Nuevo Arenal (La Pequeña Helvecia)
Heute ziehen wir aus dem Hotelzimmer aus und machen alles
reisefertig. Mit Stefan bespreche ich noch die Reparatur unseres Esstisches.
Als ich wieder zu unserem WOMO gehe, kommt mir ein bunter Haufen entgegen. Die
Dame lacht und meint in bestem schweizerdeutsch: «aber nöd würkli usem
Thurgau». Monika, Geraldo und Isidro, machen eine «Klassenzusammenkunft», wie sie
meint. Monika aus der Schweiz und Isidro aus Brasilien, besuchen ihren Freund Gerardo, der
hier Bergbauer ist. Sie wollen zusammen an den Strand, etwas Auspannen. Ihr
Gefährt, ein Pickup mit zwei Sitzen und einer Pritsche. Zu dritt, teilen sie
sich die zwei Sitze – na toll! Costa Rica fährt, Schweiz sitzt rechts und
Brasilien zusammengepfercht in der Mitte – entspricht etwa den natürlichen
Proportionen der Länder – ha,ha. Aber sie haben es lustig zusammen. Zuletzt
waren sie vor fünf Jahren hier und wollten jetzt einmal kurz vorbeischauen. Wir
setzen uns zum Frühstück gemeinsam an den Runden Tisch und geniessen einen
unterhaltsamen Morgen.
Im Laufe des Nachmittags bringt uns Stefan den reparierten
Tisch. Fantastisch, so gut hat er noch nie funktioniert. Das ausgeschlagene
Gelenk ist wieder wie neu und der Tisch steht gerade – handwerklich super
gemacht, improvisieren können sie hier. Vielen Dank!
Da die Fahrt durch die Berge viel Zeit in Anspruch nimmt und
wir zu spät dran sind, verbringen wir noch eine Nacht in der schönen, kleinen
Schweiz von Costa Rica und geniessen den Abend mit Silena und Stefan.
Nuevo
Arenal (La Pequeña Helvecia) – Zarcero
Heute gilt
es ernst. By, By «La Pequeña Helvecia», by, by Silena und Stefan. Es war
eine schöne Zeit bei Euch, vielen Dank für die Gastfreundschaft.
Wie wir in «Zarcero» am Hauptplatz mit dem schönen Park und der
Kirche vorbeifahren, halten wir an. Zu schön um vorbei zu fahren. Überall ist
viel Betrieb um diese Zeit und es ist nicht leicht, den richtigen Weg und einen
Parkplatz zu finden. Erika steigt an der Hauptstrasse aus, ich fahre um die
Kirche herum und oberhalb derselben kann ich parkieren. Vor der Kirche treffen
wir uns wieder. Deren schön bemalte Blechfassade wird vom Abendlicht wunderbar
beleuchtet. Das strukturierte Grau der Kirche harmoniert wunderbar mit dem
blauen Himmel. Gemeinsam besichtigen wir die Kirche. Die Sonne scheint direkt
durch die bunten Glasfenster und beleuchtet den schön gestalteten Innenraum.
Aus der Lautsprecheranlage hallen Weihnachtslieder durch die ganze Kirche, was
zusammen eine wunderbare Weihnachtsstimmung ergibt.
Da die Kirche über einen grossen und eingezäunten Parkplatz
verfügt, fragen wir, ob wir hier übernachten können. Nach Rücksprache mit dem
Chef meinen sie es sei ok. Sie schliessen jedoch um fünf Uhr nachmittags und
öffnen erst wieder um sieben Uhr morgens. Für uns ist das ok, wir haben ja
alles.
Um fünf Uhr fünfzehn klopft es an der Türe. Der Portier
meint ein Gast habe sein Auto noch nicht abgeholt. Er würde gerne das Tor
zuziehen, aber noch nicht abschliessen. Ob ich das machen könne, wenn derjenige
sein Auto abgeholt hat. Ich sage zu, schon habe ich das schwere Schloss des
Tors in der Hand und er macht Feierabend.
Etwa eine Stunde später steht ein konsternierter Herr vor
dem Tor und schaut auf sein Auto. Er ist so deprimiert und «geschwächt» dass er
das nicht versperrte Tor nicht mal aufbringt. Ich gehe zum Tor, mache auf und
erlöse den armen Kerl von seiner Pein. Überglücklich rollt er aus dem Areal. Ich
schliesse das Tor und hänge das Vorhängeschloss vor - Gute Nacht!
