen Restaurant «Rancho». Es ist umgeben von Wasserfällen und Forellenteichen.
Wer will, kann hier seinen Fisch selber fangen, in die Küche bringen, sich ein
leckeres Mal zubereiten und servieren lassen.
Wir bestellen eine gebratene Forelle und teilen uns das
Mahl. Schmeckt unglaublich gut. Fantastische Küche und vor allem frisch und
günstig.
Da sie hier Münzen und Geldscheine von verschiedenen Ländern unter der
Tischplatte haben. Kratzen auch wir unsere letzten paar Schweizer Münzen
zusammen und übergeben sie zusammen mit einem Schweizer Fähnchen. Der
Servierboy bedankt sich tausendmal und hat seine helle Freude daran.
Frisch gestärkt machen wir uns zur Passhöhe der «Tres Cruces»
auf 4167 müM auf. Oben angekommen, parkieren wir und spazieren zu den beiden Aussichtplattformen
hoch. Obwohl der Weg nicht besonders steil oder weit ist, spüren wir die viertausend
Höhenmeter, die wir innert
Stunden durchfahren haben. Die Beine sind schwer und ein
leicht beschwingtes Gefühl (Anzeichen der Höhe) macht sich breit. Nichts desto
trotz, ist die Aussicht wunderbar und wir geniessen es.
Ab hier geht es wieder stetig bergab bis nach «Cuenca», wo wir
auf dem Campground «Yanuncay» von Umberto, Maria und Luis, deren Sohn, begrüsst
werden. Der Regen hat auch diesem Ort arg zugesetzt aber einen trockenen Platz
hat er noch. Umberto sieht es positiv und meint, dafür wächst das Gemüse wie
verrückt. Seine Frau könne schon bald keinen Broccoli mehr sehen. Sein Präsent
an uns, ein Broccoli und frische Teekräuter (ähnlich unserer Zitronenmelisse).
Zum Nachtessen ein feines Stück Rindfleisch, in dünne Scheiben geschnitten,
gut gewürzt, in Rum eingelegt, anschliessend scharf angebraten, dazu Broccoli
und Parmesan, ein richtiges Festessen.
Den Sonntag nutzen wir für einen Stadtrundgang. Wir
marschieren viele Kilometer durch die Strassen. Die meisten Geschäfte sind heute geschlossen
und so besichtigen wir die Kirchen, bestaunen die Kolonialhäuser und deren
Innenhöfe. In einer gemütlichen, von Einheimischen frequentierten Beiz genehmigen
wir uns zwei Fruchtsäfte.
Wir sind schon wieder auf dem Heimweg. Ich möchte noch die Street-Art
Bilder fotografieren, da sehen wir auf dem gegenüberliegenden Parkplatz das
Wohnmobil von Fred, Kathy und Familie. Leider sind sie ebenfalls in der Stadt
unterwegs. So marschieren wir weiter durch die Strassen, durch die Grünanlagen
und Parke, entlang des Flusses, retour zu unserem Camping.
Ein langer Tag geht zu Ende, unsere Beine sind müde und wir
müssen uns immer noch Akklimatisieren.
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