Flores – Rio Dulce
Heute fahren wir mit dem Dreirad über die Brücke und sammeln
Guatemala-Erfahrungen in der Stadt. Hier haben sie sogar einen Solarpanel-Shop.
Leider finden wir auch hier nicht die passende Grösse, also lassen wir es
bleiben. Wir kaufen Gemüse und fahren
zurück zum Camping. Während wir auf die
Wäsche warten skypen und mailen wir. Und selbstverständlich müssen wir unsere
Route durch die «Schwierigen Länder» etwas abstecken. Im Laufe des Tages
treffen neue Nachbarn ein. Karin und Andy haben ihren Weg hierher gefunden.
Sie haben einen Tipp bekommen und wollen Morgen mit dem Boot
nach Livingston. Dieses Städtchen liegt am Meer und ist nur per Boot
erreichbar. Die Flussfahrt dahin soll auch speziell sein. Wir überlegen und
sagen schliesslich zu. So habe ich am Nachmittag noch Zeit, den Reifen flicken zu
lassen.
Rio Dulce
Um halb Neun werden wir von unserem Bootsführer Alexis,
abgeholt. Zuerst fahren wir flussaufwärts bis zum «Castillo San Felipe». Dies
wurde zum Schutz der am See liegenden Handelsstation errichtet. Piraten
plünderten diese regelmässig. Auch der bekannte Francis Drake, der im Auftrage
seiner Majestät der Queen von England unterwegs war, hat hier gewirkt bzw.
geplündert.
Nach dem geschichtlichen Teil machen wir eine Kehrtwende und
fahren nun den «Rio Dulce» hinunter zur Küste. Wir passieren erneut die Stadt
und die Marinas von «Rio Dulce». Dieser Hafen ist während der Hurrikan Saison
eine sichere Zuflucht für Weltensegler. Dank dem Berg vor der Küste, gibt es
hier keine Hurrikane und die Boote liegen sicher vor Anker. Der Fluss ist
relativ breit und an den Ufern stehen kleinere und grössere Häuser und Anwesen,
mit den dazu passenden Booten aus aller Welt. Weiter unten mündet er in den
«Lago El Golfete».
Am Ende des Sees gibt es viele enge und dicht bewachsene
Kanäle, an denen die Einheimischen, darunter viele Maya wohnen. Viele Vögel,
Schildkröten und andere Viecher sind hier zu Hause und können wir teilweise aus
nächster Nähe beobachten.
Weiter geht die Fahrt durch einen Canyon mit steilen
Felswänden und tropisch bewaldeten Steilhängen. Auf den Bäumen liegen die
«Grünen Leguane» und sonnen sich. Kurz vor Livingston weitet sich der Fluss und
mündet schliesslich in die Karibische See. Wir kurven zwischen den hier vor
Anker liegenden Weltenseglern hindurch und legen in Livingston an.
Die Stadt hält nicht was der Reiseführer verspricht. Aber
die Mischung der hier lebenden Bevölkerung ist interessant. Nach einem kleinen
Stadtrundgang und einem Drink geht es zum Boot zurück. Beim Auslaufen entdecken
wir das uns bekannte Dreiländereck. Drei Segelboote aus der Schweiz,
Deutschland und Österreich, gleich nebeneinander. Wir sagen den Schweizern kurz
Hallo und lassen uns den Kontakt geben. Sie wollen wieder zurücksegeln und ein
Platz wäre noch frei. Andy hätte grosse Lust – mal sehen.
Auf der Rückfahrt machen wir bei der heissen Quelle halt,
bestellen was zu essen und während es in der Küche gart, garen wir in der
heissen Quelle.
Frisch gestärkt passieren wir erneut den Canyon. Bootsführer
Alexis zeigt uns seine Lieblingsstelle im Fluss. Nebst den überhängenden
Felsen, hängt hier auch ein Schlauch von der Wand. Dies ist die Quelle für die
ganze Gegend. Alle Einheimischen holen hier mit dem Boot ihr Wasser – unglaublich!
Wieder zurück in der Marina gibt’s abends noch ein Essen im
Restaurant. Einmal in der Woche kocht hier eine belgische Seglerin (Oma) um
ihre Segelkollegen zusammen zu bringen – und sie kommen alle.
Rio Dulce – San Jacinto
Reifen flicken zum zweiten. Ich habe in weiser Voraussicht
den geflickten Reifen gleich wieder montiert. Und so stellen wir heute Morgen fest,
er verliert immer noch Luft. Also nochmals Reifen wechseln. Diesmal ersetzen
wir den Schlauch und mit Verspätung machen wir uns auf den Weg.
