100 Mile House – Squamish (Kanada)
Am Morgen spazieren wir zu den Wasserfällen im Park. Da es
zu regnen beginnt, sprinten wir von einer trockenen Stelle zur nächsten, retour
zum WOMO. Anschliessend fahren wir weiter bis Lillooet und entscheiden uns dort
für die Canyon-Route über Whistler. Lillooet und Lytton sind klimatisch die
heissesten Orte in Kanada und wir sind gespannt was wir vorfinden. Dies war
übrigens ein Tipp der redeseligen Familie. Eindeutig die richtige Wahl. Schon
nach den ersten Kilometern wechselt das Landschaftsbild, es wird trockener,
bunter und wir fahren durch einen wunderschönen Canyon.
Der Verkehr nimmt ein wenig ab aber die Strassen werden noch kurvenreicher und schmaler. Unterwegs treffen wir auf ein paar Holländer mit ihrem 26 Jahre jungen IVECO.
Auch sie sind nicht so schnell unterwegs, suchen eher die abgeschiedenen Flecken auf und sind vorher schon weit gereist. Eine Weile treffen wir sie immer wieder. Nach einer langen und steilen Abfahrt (11% Gefälle) machen wir Pause. Ich prüfe die heiss gelaufenen Bremsen. Wir entscheiden uns zu warten, dieselben abkühlen zu lassen und erst anschliessend die noch steilere Abfahrt (15%) in Angriff zu nehmen.
Da wir wenig Verkehr haben und vor allem unser Tempo fahren können, verläuft die zweite Abfahrt problemlos und ohne heiss gelaufene Bremsen. Wir passieren ein paar schöne Stellen zum Übernachten, entscheiden uns jedoch zur Weiterfahrt. Ein Fehler wie sich später herausstellt. Vor Whistler werden die Strassen breiter, die Wohndichte nimmt zu und es gibt keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr. Die Camping- oder RV-Stellplätze sind rar, überfüllt, nicht schön und kosten trotzdem zu viel.
Beim Walmart in Squamish werden wir trotzdem fündig. Hier übernachten bereits einige Leute mit kleineren Campern oder in PW’s. Wir stehen noch nicht ganz auf dem Platz, da werden wir bereits angesprochen und diverse Leute schauen vorbei, Einheimische, Touristen aus Quebec, Franzosen. Nach dem alle Fragen beantwortet sind gehen wir Einkaufen und legen uns zur Ruhe.
Squamish – Vancouver (Kanada)
Heute fahren wir direkt nach Vancouver, parkieren teuer und
nur für 30 Minuten neben dem Visiter Center Süd. Die Lady im Visitor Center hat
nicht gerade ihren guten Tag, am liebsten hätte sie uns ein Hotelzimmer
vermittelt und so müssen wir ihr die ganzen Infos über Campingplätze und
RV-Stellplätze aus der Nase ziehen. Im Kaffee daneben trinken wir einen
schnellen Cappuccino und studieren kurz die neuen Unterlagen. Anschliessend
fahren wir zum «Capilano RV Park» der hiesigen «First Nations». Er lieg direkt
neben der Brücke zu Downtown Vancouver und ist mit dem Stadtbus gut erreichbar.
Wäsche waschen, WOMO rausfegen, Unterlagen
studieren, Nachtessen, schlafen, dies das Programm für heute Nachmittag.
Bei schönstem Wetter fahren wir heute Morgen mit dem
Stadtbus in die Innenstadt von Vancouver. Der Markt auf «Grandville Island» ist
unser erstes Ziel. Auf dem Weg durch die Stadt und über die die grosse Brücke, fallen
uns überall die schönen Parkanlagen, die teilweise üppig bepflanzten Dachgärten
und Balkone auf. Vancouver ist eine grüne Stadt.
