Uyuni
Heute gehen wir mit Nicole, Roman und Abby durch den Markt, geniessen die Sonne in einem lauschigen Gartenkaffe und fahren anschliessend
zum Übernachten in den «Cementerio de Trenes». Wir wollen ausprobieren, ob mit
deren Kamera nicht doch noch Nachtaufnahmen machen können. Einmal mehr ist es
eiskalt. Roman und mir frieren die Finger ab beim Fotografieren, während sich
Nicole nicht mehr vom Sternenhimmel losreissen kann. Irgendwann haben wir dann
doch genug und hüpfen ins warme WOMO nehmen einen Schlumi um der Erkältung
vorzubeugen, bevor wir im warmen Schlafsack verschwinden.
Uyuni - Tupiza
Während Erika und ich noch einkaufen und Mailen gehen,
fahren unsere Reisegefährten bereits Richtung «Tupiza». Thomas, den wir letzte
Woche zusammen mit Lea getroffen haben, hat uns angeschrieben. Sie sind bereits
in Argentinien angekommen und da diesmal das Interview mit den Truckern nicht
viel hergegeben hat, fragt er uns an, ob er seine Kolumne diesmal über uns
schreiben darf. Selbstverständlich machen wir mit und bestätigen dies noch kurz
vor unserer Abfahrt. Wir versprechen, den Bericht, heute Abend gegen zu lesen,
wenn er vorliegt. Wir sollten in «Tupiza» Anschluss haben und die Strasse
dorthin sollte gemäss einem Einheimischen, der die Gegend gelobt hat, geteert und
gut sein.
Hinter «Uyuni» beginnt es bereits lustig zu werden. Die
Piste ist von einer Sanddüne überdeckt und die Umleitung führt durch die Pampa.
Auch hier müssen wir durch diverse Sandverwehungen fahren. Es ist gerade noch
möglich. Fängt ja gut an. Wir hoffen es geht auf der restlichen Piste besser zu
und her. Leider sehen wir von der viel gelobten Teerpiste nicht viel. Es ist
eine reine Kiesstrasse die ordentlich staubt. Wir sind schon eine Weile
unterwegs, als wir Roman und Nicole weit vor uns fahren sehen. Langsam aber
stetig holen wir auf bis … mitten im Nirgendwo die Piste in einem Sandhaufen
endet. Der Zirkus, den wir in «Uyuni» gesehen haben steckt auch schon hier.
Roman fährt durch den Sand bis zu ihnen vor und ich hinterher. Sie Zirkusleute
schleppen gerade ihren Anhänger retour. Es ist gibt kein Durchkommen. Während Roman
mit seinem 4x4 wendet, fahre ich die Strecke rückwärts durch den Sand, bis zur
Umleitung. Das heisst einer wilden (kein offizieller Weg) Fahrspur durch die
Wüste. Ich fahre voraus und Roman hinterher. Es staubt gewaltig, aber bis jetzt
ist die Strecke fahrbar. Plötzlich kommen mehrere sandgefüllte Senken. Die
ersten passieren wir mehr oder weniger problemlos. Bei der letzten bleibe ich
stecken. Es fehlt nicht viel. Nochmals zurücksetzen, etwas schieben und wir
sind durch. Als endlich die Kiesstrasse in Sicht kommt, versperrt uns ein
Sandhügel die Zufahrt. Ich gehe ihn mit Schwung an und wir flutschen
relativ
gut darüber. Glück gehabt. Zwischendurch erleben wir eine gut ausgebaute Teerstrasse,
aber das Glück hält nicht lange an, dann geht es bereits wieder auf der
provisorischen Kiesstrasse weiter. Dauernd werden Umleitungen gemeldet und wir
machen mal einen Bogen nach Links, dann nach rechts, nur die offizielle Strasse
können wir nicht benutzen. Auf hunderten Kilometern sind sie am Bauen - so ein
Blödsinn! Die Beschilderung ist lausig und als ich den nächsten Busfahrer
anhalte und nach dem Weg frage, meint er einfach im Flussbett weiterfahren –
super! Es beginnt bereits dunkel zu werden, wir fahren Hügel rauf, Hügel
runter, dann wieder durch das Flussbett. Es ist eine einzige Lotterie.