Wir fahren noch bis San Jacinto, tanken an der Shell
Tankstelle «Los Mangos» und schlagen gleich hier, unser Nachtlager auf. Noch
eine Würfelrunde in der kühlen Nachtbriese und dann ab ins Bett.
San Jacinto
(Gutatemala) – Ahuachapán (El Salvador)
Am Morgen taucht Donald, der Besitzer der Tankstelle auf. Er
ist Guatemalteke, in New York aufgewachsen und versucht jetzt sein Glück mit
dieser Tankstelle, kurz vor dem Grenzübergang zu «El Salvador». Er plant weiter
ein Restaurant zu bauen, die Fundamente und der Rahmen stehen schon –
interessant.
Wir tauschen ein paar Tipps aus wie er dieselbe für Camper
interessant machen kann und werden
dieselbe auch in «ioverlander» erfassen. Als
Abschiedsgeschenk gibt es noch eine Shell-Käppi und dann machen wir uns auf zur
Grenze.
Die Strasse ist sehr belebt, viele Lastwagen und PW’s. Als
wir Richtung «El Salvador» abzweigen, nimmt der Verkehr massiv ab. Wir sind
schon erleichtert, als vor uns, eine Lastwagenkolone unsere Strassenseite
blockiert – schon an der Grenze!?
Eigentlich fehlen noch ein paar Kilometer, also passiere ich
die LKW’s auf der Gegenfahrbahn, immer Ausschau haltend nach Gegenverkehr. Es
wird ein Spiessrutenlauf aber am Schluss erreichen wir die Grenze. Alle LKW’s
warten auf ihre Abfertigung – absolut verrückt.
Der Zoll ist modern ausgerüstet mit PC, Scanner, Kopierer,
auch eine moderne Röntgenanlage für LKW’s ist vorhanden. Verrückter Weise,
müssen jedoch alle ihre vom Zoll angefertigten Unterlagen im Kopiershop
ausserhalb des Zolls kopieren lassen (beidseits der Grenze) und wieder
zurückbringen um sie stempeln und abzuzeichnen zu lassen. Auch so kann man
Geschäfte machen.
Ansonsten ist die Abwicklung einfach und wir sind in unserem
normalen zweistunden Rhythmus über die Grenze. Bei der Einreise misst ein Arzt
die Temperatur des Fahrers, der Beifahrer – ist offensichtlich nicht «krank».
Wir schmunzeln und fahren weiter bis zu den «Termales de Santa Teresa». Kurz
vor dem Ziel werden wir an einer Polizeikontrolle angehalten und überprüft. Die
Leute sind freundlich, lachen und meinen zur offenen Fahrertüre – Clima? Si,
claro!
Kurz danach biegen wir in die Zufahrt zu den heissen Quellen
ein. Die Strasse wird immer Schlechter und kurz vor dem Ziel, ist sie schon
bald nur noch 4x4 gängig. Trotzdem kommen uns immer wieder PW’s und sogar
grosse Reisebusse entgegen.
Bei den Thermales angekommen, wollen sie uns zuerst auf dem
Parkplatz übernachten lassen. Erst als wir uns beim Empfang anmelden, meint
dieser, er habe für uns einen extra geraden und ruhigen Platz. Ich steige
nochmals ein, fahre durch die ganze Hotelanlage und hinter dem Haus nochmals
eine holprige Strasse hoch auf das zweite «Parkdeck». Hier sind wir für uns und
können trotzdem die ganze Anlage nutzen.
Es sind über 30 Heisswasserbecken und Pools und einige
Schwitzhütten über die ganze Anlage
verteilt. Heute erholen wir uns von der
Fahrerei und den Zollstrapazen. Ich
lasse mich zuerst in der Schwitzhütte
Vorgaren, mache anschliessend eine Schlammpackung, dann fertiggaren und
anschliessend abspülen – das tut gut und gibt eine Haut wie ein Baby Popo.
Wie geniessen die unterschiedlich temperierten Becken,
speziell dasjenige, in Dem Erika im heissen Teil und ich im kälteren liegen und
gegenseitig plaudern können. Der Sonnenuntergang ist ein Schauspiel erster Güte
und das Farbenspiel am Himmel kann jeder Farbtherapie das Wasser reichen. Heute
gehen wir unglaublich «gesund» und erholt zu Bett und dies alles in «El
Salvador», wo die meisten so schnell wie möglich durchfahren.
Ahuachapán– El Triunfo
Es ist Blütezeit und so fahren wir die hier bekannte «Rutas
de las Flores» von «Ahuachapán» nach «Sonsonate». Seit langem finden wir wieder
einmal Aussichtsplattformen und Parkplätze um die Gegend zu geniessen. Wir
halten an, plaudern mit den beiden Polizisten die hier stehen und geniessen die
Aussicht auf die Vulkane «Santa Ana», «Izalco» die Landschaft und die
Kaffeeplantagen, die alle auf etwa gleicher Meereshöhe liegen.