Beim Eingang zum Markgelände, bleiben wir gleich im Restaurant Brauhaus hängen. Der lange Weg hat durstig gemacht. Wir warten am Empfang, bis uns die Platzanweiserin einen Platz an einem langen Tisch zuweist. Wir bestellen die acht verschiedenen Biersorten die sie hier Brauen und essen einen kleinen Happen, sodass wir nicht gleich aus den Latschen kippen.
Dazwischen plaudern wir mit einer Mexikanerin die hier unterrichtet hat und nun Ferien halber unterwegs ist. Auch ein paar Polen gesellen sich zu uns - herrlicher Mix.
Nach dieser fulminanten Markteröffnung baden wir zuerst in
den Touristenströmen auf den Gehwegen und Plätzen, schlängeln uns anschliessend
durch Futterhallen und zwischen Marktständen hindurch mit Früchten, Gemüsen,
Parfüm, Essig, Fisch, Fleisch und anderen Waren. Es ist ein bunter und etwas
verwirrender Mix an Ständen. Man kann kein wirkliches Konzept erkennen. So ist
auch die ganze Insel gestaltet.
Art Galerien, wechseln sich mit Bijouterien, Kaffees etc. ab und dazwischen findet man ein Betonwerk, Mechanische Werkstätten oder Kinderspielplätze. Weil wir so neugierig sind und um jede Ecke schauen, stolpern wir auch am «Sea Village» vorbei. Dies sind die schwimmenden Häuser in dieser Ecke von Vancouver. Sie sind wunderschön gepflegt und da Ebbe ist etwa 5m tiefer gelegen als der Steg - hier gefällt es uns.
Auf dem Rückweg spazieren wir durch das «Gastown» Quartier,
suchen die Shotgläser für Irina und treffen wieder auf zwei Schweizer, Elsbeth
und Hanspeter, die wir schon beim Check In im Camping gesehen haben. Diesmal
gibt es kein Gehsteiggespräch, wir sind ja lernfähig. Jetzt gehen wir gleich in
die Beiz und tauschen unsere Erfahrungen bei einem guten Glas Weisswein aus – ist
viel gemütlicher.
In diesen Breiten wird es wieder dunkel und so fahren wir beim
Einnachten wieder Richtung Camping. Morgen treffen wir Bernardo und Rickley,
zwei Kollegen aus der Sprachschulklasse von Irina – wir sind gespannt. Sie arbeiten
hier und wir haben im «The Mexican», dem Restaurant in dem Rikley arbeitet,
abgemacht.
Vancouver zum zweiten. Es regnet, so beschliessen wir
auszuschlafen, zu bloggen, mailen, oder lesen. Am Abend gehen wir wie
verabredet mit Bernardo bei Rikley vorbei, Essen gut mexikanisch und verabreden
uns für den nächsten Tag zum Powwow. Wir sind wir froh, müssen wir noch zum Bus
laufen. Solche Portionen Essen sind wir uns nicht mehr gewohnt und der
Verdauungsspaziergang tut dementsprechend gut.
Vancouver zum dritten. Heute Morgen haben wir mit den beiden
Jungs um elf Uhr beim Camping abgemacht. Sie kommen erst später und so schauen
wir den Squamish (hiesigen First Nation) beim «Dip Net Fishing» zu. Sie bauen
Reusen (Labyrinte) aus Steinmauern, warten bis die Fische reinschwimmen,
schliessen den Eingang und dann sprinten alle mit ihren Netzen los und sammeln
die Lachse in den Becken ein. Sieht noch spannend aus und offensichtlich sind
sie an diesem Tag sehr erfolgreich.
Als die Jungs etwa eine Stunde später als geplant
eintreffen, spazieren wir zu Fuss zum Festplatz. Dort angekommen, sind die
Leute noch am Aufbauen und wir erfahren, dass das Powwow erst um Sieben Uhr abends
beginnt. So ziehen wir unverrichteter Dinge wieder Richtung Camping, trinken
dort noch etwas und zeigen den Beiden unsere kleine blaue Perle. Rickley muss heute
Nachmittag wieder in die Küche und so heisst es Abschied nehmen. Vielleicht
sehen wir sie am Abend nochmals beim Fest.
Am Abend betreten wie das Festgelände erneut. Wir kommen
gerade richtig. Um eine freie Fläche bilden die Trommler auf der einen, die
Tänzer auf der anderen Seite einen inneren Kreis. Die Zuschauertribünen sind in
einem zweiten Kreis drum herum angeordnet. In der Mitte finden die
Tanzdarbietungen statt. Wir sehen gerade die Neulinge, ganz Junge aber auch welche
vom «Golden Age», bei Ihrem Auftritt.
Nach der Darbietung werden dieselben in
einer offiziellen Zeremonie in den Reihen der Tänzer aufgenommen. Zu Trommel
und Gesang tanzen sie im Kreis herum und die erfahrenen Tänzer folgen ihnen. Für
jeden der vier Neulinge liegt eine gewobene Decke als Willkommenspräsent auf
dem Rasen. Begleitet von den Erfahrenen Tänzern, tanzen sie über die Decken
welche anschliessend aufgenommen, gefaltet und ihnen überreicht werden.
Während sie im Kreis herumgehen bezeugen die Zuschauer ihren
Respekt in dem sie aufstehen.
Am Ende der Runde, stellen sich die Neulinge in einer Reihe
auf und die erfahrenen Tänzer aber auch Zuschauer, Freunde und Verwandte gehen
zum Händeschütteln an ihnen vorbei.
Anschliessend beginnen die allgemeinen Tanzwettbewerbe. Es
tanzen die Jungen Mädchen und Jungs, die Single Mädchen und Boys aber auch die
Herren und Damen des «Golden Age» - unglaublich.
Für einen jungen Tänzer, der letzten Herbst gestorben ist, wird ein spezieller Tanzwettbewerb angesagt. Die Familie des Verstorbenen steht während der ganzen Tanzdarbietung am Kreis. Anschliessend gibt es «Shake Hand» mit dem Sieger und den übrigen Tänzern. Nun werden alle Verwandten, Freunde oder welche die ihren Respekt erweisen wollen aufgerufen, sich der Familie, die den Tanz einmal um den Kreis anführt, anzuschliessen. Alle Zuschauer stehen während dieser Zeremonie auf. Man hört nur die Trommeln und den Gesang, sonst herrscht andächtige Ruhe. Nach vollführter Runde Stellt sich die Familie in einer Reihe auf und viele der Anwesenden gehen zum kondolieren an ihnen vorbei – jetzt kommt schon etwas Hühnerhautstimmung auf.
Für das Powwow wurde nicht speziell Werbung betrieben und so
sind nur wenige Touristen anwesend. Trotzdem fühlen wir uns nicht als
Fremdkörper. Wir werden gegrüsst, mal gefragt woher wir kommen, es wird
gescherzt und gelacht. Das gibt Hunger und wir wollen das viel gelobte
Lachs-BBQ probieren. Leider zu spät, es ist schon ausverkauft. Nun muss halt
ein simpler Burger dran glauben. Die Tänze dauern bis in die späte Nacht und da
es Morgen weitergeht, ziehen wir ohne das Ende abzuwarten, im Dunkeln, Richtung
WOMO davon. Auf dem Nachhauseweg haben wir immer noch den Gesang und die
Trommeln im Ohr – hoffentlich können wir schlafen.
Vancouver –
Nanaimo, Vancouver Island (Kanada)
Am Morgen noch einen Spaziergang der Bucht entlang und durch
«The Village», einem schönen und neu gestalteten Quartier, neben dem
Shoppingcenter «Royal Park».
