Way North

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Icefield Parkway

Samstag, 11. Februar 2017

KW 05/17 - Kolumbien

San Antero – La Apartada

Von San Antero fahren wir bis La Apartada, wo wir im Motel übernachten. Viele Trucker halten hier an, übernachten im Motel und ziehen früh morgens weiter. Dementsprechend einfach, unpersönlich und günstig sind die Zimmer.






La Apartada - Santa Rosa de Osos
Heute geht es hinauf in die Berge. Die Strassen sind gut aber steil und kurvenreich. Dazu kommen
viele Trucks die ebenfalls unterwegs sind und die noch langsamer fahren wie wir. Entsprechend langsam kommen wir vorwärts. Es ist sonnig, heiss und unser kleiner kommt ganz schön ins Schwitzen. Die Kühlerwassertemperatur steigt bis 115 Grad und wir sehnen die nächste Abfahrt herbei, damit es wieder etwas abkühlen kann.
Bei «Yarumal» machen wir unseren Zwischenstopp und Essen ein Tagesmenu im Restaurant «Yarumal», wir wollen wissen was man hier isst. Eine Einheimische Familie kommt ebenfalls hier vorbei und spricht uns gleich an. Ihnen gefällt unser «Kleiner», eine «Casa Rodante» (Wohnmobil) ist hier selten. Sie wissen auch gleich, dass wir aus der Schweiz sind – interessant.
Hier in der Höhe, ist das Land grün, saftige Weiden begünstigen die Milchwirtschaft. Wir fahren an mehreren Milchverarbeitungsfirmen vorbei.
Nach einer kurvenreichen Fahrt, kommen wir auf 2655 müM in «Santa Rosa de Osos» an. Nach einem kurzen Trip durch die Stadt, tanken und Ersatzbirnen beschaffen, fahren wir vor der Stadt auf den Parkplatz eines Restaurants. Im Laufe des Abends füllt der Besitzer den Platz mit LKW’s die hier ebenfalls übernachten. Die Beiz wird von den Truckern rege angefahren, sei es zum Übernachten oder zum Essen und Trinken – scheint gut zu sein.
Der Abend ist kühl und die Nacht wird kalt. Bei 19 Grad schlafen wir seit langem wieder einmal in den Schlafsäcken.


Santa Rosa de Osos - Medellin
Der Morgen ist frisch und wir ziehen freiwillig eine Jacke an. Jetzt geht es wieder runter auf rund 1500 müM bis nach Medellin. Hier ist der Verkehr wieder dicht und die Verschmutzung in der Luft und im Fluss nicht zu übersehen. Wir fahren diverse «wilde» Übernachtungsstandorte in der Stadt an. Sie sind entweder vollständig zu parkiert oder es hängen ein paar Kiffer herum die uns nicht vertrauenswürdig genug sind.
Wir fahren deshalb zum «Hostel El Alternativo», wo wir für eine Nacht bleiben können. Fabrice der Besitzer meint wir können auf dem einzigen Parkplatz vor dem Hostel unseren «Kleinen» parkieren. Er meint, im Kaffee nebenan seien zwei zuhause, die die Panamericana auch gefahren seien und wir könnten ja am Abend ein Bier zusammen trinken. Hört sich gut an. Auch Juan-David am Empfang versorgt uns mit vielen guten Tipps und ist sehr hilfsbereit – hier gefällt’s uns.
Mit dem Taxi fahren wir zum «Cerro Nutibara», einem Hügel mitten in der Stadt. Von hier aus kann man nach allen Seiten auf die Stadt herunter oder herauf blicken. Backsteine prägen das Stadtbild. Hochhäuser recken sich gegen Himmel oder stehen herausfordernd in den steilen Hängen rund um die Stadt. Dazwischen stehen immer wieder die einfacheren Häuser. Es sieht aus wie wenn sie die steilen Hänge Hochfluten.



Am Abend geht es wieder zurück in unser Quartier. Beim Restaurant «Hacienda» ein lokales Nachtessen und anschliessend bei unseren französischen Gastgebern, Nina und Fabrice auf ein Bier. Hier treffen wir auch auf Michel und Claudia, die beiden Panamericana Reisenden. Sie waren mit einem VW Bus (Westfalia) rund zwei Jahre unterwegs. Wir geniessen den Abend in der lustigen und interessanten Runde. Im Laufe des Abends lernen wir auch Yasmin aus Frauenfeld kennen. Sie ist schon zwei Jahre unterwegs und heute, zusammen mit anderen Backpackern, auf ein Bier vorbeigekommen. Was für ein Zufall.





Medellin – Cañon La Pipintá
Zu Fuss und mit der Metro geht es ins Stadtzentrum. Wir spazieren durch den «Botero Park», wo diverse Skulpturen des Künstlers aufgestellt sind. Auch die Besichtigung des «Palaciao de la Cultura, Rafael Uribe Uribe» ist sehr interessant. Die Aussicht von dessen Terrasse auf den Park und die Stadt sind allemal lohnenswert. Im inneren sind die meisten Gebäudeteile zugänglich. Die Bürotüren sind vielfach offen, teilweise sind die Wände vollverglast, man kann in die Modernen Büroräume und den Leuten bei der Arbeit zusehen - gewaltig. In den Gängen sind Stelen mit der Geschichte des Gebäudes und dessen Restaurierung aufgestellt. Eine Wechselausstellung präsentiert Werke der lokalen Künstler, Juan Carlos Jurado Riascos, Andrés Latorre Ruanos, Ángela María Bravo Cardona, Luis Edmundo Delgado Ocaña, Carlos Benavides López. Die Gemälde und Skulpturen sind farbenfroh aber auch trist, klassisch, modern und regen zum Nachdenken an.
Nach so vielen Eindrücken fahren wir wieder zurück zum Hostel, verabschieden uns von unseren netten Gastgebern und fahren Richtung Santa Elena. Hier, kurz vor der Stadt, campen Thomas und Isabel, vielleicht treffen wir sie noch an.
Zuerst führt uns das GPS durch die engen Gassen der Favelas die Hügel hinauf. Beim Wendeplatz der öffentlichen Busse ist auch für uns fertig, die Leute schauen uns schräg an und teilweise relativ frech ins WOMO hinein. So gefällt’s uns nicht. Wir fahren wieder hinunter und suchen einen anderen Weg. Die Strasse im Süden der Stadt ist besser ausgebaut, führt durch normale Wohnquartiere aber sie ist sehr steil. Unser «Kleiner» kommt das erste Mal zum «kochen». Wir müssen eine Pause einlegen und ihn abkühlen lassen. Als er wieder fit ist, fahren wir noch 500m und dann … ist die Strasse nicht mehr da. Ein Schild sagt lapidar «cerrado» (geschlossen). Jetzt haben wir die Schnauze voll. Diesen Campingplatz fahren wir nicht mehr an. Wir machen uns auf nach Süden, aber in der Stadt ist unglaublich viel Verkehr. Es dauert endlos, bis wir endlich zur Stadt rauskommen. Wir quälen uns beim Einnachten durch die Berge. Die Strassen sind voller Trucks und es ist fast kein vorwärtskommen. In «La Pintada» angekommen, ist der Camping auch nicht auffindbar und so fahren wir durch bis «La Pipintá» und übernachten auf einem Hotelparkplatz. Müde und leicht sauer gehen wir heute ins Bett.


Cañon La Pipintá – La Pintada
Am morgen früh geht es zurück nach La Pintada, wir brauchen einen WiFi Spot, denn wir erwarten wichtige Neuigkeiten. Bei der «Hacienda Vegas del Sol» finden wir einen geeigneten Platz. Hier bleiben wir einen Tag, spannen aus, schwimmen ein paar Runden im Pool und planen die Weiterreise.
Viele die wir getroffen haben, meinen die Stadt «Guatapé» müsst ihr unbedingt gesehen haben. Dies bedeutet wieder rund 130km zurück zu fahren und das GPS gibt für diese Strecke auch noch vier Stunden an – Wahnsinn!
Wir beschliessen es doch zu wagen, gehen früh ins Bett, dass wir morgen früh aufstehen und uns auf die lange Fahrt begeben können.


La Pintada - Guatapé
Nach einer ruhigen Nacht sind wir beizeiten unterwegs. Es ist Samstagmorgen, hat wenig Verkehr und fast keine Trucks auf den Strassen – herrlich!
Wir geniessen eine wunderbare Fahrt durch eine schöne Hügellandschaft. Irgendwann verlassen wir die geteerte Strasse und auf einem besseren Feldweg geht es, mit 20-40km/h, weiter durch die Hügel. Vorbei an kleinen Dörfern, schön gepflegten Haciendas, grünen Rinderweiden, Gemüsefeldern und Kaffeeplantagen. Überall sind die Leute am Putzen und wischen.
In «El Retiro», einem schönen Bergdörfchen machen wir Zwischenhalt, trinken einen Kaffee und
machen einen kleinen Rundgang. Als wir wieder beim Hauptplatz
ankommen und an einem Restaurant vorbeigehen, winken uns zwei wie verrückt zu. Erst beim zweiten Hinsehen erkennen wir Michel und Claudia, die beiden netten Reisenden aus «Medellin», wieder. Was für ein Zufall. Wir setzen uns zu ihnen und geniessen noch einmal ein paar schöne Minuten zusammen. Claudia ist Architektin, baut in der Nähe für einen Kunden ein Haus und hat heute den Baufortschritt kontrolliert. Als sie hier eingetroffen sind, ist ihnen gleich unser WOMO, dass wir auf dem Hauptplatz abgestellt haben, aufgefallen.
Bis Guatapé ist es noch ein ganzes Stück und deshalb verabschieden wir uns nach einer kurzen Weile.
Ohne Probleme erreichen wir die bunte Stadt noch bei Tageslicht. Wir passieren die Stadt entlang der

Promenade. Es ist Wochenende und deshalb sind die Strassen voller Menschen. Am anderen Ende der Stadt fahren wir über die Brücke und können gleich dahinter, auf einer Kiesbank, unser WOMO hinstellen. Der Logenplatz ist leider von einem schottischen Pärchen mit ihrem VW T4 schon besetzt.
Den späteren Nachmittag nutzen wir für einen Rundgang durch das wunderschöne Städtchen. Die bunten Hausfassaden und die schönen Halbreliefs leuchten wunderbar in der Abendsonne. Die Atmosphäre ist Touristisch und doch sehr lokal – spannend.
Am Abend laden wir Louis und Jay, die beiden Schotten zu uns auf einen Drink ein. Sie sind bereits vierzehn Monate in Südamerika unterwegs, wollen jetzt nach «Medellin», dort ihr Auto verkaufen noch etwas arbeiten und wenn es wieder wärmer ist zurück nach Schottland reisen.



Guatapé
Diese Nacht war etwas mühsam. Spät abend’s bei strömendem Regen sind vier junge Männer mit ihrem Offroader angekommen. Haben das Zelt aufgestellt, zu viel Bier getrunken und gekifft. Sie konnten es nicht lassen, mussten an die Türe klopfen, haben noch einen Schwärmer gezündet und als niemand reagiert hat. Wurde es im Laufe der Nacht, endlich ruhig.
Unseren schottischen Nachbarn ist es ähnlich ergangen. Eine andere Reisegruppe mit Motorrädern hat sie Mitten in der Nacht umzingelt. Sowas wie eine Privatsphäre oder einen Anstandsabstand kennen sie hier nicht. Um den T4 standen Zelte und Motorräder, gleich neben dem Fahrzeug. Wenn sie ankommen, aber auch wenn sie am morgen früh aufstehen, wird lauthals gequatscht oder mit dem Geschirr geklappert, ob der Nachbar schläft oder nicht. Lärm ist schliesslich relativ.