Auch hier winken sie uns zu, Daumen hoch und haben Freude an
unserem Oldie. Als wir wieder einmal eine Stadt passieren, überholt uns ein PW,
ein Fahrer und ein Kind auf dem Rücksitz, hupt, winkt und fährt vor uns rechts
ran. Wir halten ebenfalls an. Die beiden steigen aus und er freut sich hier
Schweizer zu sehen. Er stellt sich als Pastor vor, stellt seine Tochter vor und
meint sie spreche englisch. Wir verständigen uns schlussendlich mal in Spanisch
mal in Englisch. Der gute Mann ist Pastor, schwärmt von der Schweiz, schenkt
uns einen Biebelkalender aus derselben und betet für uns und eine sichere
Reise. Er sammelt Münzen und so wechseln unsere letzten Räppler, ein kleines
Taschenmesserchen mit Schweizerkreuz und ein Schweizerfähnchen für die Kleine,
den Besitzer. Er meint noch wir sollten vorsichtig sein, im ganzen Land gebe es
schlechte Menschen und wenn jemand winkt, sollten wir nicht anhalten – genau so
haben wir uns das vorgestellt.
Ein riesen Stau vor San Salvador hat uns viel Zeit gekostet
und so kommen wir nicht vorwärts. Es
wird bereits wieder dunkel und so halten
wir Ausschau nach einem geeigneten Platz. Als wir das Restaurant «La Joya»
passieren sehen wir einen grossen Parkplatz daneben. Der passt, anhalten und
zurückfahren. Der Portier vor der Durchfahrt zum Restaurant winkt uns zu, also
fahren wir bis zu ihm und halten an. Die ganze Durchfahrt ist mit bunten
Ballonen geschmückt. Er meint wir können problemlos über Nacht bleiben, es
kostet nichts, Strom können wir auch haben und heute Abend feiern sie das
19-jährige Bestehen des Restaurants. Es werde sicher lustig. Hört sich gut an.
Ich möchte durch das grosse Tor auf der anderen Seite, aber wer
will mich
unbedingt durch die niedere Einfahrt mit den Ballonen winken, also fahre ich
und prompt knallt es drei Mal, jetzt wissen Alle dass wir kommen und
entsprechend gross ist der Menschenauflauf bei der Theke.
Wir richten uns ein, sitzen anschliessend ins Restaurant und
warten gespannt was passiert. Die Beiz hat einen grossen Kinderspielplatz,
viele, gemütliche Sitzplätze um den Pool und dahinter ist die Bühne aufgebaut.
Noch weiter hinten sind zwei Cabanas zum Mieten.
Jetzt bewegt sich ein untersetzter, rundlicher Herr Richtung
Bühne, schmeisst, den mitten auf der Bühne platzierten Laptop an und nach einer
kurzen Ansprache beginnt er zur abgespielten Musik zu singen – wow, was für
eine Stimme. Die unterschiedlichsten Lieder, eines nach dem andern werden
abgelesen und folgen ohne Pause. Dann wieder eine Ansprache und schlussendlich
singt noch seine Kleine. Die ist sehr selbstsicher und ganz versessen aufs
Auftreten. Dementsprechend ist sie gekleidet und sitzen die Posen. Das Micro
hält sie wie eine professionelle Sängerin, einzig an der Stimme müssen sie noch
etwas arbeiten, aber sonst super.
Ein paar Ansprachen und Lieder später, es ist bereits
schwarze Nacht, wird ein grosses Feuer angezündet. Die Bedeutung ist uns
unklar, aber die Leute haben grosse Freude daran, speziell das Personal ist
gerührt. Noch ein paar Gesangseinlagen und dann starten diverse bunte
Heissluftballone
in die windige Nacht. Die einen fackeln nach kurzer Zeit ab
und gehen teilweise direkt neben der Beiz nieder, andere wiederum fliegen so
weit, bis wir sie nicht mehr sehen können.
Inzwischen ist die Stimmung gut, die Leute locker drauf und alle
wollen Karaoke singen. Wie überall, hat es auch hier diejenigen, bei denen der
Drink im Glas gefriert. Aber zu unserem Erstaunen hat es gewaltige Stimmen
darunter, die auch unglaublich viele verschiedenen Songs, Solo oder im Duett,
hervorragend präsentieren. Dass ist wiederum eine Wohltat für die Ohren und das
Gemüt. Die Salvadorianer / innen, sind offensichtlich ein Volk von Sängern –
super!
