Way North

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Icefield Parkway

Freitag, 13. Januar 2017

KW 52/16 - Costa Rica

Nuevo Arenal (La Pequeña Helvecia)
Heute ziehen wir aus dem Hotelzimmer aus und machen alles reisefertig. Mit Stefan bespreche ich noch die Reparatur unseres Esstisches. Als ich wieder zu unserem WOMO gehe, kommt mir ein bunter Haufen entgegen. Die Dame lacht und meint in bestem schweizerdeutsch: «aber nöd würkli usem Thurgau». Monika, Geraldo und Isidro, machen eine «Klassenzusammenkunft», wie sie meint. Monika aus der Schweiz und Isidro aus Brasilien, besuchen ihren Freund Gerardo, der hier Bergbauer ist. Sie wollen zusammen an den Strand, etwas Auspannen. Ihr Gefährt, ein Pickup mit zwei Sitzen und einer Pritsche. Zu dritt, teilen sie sich die zwei Sitze – na toll! Costa Rica fährt, Schweiz sitzt rechts und Brasilien zusammengepfercht in der Mitte – entspricht etwa den natürlichen Proportionen der Länder – ha,ha. Aber sie haben es lustig zusammen. Zuletzt waren sie vor fünf Jahren hier und wollten jetzt einmal kurz vorbeischauen. Wir setzen uns zum Frühstück gemeinsam an den Runden Tisch und geniessen einen unterhaltsamen Morgen.
Im Laufe des Nachmittags bringt uns Stefan den reparierten Tisch. Fantastisch, so gut hat er noch nie funktioniert. Das ausgeschlagene Gelenk ist wieder wie neu und der Tisch steht gerade – handwerklich super gemacht, improvisieren können sie hier. Vielen Dank!
Da die Fahrt durch die Berge viel Zeit in Anspruch nimmt und wir zu spät dran sind, verbringen wir noch eine Nacht in der schönen, kleinen Schweiz von Costa Rica  und geniessen den Abend mit Silena und Stefan.


Nuevo Arenal (La Pequeña Helvecia) – Zarcero
Heute gilt es ernst. By, By «La Pequeña Helvecia», by, by Silena und Stefan. Es war eine schöne Zeit bei Euch, vielen Dank für die Gastfreundschaft.







Die Fahrt durch die Berge ist anstrengend und sehr Zeitraubend. Verwundert stellen wir fest, dass sie hier in den steilsten Hängen Gemüse anbauen, während im Flachland Viehwirtschaft betrieben wird. Für unsere Begriffe eine Verkehrte Welt.
Wie wir in «Zarcero» am Hauptplatz mit dem schönen Park und der Kirche vorbeifahren, halten wir an. Zu schön um vorbei zu fahren. Überall ist viel Betrieb um diese Zeit und es ist nicht leicht, den richtigen Weg und einen Parkplatz zu finden. Erika steigt an der Hauptstrasse aus, ich fahre um die Kirche herum und oberhalb derselben kann ich parkieren. Vor der Kirche treffen wir uns wieder. Deren schön bemalte Blechfassade wird vom Abendlicht wunderbar beleuchtet. Das strukturierte Grau der Kirche harmoniert wunderbar mit dem blauen Himmel. Gemeinsam besichtigen wir die Kirche. Die Sonne scheint direkt durch die bunten Glasfenster und beleuchtet den schön gestalteten Innenraum. Aus der Lautsprecheranlage hallen Weihnachtslieder durch die ganze Kirche, was zusammen eine wunderbare Weihnachtsstimmung ergibt.
Da die Kirche über einen grossen und eingezäunten Parkplatz verfügt, fragen wir, ob wir hier übernachten können. Nach Rücksprache mit dem Chef meinen sie es sei ok. Sie schliessen jedoch um fünf Uhr nachmittags und öffnen erst wieder um sieben Uhr morgens. Für uns ist das ok, wir haben ja alles.

Um fünf Uhr fünfzehn klopft es an der Türe. Der Portier meint ein Gast habe sein Auto noch nicht abgeholt. Er würde gerne das Tor zuziehen, aber noch nicht abschliessen. Ob ich das machen könne, wenn derjenige sein Auto abgeholt hat. Ich sage zu, schon habe ich das schwere Schloss des Tors in der Hand und er macht Feierabend.
Etwa eine Stunde später steht ein konsternierter Herr vor dem Tor und schaut auf sein Auto. Er ist so deprimiert und «geschwächt» dass er das nicht versperrte Tor nicht mal aufbringt. Ich gehe zum Tor, mache auf und erlöse den armen Kerl von seiner Pein. Überglücklich rollt er aus dem Areal. Ich schliesse das Tor und hänge das Vorhängeschloss vor - Gute Nacht!


