Way North

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Icefield Parkway

Sonntag, 14. Mai 2017

KW 16/17 - Peru Zentral

Caraz
Wir geniessen die Sonne von Peru und die Ruhe auf dem
Campground. Spielen mit Hilal und Lilou (den Kindern) den jüngsten, während die älteren Geschwister mit ihren Eltern Schule machen. Inzwischen ist eine ganze Meute zusammengekommen und dementsprechend ist immer was los.
Wir nutzen auch die Gelegenheit und plaudern ausgiebig mit Uwe, dem Radler, der hier zurzeit zeltet und seit zwei Jahren unterwegs ist – sehr interessant.
Wir laden ihn zum Nachtessen ein und es wird ein gemütlicher und unterhaltsamer Abend. Uwe schiesst tolle Fotos und stellt sie schwarz-weiss ins Facebook. Sieht super aus!


Heute Dienstag besuchen wir den lokalen Markt. Nebst dem «Supermercado» haben sie drei Markthallen in Caraz. In jeder Halle herrscht ein buntes durcheinander an Haushaltgeräten, Kleidern, Brot, Gemüsen, Früchten, Fleisch- und Fischprodukten oder anderen Dingen. Aus alten Autoreifen machen sie Schuhe, Kübel oder Schalen für den Haushalt, den Stall und den Garten. Dazwischen gib es überall Essstände. Nebst den üblichen Dingen kaufen wir einen hervorragenden Honig, eine willkommene Abwechslung an unserem Frühstückstisch.
Unsere Reisegefährten müssen ihre Bremsklötze ersetzen. Leider hatten sie am Morgen kein Glück in der Garage, da keine passenden Teile vorhanden waren. Gegen Abend taucht plötzlich der Chef der Garage mit Jaime dem Campgroundbesitzer auf und verkündet, dass er entsprechende Teile in Lima beschaffen kann und dieselben in einem Tag geliefert werden. Ein engagierter Typ und ein Grund für unsere Kollegen zu bleiben. Wir nutzen die Gelegenheit und fragen, ob er einen passenden Kühlerschlauch für uns hat. Unser, in Kolumbien reparierter, leckt wieder. Ich habe ihn mit Tape nochmals repariert, aber sicher ist sicher, denn die Berge werden noch höher. Er verspricht dies zu prüfen und heute oder am nächsten Tag vorbeizuschauen – guter Mann!
Gegen Abend taucht der gute Mann mit zwei Schläuchen auf. Leider keine Chance. Ich habe inzwischen unseren Schlauch ausgebaut und gebe ihm denselben als Muster mit.
Am Abend bringt jeder was mit, wir sitzen bei Roch und Damaris zusammen und verbringen einen kurzweiligen Abend miteinander.


Es ist Mittwochmorgen und nach einem gemütlichen Frühstück in der Sonne, machen wir noch ein paar Reiseplanungen.
Im Laufe des Nachmittags kommt der Mechaniker und zeigt uns wie sie einen passenden Kühlerschlauch zusammenbauen wollen. Wir besprechen die Lösung am Fahrzeug und ich zeige ihm was er alles berücksichtigen muss. Das Muster hat er ja noch – hoffen wir er hat es kapiert.
Das WOMO von Fred bekommt keinen Strom von den Batterien, seit er in der Garage war und anschliessend das Fahrzeug gewaschen hat. Wir verbringen deshalb einen Teil des Nachmittags mit der Fehlersuche. Die Vermutung liegt nahe, dass die Feuchtigkeit irgendwo eine Störung verursacht. Den Generator den er bisher niemals gebraucht hat, setzen wir in Gang, reparieren das Klappern des Ventilators und füllen Oel nach. Erstaunlicher Weise, funktioniert die ganze Anlage im Generatorbetrieb. Der Beschluss ist klar, trocknen lassen und später probieren.
Fotografieren und mit den Kindern spielen füllen den Rest des Nachmittags aus.



Am Donnerstag, fahren unsere Reisegefährten, einer nach dem Anderen in die Garage, machen den Service an den Bremsen oder reparieren die einen oder anderen Dinge.
Ich fahre mit Roch und Familie in die Garage, mal schauen, was unser Kühlerschlauch macht.
Erika bleibt mit Lilou auf dem Campground zurück – eine weitere Spielrunde wird eingeläutet.
Die Garage ist leicht überfordert, es dauert, bis mich der Garagenchef, zusammen mit zwei Mechanikern zum Campground zurückfährt und wir den Kühlerschlauch montieren können – passt!
Anschliessend fahre ich in die Garage um den Vergaser reinigen zu lassen und die Zündung einzustellen. Leider reicht die Zeit nur noch für die Vergaserreinigung. Die Zündung müssen wir Morgen einstellen. Wir machen auf den nächsten Tag neun Uhr ab.
Da wir alle immer noch hier sind, sitzen wir am Abend nochmals zusammen, jeder bringt einen kleinen Happen mit.