Zarcero – Cafe Tarrazu (an der Interamericana, nähe Santa
Maria)
Von «Zarcero» aus fahren wir zum Vulcan «Poás» hoch. Viele
kleine Strässchen sorgen für Verwirrung, aber es geht stetig bergauf. Die
Bergspitze ist in Nebel gehüllt, was uns nicht speziell irritiert. Leider
ziehen wieder Gewitterwolken auf und zwei Kilometer vor dem Parkeingang, kommen
wir hinter einer Fahrzeugkolonne, zum Stehen – nicht Lustig. Wir warten mal ab,
haben ja alles dabei und machen zuerst etwas Lunch. Viele Autofahrer drehen um,
wir halten noch dreissig Minuten aus und entscheiden dann trotzdem umzukehren.
Schlechtes Wetter und kein Vorwärtskommen sind keine guten Aussichten. Wir
wenden, fahren Richtung «San Gerardo de Dota» und gehen den «Quetzal suchen.
Über Facebook habe ich Stéphane Dähler (Swiss Tropical
Tourism, www.dahelercostarica.com)
kennen gelernt. Er hat uns angeboten, den Quetzal zu suchen. Eine gute
Möglichkeit dafür gibt es in der «Savegre Lodge» in «San Gerardo de Dota». Über
ihn haben wir die Möglichkeit bekommen, ausnahmsweise mit unserem WOMO in der
Lodge unter zu kommen. Super Stéphane, vielen Dank!
Auf dem Weg dahin, besuchen wir noch das «Haus des Kaffees»,
dessen Plantage und passieren die Stadt «San Jose». Hier herrscht wieder
unglaublich viel Verkehr. Anschliessend geht es in die Berge hoch. Unser
«Kleiner» schnauft wieder ganz kräftig. Es ist steil und dementsprechend
schnell (20-40 km/h) sind wir unterwegs. In den Bergen stürmt es. Heftiger Wind
und kräftige Regenschauer schütteln unseren «Kleinen» durch. Man sieht kaum
noch die Hand vor Augen und so beschliessen wir, vor einem Kaffee zu parken und
zu übernachten. Der Platz ist exponiert und wir werden mehr oder weniger Sanft
in den Schlaf gewiegt.
Cafe Tarrazu – San Gerardo de Dota
Am Morgen ist es klar und wir fahren bei schönem Wetter
weiter bis zum Abzweiger nach San Gerardo de Dota. Dort biegen wir in eine
Kiesstrasse ein und haben ca. elf Kilometer bis zur Lodge zu fahren. Eigentlich
haben wir erwartet es geht bergauf, stattdessen geht es bergab – und wie!
Die Strasse wird immer enger und steiler. Wir werden von
Pickups und Jeeps, alle mit 4x4 überholt. Auf halber Höhe schliessen wir zu
einem PW auf. Er getraut sich kaum weiter zu fahren und signalisiert, wir
sollen überholen. Machen wir, auch wenn es eng ist, wir können stellenweise eh
nur im ersten Gang, Motorbremse und Fussbremse auf Anschlag, runterfahren –
gewaltig. Ich bin froh, sind wir endlich unten und können die Bremsen wieder
etwas abkühlen lassen. Der Weg zur Lodge zieht sich dann noch ein ganzes Stück
hin.
Im Gegensatz zum Bergkamm, ist hier unten schönes Wetter,
wir sind erstaunt.
Nun noch über die Brücke fahren und schon sind wir in der
Lodge. Wir werden freundlich in Empfang genommen und als wir erklären wer wir
sind, wird uns der bestmögliche Stellplatz zugeteilt. Hervorragender Service,
auch bei der Bezahlung, alle haben üblicherweise eine Kabinen-Nummer, für uns
wird ein Konto auf unseren Namen eröffnet, speditiv und unkompliziert. Sowas
haben wir selten erlebt. Ganz grosse Klasse.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir einen Rundgang
durch die Parkanlage in der Lodge. Wunderschön gestaltet, mit den unterschiedlichsten Blumen und Früchten bestückt, ideal für all die Vögel die
hier leben. Dementsprechend viele gefiederte Freunde trifft man überall an. Wir
buchen für morgen früh die «Quetzal-Tour», nehmen einen kleinen Drink und machen
uns auf, zu einer vierstündigen Tour (mittlere Strecke), den Hang hoch. Wir
geniessen es, wieder einmal die Beine zu vertreten und bei dem schönen Wetter
zu fotografieren.