Nach einem gemütlichen und ruhigen Frühstück, beschliessen wir, heute unseren «Kleinen» nicht aus den Augen zu lassen. Die Gesellen vor uns sind nicht genügend vertrauenserweckend. Also Stühle auspacken, in den Schatten stellen, lesen und den Einheimischen zuschauen. Es ist Wochenende und sie strömen herbei. Ganze Familien, jugendliche auf ihren Motorrädern, sogar ganze Reisecars werden hierher verfrachtet. Es ist interessant zu sehen, wer hier ankommt, sein Zelt aufschlägt, den Wassertöff, das Boot oder sonst was auspackt und wie sie hier ihr Wochenende mit grillen, fischen und baden, verbringen.
Irgendwann sind auch unsere Radaubrüder wach. Plötzlich hämmert ein Gettoblaster über die ruhige Bucht – nichts anmerken lassen. Wir büffeln ein wenig Spanisch.
Nach einem mehr oder weniger nahrhaften Frühstück, Bier und kiffen inklusive, versuchen sie ihren Wassertöff zu starten. Nada, nichts geht, Batterien nicht geladen. Ich hätte ja einen Booster, mit dem könnten wir das Ding im nu starten. Aber sie haben bis jetzt ja nicht einmal «buenos días» gesagt, also lassen wir das. Sie bauen inzwischen die Batterie aus und schliessen sie am Auto an. Hängen selber etwas tatenlos herum, gehen schwimmen und sind leicht verwirrt, dass wir noch da sind.
Im Laufe des Nachmittags gelingt es ihnen dann doch noch das Ding zu starten. Sie drehen eine Runde und saufen mitten in der Bucht ab. Ein freundlicher Nachbar schleppt sie ans Ufer, schwimmend wären sie in den See abgedriftet. Weiter geht es mit Musik oder Lärm aus dem Gettoblaster, Wassertöff demontieren, trocknen, Batterien aufladen. Zum Fahren sind sie an diesem Nachmittag nicht mehr gekommen.
Inzwischen ist das Halbinselchen voller neuer Gäste. Viele fahren auf die Insel, lachen wen sie unseren Oldie sehen und halten den Daumen hoch.
Eine ältere Dame kommt zu uns, fragt wo wir herkommen und ob wir im Auto schlafen. Wir erklären ihr alles und sie ist begeistert. Sie versucht ihren Mann, ihre Tochter und das Enkelkind, dass sie dabei haben hierher zu bewegen, aber dieselben sind ausnahmsweise Mal schüchtern oder nicht interessiert. Bevor sie abreisen bekommen wir noch gute Wünsche, ein paar Kecksherzchen und Bonbons geschenkt – unglaublich.

Etwas später parkt eine ganze Familie hinter uns. Er meint sie wollen fischen. Ich sage ihm es sei gut hier und er soll seinen PW hier stehen lassen. So kommen wir ins Gespräch. Die Familie packt das Fischerzeug aus, eine befreundete Familie stösst dazu und gemeinsam gehen sie ums WOMO herum, bei den Radaubrüdern, die inzwischen ruhig geworden sind, vorbei zum Fischen. Die Mutter der Familie kommt zu unserem WOMO und wir sagen, sie soll doch mit der Familie in den Schatten unseres WOMOS kommen. Die Sonne ist wieder unglaublich intensiv. Eh wir uns versehen steht die Familie da. Aber gleich darauf, wird das Auto und ein Skooter in den Schatten gefahren. Die sind eben auch wichtig – wir schmunzeln. Jetzt wird es interessant. Die Ladies wollen wissen wie es in unserem fahrenden Häuschen aussieht. Erika kann sie gerade noch bremsen und meint diplomatisch, ich soll das Fenster aufmachen, damit sie reinsehen können. Andernfalls wäre unser WOMO aus allen Nähten geplatzt. Sie sind sehr interessiert, wollen alles genau wissen und sind hell begeistert. Es wird ein längeres Gespräch, in dessen Verlauf unsere Radaubrüder das Weite suchen.
Wir nutzen die Gelegenheit und machen den netten Ladies diplomatisch klar, dass wir noch ins Städtchen, einkaufen gehen müssen. Gerade rechtzeitig, denn inzwischen haben sie einen ganzen Reisebus neben uns gestellt und alle strömen heraus setzen sich in den Schatten, schauen und hören interessiert zu. Unsere netten Ladies können diese ganze Bande sicher mit genügend Informationen versorgen und so machen wir uns beruhigt auf die Socken. Wir sind sicher, dass unser «Kleiner» für die nächsten Stunden wohlbehütet auf dem Halbinselchen steht.
Es war ein interessanter und erlebnisreicher Tag. Wir haben innert Kürze die verschiedensten, Menschen getroffen, dazu gehören auch die Radaubrüder. Ohne sie würde man die restliche Gesellschaft ganz anders wahrnehmen.
Es ist schon dunkel als wir spät abends zurückkommen. Der Platz ist leergefegt und wir stehen alleine da. Es wird eine unglaublich ruhige Nacht.

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