Caraz – Laguna Orconcocha
Heute Freitag, verabschieden wir zuerst Roch, Damaris, Max und Lilou sie fahren geradewegs nach Huaraz. Anschliessend verabschiedet sich Fred und Familie, sie wollen weiter durch die Berge. Wir fahren wie verabredet zur Garage und treffen dort wieder auf Fred. Er hat nochmals alles ausgetrocknet, die Batterien neu geladen aber alles half nichts – weitersuchen. Die Leute in der Garage sind mit zwei Wohnmobilen überlastet. Es gibt nur ein Mechaniker Meister und die anderen sind Gehilfen oder Auszubildende. So hüpft derselbe von einem Fahrzeug zum andern und es dauert bis die Zündung bei uns eingestellt ist. Gegen Mittag können wir endlich losfahren.
Wir verabschieden uns von allen, fahren nach «Yungay» und von
dort über die Holperpiste Richtung «Laguna Orconcocha». Unterwegs überholen uns zwei Motorradfahrer und ziehen von dannen. Wir fahren möglichst fahrzeug- und nervenschonend weiter, als plötzlich einer der Motorradfahrer am Strassenrand steht. Die Packung Eier ist bei der Holperfahrt über Bord gegangen. Ein Teil ist heil geblieben und er fragt uns, ob wir dieselben für ihn mitnehmen könnten. Machen wir, aber keiner von uns kennt den Namen des Campgrounds. Er meint er fahre voraus und würde uns schon sehen, wenn wir kommen. Hoffen wir mal es ist derselbe Stellplatz den wir meinen.
Der erste Stellplatz ist direkt neben der Strasse, etwas beengt im Taleinschnitt und leer. Das gefällt uns nicht und so fahren wir weiter.

Im Hochtal angekommen fahren wir über die Löcherpiste und sehen von weitem drei Motorradfahrer ihre Zelte aufschlagen. Wir fahren auf den Platz und der gute Junge ist froh, seine Frühstückseier in Empfang nehmen zu können. Es ist bitter kalt während sie versuchen ein Campfire in Gang zu bekommen. Das Holz ist nass, kalt und will nicht brennen, aber am Schluss gelingt es doch. Wir mache inzwischen in unserem warmen Bus das Nachtessen und sitzen anschliessend zu Jorge (E), Raphael (NL), Ingmar (NL) ans Campfire. Jorge ist gebürtiger Spanier, Polizist, lebt und arbeitet zurzeit in Bogota. Er ist alleine unterwegs während Raphael und Ingmar gelegentlich zusammen reisen. Wir geniessen einen unterhaltsamen aber kalten Abend. Ein weiterer Gast, ein Fuchs schleicht gar nicht scheu, zwischen unserem WOMO und den Zelten umher. Er ist bereit alles zu klauen was wir nicht gesichert haben – also, Schotten dicht!



Diese Nacht schrecken wir plötzlich auf. Es poltert laut und ungeduldig gegen die Seitenwand. Anschliessend hört es sich an wie wenn jemand versucht die Vordertüre mit Gewalt aufzumachen. Wer kann das sein? Ich schnappe die Taschenlampe, schleiche nach vorn, reisse den Vorhang zur Seite, blende den potentiellen Eindringling und … stelle fest, es ist eine Kuh, die sich an unserem «Kleinen» die Hörner gestossen hat. Also wieder hinlegen und weiterschlafen wer kann.