Im Waldstück oberhalb der Lodge haben wir überraschender
Weise die erste, wunderbare Begegnung mit dem «Quetzal». Auf einmal ist er da,
fliegt hoch, schnappt sich eine Frucht und kehrt zum Ast zurück. Das ganze
wiederholt er dreimal, bevor er im Unterholz verschwindet. Ein wunderschöner
und spezieller Vogel. Trotz der bunten und langen Federn, ist er im Dschungel,
für ein ungeübtes Auge kaum sichtbar. Was für ein Glück, eigentlich könnten wir
schon wieder abreisen. Was wir natürlich nicht machen.
Wir kehren zur Lodge zurück, machen uns fertig für den
Ausgang, gehen an die Bar und dann zum Nachtessen. Ein herrliches und
vielseitiges Buffet, dass sie hier haben.
Gesättigt und müde kehren wir zu unserem «Kleinen» zurück
und fallen in die Kojen.
Freitagmorgen, der Wecker läutet, was für ein unübliches Geräusch. Es ist
vier Uhr dreissig, raus aus den Federn, Schlaf aus den Augen gewischt, packen
und ab zum Treffpunkt. Mit einem Guide, Fernrohr und noch zwei Passagieren geht
es im 4x4 den Berg hoch. In einer Kurve halten wir an, steigen aus und warten.
Ein eiskalter Wind fegt durch das Tal. Schwierige Bedingungen um den Quetzal zu
finden. Immer mehr Führungen bzw. Touristen tauchen hier auf und wollen mit
sehen. Es dauert auch entsprechend lange, wir wollten schon weiter, als ein
Quetzal-Pärchen auftaucht, kurz Früchte (Avocados) stibitzen und wieder im
Unterholz verschwinden. Sie tauchen nicht mehr auf, es ist offensichtlich viel
zu viel Betrieb.
Wir fahren weiter und beim nächsten Spot werden wir relativ
schnell fündig. Hier sehen wir insgesamt sechs Quetzals, Männchen, Weibchen und
einen Jungvogel. Sie wechseln immer wieder die Standorte und wir verschieben
uns zu Fuss den Berg hoch und runter. Zufrieden und mit ein paar speziellen
Bildern im Gepäck, kehren wir halb durchgefroren zur Lodge zurück.
Jetzt schmeckt das Frühstück besonders gut. Das Buffet ist
reichlich gedeckt und hat für jeden was Passendes. Wir geniessen hier ganz
besonders die Früchte, die frisch und vor allem reif angeboten werden.
Den Tag verbringen wir in und um die Lodge. Ein Paradies für
Vogelfreunde. Alle spazieren hier mit Feldstecher und Fotoapparat umher.
Schikimikis gibt es hier praktisch keine. Alle haben gute Schuhe und meistens
Trekking Kleidung an, sei es an der Bar oder zum Abendessen. Wir fallen also
nicht speziell auf – gut so.
Es ist wieder mal Samstag, viele reisen ab, Neue kommen an.
Ausnahmsweise ist es heute sehr regnerisch. Das heisst wir können getrost im
WOMO ausspannen, etwas lesen, Fotos bearbeiten in der Bar, skypen und
dazwischen im Garten den Kolibris und Eidechsen zuschauen.
Heute Abend gibt es ein Festtagsbuffet wie mir der belgische
Koch verspricht. Er ist auch viel gereist und jetzt seit 32 Jahren in Costa
Rica. Ich bin mal gespannt. Auch Livemusik ist angesagt.
Bei so viel Speis und Trank muss man vorbeugen. Als es
schont, machen wir einen Spaziergang, der prompt im Regenschauer endet. Pudel
nass kommen wir wieder zum WOMO zurück, rein ins Trockene und raus aus den
nassen Klamotten. Innert Kürze sind die Scheiben beschlagen – wahnsinns Klima.
Wir machen uns fertig für den speziellen Abend, machen noch
einen Loup über die Bar und finden etwas später alles wie angekündigt. Ein
ausgiebiges Vorspeisenbuffet, feine Braten, frische Forelle aus hiesiger
Fischzucht (Bergbach), viel Gemüse und viiiiiiel Dessert. Da nützen alle guten
Vorsätze nichts mehr.
