Way North

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Icefield Parkway

Dienstag, 2. Mai 2017

KW 15/17 - Peru Nord

Zorritos
Wir verbringen einen weiteren Tag am Strand, tauschen uns mit den anderen Overlandern aus oder lesen.









Zorritos - Sullana
Heute Morgen geht es auf einmal hektisch zu und her. Eine allgemeine Wohnmobilbesichtigung ist von unseren amerikanischen Freunden losgetreten worden. Sie haben zu Hause eine Videoproduktionsfirma. Jetzt als Hobby, fliegen sie Drohnen und machen Interviews mit Reisenden. Sie besichtigen Brians Fahrzeug und interviewen ihn.  Wir tauschen Nord-, Süderfahrungen mit Brian aus, werden zur Besichtigung eingeladen und machen selbstverständlich auch eine Führung durch unseren «Kleinen».
So dauert es, bis wir vom Platz kommen. Randell und Patrick sind schneller und wollen bis «Piura» fahren. Ich sage ihnen noch, dass uns Brian vor den schlechten Strassenverhältnissen, den Umleitungen gewarnt hat und das Vorwärtskommen mühsam ist. Wir werden deshalb vorher Übernachten. Mal sehen ob wir sie nochmals treffen.
Unterwegs sehen wir dann die Bescherung. Einmal mehr wurden ganze Landstriche überflutet, Brücken weggeschwemmt und überall behelfsmässig die Löcher geflickt. Wie bei uns im Winter die Schneemaden, stehen hier die Dreckhaufen am Strassenrand. Der Einsatz der Strassenräumequipen ist auf jeden Fall lobenswert. Bei diesen grossflächigen und auf riesige Distanzen verteilten Schäden, die Strassen mehrheitlich geräumt und fahrbar zu halten ist bemerkenswert.  Wenn ich an die Strecke Zürich - Bern denke sind diese Strassen, aus meiner Sicht, trotz allem relativ entspannt zu fahren.
Vielerorts wurden vom Roten Kreuz Notunterkünfte errichtet. Die Leute die ihre Häuser verloren haben, hausen in den typisch weissen Zelten.
Aber hier sind wir im Land der Adobe-Mauern (Lehmziegel-Mauern). Kaum ist das Wasser abgelaufen, beginnen die Leute wieder damit Umfassungs-Mauern, teilweise Holzzäune zu errichten und darin ein kleines Adobe-Viereck, die Wohnung zu erstellen. Auf dem ganzen Weg sehen wir diese Behausungen herumstehen. Teilweise ganze Geisterstädte.
Mit all den Notbrücken, Engpässen und Umleitungen wird es Abend, bis wir in Sullana ankommen.
Auf der Kreuzung beim Einkaufszenter «Real Plaza», beschliessen wir einzukaufen und auf deren Parkplatz zu übernachten. Wie wir auf den Parkplatz fahren, wer steht da … die «Blackbox» unserer Amerikanischen Reisegefährten.

Sie kommen gerade aus dem Restaurant, Patrick begrüsst uns und anschliessend gehen sie einkaufen. Wir essen ebenfalls etwas und machen dann unsere Einkaufstour, bevor wir in die Koje hüpfen.