Ich bin früh auf, verabschiede Jorge und gehe eine Runde Vögel beobachten. Geniesse den klaren Blick auf die verschneiten Gipfel des «Huascarán». Mit einer Höhe von 6768 Meter ist er der Höchste Berg Perus und der fünft höchste Berg Südamerikas.
Wie ich zurückkomme hat Erika bereits Frühstück gemacht und für unsere Tour gepackt.
Wir fahren zum Parkplatz hoch und wandern von da hinauf zur «Laguna 69». Es geht durch ein wunderschönes Tal, an Wasserfällen vorbei und über zwei Stufen bis zur Lagune. Die letzte Etappe macht mir unheimlich zu schaffen. Die Höhe und der hartnäckige Husten, den ich immer noch mit mir rumtrage, lassen an der Zielerreichung zweifeln. Wir sind uns einig, wenn ich nicht mehr weitergehen kann, läuft Erika alleine hoch. Ich habe keine Schmerzen, aber Herzklopfen, schwere Beine und laufe auf Anschlag.
Es ist wie damals bei der Feuerwehr, als wir in der Atemschutzübung ans Limit gingen. Du steht ausgepumpt vor dem Hindernis und überlegst, soll ich jetzt in die Maske ko… oder noch einen Schritt weitergehen.
Ich gehe weiter, langsam Schritt für Schritt dazwischen immer was trinken. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, aber irgendwann taucht die türkisblaue «Laguna 69» (4600 müM), der Wasserfall und dahinter die Eiswände des «Chacraraju» (6112 müM) auf – ein Traumpanorama.
Oben angekommen machen wir eine kleine Pause, ich habe zu wenig Energie und der Körper keine Kraft um viel zu verdauen. Da wir später dran sind als die Anderen, haben wir die Lagune für uns alleine. Ein eisiger Wind und die Erschöpfung veranlasst uns jedoch früher aufzubrechen. Wir sind kaum ums Eck, als die Sonne herauskommt. Die Wärme tut gut und man spürt, wie die Batterien umgehend aufgeladen werden. Wir kehren nochmal zur Lagune zurück, schiessen ein paar Fotos und geniessen die malerische Landschaft. So gestärkt machen wir uns wieder auf den Abstieg.
Unterwegs müssen wir noch ein paar Rindviechern ausweichen, grüssen ein Pärchen Rucksacktouristen, die jetzt noch zur Laguna aufsteigen und eventuell dort übernachten. Es ist schon am Einnachten, als wir die Talsole und unser WOMO erreichen.
Jetzt noch eine kurze Fahrt bis zu unserem bewährten Camp an der «Laguna Orconcocha» und zu den beiden Holländern. Auch sie haben heute diese Tour gemacht und übernachten nochmals hier.
Ingmar hat Rum und Cola organisiert. Er spendiert einen Drink zum Apéro. Inzwischen beginnt es zu regnen. Wir offerieren den Boys in unserem WOMO zu kochen und zu Abend zu essen. Sie spendieren das Huhn, etwas Gemüse und wir die Spaghetti. Anschliessend nehmen wir noch einen längeren Absacker – Prost und gute Nacht!



Laguna Orconcocha - Lluychush
Wir starten früh und haben einen langen Weg durch die Berge vor uns. Beim Parkplatz zum Lagunatrail steht das Pärchen vom Vorabend. Sie wollen in die gleiche Richtung und warten schon lange auf einen «Colectivo» (Publi-Bus), der nicht voll besetzt ist. Offensichtlich haben sie keine Chance und so nehmen wir sie mit. Während es bei der «Laguna Orconcocha» geregnet hat, fiel hier oben Schnee. So pflügt sich unser «Kleiner» bald einmal durch 10cm Schneematsch. Die Strecke ist holperig, das Wetter super und die Aussicht fantastisch. Nach ungefähr zweieinhalb Stunden erreichen wir «Vaqueria», hier laden wir, unsere Fahrgäste, Sofia und Adam aus Polen, aus. Die Einheimische mit dem schönen, sauberen Verkaufsstand und dem Restaurant, fragt ob wir etwas essen wollen. Machen wir und so sitzen wir gemeinsam mit den beiden am Tisch. Sofia spricht gut spanisch und hat offensichtlich einen guten Draht zu Kindern. Im Nu sitzen ihr die beiden Töchter der Wirtin auf den Knien – gar nicht scheu.