Im Scheinwerferlicht passieren wir eine hügelige Partie,
fahren auf der anderen Seite wieder hinunter auf ein Dorf zu. Dem Dorf entlang
durchs Flussbett und wieder auf die Strasse, wo wir vor einer Schranke zum
Stehen kommen. Roman und Nicole sind inzwischen weit hinter uns geblieben. Wir
zahlen die Maut, fahren unter der Schranke durch und warten. Unsere
Reisegefährten sind inzwischen weiter hinten, vor der Querung des Flussbettes
stehen geblieben?!
Es ist schwarze Nacht, kaum Sicht und immer wieder laufen
Leute umher oder passieren PKW’s und Trucks die Strasse. Während Erika im WOMO
wartet, laufe ich zurück um zu sehen was los ist. Wie ich bei den beiden
ankomme, teilt mir Roman mit, dass die Bremsen nicht mehr funktionieren. Es
stinkt auch dementsprechend. Ich schlage vor, mit der Handbremse zu uns
vorzufahren und laufe wieder zurück auf die Mautstelle zu. Dort steht ein
Polizist, den wir um Rat fragen können. Aber sie kommen nicht, auch dies
funktioniert nicht wie Roman es sich vorstellt und so bleiben sie am
Strassenrand stehen. Stattdessen kommt Roman nach vorne, wir fragen die Leute an
der Mautstelle ob ein Mechaniker im Ort ist, was sie jedoch verneinen. Die
nächste Möglichkeit sei in «Tupiza». Aber hier hätte es viele LKW’s die
unterwegs sind und dementsprechend patrouillieren immer wieder Mechaniker. Sie
sollen doch bis Morgen warten.
Roman beschliesst den Camper nicht alleine zu lassen und so
werden sie hier übernachten. Wir fahren weiter bis «Tupiza», da wir Thomas
versprochen haben den Zeitungsbericht noch heute gegenzulesen. Wir wünschen den
Beiden Glück und hoffen sie Morgen in «Tupiza» wieder zu sehen.
Die Weiterfahrt ist ein Alptraum. Müde und genervt nach
stundenlanger Staub- und Holperfahrt durch die Einöde, quälen wir uns in schwärzester
Nacht durchs unwegsame Flussbett. Die Sicht ist miserabel und dadurch ist nicht
immer klar, welchen Flussübergang wir nehmen müssen, zumal überall Spuren sind.
Es geht soweit, dass sich anhalte, aussteige und mit der Taschenlampe versuche
zu ergründen wo der Weg weitergeht. Es hat nicht viel gefehlt, dann hätte ich
durch den Fluss waten und zu Fuss, den Weg erkunden müssen. Nach einer
gefühlten Ewigkeit erreichen wir nachts um zehn Uhr das Hostal «Butch Cassidy».
Die Leute wollen gerade den dazugehörenden Einkaufsladen schliessen als wir
vorfahren. Freundlich begrüsst uns der Chef und meint es tut ihm leid, aber er
habe keinen Platz mehr frei. Er schickt uns um die Ecke zum nächsten Hostal.
Wie wir dort vorfahren gefällt uns dies überhaupt nicht. Es scheint auch nicht
besetzt zu sein. Die Dame fragt ob wir einen Platz brauchen und wir verneinen.
Dieser Platz gefällt uns nicht und WiFi haben sie wahrscheinlich auch nicht.
Wir fahren wieder zurück zum «Butch Cassidy». Diesmal haben
wir eine längere Diskussion. Ich frage den Chef ob wir vor dem Hostal stehen
können. Er meint ja, aber führt mich gleichzeitig zum Hinterhof des Hostals.
Dort stehen bereits zwei Overlander-Jeeps. Er fragt, ob unser «Kleiner» hinter
dem einen Platz findet. Ich meine schon und so probieren wir es. Ich fahre ums
Haus und quetsche den «Kleinen» hinter einen Jeep. Passt alles, das Tor geht zu
und alle sind happy – wir bleiben.
