Way North

Way North
Icefield Parkway

Freitag, 21. Juli 2017

KW 26/17 - Argentinien Nord

Humahuaca - Salta
Und weiter geht die Fahrt, heute durch den schönsten Teil der «Quebrada de Humahuaca» (der farbigen Schlucht). Wir fahren dem Tal entlang, vorbei an wahrscheinlich dem grössten Lama der Welt und zweigen auf der Höhe von Purmamarca ins Seitental ein. Fahren bis zur Stadt, wo schon bei der Eingangstafel die ersten Touristenbusse gehalten haben und ein Selfi nach dem andern geschossen wird. In der Stadt selbst ist bereits viel los. Die Reisecars stehen schon in den Gassen und fluten die engen Strassen mit ihrer Fracht. Wir halten vor der Stadt und spazieren durch die Gassen, dem bunten Markt entlang, bis zum Siebenfarbigen Berg, dem eigentlichen Touristenmagnet, der sich hinter der Stadt erhebt. Die meisten steigen auf den gegenüberliegenden Hügel, zahlen der Einheimischen 5 Pesos und knipsen ein paar Bilder, bevor sie wieder zu den Bussen zurückkehren. Wir und ein paar wenige Idealisten gehen rund um den Berg herum und
entdecken dahinter eine malerische Bergwelt. Hügel und Strassen fügen sich zu kontrastreichen Bildern zusammen. Es ist herrlich hier entlang zu spazieren. Wir umrunden das ganze Massiv und kehren von der anderen Seite wieder in die Stadt zurück. Mit unserem Kleinen machen wir noch einen Ausflug in diese bunte Berglandschaft und schiessen ein paar Fotos – tolle Gegend!
Während in der Höhe die Laubbäume noch kahl daherkommen, wird es Talabwärts grüner und bunter. Die Gegend sieht aus wie Europa im Herbst. Wir hatten seit rund eineinhalb Jahren keinen Herbst mehr und so geniessen wir die Szenerie ganz besonders. Eine erste Einstimmung auf die bevorstehende Heimreise.
Wir fahren weiter bis Salta, biegen zum Camping «Carlos Xamena» ein und fragen nach einem Stellplatz. Zu Fuss erkunden wir zuerst das Areal. Begrüssen den Österreicher mit seinem Jeep, der uns schon auf der Anfahrt begegnet ist und spazieren bis zum Ende der Stellplätze. Dort parkt ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen. Das Girl steigt gerade aus dem Bus und wie wir einander begrüssen, stellen wir fest, dass beide Schweizerdeutsch sprechen. Wie wir uns vorstellen meint sie: «aaahhh!» Dann seid ihr diejenigen, über die Thomas die Kolumne geschrieben hat. Sie und ihr Freund, der inzwischen zu uns gestossen ist, kennen Thomas und Lea (haben wir in Uyuni getroffen) ebenfalls – wie klein doch die Welt ist.

An diesem Abend Grillen und vertilgen Patricia und Manuel ein riesen Filet, wir kochen traditionell, da wir in Argentinien noch nicht gross eingekauft und uns für’s Grillen eingedeckt haben. Beim gemeinsamen Abendessen erfahren wir so nebenbei, dass Patricia das Patenkind eines Kollegen aus unserem Dorf ist – Wahnsinn, die Welt wird nochmals kleiner.


Am Dienstag steht einkaufen, lesen, skypen, mailen, bloggen, die Sonne und vor allem die Wärme geniessen, auf dem Programm. Nach den kalten Tagen in Uyuni und Tupiza eine willkommene Abwechslung. In T-Shirt und kurzen Hosen sitzen wir draussen. Unsere Reisegefährten streichen noch die Roststellen am erworbenen WOMO während ich ihren Spannungswandler repariere.
Zur Auflockerung gehen wir zu Fuss in die Stadt einkaufen und machen am Abend ein Grillfest mit riesen Steaks. So habe ich mir Argentinien vorgestellt – 100% Treffer.


Heute machen wir mit Patricia und Manuel einen gemeinsamen Stadtbummel. Wir marschieren bis ins Zentrum und nehmen die Gondelbahn auf den «Nevada San Bernardo» (Aussichtsberg von Salta). Diese Bahn wurde vom Schweizer Unternehmen Caraventa gebaut – super. Auf dem Berg angekommen geniessen wir zuerst eine originelle Weindegustation beim «Wine & Bike». Der Typ hat ein schönes und originelles Fahrrad gebaut und verkauft den Wein nur so, kein Laden nichts. Gut eingedeckt geniessen wir die Aussicht über die Stadt, schauen ein wenig den Kraftprotzen beim Fitness zu. Auf dem Berg stehen zwei Fitnessplätze zur Verfügung. Überall in der Stadt und in den Parkanlagen findet man diese Fitnessanlagen – irre!
Nach einem längeren Marsch den Berg hinunter und durch die Stadt, kehren wir in einem Restaurant, dass Manuel herausgesucht hat ein. Es ist bekannt für Grillspezialitäten. Gegrilltes und vor allem Rindfleisch sind in Argentinien populär und überall zu haben. Unsere beiden Reisegefährten sind wie ich Fleischtiger, haben bereits Argentinienerfahrung und dementsprechend viel Fleisch kommt heute auf den Tisch. Die Beratung durch den Kellner ist hervorragend. Er erläutert uns die verschiedenen Fleischsorten genauso fachkundig wie die diversen Weine – wunderbar!