San Gerardo
de Dota – Santa Maria de Dota
Oh Wunder, ein neues Jahr ist angebrochen und alles ist noch
beim alten. Wir haben gut geschlafen, nehmen viele neue Eindrücke, noch mehr
Fotos und ein paar Kilo mehr, mit auf unsere Weiterreise. Ein guter Start ins
neue Jahr.
Ohne ein spezielles Kaffeeerlebnis wollen wir Costa Rica
nicht verlassen. So machen wir noch eine Runde über «Santa Maria de Dota». Aus
dieser Region kommen ein paar der bekanntesten und besten Kaffees. Wir fahren
ein ganzes Stück zurück und dann wieder in ein Seitental hinunter. Die Bremsen
laufen wieder heiss, allerdings nicht ganz so schlimm.
Es ist ruhig im Dorf, alles ist geschlossen bis auf die
Chinesenläden. Vor der Kirche und neben dem Park stellen wir unseren «Kleinen»
ab und machen zu Fuss eine Platzrunde. Das Kaff ist wie ausgestorben, nichts
los. Wir fragen uns, ob wir gleich wieder abreisen sollen?
Wie wir zu unserem WOMO zurückkommen, treffen wir Vincente,
der auf der Parkbank sitzt und unseren «Kleinen» fotografiert.
Wir reden fast eine Stunde mit ihm und erfahren, dass heute
alles ausser den Chinesen einem Kaffee und einer Beitz, zwei Kilometer
ausserhalb, geschlossen hat. Er wohne nur hundert Meter um die Ecke im kleinen
grünen Haus, wir könnten zu ihm kommen, wenn wir wollen. Er habe auch Avocados
für uns. Wenn wir wollen, organisiere er auch eine Kaffeetour.
Wir entscheiden uns zuerst zur Beitz und dem schönen
Wasserfall zu fahren. Dort angekommen, wollen sie uns zuerst nicht die steile
Abfahrt hinunterfahren lassen. Ich steige aus, schau mir das Ganze zu Fuss, von
oben an, und entscheide runter zu fahren. Die Einweiser sind sich nicht einig
und machen mit den PW’s ein riesen Puff, so kommt es, dass wir auf halber Höhe parkieren
und runter laufen.
Dies hier ist ein Ausflugsziel für einheimisch, ähnlich wie
bei uns die «Tössegg» oder Andere Aussichtspunkte, die jeweils am Wochenende
von Eiheimischen, geflutet werden. Genauso ist es hier. Wir sind natürlich
wieder einmal die einzigen Ausländer. Ab und zu ein schräger oder
misstrauischer Blick, aber sonst ist alles in Ordnung. Wir essen etwas und
ziehen weiter. Dieser Platz scheint uns nicht geeignet zum Übernachten.
Wie wir zum WOMO zurück kommen erleben wir eine Überraschung.
Mein Seitenfenster ist offen und auf dem Fahrersitz liegt ein Sack mit
Avocados, Zitronen, Pfefferschotten. Wer hat das gebracht? Ich schaue mich um,
nichts und niemand.
Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass er der Überbringer dieses
Präsents war. Wir trinken gemeinsam ein Bier auf der Veranda und tauschen ein
paar Lebenserfahrungen aus. Leute die vorbeigehen und Grüssen werden
hereingebeten, wir werden vorgestellt und gemeinsam plaudern wir. So vergeht
ein interessanter Abend auf der Terrasse von Vincente.
Es ist schon dunkel, als wir zu einem weiteren Anwesen von
Vincente laufen. Er will uns sein Haus zeigen, dass er gerade renoviert und aus
dem er ein Hostel machen möchte. Er fragt ob es uns gefällt und was, aus
unserer Sicht als Reisende, noch eingebaut werden sollte. Wir geben den einen
oder anderen Tipp ab und sind gespannt wie es hier weitergeht.
Nun ist es aber definitiv Zeit zum Schlafen. Wir machen noch
zum gemeinsamen Frühstück ab. Und gehen um die Ecke zu unserem WOMO, dass wir
in der Nebenstrasse, am Strassenrand abgestellt haben. Hier übernachten wir.
Vincente hat uns mehrmals versichert es sei ruhig und sicher – soo herrlich.
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