Zuerst müssen wir natürlich wieder das WOMO entstauben,
bevor wir uns in die warmen Schlafsäcke kuscheln können. Aber irgendwann ist es
dann geschafft, wir sind’s schon lange. Gute Nacht!
Tupiza
Zuerst geniessen wir das Frühstücksbuffet. Dies ist im Preis
für die Übernachtung inklusive und es ist hervorragend. Eine freudige
Überraschung und reichlich. Von verschiedenen Brötchen, Pfannkuchen über
Müesli, Joghurt, Milch, Kaffee, Schinken, Käse und diversen Früchten ist alles
da - sensationell. Das einzige Handicap ist die Raumtemperatur. Es ist eiskalt
und alle laufen mit dicken Pullovern und Jacken im Haus herum. Eine Heizung und
dichte Fenster sind Fremdworte. Bedingt durch die Betonwände und die der
Morgensonne abgeneigte Seite, ist der Frühstücksraum ein Gefrierschrank um
diese Jahreszeit.
Im Laufe des Morgens treffen Roman, Nicole und Abby hier
ein. So früh hätten wir sie nicht erwartet. Aber sie sind losgefahren ohne
einen Mechaniker konsultiert zu haben. Roman meinte, die Bremsen hätten wieder
etwas besser funktioniert. Wir nehmen das Auto nochmals in Augenschein, prüfen
nochmals alle Sicherungen und wie ich unter dem Auto liege, zupfe ich eine
verschrumpelte Dichtung aus dem Bremsblock. Da sie den Zustand der Bremsen und
der Bremsbacken eh nicht kennen, müssen sie so oder so in die nächste Garage.
Der Chef empfiehlt eine Garage ein paar Häuser weiter. Aber vorerst wollen sie
mal Ausruhen. Sie hatten auch einen Vorfall nach dem Andern und im Moment die
Schnauze voll – das kennen wir doch.
Heute Abend kochen wir gemeinsam in der Hostalküche. Das
heisst Roman und ich machen die Küche unsicher, währen die Frauen plaudern und
den Tisch decken. Es gibt das Trockenfleisch das wir aus Uyuni mitgebracht
haben, Teigwaren und Gemüse. Es war gut, aber das nächst Mal werden wir das
Trockenfleisch länger wässern und anschliessend weich klopfen. Man hat nie
ausgelernt.
Es ist Donnerstagmorgen und nach dem gemeinsamen Frühstück, bringt
Roman das Auto in die Garage. Wir bloggen, mailen, bearbeiten Fotos und lesen.
Dazwischen geht Nicole mal in der Garage nachschauen was läuft. Sie kommt
zurück und fragt mich ob ich mal mitkommen könnte.
Wie ich zur Garage komme, stehen Roman und der Mechaniker
bereit und wollen mit einem Taxi Bremsklötze besorgen. Roman zeigt mir die
Bremsklötze, sie sehen nicht sonderlich gut aus, aber auf die Frage was mit dem
Rest der Bremsen sei, meint er wir gehen es mal anschauen. So marschieren alle
wieder zur Garage. Die Bremsen sehen miserabel aus. Der Dichtungsring auf dem
Bremszylinder ist ganz verschmolzen. Auch die zweite Dichtung im Bremsblock ist
hinüber und nur noch eine schrumpelige Masse. Ich frage den Mechaniker was er
hier gedenkt zu tun. Die Antwort überrascht. Er meint gar nichts, sie hätten
keine Dichtungsringe. Ich teile ihm mit, dass wenn er dies nicht reparieren
kann, er auch keine Bremsbacken besorgen braucht. Jetzt übernimmt ein zweiter
Mechaniker die Sache. Gemeinsam bauen wir die Bremszylinder aus und fummeln den
Rest der Dichtungen heraus. Mit diesen Mustern, machen sie sich auf den Weg,
Bremsbacken und Dichtungen zu besorgen. Ich gehe ins Hostal zurück während
Nicole beim WOMO ausharrt.
