Way North

Way North
Icefield Parkway

Mittwoch, 15. Februar 2017

KW 06/17 - Kolumbien

Guatapé
Heute, Montagmorgen wollen wir hoch hinaus. Der markante Felsen, der die 
Seenlandschaft um Guatapé prägt, steht auf dem Programm und anschliessend ist die Weiterfahrt Richtung «Rionegro» geplant. Zeitig Frühstücken und losfahren. Die Zufahrt ist steil und wie zu erwarten holprig. Eintritt zahlt man einmal für’s Parken und das zweite Mal, dass man schwitzend und hechelnd die 740 Treppenstufen, steil nach oben, steigen darf.
Wir stehen am Fuss von «The Rock», ein nackter Felsklotz und sehr beeindruckend. Schon von hier aus ist der Blick über die Landschaft wunderbar. Wie wird das wohl oben sein? Wie wir hochsteigen, stellen wir fest, dass selbst dieser blanke Klotz mit Pflanzen bewachsen ist, die sich in jeder kleinsten Ritze verankern, erstaunlich woher die so viel Halt finden. Für uns ist dieser Frühsport eine willkommene Abwechslung. Wir spüren, dass wir nicht mehr so gut trainiert sind und seit längerem keine Touren mehr gemacht haben – gut so. Oben angekommen haben wir eine Rundumsicht von 360°, der Absolute Wahnsinn! Auch das Wetter spielt mit und so können wir bis an den Horizont sehen. Nebst den einfacheren Behausungen und Haciendas sind hier auch moderne Villen zu sehen. Die schöne Gegend und der Tourismus prägen die Landschaft. Auch grössere Hotelkomplexe stehen bereits hier. Wir hoffen, dass die Regulierung funktioniert und im aufstrebenden Tourismusboom nicht gleich alles zugemauert wird. Genug gesehen, wir machen uns wieder an den Abstieg – geht wesentlich leichter, auch wenn die Durchgänge teilweise unglaublich schmal sind.
Wir fahren mit unserem WOMO zum Ausgang und wieder steil bergab, als ein Tourist nebenher den Berg runter sprintet. Ich staune und denke, hat der Blasendruck, dass er so bergab rennt. Hinter ihm etwas langsamer seine Freundin. Beim zweiten Mal hinsehen sag er «Hi», ich ebenfalls und fahre weiter. Er wird langsamer und fällt zurück, aber als ich vor einer Schwelle langsamer werde, sprintet er wieder. Bei uns angekommen sagt er «us em Thurgau». Das war das Stichwort um anzuhalten. Hätte er viel früher haben können – sorry!
Wir lernen gerade Patrick und Laura aus der Schweiz kennen. Sie wollen nach Guatapé und da sie
schon mal hier sind, laden wir sie ein und fahren nochmals nach Guatapé zurück, parkieren auf unserem Halbinselchen und gehen im nahegelegenen Restaurant einen Fruchtsaft trinken.
Es wird eine angeregte Unterhaltung mit den beiden. Aus dem Fruchtsaft wird ein Mittagessen und im Laufe des Nachmittags müssen wir uns wirklich verabschieden, sonst müssen die beiden ohne das Städtchen gesehen zu haben, wieder nach Medellin zurück. Hat Spass gemacht und wir hätten sicher noch lange über viele interessante Dinge reden können. Vielen Dank ihr Zwei!

Wir gehen heute noch einkaufen und übernachten nochmals hier. Wir sind die einzigen und es wird wieder eine wunderbar, ruhige Nacht.