Zarcero – Cafe Tarrazu (an der Interamericana, nähe Santa Maria)
Von «Zarcero» aus fahren wir zum Vulcan «Poás» hoch. Viele kleine Strässchen sorgen für Verwirrung, aber es geht stetig bergauf. Die Bergspitze ist in Nebel gehüllt, was uns nicht speziell irritiert. Leider ziehen wieder Gewitterwolken auf und zwei Kilometer vor dem Parkeingang, kommen wir hinter einer Fahrzeugkolonne, zum Stehen – nicht Lustig. Wir warten mal ab, haben ja alles dabei und machen zuerst etwas Lunch. Viele Autofahrer drehen um, wir halten noch dreissig Minuten aus und entscheiden dann trotzdem umzukehren. Schlechtes Wetter und kein Vorwärtskommen sind keine guten Aussichten. Wir wenden, fahren Richtung «San Gerardo de Dota» und gehen den «Quetzal suchen.

Über Facebook habe ich Stéphane Dähler (Swiss Tropical Tourism, www.dahelercostarica.com) kennen gelernt. Er hat uns angeboten, den Quetzal zu suchen. Eine gute Möglichkeit dafür gibt es in der «Savegre Lodge» in «San Gerardo de Dota». Über ihn haben wir die Möglichkeit bekommen, ausnahmsweise mit unserem WOMO in der Lodge unter zu kommen. Super Stéphane, vielen Dank!

Auf dem Weg dahin, besuchen wir noch das «Haus des Kaffees», dessen Plantage und passieren die Stadt «San Jose». Hier herrscht wieder unglaublich viel Verkehr. Anschliessend geht es in die Berge hoch. Unser «Kleiner» schnauft wieder ganz kräftig. Es ist steil und dementsprechend schnell (20-40 km/h) sind wir unterwegs. In den Bergen stürmt es. Heftiger Wind und kräftige Regenschauer schütteln unseren «Kleinen» durch. Man sieht kaum noch die Hand vor Augen und so beschliessen wir, vor einem Kaffee zu parken und zu übernachten. Der Platz ist exponiert und wir werden mehr oder weniger Sanft in den Schlaf gewiegt.


Cafe Tarrazu – San Gerardo de Dota
Am Morgen ist es klar und wir fahren bei schönem Wetter weiter bis zum Abzweiger nach San Gerardo de Dota. Dort biegen wir in eine Kiesstrasse ein und haben ca. elf Kilometer bis zur Lodge zu fahren. Eigentlich haben wir erwartet es geht bergauf, stattdessen geht es bergab – und wie!
Die Strasse wird immer enger und steiler. Wir werden von Pickups und Jeeps, alle mit 4x4 überholt. Auf halber Höhe schliessen wir zu einem PW auf. Er getraut sich kaum weiter zu fahren und signalisiert, wir sollen überholen. Machen wir, auch wenn es eng ist, wir können stellenweise eh nur im ersten Gang, Motorbremse und Fussbremse auf Anschlag, runterfahren – gewaltig. Ich bin froh, sind wir endlich unten und können die Bremsen wieder etwas abkühlen lassen. Der Weg zur Lodge zieht sich dann noch ein ganzes Stück hin.
Im Gegensatz zum Bergkamm, ist hier unten schönes Wetter, wir sind erstaunt.
Nun noch über die Brücke fahren und schon sind wir in der Lodge. Wir werden freundlich in Empfang genommen und als wir erklären wer wir sind, wird uns der bestmögliche Stellplatz zugeteilt. Hervorragender Service, auch bei der Bezahlung, alle haben üblicherweise eine Kabinen-Nummer, für uns wird ein Konto auf unseren Namen eröffnet, speditiv und unkompliziert. Sowas haben wir selten erlebt. Ganz grosse Klasse.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir einen Rundgang durch die Parkanlage in der Lodge. Wunderschön gestaltet, mit den unterschiedlichsten Blumen und Früchten bestückt, ideal für all die Vögel die hier leben. Dementsprechend viele gefiederte Freunde trifft man überall an. Wir buchen für morgen früh die «Quetzal-Tour», nehmen einen kleinen Drink und machen uns auf, zu einer vierstündigen Tour (mittlere Strecke), den Hang hoch. Wir geniessen es, wieder einmal die Beine zu vertreten und bei dem schönen Wetter zu fotografieren.
Im Waldstück oberhalb der Lodge haben wir überraschender Weise die erste, wunderbare Begegnung mit dem «Quetzal». Auf einmal ist er da, fliegt hoch, schnappt sich eine Frucht und kehrt zum Ast zurück. Das ganze wiederholt er dreimal, bevor er im Unterholz verschwindet. Ein wunderschöner und spezieller Vogel. Trotz der bunten und langen Federn, ist er im Dschungel, für ein ungeübtes Auge kaum sichtbar. Was für ein Glück, eigentlich könnten wir schon wieder abreisen. Was wir natürlich nicht machen.
Wir kehren zur Lodge zurück, machen uns fertig für den Ausgang, gehen an die Bar und dann zum Nachtessen. Ein herrliches und vielseitiges Buffet, dass sie hier haben.
Gesättigt und müde kehren wir zu unserem «Kleinen» zurück und fallen in die Kojen.