Kurz vor dem Mittag gehen wir wieder in der Garage vorbei.
Inzwischen haben sie beide Bremsen ausgebaut und der neue Mechaniker schneidet
und klebt Dichtungen zusammen. So ist’s recht, dies ist die richtige Richtung.
Inzwischen ist es Mittag und Zeit zum Essen. Gemeinsam gehen
wir fünf, Nicole, Roman, Abby, Erika und ich durch die Stadt und den Markt.
Essen bei einer freundlichen Lady am Stand eine Suppe und kehren anschliessend
in die Werkstatt zurück. Die Arbeit schreitet langsam aber stetig voran.
Während Roman dort bleibt, kehren wir Andern wieder zum Hostal zurück. Lesen,
schreiben, den Rest der Reise planen.
Gegen Abend gehe ich nochmals in der Werkstatt vorbei. Sie
sind offensichtlich fertig mit der Arbeit und fahren los um die Bremsen zu
testen. Wie es scheint, funktionieren sie wieder. Ich schau nochmals unten rein
und stelle fest, dass die Gummimanschette nicht über dem Gelenk sitzt. Wie
gestern schon war sie lose. Die Idi…n mussten den ganzen Tag drumherum werkeln
und keinem kam es in den Sinn, dies zu reparieren. Ich teile dem Mechaniker
mit, dass er noch nicht fertig sei und zeige im den Schaden. Daraufhin geht
Roman einen Metallkabelbinder besorgen und der Mechaniker legt sich nochmals
unters Auto. Unglaublich diese Burschen.
Ganz anders dazu steht die Familie und das Personal des
Hostals. Sie sind immer freundlich, fragen ob wir was brauchen. Jeden Tag wird
der Boden aufgenommen, die Zimmer gereinigt und auch beim
Frühstücksbuffet sind
sie sorgfältig darauf bedacht, dass alles perfekt ist – was für Gegensätze.
Heute Abend gibt es eine typisch ostdeutsche
Nachkriegsspezialität. Roman kocht und Nicole bereitet die Sauce zu. Es gibt
hartgekochte Eier mit Kartoffeln an Senfsauce. Wir decken den Tisch und sind
gespannt darauf, was die Beiden uns da präsentieren. Eingehüllt in die
Wolldecken, die uns die Chefin noch gebracht hat, lassen wir uns diese leckere Spezialität
bei einem Gläschen Wein, schmecken. Gut gemacht, vielen Dank!
Heute ist ausspannen und Auto waschen angesagt. Ab Abend
gehen wir zur Abwechslung zu viert in die Stadt essen. In einer Hähnchenbeiz
gibt es ein gut gegrilltes Poulet. Unser letzter gemeinsamer Abend, bevor sich
unsere Wege wieder trennen – schade, hat Spass gemacht.
Tupiza (Bolivien) – Abra Pampa (Argentinien)
Noch ein gemeinsames Frühstück und dann heisst es
Startvorbereitungen treffen. Im Frühstücksraum werden wir von einem Gast auf
unser Schweizerdeutsch angesprochen. Sie ist Neuseeländerin und ihre Mutter war
Schweizerin. Gemeinsam mit Ihrem Mann, ist sie gestern mitten in der Nacht mit
dem Zug angekommen. Hatte einen bösen Sturz, sich eine böse Beule auf der Stirn
eingefangen und konnte sich noch ins Hostal retten (sie haben den Chef aus dem Bett
geklingelt). Wir plaudern noch eine kurze Runde, schiessen ein Foto und jetzt
ist es definitiv Zeit, um sich von allen zu verabschieden, auch vom netten
Hotelpersonal.
Nochmals fahren wir durch eine wilde und schöne
Westernlandschaft im Süden von Bolivien. Der
Hostal-Name «Butch Cassidy» könnte
treffender nicht sein. Hier waren wir wirklich im wilden Westen.
Dann heisst es
by, by Bolivien und Welcome Argentinien.