Guatapé – Santa Rosa de Cabal
Die heutige Fahrt dauert wieder etwas länger. Das Ziel sind die Thermales von «Santa Rosa de Cabal». Das Wetter ist gut und der Verkehr fliesst ordentlich, so geniessen wir eine entspannte Fahrt durchs schöne Kolumbien.
Beim Einnachten und nach 17km Staubstrasse, erreichen wir die «Thermales de San Vicente». Eigentlich die falsche Thermales. Die Signalisierung ist schlecht und verwirrend. Die einzige Thermales die gut beschriftet ist, die Leute frühzeitig abfängt und auf eine andere Route schickt ist diese - Gut organisiert, dass muss man ihnen lassen.
Wir essen etwas und geniessen anschliessend das Bad in den heissen Quellen. Die Pools sind teilweise 24h verfügbar. Die lange Fahrt und das heisse Wasser schlauchen uns ganz ordentlich. Auch die eiskalten Duschen danach ändern nichts und so gehen wir bei Zeiten schlafen.


Santa Rosa de Cabal – Salento
Wir geniessen das Frühstück in der Lodge und machen anschliessend eine Runde durch die verschiedenen Pools, die Schwitzhütten und baden im heissen Fluss. Hier besucht uns ein junger Quetzal und auch sonst hat es viele fotogene Objekte. Leider haben wir für einmal keine Kameras dabei.
Auch wenn es Thermales sind, mit den Leuten und dem Ort werden wir nicht ganz warm und so beschliessen wir weiter zu ziehen.
Wir fahren ins Städtchen Salento, ein weiterer Tipp, den wir bekommen haben. Hier soll es ähnlich schön sein wie in Guatapé, aber weniger touristisch zu und hergehen. Wie wir im Laufe des Nachmittags beim Restaurant «Meraki» ankommen ist dieses geschlossen, aber auf dem Platz stehen ein Camper aus Australien und USA, der uns bekannt vorkommt. Australien ist zu Hause. Die Lady öffnet uns das Tor. Wir fahren rein und sind sogleich in ein Gespräch vertieft. Andrew und Anita
haben ihren Offroader in Chile gekauft und sind bis hierher gefahren. Wie sie ihre Platznachbarn beschreiben kommen uns diese sehr bekannt vor. Ich suche gerade ein Foto von Thomas und Isabel, als vom Tor her ein lautes «Hallo» ertönt. Sie sind es, zusammen mit ihren Freunden. Jetzt haben wir sie doch nochmals getroffen.
Nach dem Nachtessen machen wir einen Verdauungsspaziergang durch das Städtchen. Aus unserer Sicht kein Vergleich mit Guatapé. Es ist schön, touristisch und vor allem «Backpacker» sind hier, zu Hauf unterwegs. Die Häuser sind traditionell gehalten, es gibt einen Hauptplatz mit Kirche und die Hauptgasse, die von dort bis zum Aussichtspunkt führt. Hier sind die klassischen Handwerker, Schmuck und Kleiderläden, Kaffees und sonstige Futterecken untergebracht. Auch hier haben sie eine «Spielhölle» wo fleissig Billard, Domino oder anderes gespielt wird. Diverse, schön gestaltete Bar’s laden zum Party machen ein, aber das lassen wir heute sein.


Salento
Diesen Donnerstagmorgen machen wir noch etwas Reiseplanung, skypen und schreiben. Das Restaurant öffnet erst um elf Uhr.
Im Laufe des Morgens trifft Hector ein. Er hat das ganze hier aufgebaut und ist begeistert von den Overlandern. Er hat Platz für drei kleinere WOMOs die unter der Woche hier campen können, WC, Dusche, eine nette Bestuhlung und das WiFi stehen diesen zur Verfügung – super eingerichtet. Interessiert sieht er sich jeden Camper an. Wir zeigen ihm auch unseren «Kleinen» und können bei seinem Kastenwagen reinschauen. Er hat seit drei Wochen mit dem Ausbau zum WOMO begonnen – interessanter Typ. WOMOs kennen die Kolumbianer sonst nur von den Touristen her. Anschliessend stellt er uns Ana, seine Tochter vor. Sie spricht englisch und ist heute die Besitzerin des Restaurants. Die Menu Karte ist international und die Flaggen an der Decke der Beiz wiederspiegeln die Länder aus denen die Gerichte kommen. Darunter sind, Thailand, Peru, Italien, Indien, Mexiko, USA und natürlich Kolumbien. Sie haben eine grosse Auswahl an schmackhaften vegetarischen Menus, da könnte ich sogar Vegetarier werden. Wir wollen ihm die Schweizer Flagge schmackhaft machen, aber er meint, solange er keinen Koch hat der Schweizer Gerichte kochen kann wird nichts aufgehängt. Es wäre reizvoll, den Köchen die Schweizer Küche näher zu bringen, aber so lange wollen wir doch nicht bleiben – also Schweizer Köche, meldet euch.