El Triunfo (El
Salvador) – Choluteca (Honduras)
Heute Morgen erfahren wir, weshalb nicht so viele Gäste beim
19-jährigen Jubiläum des «La Joya» anwesend waren. In «El Salvador» wurde das
Weihnachtsgeld gestrichen und so bleiben vor allem die lokalen Gäste aus.
Wir haben das Problem, dass wir Geld beziehen sollten, aber
aus Sicherheitsgründen wurden an alle Bankomaten die Bezüge für ausländische
Touristen gesperrt und in den Banken steht man stundenlang an. Also machen wir
uns mit wenig Barem auf zur Grenze.
Die Strassenverhältnisse sind miserabel. Überall riesige
Löcher und in den Baumallen ist das Licht., Schattenspiel so schlecht, dass man
die Löcher kaum sieht – sehr anstrengend zum Fahren.
An der Grenze das übliche Chaos, Geld wechseln und heute
lassen wir uns dummerweise auf einen hiesigen «Helfer» ein. Wir sind zwar in
der Rekordzeit von 1.5 Stunden durch den Zoll, aber Gott sei Dank hatten wir
nicht so viel Bares, sonst hätte er uns noch mehr abgezockt, so können wir ein
halbwegs gutes Geschäft machen. Dies ist bei weitem der bisher miserabelste Zoll
gewesen.
Die Strassenverhältnisse werden auch nicht besser und so
fahren wir noch bis «Choluteca», wo wir beim Hotel «Qualiqueme» einen ruhigen
Stellplatz finden.
Heute sind wir geschafft, nach einem Drink und einem kleinen
Nachtessen fallen wir müde ins Bett.
Choluteca (Honduras) – León (Nicaragua)
Ein Boy und ein Girl haben es sich auf einer Wolldecke neben
unserem WOMO bequem gemacht. Wie sie uns sehen, fragen sie, ob sie ein Foto
machen dürfen und ob wir aus der Schweiz kommen.
Klar doch, dürfen sie. Wir laden sie ein rein zu schauen und
eh wir uns versehen, steht die Kleine schon vor dem Spiegel und richtet sich
die Frisur. Er frag nochmals ob er auch hier fotografieren dürfe. Ein ja, das
Girl nicht scheu, sitzt schon auf der Bank und posiert. So schnell kommt man in
Honduras zu einem Fotoshooting. Sie bedanken sich noch vielmals, schiessen noch
ein paar Fotos um unseren Kleinen rum und ziehen von dannen.
Und weiter geht die holprige Fahrt, quer durch Honduras bis
zur Grenze von Nicaragua. Nach der schlechten Erfahrung an der letzten Grenze,
haben wir beschlossen alles selber zu machen. Und siehe da, das Ab- und
Anmelden verläuft einwandfrei, die lokalen Beamten oder auch die Trucker helfen
uns den richtigen Weg zu finden – super, man muss nur mit den richtigen Leuten
reden.
Die Weiterfahrt auf den Strassen von Nicaragua ist eine
Wohltat. Sie sind in einwandfreiem Zustand und überall ist es sauber und
gepflegt. Auch Landschaftlich hat dieses Land einiges zu bieten.
Wir fahren bis «León», wo wir für die Nacht, bei einer der
drei «Bombero-Stationen» (Feuerwehr-Depot) unterkommen. Es ist verrückt, hier
stehen Feuerwehr- und Sanitätsfahrzeuge aus Kanada (Hauptsponsor), Amerika,
Spanien und auch der alte Mercedes Benz aus Hamburg steht hier. Auf diesem
Fahrzeug hatte ich meine erste Feuerwehr-Fahrschule mit Hans Kappeler – schöne
Erinnerungen.
Die Feuerwehr bekommt hier ein wenig Geld vom Gouverneur,
verdient mit dem Vermieten von Parkplätzen einen Zusatzbatzen und wird vor
allem mit den Donationen aus anderen Staaten am Leben gehalten – eine verrückte
Welt.
Es gibt drei Brandwachen in «León», dieselben haben 15
Feuerwehrfahrzeuge die mehr oder weniger funktionieren und fünf
Sanitätsfahrzeuge, wovon zwei Einsatzfähig sind. Ein grosses Problem ist jeweils
die Beschaffung von Ersatzteilen. Das zweite Problem sind die unterschiedlichen
Schlauchkupplungen und Systeme. Dies sind alles «Volunteer Bomberos»
(Freiwillige Feuerwehr). Sie leben vier Tage auf der Brandwache und gehen dann
für drei Tage nach Hause. Hut ab vor so viel Engagement.
Heute schlafen wir ruhig und sicher, auch musste ich auf
keinen Einsatz – Glück gehabt.
Hätte mich allerdings schon gereizt, hier einmal dabei zu
sein.