Wir überqueren die Grenze bei «Villazon». Die
Grenzabfertigung in Bolivien ist wie wir sie in Südamerika bisher kennen. Aber
in Argentinien betreten wir eine andere Welt. Die Leute handhaben die Sache
sehr professionell und nach Europäischem Standard. Sind freundlich und sprechen
sogar englisch. Wie wir sehen, wie sie die Familie mit dem kleinen PW vor uns
auseinander nehmen, jedes Gepäckstück ausladen und durch den Röntgenscanner
laufen lassen, befürchten wir schlimmes. Was wollen sie mit unserem Haushalt
machen, ebenfalls alles ausräumen oder noch schlimmer?
Derselbe Typ kommt mit uns ins Office, füllt die Papiere aus
und lädt uns ein vorzufahren. Während ich vor die Absperrung rolle,
beratschlagen sich die drei Zollbeamten. Zwei steigen anschliessend ein und
während der eine mich interviewt, schaut der andere mehr oder weniger
oberflächlich in den verschiedenen Ecken des WOMOS nach. Er öffnet keinen
Schrank. Der erste ist begeistert von unserer Reise und als wir erzählen wir
seien von Alaska heruntergefahren finden die beiden das toll und meinen alles
ok., wir können weiterfahren. Erleichtert verabschieden wir uns und wünschen
ihnen einen schönen Tag.
Wir haben wirklich die Grenzen zu einer anderen Welt
überschritten. Die Strassen in Argentinien sind hervorragend. Halbe Highways
mit sauber und frei geschnittenen Strassenrändern. Kein Müll säumt mehr
dieselben. Auch die Häuser, selbst die ärmlichen Hütten die wir passieren sind
nicht mehr zugemüllt. Die Fassaden sind gestrichen und nicht wie vorher rohe
Backstein- oder Holzwände und man hält sich vermehrt wieder an die
Verkehrsregeln. Wir fahren bis «Abra Pampa» wo wir hinter dem «Hotel Suisse»
übernachten. Der Besitzer ist zurzeit nicht anwesend und taucht auch später
nicht auf. Egal, wir geniessen eine ruhige Nacht.
Abra Pampa – Humahuaca
Weiter geht die Fahrt über die Ebene der Puna, hinunter nach
«Humahuaca», das immerhin noch auf 2936 müM liegt. Auf dem Weg dahin, fahren
wir durch die gleichnamige Schlucht (Quebrada de Humahuaca), die auch gerne die
«Schlucht der Farben» genannt wird. Der
Formen und Farbenreichtum der Berge und Felder ist einmalig und man kann sich
nicht satt sehen daran. An der Strasse stehen immer wieder farbig bemalte
Bushäuschen. Ein weiteres Zeichen einer gänzlich anderen Kultur gegenüber den
anderen südamerikanischen Ländern die wir bisher gesehen haben – interessant.
In «Humahuaca» sehen wir das erste Mal seit langem wieder ein Tourist
Informationszeichen. Wir biegen ab und schauen, was es auf sich hat.
Tatsächlich steht ein Tourist-Büro hier, hat geöffnet und der Typ drückt mir
eine Karte mit Informationen zur Gegend und der Stadt in die Hand. Zuerst
wollten wir vorbeifahren, da die Stadt von der Strasse aus nicht besonders
einladend aussah. Die neuen Informationen machen Neugierig auf mehr. Wir fahren
in die Stadt, halten in der Nähe des Hauptplatzes und machen einen Stadtbummel.
Besuchen das überdimensionierte Unabhängigkeitsdenkmal, die Märkte und kaufen
in einem Laden Salami und
Käse ein. Beim Hostal «La Puerta Verde», essen wir
einen Happen. Da sie am Abend hier ein Konzert haben, fragen wir den Beizer, wo
wir unser WOMO hinstellen und übernachten können. Er meint vor der Türe sei
kein Problem. Der Beschluss ist schnell gefasst, wir gehen zu unserem «Kleinen»
zurück, der immer noch in der Gasse auf uns wartet. Inzwischen klemmt ein Zettel
unter den Scheibenwischer. Der Text lautet: «Wow, such a nice home. If you think in sell it, I’m from
Argentina (Buenos Aires). Best wishes! Manuel» (Wow, was für ein schönes
Zuhause, wenn ihr denkt es zu verkaufen, ich bin aus Argentinien (Buenos
Aires). Beste Wünsche! Manuel). Was sagt man dazu. Wir nehmen zur Kenntnis, die
Argentinier haben Geschmack.