Sullana - Pimentel
Und weiter geht die Reise der Küstenstrasse entlang, durch diverse Wüsten, mal mit weniger, mal mehr Wasser. Die Strassen sind soweit gut, wenn nicht wieder diese «Toppes» währen. Wie in Mexiko, haben sie zur Senkung der Geschwindigkeit überall Schwellen eingebaut. Eine der Hauptaufgaben meiner Copilotin ist nebst dem fotografieren, dass sichten und ankündigen von Schwellen. So ruft sie immer mal wieder: «Schwelle!». Dies hilft, Fahrzeug und Nerven zu schonen. Sollten wir eine Schwelle übersehen oder zu schnell darüber rollen, strapaziert dies unsere «alten» Stossdämpfer und wirft im wahrsten Sinne des Wortes, unseren ganzen Haushalt durcheinander.
Entlang der Strecke sehen wir immer wieder verschiedene Wat- und Wasservögel. Ich halte an, gehe über die Strasse und ein Stück in die Landschaft hinein. Schiesse ein paar Fotos und als ich mich umdrehe und zur Strasse zurückgehe, hält Fred mit seinem WOMO am Strassenrand – was für ein Zufall.
Wir haben unterschiedliche Ziele, jedoch in der Nähe. Mal schauen wohin es uns noch verschlägt und ob wir uns wiederfinden. Fred zieht weiter nach «Pimentel». Wir fahren in dieselbe Richtung, wollen uns jedoch vor der Stadt, hinter den Dünen verschlaufen.
Als wir bei den Dünen ankommen, stellen wir fest, dass dies heute nicht sinnvoll ist. Die Düne und der Weg dahin sind mehrheitlich weg,
So fahren wir weiter nach «Pimentel», mitten in die Stadt und machen einen kurzen Rundgang, mehrheitlich dem Strand entlang. Wie wir zum «Kleinen» zurückkommen, steht eine französische Familie, die wir mehrmals getroffen haben, hinter uns. Wir grüssen kurz, aber die Stadt und der Parkplatz sagen uns nicht zu, so beschliessen wir, einen Blick ins Hostal ausserhalb der Stadt zu werfen. Wir fahren eine Schlaufe und von Süden her wieder auf die Stadt zu. Ausserhalb, auf den Dünen treffen wir wieder auf Fred und unsere amerikanischen Freunde. Der Platz ist gut und so campen wir hier wild.

Wir sprechen mit den Einheimischen, die zum Fischen, mit ihren «Balsillas» oder auch «Cabalitos de Totora» Booten, über eine Stunde ins Meer hinausfahren.  Im Sonnenuntergang, paddeln sie plötzlich aus allen Richtungen hierher zurück. Es ist faszinierend, wie geschickt sie durch die hohen Wellen manövrieren und vor allem, was die Boote so aushalten. Sie sagen es sei eine alte Tradition die sie
hier pflegen. Dies stimmt im weitesten Sinne, wenn die Styroporklötze im Boot nicht währen. Die Originalboote wurden nur aus Schilfbündeln gefertigt. Da das Schilf nicht alterungsbeständig ist, müssen sie ihre Boote alle Monate neu bauen. Wegen des witterungsbeständigen Styropors, benötigen sie weniger Schilf zum Bau der Boote. Dies ist somit günstiger, schneller und sie können trotzdem in alt bewährter Manier zur See fahren.
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall weiterhin viel Glück.

Bevor wir zu Bett gehen, feiern wir noch den 40ten Geburtstag
unseres «Kleinen». Wie es sich gehört in Peru, stossen wir mit «Pisco Sour», einem typischen, lokalen Drink, auf dieses tolle Ereignis an. Unser «Kleiner» hat uns bisher sicher durch die Schweiz, durch Mecklenburg-Vorpommern, die ganze Toscana und über 45’000km auf der Panamericana, bis hierhergeführt. Hat tapfer alle Strapazen ertragen und ohne grosses «murren» durchgehalten – super!