Nach einem kleinen Snack mit Baumtomaten- und Passionsfruchtsaft, machen wir uns auf zum Stadtrundgang. Schlendern durch die Verkaufsläden und kraxeln nochmals die Treppenstufen zum Aussichtspunkt hoch. Diesmal bei Tageslicht. Die Sicht ist toll, aber es ziehen dunkle Wolken auf.
Wie wir wieder auf unserem Platz ankommen, beginnt es wie aus Giesskannen zu regnen. Wir denken kurz an Thomas und Isabel, die heute zu Fuss im «Valle del Cocora» unterwegs sind. Wie ist es ihnen wohl ergangen. Ich schaue die Wetterprognosen an, denn wir wollen diesen Trip morgen machen. Die ganze Woche ist Regen angesagt – na toll!
Spät abends treffen die beiden dann ein, pudelnass bis auf die Knochen. Da können wir uns auf was gefasst machen.


Salento
Mit dem alt bewährten «Willys» Jeep, machen wir einen Abstecher ins «Valle del Cocora». Dieses Tal liegt ca. 2000 müM und gehört zum «Los Nevados National Park». Es wird geprägt durch die hier vorkommende Wachspalmenart «palma de cera». Diese kann bis zu 60m hoch werden, zählt damit zu den grössten der Welt und ist gleichzeitig der Nationalbaum von Kolumbien. Von hier aus, wandern wir über grüne Wiesen und wacklige Stege, hoch in den Nebelwald zum Kolibrihaus «Acaime», wo wir eine Pause einlegen. Nebst traditionell zubereitetem Kakao, serviert mit lokalem Käse, geniessen wir vor allem die Kolibris, die uns um die Köpfe schwirren.
Bis jetzt hatten wir Wetterglück und trotz der Wolken rundherum ist es trocken geblieben. Wir machen uns deshalb zeitig auf den Rückweg. Steigen zuerst wieder etwas hinunter um anschliessend auf rund 3000 müM, hochzusteigen. Durch den Regenwald marschieren wir bis zu den Wachspalmenhängen. Es ist unglaublich wie dünn, gerade und hoch diese «palma de cera» werden und trotzdem stehen bleiben - ein physikalisches Phänomen. Anschliessend wandern wir wieder über grüne Matten zurück ins «Valle del Cocora», wo der nächste «Kaiser» Jeep uns nach Salento zurückfährt. Der Tipp von Erika, das Gepäck unter Dach, in den Jeep zu nehmen war gut. Auf der Rückfahrt werden wir prompt verregnet. Wir sind trocken geblieben, was man von den Passagieren auf dem Trittbrett nicht behaupten kann. Im Dorf steigen wir dann bei schönstem Sonnenschein wieder aus – perfekt!



Salento – Restaurant Santander
Gemäss dem Tipp von Hector, fahren wir Richtung Neiva und nicht auf der Hauptstrasse Richtung Cali. Durch die Berge bekommen wir Probleme mit dem Motor, viel zu heiss. Der Kühlwasserschlauch ist gerissen. Aber hier in den Bergen sind sie gut organisiert. Mit dem Motorrad
sind sie zu zweit unterwegs und halten sobald es nach Problemen aussieht. Fragen ob sie helfen können. So auch bei uns. Während der Mechaniker bei uns bleib, rauscht der zweite mit dem Kühlerschlauch in die Werkstatt, hat selbstverständlich kein passendes Teil da, aber macht fix einen Einsatz rein und schon funktioniert es wieder … oder auch nicht. Jetzt macht der Zündverteiler Probleme. Sie rufen das Motorrad mit dem Fahrzeugelektriker. Dieser montiert den Zündverteiler ab, schraubt das Teil, auf der Fahrbahn sitzend, auseinander und … wir haben zum Glück die richtigen Ersatzteile hier. Das Spiel sei etwas gross und nicht gut. Aber das lassen wir mal sein. Der Motor läuft wieder Kühlerwasser ist auch aufgefüllt und jetzt kann es losgehen … oder auch nicht. Der Motor stirbt wieder ab. Nochmals auseinander bauen, jetzt nimmt er das Teil in die Werkstatt mit. In einer halben Stunde sei er wieder hier – mal schauen. Tatsächlich, taucht er nach einer halben Stunde wieder auf, das Spiel ist reguliert, jetzt alles wieder einbauen und neu prüfen. Er ist nicht zufrieden. Der Motor läuft nicht rund und stirbt immer wieder ab. Der neue Kondensor ist nicht gut. Also den Alten wiedereinsetzen, jetzt funktioniert es wieder. In strömendem Regen fährt er unseren «Kleinen» den Berg hoch. Oben angekommen sind alle zufrieden, werden bezahlt und ziehen ihres Weges.
Unser «Kleiner» brummt bis auf die rot leuchtende Batterieleuchte, zufrieden. Wir haben viel Zeit versäumt und halten deshalb auf halber Strecke beim «Restaurante Santander». Hier stehen schon einige Trucks und hinten in der grossen Parkbucht könnte es heute Nacht etwas ruhiger sein wie an der Strasse, wo ein Brummi nach dem Andern vorbeizieht. Es herrscht unglaublich viel Verkehr und es ist ein Mordslärm.
Der Besitzer weist uns zuhinterst ein und stellt gleich noch ein paar Trucks hin – super!
Zu müde zum Kochen, gehen wir in die Truckerbeiz. Es gibt eine nahrhafte Trutensuppe, mit Knochen und Krallen und anschliessend Truthahn mit Reis, Yucca und Salat. Ich habe immer, Erika hat nie Hunger, aber sie zieht es tapfer durch.
Der Platz ist wirklich ruhig und wir sind froh, als wir, nach diesem anstrengenden Tag, endlich in der Pfanne liegen.


Restaurant Santander – Desierto de la Tatacoa
Heute Morgen muss ich noch die rot leuchtende Batterielampe fixen. Der Keilriemen ist gerissen. Nachdem ich den neuen aufgezogen haben, schaut alles wieder bestens aus. Weiter geht die Reise ins «Desierto de la Tatacoa».
Wie wir aus den Bergen herauskommen, sind die Strassen hervorragend, es ist flach und wir kommen zügig voran. Umso erstaunter sind wir, als uns das Navi noch stunden prognostiziert. Wie wir in den Feldweg einbiegen und nun rund 30km Kiesstrasse vor uns haben, ist alles klar. Die Strecke ist
wahrlich abenteuerlich, führt durch zwei stockdunkle Tunnels, über eine fragwürdige Brücke, bei der die Bleche gefährlich aufstehen (müssen umfahren werden, sonst gibt’s noch einen Platten) und wieder Hügel rauf und runter, mit vielen Löchern und Fahrrinnen. Wir hoffen bei jeder Überquerung eines neuen Bachbettes, dass der nächste Übergang nicht noch schlimmer ist.
Kurz vor dem Eingang zur Wüste, können wir auf einer geteerten Strasse weiterfahren. Es ist Sonntagabend, das Wochenende ist vorbei und so kommen uns die lokalen Touristen, die die Wüste verlassen, zu Hauf entgegen. Wir geniessen die ersten Kakteen und Sandhaufen in der untergehenden Abendsonne und fahren bis zum Observatorium. Gegenüber demselben, stellen wir unser WOMO auf den Parkplatz der «Aussichtsbeiz», spazieren zu derselben Hoch, geniessen ein kühles Bier und einen ersten Rundblick. Das Panorama schaut vielversprechend aus – bis zum nächste Mal.


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