Cartagena (Kolumbien)
Es ist Montagmorgen, wir frühstücken im Hotel Monterrey und warten auf ein Zeichen unseres Frächters. Wir haben weder eine Abgangs- noch
eine Ankunftsbestätigung bekommen - es herrscht Hochspannung.
Ich kontaktiere den Vertreter unseres Frächters, die Firma
Naves und frage nach der Ankunftsbestätigung. Siehe da, auf einmal geht es
schnell. Innert Minuten haben wir die Bestätigung, dass unser «Kleiner»
ebenfalls in Cartagena angekommen ist – die erste Erleichterung.
Die Frage die uns jetzt noch quält, ist in welchem Zustand
und was ist noch drin!?
Es hilft alles nichts, zuerst müssen wir den Hafenzugang und
die Inspektion beantragen, Geld wechseln, die Rechnungen für den Hafen und den
Frächter in zwei verschiedenen Banken, in lokaler Währung bezahlen. Morgen
gehen wir bei Naves vorbei holen die Dokumente ab und gehen anschliessend bei
der DIAN (Fahrzeuginspektion) vorbei.
Heute Dienstag ist alles vorbereitet und wir machen uns zum
Banken und Behördenlauf auf. Einzahlungen machen, Büro Naves vorbeigehen und
Dokumente beantragen, SOAT (lokale Haftpflichtversicherung) abschliessen,
Dokumente bei Naves abholen, zu DIAN bringen und Fahrzeuginspektion beantragen.
Jetzt heisst es, morgen können wir die Dokumente bei Naves (Mitteilung folgt) und
um elf Uhr, unser WOMO im Hafen abholen – das freut uns.
Jetzt haben wir ein Bier und etwas zu Essen verdient. Das
Bierlokal im Einkaufszentrum ist super, die Bedienung freundlich und aufgestellt,
was für ein Unterschied zu Panama.
Wir marschieren wieder in die Altstadt zurück und flanieren
durch die Gassen. Hier ist es sehr touristisch. Es hat viele Strassenhändler
die Panamahüte, geflochtene Taschen, Masken, lokale Schnitzereien oder Schmuck
verkaufen. Auch Einkaufsläden für jedes Budget gibt es. Die Restaurants sind
meistens relativ teuer (für lokale Verhältnisse). Die Altstadt selbst ist
wunderschön und man kann stundenlang Runden drehen und findet immer wieder
etwas Neues. Viele Touristen buchen eine Kutschenfahrt, was hier sehr populär
ist. Ab und zu spielen Strassenmusiker oder man kann bei einem zur Kaffeebar
umgebauten Jeep, einen Kaffee geniessen.
Es ist Mittwoch neun Uhr, wir haben wieder mal nichts gehört
von Naves. Ich rufe an und jetzt haben sie die Ausrede, dass wir zu spät bei
der DIAN waren und dieselben die Dokumente nicht fertigmachen können. Als ich
interveniere, ist auf einmal der Fahrzeuginspektor krank. Wir können auf jeden
Fall erst am nächsten Tag die Papiere abholen – mühsam und unglaubwürdig. Übers
Panamaforum haben wir dann später gesehen, dass die Horde Franzosen, heute die
Fahrzeuge abgeholt haben. Wahrscheinlich waren die Herren interessanter und
hübscher, alle «überlastet» oder sie haben noch etwas drauf gelegt – ärgerlich,
aber was soll’s.
Heute Morgen, bekommen wir den Feedback, dass die Papiere
bereit sind, wir dieselben bei Naves abholen und um elf Uhr die
Fahrzeuginspektion im Hafen durchführen können. Wir organisieren ein Taxi,
fahren zu Naves, bekommen die Papiere und … nach einem Telefonat mit dem Hafen,
vertröstet uns die «Ra...» auf den Nachmittag. Der lapidare Kommentar: « es
liegt nicht in meiner Hand.»
Wir fahren mit unserem Taxi zum Hotel zurück und machen mit
dem Taxifahrer auf ein Uhr nachmittags, ab. Wir sind gespannt, ob dies
funktioniert. Jetzt haben wir noch Zeit zum bloggen,
lesen und um eine
«Limonada de Coco» auf der Hotelterrasse zu geniessen - sehr lecker.
Ein paar Minuten vor ein Uhr, stehen wir vor dem Hotel
bereit. Fünf Minuten darüber, nichts. Zehn Minuten darüber, nichts. Wir sind in
Südamerika und da ist Zeit relativ, also warten wir nochmals fünf Minuten. Nach
fünfzehn Minuten schauen wir uns nach einem neuen Taxi um. Wir müssen einen Taxifahrer
finden, der den Weg zum Hafen kennt. Als wir einen haben, handeln wir den
Fahrpreis von 100'000 COP auf 60'000 COP herunter und wollen gerade einsteigen,
als unser Taxifahrer, hupend vorfährt – Glück gehabt!
Er führt uns sicher und auf direktem Weg zum Hafen.
Nachdem wir Im Hafen angekommen sind, gehen wir zum Eingang.
Dort schicken sie uns zuerst zum Containerbüro, das vor dem Eingang steht. Hier
muss ich einen Zutrittspass verlangen und selbstverständlich die ersten
Unterlagen vorweisen. Im Büro selbst will die Dame nichts machen. Ich müsse
zuerst zum Eingang. Ich teile ihr mit, dass ich einen Zutrittspass benötige und
schon beim Eingang war – nutzt nichts. Also nochmals zum Eingang. Jetzt wird
der Beamte am Eingang ungeduldig, kommt mit uns zum Container, teilt der Lady
mit was sie zu tun hat, und siehe da, innert Minuten habe ich einen Pass – ist
das ein Affentheater.
Jetzt warte ich wieder am Eingang, diesmal mit Zutrittspass,
bis der Beamte diverse Fahrzeuge abgefertigt hat. Endlich die Kontrolle mit
X-Ray und jetzt kann ich zum Dokumentenbüro vorrücken. Dort teilt mir eine
andere Lady mit, dass ich wohl der Fahrer bin, das Fahrzeug aber auf Erika
lautet und sie müsse schlussendlich alle Papiere unterschreiben. OK, ich teile
ihr mit, dass Erika am Eingang wartet. Sie soll dort anrufen, damit Erika
ebenfalls hierherkommen kann. Normalerweise darf nur eine Person in den Hafen,
aber hier klappt es für einmal ohne Probleme. Nach längerer Wartezeit, kann
Erika die Rechnungen, deren Quittungen wir schon präsentiert haben,
unterschreiben. Nochmals eine längere Wartezeit und dann bekommen wir die
Papiere zur Fahrzeugübernahme ausgehändigt. Es sei kein Problem, ich sei als
Fahrer registriert. Wir können wieder zum Eingang zurückgehen, dort werde der
Beamte die Daten im Computer registrieren und anschliessend kann ich als Fahrer
das Fahrzeuge abholen. Machen wir. Dort ist der Beamte immer noch ganz pingelig
am Abfertigen der ein- und ausfahrenden Lastwagen, Baukräne etc. – wieder warten.
Es ist Schichtwechsel und ein vorbeigehender Arbeiter fragt
was wir hier machen. Als ich ihm dies mitteile, nimmt er die Papiere, geht ins
Büro und macht dampft. Jetzt stellt sich heraus, dass Erika im System und ich
auf den Dokumenten als Fahrer eingetragen bin – ein schier unlösbares Problem.
Der Beamte tätigt einen Anruf beim Dokumentationsbüro, ein Beamter kommt
vorbei, nimmt die Papiere, geht wieder ins Büro zurück. Nach einer Weile taucht
er wieder auf, es geht ein grosses Palaver los und … oh Wunder, ich kann
endlich das Fahrzeug holen. Wieder den Weg zurück zum Dokumentationsbüro, durch
das Drehkreuz, hier fragt mich der Beamte wohin ich will. Als ich mitteile,
dass ich unser Fahrzeug abholen möchte, meint er ohne Begleitung darf ich nicht
aufs Gelände. Derjenige der mich abholen sollte steht auch nicht herum, also schnappt
er sich kurzerhand das nächste Bürofräulein und schickt sie mit mir zum
nächsten Bürocontainer. Hier geht es schnell, der Beamte kommt mit mir zum
Fahrzeug, eine Runde ums WOMO und ein Blick hinein, scheint alles da und in
Ordnung zu sein. Dokument unterschreiben, mit Beamten zurück zum Container,
warten. Innert nützlicher Frist erhalte ich die Papiere zurück, fahre nochmals
bei einem Kassenhäuschen vorbei, wo ich dieselben vorzeigen muss. Dann zum
Eingang zurück wo der mir bestens bekannte Beamte die Papiere nochmals prüft,
eine Runde ums Fahrzeug dreht, seine Unterschrift unter die Dokumente setzt und
«endlich» das Zeichen, zum Öffnen der Schranke, gibt. Geschlagene dreieinhalb
Stunden haben wir hier vertan. Mit Abstand der bisher lausigste Service, Büro
Naves inklusive.
Wir fahren zurück nach Cartagena und offensichtlich haben
wir heute die «A-Karte» gezogen. Unser Handy-Navi (Microschrott lässt grüssen),
führt uns zuerst quer durchs Quartier, dann durch die Altstadt, wo ein
Müllwagen gerade seine Tour macht. Kein Ausweichen ist möglich und so geht es
im Schritttempo durchs Altstadt-Chaos. Anschliessend wähle ich die Route
selbst, muss einen weiten Bogen machen und bei der Anfahrt zum Hotel hält uns
ein Polizist auf. Er meint, mit einem defekten Abblendlicht dürfe man nicht
fahren – verstehen wir. Nach einer längeren Diskussion, einen Bussentarif
kennen sie hier nicht, kommt die Frage wieviel wir zahlen wollen. Ab hier
verstehen wir überhaupt nichts mehr. Nach einer kurzen Wartezeit meint er, Kolumbien
ist heute grosszügig, wir sollen die Scheinwerfer einschalten und so zum Hotel
zurückfahren – klar, auch das machen wir heute.
Wir fahren zum bewachten Parkplatz und fragen ob wir hier im
Fahrzeug übernachten können. Keine Chance, die Security verweigern dies. Es sei
nicht erlaubt und zu wenig sicher. OK, jetzt müssen wir ein neues Hotel suchen,
da unseres heute ausgebucht ist. Wir werden gegenüber dem Parkplatz fündig und
quartieren uns im günstigen, aber schönen Hotel «Simon Bolivar», für zwei
Nächte ein. So haben wir Morgen Zeit das WOMO einzurichten. Für morgen Abend,
machen wir mit Isabel und Thomas, unseren beiden Reisegefährten von «Guanajuato»
(Mexico), auf ein Bier ab.
Jetzt dringend duschen, es ist inzwischen neuen Uhr
geworden. Das feine italienische Restaurant auf der Dachterrasse hat noch offen
und so genehmigen wir uns ein gutes italienisches Nachtessen. Der Chef dieser
Beiz ist Italiener und seit 18 Jahren hier. Das Personal ist aufmerksam,
freundlich, das Essen und ein Schluck Wein schmecken nach diesem anstrengenden
Tag hervorragend – gute Nacht!
Nach einem ausgiebigen und guten Frühstück gehen wir zu
unserem «Kleinen». Mit Einrichten wird momentan nichts. Die Region Cordoba, zu
der Cartagena gehört, zeigt sich von ihrer Sommerseite. Es ist viel zu heiss
und trocken. Am Meer sorgt die Briese für ein wenig Linderung. Ohne Hut und
Sonnenschutz kann man es draussen kaum aushalten. So bummeln wir durch die
ausgiebigen Markthallen, die sich hinter der Fassade des alten Theaters
verbergen. Spazieren durchs Quartier
«Getsemaní», wo Spraybilder die Fassaden
und Mauern zieren, kleine Kaffees zum Verweilen einladen und wo sich auf dem Hauptplatz eine bunte Gesellschaft von Anwohnern und Reisenden trifft. Wo jongliert oder musiziert wird und wo eine ganz spezielle Atmosphäre herrscht. Hier sind viele Hostels und kleinere, interessante Läden lokalisiert, die zusammen mit den einfachen und kleinen Wohnhäusern der Einheimischen, das Quartierbild prägen. Wie schon in Mexiko, sind auch hier Fenster und Türen offen und man kann in die Wohnungen hineinschauen.
Mit der Schlaufe durch die Altstadt, schliessen wir unsere
Runde ab. Es ist verrückt, wir haben das Gefühl, schon die ganze Altstadt
durchwandert zu haben, aber immer finden wir wieder eine Ecke die wir noch
nicht kennen.
Nach einer Dusche und einem Nickerchen brechen wir auf
Richtung Altstadt. Am Eingangstor treffen wir Isabel und Thomas. Gemeinsam
besuchen wir das «Hard Rock Cafe» von Cartagena.
Es gibt einiges zu Berichten, denn es ist schon lange her,
seit wir uns in Mexiko getroffen haben.
Im späteren Abend trifft eine Live Band ein und gibt ihre
Musik zum Besten. Sie spielen und singen wirklich gut, leider viel zu laut für
diesen kleinen Raum. Für uns wird es deshalb Zeit zum Aufbrechen. Es war ein
toller Abend. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns nochmals an einem anderen
Ort.
Cartagena – San Antero
Heute verlassen wir Cartagena Richtung Süden. Es herrscht
der übliche Verkehr, die Strassen sind voll, links und rechts überholen die
Motoradfahrer, teilweise in halsbrecherischen Manövern, man muss den Blick
überall haben. Wer nicht zufährt, bleibt stehen oder wird abgedrängt. So kann
es schon mal vorkommen, dass die Kontraenden sich auf der Kreuzung, Auge in
Auge gegenüberstehen und alles blockieren. Spätestens hier, stimmen die
Kolumbianer ein Hupkonzert an. Aber im Gegensatz zu den Mexikanern, sind sie
die gelasseneren Autofahrer. Hier werden die Verkehrsregeln besser befolgt und
unterwegs treffen wir seit langem wieder auf die ersten Geschwindigkeitskontrollen
(flexible und stationäre Anlagen).
Unterwegs sehen wir wie heiss und trocken die Region Cordoba
ist. Links und rechts der Strasse fahren wir an riesigen Haziendas und
Rinderweiden vorbei. Überall ist das Grass braun und vertrocknet. Vereinzelt
gibt es Wasserlöcher oder grüne Bäume mit ausladenden Ästen auf der Weide. Die
Meisten Bäume haben jedoch ihr Laub abgeworfen und spenden nicht viel Schatten.
So sind die wenigen Schattenplätze heiss begehrt und meistens überfüllt.
Bei «San Antero» biegen wir in einen Feldweg ein, wir sind
gespannt, ob wir bis zur «Bahía da Chispatá» fahren können. Tatsächlich kommen
wir bei der Bucht heraus. Links herum endet die Strasse am Strand, vor den
Häusern der Einheimischen und rechts geht es bis zur neuen Hotelanlage von San
Antero. Wir wählen den Mittelweg und quartieren uns beim Restaurant «Mangle
Colora’o Restaurante Hostal» ein. Der Besitzer meint, hier kommen in der Regel
keine Ausländer her und schon gar nicht mit WOMO. Trotzdem treffen wir auf einen
Bayern. Er ist Student, hat Semesterferien und ist bereits zum zweiten Mal
hier. Diesmal schon seit drei Monaten.
Die Besitzerin und Mutter der Wirte Familie, ist letzten
November überraschend gestorben. Verrückter Weise sind seither, viele Gäste
selten oder nicht mehr vorbeigekommen, obwohl davor die Beiz regelmässig voll
war. Zurzeit rappeln sie sich mühsam auf. Aber es ist nicht einfach. Es ist ein
grosses Lokal, mit zu vielen Angestellten die sich redlich bemühen, zu wenig zu
tun haben oder nicht wissen was die Gäste wirklich wollen. Es fehlt
offensichtlich das gewisse Etwas, dass sich die Gäste hier wohl fühlen –
schwierige Zeiten.
Nach einer ruhigen Nacht, besuchen wir das «CVS» die
Aufzucht und Forschungsstation für Kaimane, Krokodile und Schildkröten. Sie ist
gleich um die Ecke. Louis führt uns herum, zeigt uns die verschiedenen
Schildkröten-Arten, die sie hier züchten. Speziell stolz ist er auf die beiden
Sorten Albino-Schildkröten, die sie zum ersten Mal hier haben. Nebst den einheimischen,
halten sie auch Schildkröten von Amerika, oder Süsswasserschildkröten von den
Galapagos Inseln.
In den diversen Becken sind junge und ältere Kaimane und
Krokodile zu Hause. Wie viele andere Touristen auch, durften wir das junge
Krokodil in den Händen halten. Ein fantastisches Tier, es fühlt sich kühl,
angenehm an. Eigentlich begrüssen wir es nicht, wenn Wildtiere so behandelt
werden. Der arme Kerl muss für alle anderen herhalten und wir hoffen, es hilft
eine bessere Beziehung und ein besseres Verständnis für die einheimische
Tierwelt zu schaffen. Auch ein Flamingo steht in einem Gehege. Er wurde krank
eingeliefert und ist heute wieder munter.
Die Station «CVS» ist ein Pilotprojekt und es wird sich
weisen wie es hier weitergeht. Sie leben vor allem von Spenden, Eintritt wird
keiner verlangt.
Am Nachmittag machen wir einen ausgedehnten Spaziergang der
Bucht entlang. Dies ist vor allem
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