Pimentel - Huanchaco (Trujillo)
Heute Morgen macht Patrick mit uns ein Interview und filmt in unserem WOMO. Wir wollten noch ein Foto mit beiden schiessen, haben aber auch diese Gelegenheit verpasst – es ist unglaublich mit den beiden.
Anschliessend fahren wir entlang der Küstenstrasse. Reisfelder, Wüste, Dünen und Abfallberge wechseln sich ab. Die Hauptstrassen sind sehr gut und verleiten zum schnell fahren. Aber überall dort wo die überfluteten und verschmutzten Strassen auf die Hauptstrasse einmünden wird es gefährlich. Auch wir hatten unheimliches Glück. Wir kreuzen einen Autobus als es plötzlich einen lauten Knall gibt. Ich habe im letzten Moment noch einen riesigen Stein auf uns zufliegen sehen. Zwischen dem Scheinwerfer und der Frontscheibe ist er gegen unsere Motorhaube geknallt und hat einen tiefen Eindruck hinterlassen – Schutzengelchen sei Dank!
Weiter geht es bis «Huanchaco». Dort versuchen wir unser Glück beim «RV Park». Es ist vor Ostern und deshalb ist diese Lokalität bereits mit Einheimischen gut gefüllt. Als wir fragen lehnen sie zuerst ab und als ich ihnen unseren «Kleinen» zeige, meinen sie, für ihn hätten sie noch Platz. Wir schauen uns das Ganze an und sind nicht happy, zu überfüllt. Als kurz darauf Randall und Patrick (American Blackbox) einfahren, beschliessen wir, uns gemeinsam einen Platz am Strand zu suchen.
Am Strand in der Stadt wollen sie keine Camper zum Übernachten und da wir noch Einkaufsmöglichkeiten und ein WiFi-Netz suchen, wollen wir auch nicht zu weit draussen einen Platz suchen. Wir fahren zurück Richtung «Trujillo» und sehen zwei grosse Plätze neben dem Strand. Zuerst gehen wir bei der nächsten Tankstelle, Benzin und Wasser tanken. Während unsere beiden Amis ihren 400l Wassertank in den nächsten dreissig Minuten füllen, fahren wir zum Adobe-Pueblo «Chan Chan» (Ausgrabungsstädte), in der Hoffnung dort noch eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Leider ist dies auch nichts gewesen.  Auf dem Rückweg zur Tankstelle fährt auf einmal Fred und Familie vor uns. Wir verfolgen sie, überholen und stoppen sie. Auch sie waren auf dem Weg zum RV-Park, wie wir vermutet haben. Wir zeigen ihnen den Platz am Strand und so kommen heute Abend wieder alle drei zusammen.

Neben unserem Platz befinden sich Restaurants, jedoch alle geschlossen. Dafür hat eine «Fresshalle» offen. Im Viereck angeordnete Stände in einer gedeckten und nach allen Seiten offenen Halle. Zusammen mit Randell und Patrick machen wir uns auf die Kulinarische Entdeckungsreise. Am ersten Stand probieren wir «Papas Rellena». Dies sind mit Poulet, Gemüse und Eiern gefüllte Kartoffelstockballen – unglaublich lecker. Im hinteren Teil der Halle gibt es verschiedene Grillspezialitäten. Es hat Crevetten-, Poulet., Gemüse- und Rinderherzenspiesse. Diese entsprechen allerdings nicht ganz unserem Geschmack und auch die Fleischqualität lässt sich nicht mit derjenigen in Mexiko vergleichen. Ein Spiess ist genug. Dann geht es wieder zu den «Papas Rellena» und zu den Teigringen, ähnlich unseren Apfelringen im Teig. Sie werden mit Honig serviert und schmecken herrlich.
Satt und müde geht es ab nach «Hause».