Als wir anschliessend mit dem WOMO Richtung Küste losfahren,
stelle ich fest, dass wir kaum noch Bremsdruck haben. Sofort raus auf den
nächsten Parkplatz, möglichst unter die Bäume, es regnet in Strömen, Bremsleitung
und Stand der Bremsflüssigkeit kontrollieren. Offensichtlich hat sich eine Manschette
verschoben. Während der letzten vier Tage ist Bremsflüssigkeit ausgelaufen und
das Niveau auf einen kritischen Stand gesunken. Ich fülle mit unserer Reservedose
Bremsflüssigkeit nach. Nun geht’s zurück zum Campground wo wir WiFi Verbindung
und genügend Platz haben. Wir fragen nach Garagen, den der Service und ein
Oelwechsel sind nächstens fällig. Wir bekommen eine Liste möglicher Kandidaten und
finden eine Garage die dieses Fahrzeug kennt. Leider ist Wochenende und wir
können erst am Montag einen Termin vereinbaren. Wir sind nicht gewillt nochmals
zwei Tage in Vancouver zu warten sondern wollen das Wochenende nutzen und «Vancouver
Island» besichtigen. Deshalb lösen wir das Problem selber. Es bremst wieder und
so fahren wir der Küste entlang zur «Horsshoubay», wo wir mit der Fähre nach
Nanaimo (Vancouver Island), übersetzen. In Nanaimo finden wir einen Walmart,
kaufen ein und … können nicht über Nacht bleiben. Er schickt uns zum Outdoor
Geschäft über die Strasse. Ein riesen Laden mit allen möglichen Utensilien,
vorwiegend für das Fischen und die Jagt. Wir fragen ob wir über Nacht bleiben
dürfen. Der Mann an der Auskunft lacht nur und meint: «Klar könnt ihr, warum
nicht.». Er wusste gleich, dass wir vom Walmart kommen und offensichtlich ist dies
hier üblich. Im Laufe des Abends treffen alle möglichen Leute ein. Sie kommen
in PW’s, im Pickup mit Trailer oder in Wohnmobilen aller Grössen.
Nanaimo – Tofino (Kanada)
Am nächsten Morgen erleben wir eine Überraschung.
Offensichtlich wurden wir im Laufe der Nacht das Ziel eines Eierwerfers. Wir
haben so gut geschlafen, dass keiner was mitbekommen hat. Was soll’s, man kann
ja nicht mit jedem gut Freund sein oder war vielleicht einer unglücklich über
den Ausgang eines Fussballmatches – spielt keine Rolle.
Viele Leute die wir getroffen haben, schwärmen von Tofino
und seinen Stränden. Dieser Ort liegt auf der gegenüberliegenden Seite der
Insel und ist nur über eine Strasse, die in der Mitte, quer über die Insel
führt, erschlossen. Auf dem Rückweg haben wir damit immer noch die Option an
die Nord- oder Südspitze der Insel zu fahren. Der Entschluss steht fest, wir
fahren zuerst nach Tofino.
Es ist eine wunderschöne Strecke durch Berge, Täler und an
glasklaren Seen vorbei.
Die Strassen sind Stellenweise schmal, kurvenreich und
gehen steil hoch und runter, teilweise 18% oder mehr. Es ist fast wie
Achterbahn fahren. Mir gefällt’s, Erika ist weniger begeistert, sie muss ja auch
meinen Fahrstil über sich ergehen lassen. Obwohl ihr im PW schon längst kotz
übel wäre, passiert dies im Peugeot J7 nie – tolles Fahrzeug!
Das Wochenende ist vorbei und entsprechend dem Gegenverkehr
erwarten wir genügend Platz auf der gegenüberliegenden Insel-Seite. Leider
weitgefehlt. Wir finden nur noch drei Kilometer vor dem Ort an der «McKenzie
Beach» einen Platz. Alle anderen sind ausgebucht oder haben bereits reservierte
Standplätze, die sich im Laufe des Tages füllen.
Auf unserem Platz sieht es am Nachmittag noch
gut aus, aber bis am Abend ist auch hier alles voll. Vorerst geniessen wir den
Strand und wollen morgen in die Stadt. Aber davon später.
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