Freitagmorgen, der Wecker läutet, was für ein unübliches Geräusch. Es ist vier Uhr dreissig, raus aus den Federn, Schlaf aus den Augen gewischt, packen und ab zum Treffpunkt. Mit einem Guide, Fernrohr und noch zwei Passagieren geht es im 4x4 den Berg hoch. In einer Kurve halten wir an, steigen aus und warten. Ein eiskalter Wind fegt durch das Tal. Schwierige Bedingungen um den Quetzal zu finden. Immer mehr Führungen bzw. Touristen tauchen hier auf und wollen mit sehen. Es dauert auch entsprechend lange, wir wollten schon weiter, als ein Quetzal-Pärchen auftaucht, kurz Früchte (Avocados) stibitzen und wieder im Unterholz verschwinden. Sie tauchen nicht mehr auf, es ist offensichtlich viel zu viel Betrieb.
Wir fahren weiter und beim nächsten Spot werden wir relativ schnell fündig. Hier sehen wir insgesamt sechs Quetzals, Männchen, Weibchen und einen Jungvogel. Sie wechseln immer wieder die Standorte und wir verschieben uns zu Fuss den Berg hoch und runter. Zufrieden und mit ein paar speziellen Bildern im Gepäck, kehren wir halb durchgefroren zur Lodge zurück.
Jetzt schmeckt das Frühstück besonders gut. Das Buffet ist reichlich gedeckt und hat für jeden was Passendes. Wir geniessen hier ganz besonders die Früchte, die frisch und vor allem reif angeboten werden.
Den Tag verbringen wir in und um die Lodge. Ein Paradies für Vogelfreunde. Alle spazieren hier mit Feldstecher und Fotoapparat umher. Schikimikis gibt es hier praktisch keine. Alle haben gute Schuhe und meistens Trekking Kleidung an, sei es an der Bar oder zum Abendessen. Wir fallen also nicht speziell auf – gut so.




Es ist wieder mal Samstag, viele reisen ab, Neue kommen an. Ausnahmsweise ist es heute sehr regnerisch. Das heisst wir können getrost im WOMO ausspannen, etwas lesen, Fotos bearbeiten in der Bar, skypen und dazwischen im Garten den Kolibris und Eidechsen zuschauen.
Heute Abend gibt es ein Festtagsbuffet wie mir der belgische Koch verspricht. Er ist auch viel gereist und jetzt seit 32 Jahren in Costa Rica. Ich bin mal gespannt. Auch Livemusik ist angesagt.
Bei so viel Speis und Trank muss man vorbeugen. Als es schont, machen wir einen Spaziergang, der prompt im Regenschauer endet. Pudel nass kommen wir wieder zum WOMO zurück, rein ins Trockene und raus aus den nassen Klamotten. Innert Kürze sind die Scheiben beschlagen – wahnsinns Klima.
Wir machen uns fertig für den speziellen Abend, machen noch einen Loup über die Bar und finden etwas später alles wie angekündigt. Ein ausgiebiges Vorspeisenbuffet, feine Braten, frische Forelle aus hiesiger Fischzucht (Bergbach), viel Gemüse und viiiiiiel Dessert. Da nützen alle guten Vorsätze nichts mehr.










San Gerardo de Dota – Santa Maria de Dota
Oh Wunder, ein neues Jahr ist angebrochen und alles ist noch beim alten. Wir haben gut geschlafen, nehmen viele neue Eindrücke, noch mehr Fotos und ein paar Kilo mehr, mit auf unsere Weiterreise. Ein guter Start ins neue Jahr.
Ohne ein spezielles Kaffeeerlebnis wollen wir Costa Rica nicht verlassen. So machen wir noch eine Runde über «Santa Maria de Dota». Aus dieser Region kommen ein paar der bekanntesten und besten Kaffees. Wir fahren ein ganzes Stück zurück und dann wieder in ein Seitental hinunter. Die Bremsen laufen wieder heiss, allerdings nicht ganz so schlimm.
Es ist ruhig im Dorf, alles ist geschlossen bis auf die Chinesenläden. Vor der Kirche und neben dem Park stellen wir unseren «Kleinen» ab und machen zu Fuss eine Platzrunde. Das Kaff ist wie ausgestorben, nichts los. Wir fragen uns, ob wir gleich wieder abreisen sollen?
Wie wir zu unserem WOMO zurückkommen, treffen wir Vincente, der auf der Parkbank sitzt und unseren «Kleinen» fotografiert.
Wir reden fast eine Stunde mit ihm und erfahren, dass heute alles ausser den Chinesen einem Kaffee und einer Beitz, zwei Kilometer ausserhalb, geschlossen hat. Er wohne nur hundert Meter um die Ecke im kleinen grünen Haus, wir könnten zu ihm kommen, wenn wir wollen. Er habe auch Avocados für uns. Wenn wir wollen, organisiere er auch eine Kaffeetour.
Wir entscheiden uns zuerst zur Beitz und dem schönen Wasserfall zu fahren. Dort angekommen, wollen sie uns zuerst nicht die steile Abfahrt hinunterfahren lassen. Ich steige aus, schau mir das Ganze zu Fuss, von oben an, und entscheide runter zu fahren. Die Einweiser sind sich nicht einig und machen mit den PW’s ein riesen Puff, so kommt es, dass wir auf halber Höhe parkieren und runter laufen.
Dies hier ist ein Ausflugsziel für einheimisch, ähnlich wie bei uns die «Tössegg» oder Andere Aussichtspunkte, die jeweils am Wochenende von Eiheimischen, geflutet werden. Genauso ist es hier. Wir sind natürlich wieder einmal die einzigen Ausländer. Ab und zu ein schräger oder misstrauischer Blick, aber sonst ist alles in Ordnung. Wir essen etwas und ziehen weiter. Dieser Platz scheint uns nicht geeignet zum Übernachten.
Wie wir zum WOMO zurück kommen erleben wir eine Überraschung. Mein Seitenfenster ist offen und auf dem Fahrersitz liegt ein Sack mit Avocados, Zitronen, Pfefferschotten. Wer hat das gebracht? Ich schaue mich um, nichts und niemand.
Wir fahren ins Dorf zu Vincente und vereinbaren eine Kaffeetour.
Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass er der Überbringer dieses Präsents war. Wir trinken gemeinsam ein Bier auf der Veranda und tauschen ein paar Lebenserfahrungen aus. Leute die vorbeigehen und Grüssen werden hereingebeten, wir werden vorgestellt und gemeinsam plaudern wir. So vergeht ein interessanter Abend auf der Terrasse von Vincente.
Es ist schon dunkel, als wir zu einem weiteren Anwesen von Vincente laufen. Er will uns sein Haus zeigen, dass er gerade renoviert und aus dem er ein Hostel machen möchte. Er fragt ob es uns gefällt und was, aus unserer Sicht als Reisende, noch eingebaut werden sollte. Wir geben den einen oder anderen Tipp ab und sind gespannt wie es hier weitergeht.
Nun ist es aber definitiv Zeit zum Schlafen. Wir machen noch zum gemeinsamen Frühstück ab. Und gehen um die Ecke zu unserem WOMO, dass wir in der Nebenstrasse, am Strassenrand abgestellt haben. Hier übernachten wir. Vincente hat uns mehrmals versichert es sei ruhig und sicher – soo herrlich.
 

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