Huanchaco (Trujillo)
Wir verabschieden uns gerade von Patrick und Randell und wollen die Ruinen von «Chan Chan» besuchen, als ein Paar vorbeispaziert und uns anspricht. Sie sind interessiert an unseren Fahrzeugen, unserer Reise und vor allem woher wir kommen. Der Mann kennt ein wenig die Schweiz und vor allem Bern. Er koche gern, mache heute Fisch, es ist ja Karfreitag und wir seien herzlich eingeladen. Wir nehmen dankend an und verabreden uns zwischen Ein und Zwei Uhr nachmittags. Er meint sein Haus sei nicht leicht zu finden und so verabreden wir uns beim Polizeikommissariat in Trujillo. Wir sollen von dort anrufen und er würde uns abholen und nach Hause begleiten. Schliesslich war er über zwei Jahre lang der Polizeichef des Departementes von «La Libertad». Wir nehmen dankend an.
Jetzt aber auf nach «Chan Chan». Diese Stadt wurde von den «Chimú» errichtet und ist über 20km2 gross. Wir besichtigen mit einem Guide die «Ciudadela Tschudi», den Königspalast. Die Anlage besteht aus Adobe-Mauern (Lehmziegel), die erstaunlich gerade und im Winkel errichtet wurden. Darin finden wir verschiedene Räumlichkeiten mit Zierleisten, bestehend aus verschiedenen Vögeln, Fischen oder anderen natürlichen Motiven.
Die Ausgrabungen und vor allem die Instandstellung der Anlage dauert immer noch an. Der Regen ist eine ständige Gefahr für die Anlage und hat auch dieses Jahr wieder erhebliche Schäden verursacht. Wie wir zum Museum fahren, treffen wir auf die «Peruanischen Nackt-Hunde», sogenannte «Viringos». Diese Hunde finden wir auch in den Fresken der Urvölker wieder. Offensichtlich gibt es eine Anordnung der Regierung, die jede grössere Archäologischen Städte verpflichtet, mindesten zwei Hunde dieser historischen Hunderasse, als lebenden Teil der Geschichte Perus, zu halten - interessant.
Nun ist es aber höchste Zeit, uns auf den Weg zu unserer Essenseinladung zu machen. Natürlich spielt uns Bill Gates mit seinem «Microschrott» wieder einmal einen Streich. Mein Handy mit der Karte hat soeben eine Sicherheitsabschaltung hinter sich und lässt sich in den nächsten zwei Stunden nicht aktivieren – geil!
Ich habe den Plan noch im Kopf, aber wir fahren nun in entgegengesetzter Richtung durch die Stadt, peilen ungefähr die richtige Richtung an, bis wir auf die besagte Strasse stossen, die zum Kommissariat führt. Während wir die Strasse hinunterfahren, rufen und gestikulieren die beiden auf dem Quad neben uns. Zuerst sind wir überrascht, aber dann erkennen wir Pocho Torres und Elia, unsere beiden Gastgeber. Sie fahren voraus und wir folgen ihnen bis vors Haus, das nennt man Service.
Es ist eine herzliche Begrüssung, die Grossmutter, die Tochter und eine Nichte sind ebenfalls zugegen und alle sind sehr interessiert. Während wir von Pocho mit «Ceviche» und dem speziellen Pop-Mais von Peru verwöhnt werden, erzählen wir ein wenig von unserer Reise und sie von Peru. Dann gibt’s Fisch, Kartoffeln, Zwiebeln und ein lokales Getränk. Sie kennen einige Dinge die für die Schweiz stehen, so zum Beispiel die Uhren, die Schokolade, den Käse etc. Wir zeigen einige Bilder dazu und erwähnen nebst der Bratwurst, die Cervelats, Maroni und weitere feine Sachen. Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir müssen Abschied nehmen. Für die ganze Familie machen wir noch eine WOMO-Besichtigung und natürlich ein Erinnerungsfoto. Es war eine wunderbare Zeit mit Euch – Muchas Gracias!


Wir fahren heute nochmals zurück nach «Huanchaco» auf den grossen Platz, stellen unseren Kleinen hin und machen einen Strandspaziergang.
Wie wir zurückkommen sehen wir von weitem, neben der Bar ein Wohnmobil stehen. Aus der Nähe betrachtet, ist es der «Kleine Prinz» der Freiburger Familie, die wir im «Swiss Wassi» schon getroffen haben. Wir trinken ein Bier zusammen und da wir alle Hunger haben, machen wir eine Führung durch die «Fresshalle» nebenan. Und wieder kehren wir satt und müde zu unserem WOMO zurück.