Salta – Tankstelle im nirgendwo
Von Salta geht es quer durch den Norden von Argentinien. Die Strassen sind lange, gerade, gut ausgebaut und beidseitig wechseln sich Felder mit Rinder und Pferdeweiden ab. Es ist unglaublich wie oft hier Polizeikontrollen durchgeführt werden. Mehrfach haben wir Glück und werden durchgewunken oder können nach einer kurzen Auskunft zum woher und wohin, weiterfahren.
Wir sind froh, können wir an den Tankstellen wieder normal tanken (nicht wie in Bolivien) und sind dieselben gepflegt und sauber. Viele bieten Toiletten mit Duschmöglichkeiten an und werden von den Truckern auch rege genutzt. Auch wir geniessen heute den Sonnenuntergang auf dem Rastplatz der Tankstelle.


Tankstelle im nirgendwo - Wildcamping (zw. Pampa del Infierno & Conceptión del Bermejo)
Und weiter geht es auf der langen Geraden. Nebst vielen
Mönchssittichen und Papageien, säumen auch viele Greifvögel die Bäume und Sträucher an den Strassenrändern. Kein Wunder, seit langem wieder einmal, ist unsere Frontscheibe ein Mückenfriedhof und die Felder links und rechts der Strasse lassen auf ein üppiges Nahrungsangebot schliessen. Wir geniessen, halten ab und zu an und fotografieren.


Wildcamping – Parc Nacional de Chaco
Und immer noch geht es gerade aus, Kilometer für Kilometer
«brettern» wir über die gut ausgebaute Strasse. Bei einem Tankstopp, spricht uns ein Autostopper an und fragt, ob wir sie ein Stück mitnehmen. Wir sind schon einmal an ihnen vorbeigerauscht, aber diesmal nehmen wir Juan Jesús und David einige Kilometer mit. Bei der Abzweigung zum «Parc Nacional de Chaco» steigen sie wieder aus, sie wollen auf direktem Weg nach «Resistencia» Wir können es nicht lassen und fahren auf einer Dreckstrasse weiter bis zum Park. Büsche, ausgedehnte Wattgebiete und Wasserflächen säumen den Weg. Es gibt viele Gelegenheiten, die lokale Vogelwelt zu knipsen.
Störche, Ibisse, Reiher, Eisvögel und andere interessante Vögel, lassen sich relativ relaxed fotografieren. Leider ist es etwas bewölkt, so dass nicht immer optimale Bedingungen herrschen, aber man kann halt nicht immer gewinnen.
Im «Parc Nacional de Chaco» werden wir von einem Ranger begrüsst und auf die anwesenden Pumas aufmerksam gemacht. Diverse Tagestouristen sind noch am Grillen oder brechen gerade auf, während wir uns einrichten. Schlussendlich stehen wir noch alleine auf weiter Flur. Wir spazieren durch den Campground und treffen auf diverse interessante Vögel. Sie sind wenig scheu und lassen sich teilweise aus nächster Nähe fotografieren.
Plötzlich setzt ein entsetzliches Gebrüll ein. Zuerst meinen wir es
seien Brüllaffen, wie wir der Sache auf den Grund gehen, stellen wir fest, es sind die komischen Hühner die hier überall herumstreifen und einen unglaublichen Krach vollführen.
Um die Beine noch ein wenig zu vertreten, begeben wir uns auf den Rundgang zum «Rio Negro». Der Weg ist nichts Besonderes, führt über den mückenverseuchten Fluss, geht durch den Wald und wieder zurück über den Fluss. Tiere im dichten grün zu erspähen ist sehr schwierig und so kehren wir erfolglos zum Camping zurück.
Wir richten uns auf eine einsame und ruhige Nacht ein, aber als ich
gerade vom Duschen retour komme, fährt ein struber Kautz mit einem Klappbike ein. Er ist genauso überrascht wie ich, und ruft: «Nei das glaub i nöd, Schwiizer!». Urs der Biker ist seit vier Monaten mit diesem Gefährt unterwegs. Ich frage mich, wie man mit so einem Ding, solche Strecken zurücklegen kann. Wir laden ihn ein, nach dem Nachtessen auf einen Schlumi bei uns reinzuschauen.



Wieder einmal ist es Sonntagmorgen früh. Wir machen die lange Wanderung zu den Lagunen. Da es noch zu dunkel ist zum losgehen, beschliessen wir entgegen der Planung zuerst zu Frühstücken und beim ersten Sonnenlicht loszumarschieren. Die Strecke kann auch per Auto befahren werden und dementsprechend ist der Weg. Ausser einem Pekari (Schwein), das uns über den Weg läuft, misstrauisch mustert und dann laut protestierend im Busch verschwindet, sehen wir nichts Spezielles – schade! Wir kehren wieder zurück zu unserem WOMO und geniessen den Campground. Dies ist die interessanteste und belebteste Zone in der ganzen Gegend.
Am Abend feiern wir unseren 29. Jahrestag von Krieg und Frieden und gehen beizeiten Schlafen. Es ist noch ein langer Weg bis Iguazú.

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