Adam und Sofia warten den Regen ab und wollen anschliessend noch fünf Stunden zu Fuss weiter.
Wir ziehen unmittelbar nach dem Essen weiter. Die Strecke durch die Berge ist schwierig einzuschätzen. Die Auskünfte über die Strassenverhältnisse sind sehr unterschiedlich nie ist man sicher ob ein Felssturz oder eine Schlammlawine die Wege unpassierbar gemacht haben. Ewas Reserve ist deshalb nie schlecht, auch wenn bis jetzt die Strecke gut fahrbar war.
Wir fahren durch zwei weitere Bergdörfer. Die Einheimischen tragen hier meistens die traditionelle bunte Tracht und den hohen Hut, den wir schon auf dem Markt von «Caraz» gesehen haben. Beim zweiten Dorf stellen wir fest, dass wir entgegen dem Navi bereits in «Yanama» sind. Von hier zweigen zwei Strassen nach «San Luis» unserem nächsten Ziel, ab. Das Navi können wir rauchen, bringt keine gescheite Info mehr heraus.  Wir fragen die Einheimischen und beides Mal teilen sie uns mit dass die obere Strasse die schnellere und besser sei. Ok, fahren wir dieselbe.
Sie wirkt schlechter als die Strasse durch die Berge. In der Schweiz ist dies ein schlechter Feld-, Wald- und Wiesenweg. Schotterpisten und Löcher sind grundsätzlich kein Problem. Man muss die Geschwindigkeit anpassen und braucht manchmal viel Geduld. Kurz bevor wir über den Berggrat auf
die andere Seite wechseln wird es hässlich. Der Weg wird stellenweise zur Schlammpiste mit tiefen Spurrillen – unser Albtraum. Ohne 4x4 ist Sand und Matsch das schlimmste. Wir passieren die erste kritische Stelle mehr oder weniger Problemlos. Ich quäle unseren «Kleinen» noch zweimal durch den Matsch, dann ist die Krete erreicht. Erika harrt eisern neben mir aus, sie ist ruhig geworden und das sagt alles – nicht lustig. Wir sind froh als es endlich bergab geht. Fragen zwischendurch die Einheimischen nach dem Weg und nach dem Strassenzustand. Die Antwort ist jedes Mal schön zu hören. Die richtige Richtung und die Strassen werden nur noch besser. Unterwegs werden wir dann eines Besseren belehrt. Die Richtung stimmt aber wir passieren noch mehrere, ganz üble Matschpartien. Es scheppert unten, links und rechts, wenn wir durch den mit Steinen versetzten Matsch pflügen. Und es schmerzt in der Seele, wenn ich den «Kleinen» hart und mit viel Geschwindigkeit dadurch treiben muss, aber wir sind am Limit. Es ist immer dasselbe auf diesen
Routen. Man fährt stundenlang, durchquert die eine oder andere
Kritische Stelle. Irgendwann ist der «point of no return» erreicht und dann es gibt nur noch ein Vorwärtskommen um fast jeden Preis. Ein weiterer Anhaltspunkt für uns sind jeweils die einheimischen PW’s oder die Colectivos, solange dieselben fahren, fahren wir auch.
Es wird langsam dunkel, wir sind fünf Kilometer vor dem Ziel, die Strassen sind zurzeit auszuhalten, als es rumpelt … oh, oh, hört sich
schlecht an. Der linke hintere Reifen ist platt. Ich kann gerade noch knapp in eine Ausweichstelle fahren. Ärmel hochkrempeln, alles auspacken, mit dem Spaten planieren und runterbuddeln, damit wir überhaupt den Wagenheber drunter kriegen. Und dann …. kurbeln, kurbeln, kurbeln. Es geht alles gut, der Reifen ist schnell gewechselt und weiter geht’s.
Wir fahren bis «Lluychush», wo der Überlandbus auf der schmalen Gasse hält. Jetzt heisst es warten, bis alle Säcke verstaut sind, sich die Leute von ihren Verwandten verabschiedet haben und eingestiegen sind.
Wir fahren auf der Teerstrasse weiter bis hinter die nächste Kreuzung dort sehen wir links und rechts etwas Platz und Leute die am Arbeiten sind. Wir fragen, ob wir vor dem Unterstand übernachten können. Sie meinen selbstverständlich, dies sei eine «Hospedaje», aber sie müssen zuerst den Besitzer fragen. Der Mann läuft los und die Frau erzählt uns, dass dies die Route nach Huaraz sei. Es geht alles auf geteerter Strasse weiter Autobusse brauchen 4h, Lastwagen brauchen 3h, Wir brauchen 2h und PW’s brauchen nur 1.5h, wir sind sprachlos ab dieser Information.
Inzwischen ist der Besitzer eingetroffen. Wir räumen ein paar Balken weg und ich fahre vor den Unterstand – super. Als ich ihn frage was es kostet meint er es sei freiwillig. Ich gebe ihm ein paar Soles (Peruanische Währung) und wir sind beide happy.
Obwohl wir direkt an der Hauptstrasse schlafen, wird es relativ bald ruhig. In den Bergen Perus herrscht nicht der Dauerverkehr wie in Kolumbien oder anderen Ländern Zentralamerikas. Ein schweisstreibender Tag geht zu ende, wir sind müde nach der langen Fahrt und schlafen diese Nacht wie die Murmeltiere. 

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