Huanchaco – Santa (vor Chimbote)
Von Pocho Torres haben wir den Tipp bekommen, dass die Ruinen von «Huaca de la Luna» und «Huaca del Sol» noch eindrücklicher sein sollen. So beschliessen wir dieselben auf dem Weg nach Süden noch zu besuchen. Etwas ausserhalb von Trujillo, am Fusse des «Cerro Blanco» finden wir die Anlage.
Diese Stadt wurde von den «Moche» errichtet. Es gibt zwei Pyramiden und dazwischen erstreckt sich die Stadt. Die Pyramide der «Huaca de la Luna» war das Spirituelle Zentrum, hier hatten nur privilegierte Personen Zutritt. Um die Götter zu besänftigen wurden Zweikämpfe unter den eigenen Kriegern arrangiert. Die Sieger präsentierten anschliessend die Verlierer nackt, führten sie zum Priester, der sie «reinigte» und auf den Tod vorbereitete. Vor einem erlauchten Publikum wurden ihnen die Halsschlagader aufgeschnitten und anschliessend wurden ihre Körper über eine Klippe gestürzt. Siebzig Skelette fand man bei Ausgrabungen am Fusse derselben.
Beim Tode eines Herrschers, wurde die ganze Pyramide versiegelt und darauf eine neue Errichtet. Das heisst, die Huaca de la Luna wuchs seitliche wie auch in der Höhe. Bei Ausgrabungen ist man auf fünf unterschiedliche Ebenen gestossen.
Gegenüber derselben liegt die «Huaca del Sol» dies war das Administrative Zentrum der Stadt. Dieselbe ist heute nicht zugänglich, da die Ausgrabungen noch im Gange sind.
Zwischen diesen beiden Anlagen, wohnten die Handwerker. Das Volk der «Moche» kannte keine Schrift. Aber sie hatten hervorragende Handwerker. Sie überlieferten das Leben der «Moche» mittels Skulpturen oder Zeichnungen. Diese stellten einzelne Menschen,
aber auch ganze Szenen dar wie zum Beispiel die Herstellung von Adobe-Ziegeln, Töpfereien etc. Sie machten auch Modelle der Anlagen die sie bauten. Oder sie fertigten Wandzeichnungen an. Die Moche pflegten ihre Handwerker, welche unglaublich geschickt waren. Diese Fertigkeiten beeinflussten auch die nachfolgenden Kulturen wie die «Chimú» (Adobe-Stadt Chan Chan) oder die «Inka».
Das Museum und auch die Führung durch die Anlage ist beeindruckend und interessant. Danke für den Tipp.
Weiter geht unsere Fahrt bis kurz vor «Chimbote». Bei der Tankstelle «Cogeco» in Santa, finden wir eine Bleibe für die Nacht. Einige Trucker stehen schon hier. Wie wir tanken, fahren auch Roch, Damaris und die Kinder wieder vor. Wir platzieren uns neben den Trucks, noch kurz Autowaschen und dann ab ins Bett.


Santa (vor Chimbote) - Caraz
Wir wollen beide durch den «Cañón del Pato». Wie wir unsere Karten vergleichen, zeigt unsere eine Hauptachse im Süden von Chimbote, die Karte unserer Reisegefährten zeigt eine Hauptachse im Norden von Chimbote – super!
Wir müssen noch einen Bankomaten suchen und so fahren wir südwärts, während unsere Freunde die Nordroute wählen.
Ich halte in Chimbote am Strassenrand. Erika wartet im WOMO und ich gehe über die Strasse und um die Ecke, wo ich einen Bankomaten vermute. Leider nichts gewesen. Unverrichteter Dinge gehe ich wieder um die Hausecke und komme gerade richtig. Von der Gegenüberliegenden Strassenseite schau ich einem Kerl zu, der ohne Scheu auf unser WOMO zu geht, kurz die Gurten unserer Kiste auf dem Veloanhänger prüft und dann wie selbstverständlich dieselben zu lösen beginnt. Eigentlich wollte ich noch ein Foto schiessen, aber der Kerl war so fix, ich hätte die ganzen Gurte wieder einfädeln müssen. Dazu war ich dann doch zu faul, weshalb ich rasch die Strasse überquere und ihn anspreche. Er erschrickt nur kurz, murmelt was und geht um das WOMO herum. Die Leute drum herum schauen blöd, aber keiner hat vorher mit der Wimper gezuckt. Frech genug muss man sein. Beim Abfahren winkt er uns noch locker zu, wir winken, eine Erfahrung reicher zurück.
Die Südroute stellt sich als eine Niete heraus, viel zu lange und am Ende keine Brücke. Auf der Polizeistation frage ich nach der Route und bekomme von drei Nasen, drei Antworten. So wenden wir und fahren zurück nach Santa. Wir passieren noch eine Polizeikontrolle, wo wir ermahnt werden vorsichtig zu sein. Er wollte auch wissen, ob wir die Route kennen und ob wir sicher sind, dass sie passierbar ist. Klar sind wir – jeder hat hier ja seine eigene Meinung und sicher ist man erst, wenn man angekommen ist. Unterwegs ist alles möglich.
Die Strasse geht am Anfang durch ein paar ärmere Quartiere, dann passieren wir einige Dörfer die von der Flut schwer getroffen wurden. Weiter gegen die Berge zu, wird die Strasse richtig gut. Ab und zu eine reparierte Stelle, ein paar Erdrutsche und Steinschläge aber gut passierbar bis … wir an den Fluss kommen. Hier fehlt die Strasse, es liegt viel Kies im Flussbett und Wasser fliesst auch genügend. Erika sagt hier fahren wir nicht durch und ich gebe Gas. Unser Kleiner pflügt sich seinen Weg mit Ach und Krach ans andere Ufer. Dort halte ich an, prüfe ob noch alles ok ist und halte den PW an, der gerade in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist. Ich frage ob die Strasse durch den «Cañón del Pato» bis nach «Caraz» passierbar ist, was er bestätigt. Er meint, an einigen Stellen muss man etwas vorsichtig fahren, aber sonst geht es. Mit seinem überladenen PW passiert auch er den Fluss – schon erstaunlich wie die hier fahren.
Wir setzen unsere Reise fort und tatsächlich, die Strasse wird zwar
immer schmaler, teilweise ist sie nur noch einspurig befahrbar aber der «Cañón del Pato» mit seinen 35 engen und dunklen Tunnels ist fantastisch. Im Vorbeifahren geniessen wir gerade den Wasserfall zur rechten, als Erika geduscht wird weil das Fenster offen stand und ich nicht nach links ausweichen konnte.

An einer Weggabelung in einem Bergdorf fragen wir nach dem Weg. Omar ist freundlich, zeigt uns den Richtigen Weg und fragt, ob wir ihn mit seinem Fahrrad nach «Caraz» mitnehmen können. Kurzentschlossen packen wir das Fahrrad hinten drauf und lassen Omar einsteigen. Während der ganzen Fahrt erzählt er ein wenig von der Gegend, der Arbeit und dem Leben in diesem Teil von Peru – sehr interessant.
Wir sind kurz vor «Caraz», als wir hinter einem uns bekannten Wohnmobil zum Stehen kommen. Wir haben Roch und Familie wieder eingeholt. Sie schaufeln sich gerade einen Weg durch einen Felsabbruch. Bei Ihnen sind noch Heidi und Christoph aus Bern mit ihrem 4x4 Bus. Damaris erklärt, dass ihr WOMO sich beim ersten Überquerungsversuch aufgeschaukelt hat und dann rückwärts abgerutscht ist – nicht lustig. Es geht steil herunter. Sie sind wieder retour gefahren und versuchen jetzt die Strasse zu planieren. Wir helfen mit. Während wir schaufeln, rutsch immer wieder Material nach und wir brechen die Übung aus Sicherheitsgründen mehr als einmal ab. Während die einen buddeln, schauen die anderen den Hang hoch und warnen dieselben.
Wir unterbrechen die Arbeit immer mal wieder, weil Einheimische die Stelle passieren wollen. Dieselben fahren mit PW’s, Bussen oder Colectivos (Sammeltaxis), meist mit Vollgas darüber – teilweise Halsbrecherische Aktionen.

Als die Stelle genügend präpariert ist, mache ich mit unserem «Kleinen» einen Versuch. Aber ich gehe die Sache zu langsam an und bleibe im Geröll stecken. Also retour und wieder auf die harte Tour mit Vollgas hinein – es klappt. Roch zögert noch. Wir buddeln nochmals, Christoph steht mit seinem 4x4 bereit aber jetzt meinen wir sei es an der Zeit, bevor der ganze Brocken der noch oben ist abbricht und wir hier stecken bleiben. Auch Roch nimmt jetzt Anlauf und schafft die Hürde mit Vollgas. Weiter geht die Fahrt. Heidi und Christoph verziehen sich in die Berge zum Übernachten, wir fahren nach «Caraz». In der Stadt verabschieden wir Omar mit seinem Fahrrad. War eine angenehme und interessante Reise mit dir - Gracias.

Wie wir noch ein paar Meter weiterfahren, hält Roch plötzlich am Strassenrand. Einmal mehr, treffen wir auf Fred, Cathy und die Kinder. Sie bummeln gerade durch die Stadt. Ein kurzer Schwatz, ein paar Brote am Stand einkaufen und gemeinsam geht’s zum «Campground Guadalupe».
Es war ein langer und ereignisreicher Tag. Hier spannen wir erst mal aus.




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