Aber vorerst fahren wir heute noch vor Sonnenuntergang zum
Berg der vierzehn Farben. Er ist rund 24km weiter hinten, allerdings geht die
Fahrt rund 1300 Meter den Berg hoch. Wir hoffen noch bei guter Beleuchtung dort
anzukommen.
Wir überqueren die Brücke und biegen schon wieder in eine
staubige Kiesstrasse ein. Offensichtlich können wir einfach nicht auf den gut
ausgebauten Teerstrassen bleiben. Mehr oder weniger schnell holpern wir in ein
Seitental hinein, den Hang hoch, winden uns in vielen Kurven um immer wieder
neue auftauchende Hügel und Berge. Es scheint kein Ende zu nehmen. Endlich,
nach langer staubiger und holperiger Strecke, erreichen wir den Bergsattel und
eine Tafel weisst uns den Weg zum Aussichtspunkt «MIRRADOR: Cerros de 14
Colores, Hornocal». Es sind noch rund zwei Kilometer bis dahin. Kurz hinter der
Tafel biegen wir ab und fahren eine Steigung hoch, als unser «Kleiner»
beschliesst es sei jetzt genug. Er stottert und bleibt stehen. Es nützt alles
nichts. Er meint ab hier sollen wir laufen. Mit dem Anlasser kann ich ihn
gerade noch so halbwegs vom Weg befördern, bevor wir aussteigen und im Schein
der untergehenden Sonne losmarschieren.
Ausser Sichtweite unseres WOMO, nach rund 300 Meter
Fussmarsch erreichen wir den Parkeingang. Die Rangerin steht immer noch dort
und kassiert die Autofahrer ab. Uns begrüsst sie freundlich, wundert sich sehr
wahrscheinlich woher wir zu Fuss und so leicht bekleidet gekommen sind (der Wind
ist frisch und wir sind kurzärmlig). Ich frage wie weit es noch bis zum
Aussichtspunkt ist und sie teilt uns mit dass derselbe hinter der nächsten
Hügelkuppe liegt und lässt uns gratis passieren. Ein kleiner Trost.
Nach zügigem Fussmarsch erreichen wir ein umwerfendes
Bergpanorama. Die seltsam gezackten und bunten Bergspitzen des «Hornocal» sehen
im warmen Abendlicht fantastisch aus. Wir sind Gott sei Dank noch an die Höhe
gewöhnt, so dass wir diesen Anblick auch geniessen können. Andere Touristen
haben uns erzählt sie seien völlig ausser Atem gewesen. Kein Wunder, dieser
Flecken liegt ja auch auf 4350 müM. Wir geniessen den Anblick, schiessen einige
Fotos und plaudern mit einheimischen Touristen, die ebenfalls hierhergekommen
und vom Anblick überwältigt sind.
Als die Sonne hinter dem Berg verschwindet,
ist es auch für uns Zeit aufzubrechen. Es wird schnell kälter und ein eisiger
Wind weht über die Berge. Bei unserem «Kleinen» angekommen, hoffe ich, er hat
wieder gute Laune. Aber alles gute Zureden nützt nichts. Mit der Zündung
bugsiere ich in auf den Weg, lass ihn rückwärts und mit der Handbremse die
Krete herunter rollen bis er waagrecht steht. Benzin pumpend lasse ich den
Anlasser laufen und nach mehrmaligem Versuch, bringt er den heiss begehrten
Saft endlich bis zum Vergaser. Er läuft wieder. Wir holpern ins Tal zurück und lassen
ihn vor dem Hostel «La Puerta Verde» übernachten, während wir zuerst Duschen,
anschliessend die Abendmusik und einen feinen Drink geniessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen