Way North

Way North
Icefield Parkway

Mittwoch, 12. Oktober 2016

KW 40/16 - Mexiko Zentral

Atizapan de Zaragoza, Mexico Estate (Mexiko)

Nach einem gemeinsamen Frühstück, gibt es eine ausgiebige Skyperunde mit unseren Girls und dann geht es ans Wäsche waschen, aufbereiten der Fotos und schreiben des Blogs. Gleichzeitig müssen wir, dürfen wir, die vielen Tipps, die wir von unserer Gastfamilie bekommen haben in konkrete «Reisepläne» umsetzen. Abends dann noch ein gemeinsames, mexikanisches Nachtessen.


Heute Dienstag machen wir einen Ausflug nach Tepotzotlán. Ein idealer Tagestrip in ein Städtchen, wo es nicht so chaotisch und geschäftig zu und her geht wie hier.
Wir besuchen das «Museo Nacional del Virreinato», ein Klosterkomplex, der 1606 von den Jesuiten gegründet wurde. Im Laufe der letzten 150 Jahre wurde immer wieder aus und umgebaut.
Die Anlage ist eine mexikanische Kartause Ittingen. In den diversen Räumlichkeiten wird die Klostergeschichte und die Geschichte der Besiedelung und Bekehrung der Indigenen Völker, sowie der Handel von «Nueva Españia», dokumentiert. Viele Gegenstände aus dieser Zeit, wie zum beispiel die Götzenbilder der Ureinwohner, Gemälde und Kunstwerke aus der Zeit der Spanischen Konquistadoren oder Kruzifixe und andere Schmuckgegenstände aus dem hier geschürften Silber, sowie Gemälde und Gewänder sind zu sehen. Aus der Handelszeit mit den Chinesen sind auch Intarsien, chinesisches Porzellan oder Heiligenfiguren aus Elfenbein, ausgestellt.
Ein weiterer Höhepunkt ist sicher auch die hier integrierte und restaurierte Kirche «Iglesias de San
Francisco». Schon vor dem Eintritt ins Gotteshaus erahnt man etwas Besonderes. Tritt man durch die Türe, verschlägt es einem vor lauter Prunk und dem überschwänglich gestalteten Wandschmuck, die Sprache. Man muss sich zuerst hinsetzen um alles erfassen zu können – absoluter Wahnsinn.
Nach mehreren Stunden verlassen wir dieses Gebäude, im Wissen nicht alles gesehen und schon gar nicht alles verdaut zu haben. Aber wir sind momentan Kulturgesättigt und müssen jetzt zuerst verdauen.
Wir machen noch einen kleinen Stadtrundgang, einen kleinen Einkauf und eh wir uns versehen, sind wir schon wieder auf dem Weg zurück. Natürlich wieder in der Hauptverkehrszeit. Inzwischen läuft es jedoch recht gut, Erika übernimmt die Navigation und ruft rechtzeitig «Schwelle», eines der Hauptübel auf Mexikos Strassen, während ich mich durch den Verkehr mogle.
Übermorgen werden wir unsere Gäste mit ein paar Schweizer Spezialitäten bekochen.


Am Mittwoch, früh morgens, gehe ich mit Pablo, dem Sohn von Marisela und Eduardo, zum Hundetraining.
Er arbeitet zurzeit in der Hundeklinik seines Vaters und baut daneben sein eigenes Geschäft als Hundetrainer auf. Wir fahren in den Park, wo Hund Luca, sich nicht von anderen Hunden und den Menschen die hier joggen, biken oder sonst wie Frühsport betreiben, ablenken lassen soll. Während die beiden trainieren schiesse ich ein paar Bilder und machen kleine Videos. Anschliessend geht’s nach Hause zum Frühstück.

Den Rest des Tages verbringen wir in den Ruinen von «Teotihuacán». Dieser eindrückliche Pyramidenkomplex war einst Teil der grössten Mesoamerikanischen Stadt. Wir wurden schon vorgewarnt, den Sonnenhut und genügend Wasser mitzunehmen. Wie war, die Anlage ist riesig.
Wir parkieren beim Gate 1 und stehen damit am Anfang der «Calzada de los Muertos» (Strasse des Todes), der Hauptstrasse durch die Anlage, die am anderen Ende durch die «Plaza de la Luna» (Mondplatz) bzw. die «Pirámide de la Luna» (Mondpyramide) begrenzt wird. Uns steht ein über vier Kilometer langer Marsch durch die Anlage bevor. Zuerst besichtigen wir den «Templo de Quetzalcóatle» und marschieren dann der Hauptstrasse entlang, Richtung «Pirámide del Sol» (Sonnenpyramide). Dieselbe misst an der Basis 200x200m, soll gemäss Dokumentation die drittgrösste Pyramide der Welt sein und nur noch durch Cheopspyramiden in Ägypten übertroffen werden. Es ist faszinierend, in einer ehemaligen Stadt wie dieser zu stehen und sich vorzustellen wie das ganze belebt war.

Hier lebten keine Mayas und keine Azteken, hier lebten «Teotihuacános», ein eigenes Volk. Leider wurde die Geschichte nur mündlich überliefert, wodurch vieles verloren gegangen ist. Heute kann bei vielen Dingen nur vermutet werden, wie es sich zugetragen hat. Die Wandgemälde und verzierten Tonkrüge weisen derweilen auf eine prächtige und bunte Kultur hin. Nach einem langen Fussmarsch und vielen wunderbaren Eindrücke, fahren wir auch heute, körperlich und geistig, müde zurück.


Gestern habe ich noch ein neues Handy gekauft, da das alte beim Schwimmen in «Micos», abgesoffen ist. Nun heisst es wieder neu einrichten.
Weiter geht es dann mit den Vorbereitungen für unser Schweizer Nachtessen mit der Gastfamilie. Es gibt Salat und «Zürigschnetzlets mit Rösti». Zum Dessert macht Erika eine leckere «Süessmostcréme», eine Spezialität aus dem Thurgau, unserem Wohnkanton. Leider haben wir in Mexiko bisher keinen Schweizer Wein gefunden und dürfen uns mit einem guten Rijoa von «Cune» begnügen. Glück gehabt, die Mexikanischen Zutaten haben gut mit unserer Schweizer Kocherei zusammengepasst und schmecken wirklich wie in der Schweiz. Gesättigt und zufrieden lassen wir abwechslungsweise mexikanische und Schweizer Musik laufen. Nun geht das mexikanische Temperament mit Marisela durch und die Tanzrunde in der Küche beginnt. Zuerst Marisela und Erika, dann bin ich mit Erika an der Reihe und im Endspurt machen Eduardo und Marisela die Küche unsicher. Ein toller Abend, an dem wir mit allen Sinnen unsere Heimatländer, den anderen näher gebracht haben.


Diesen Freitagmorgen steht nochmals Hundetraining mit Pablo und Luca auf dem Programm. Anschliessend Frühstück und dann ab in die Hundeklinik der Familie. Eduardo ist spezialisiert auf Dermatologie und zeigt uns einen Hund, den er erfolgreich behandelt hat. Offensichtlich konnte keiner dem Tier helfen. Die Bilder, in welchem Zustand der Hund hier ankam sind erschütternd. Wir können heute ein putzmunteres Kerlchen sehen, der zwar noch behandelt werden muss, dem man jedoch kaum was ansieht. Fantastisch, was Eduardo da geleistet hat.
Nach diesem Besuch fahren wir mit dem «Uber-Taxi» ins
Stadtzentrum, zum «Zócalo» steigen dort aufs Dach der «Catedral de Metropolitana», besuchen das «Palacio de Bellas Artes» mit seinen übergrossen Wandgemälden, fahren in den 41. Stock des «Torre Latinoamericana» und geniessen bei einem Bier den Sonnenuntergang über der Stadt. Wir warten noch das Lichterspektakel ab und gehen dann Essen. Leider zu spät, die «Churrería El Morro» (feines Restaurant) wird bereits von einer riesen Gästeschar belagert – keine Chance. So müssen wir uns mit einem Subway Sandwich begnügen, hören noch ein wenig «Street Jazz» und suchen uns anschliessend ein Taxi.

Als wir den Taxifahrer fragen, was die Fahrt kostet, meint er, die Adresse sei ausserhalb der Stadt und der Tarif sei 800 Pesos. Ich lache und mache ihm ein Angebot von 300 Peso. Er lehnt ab. So rufen wir Pablo an, der bestellt uns wieder ein «Uber-Taxi» zur Kathedrale und wir fahren für 245 Pesos nach Hause. Schon in Monterrey haben alle über die normalen Taxis gelästert. Sie seien dreckig, die Fahrer fahren wie die Henker und ziehen einem preislich über den Tisch. Bisher hatten wir Glück, aber nun müssen wir uns definitiv die Uber App besorgen.


Den Samstag verbringen wir im Haus der Gastfamilie, machen noch etwas Reisepläne und spazieren durch den Markt im Quartier. Wir essen einen Happen beim Stand mit den beiden engagierten Köchen. Es gibt Enchiladas, eine Mexikanische Blutwurst, Pommes Frites und Salat. Die Kerle machen es gut und haben Freude, dass wir ihr Essen probieren. Er fragt woher wir kommen. Als wir sagen «Suiza», kann er dem Gesichtsausdruck nach nicht viel damit anfangen. Macht nichts, das Essen schmeckt ausgezeichnet und es gibt nochmals Nachschlag und für beide ein Stück gebratenes Rindfleisch zum Probieren – ausgezeichnet! Aber jetzt müssen wir bremsen. Heute Abend kocht Marisela nochmals eine mexikanische Spezialität.
Es gibt «Pozole», eine Suppe mit Hühner- oder Rindfleisch die mit Oregano, Radieschen, Salat und natürlich scharfer Sauce (Salsa) gewürzt wird. Dieses Gericht ist überall in Mexiko verbreitet und schmeckt sehr gut. Was auch nie fehlen darf sind Servietten. Auch wenn man dieses ausnahmsweise mit Löffel und nicht wie viele andere Gerichte mit der Hand isst, werden die Zutaten von Hand beigegeben.












Am Sonntag machen wir alle zusammen einen Ausflug nach Mexiko City. Nach einem Fruchtshake gehen wir im Quartier Frühstücken. Wir probieren die verschiedenen «Tamales», die zeitaufwendig von Hand hergestellt und anschliessend gekocht werden. Sie schmecken hervorragend.
In der City besuchen wir anschliessend den «Templo Mayor», eine alte Tempelanlage die mehrmals aufgebaut, zerstört, wiederaufgebaut und endlos erweitert und umgebaut wurde. Als Arbeiter bei Arbeiten für das Elektrizitätswerk eine 8 Tonnen schwere Steinplatte mit dem Bild des Gottes «Coyolxauhqui» bargen, beschloss die Regierung die Kolonialgebäude abzureissen und die Tempelanlage frei zu legen. Gemäss der Geschichte, haben die Azteken genau hier den Adler mit der Schlange auf einem Kaktus sitzen sehen. Für sie war deshalb hier das Zentrum des Universums. Das Bild mit dem Adler, der Schlange und dem Kaktus ist heute Bestandteil der mexikanischen Nationalflagge. 
Die  Anlage liegt mitten in der Stadt musste, wegen dem schlechten Untergrund, schon damals, auf Pfahlfundamenten, verankert werden. Die Kerle hatten es damals meisterlich im Griff, was man von der späteren Generation nicht behaupten kann. Die Kleine Kirche neben der Kathedrale sinkt heute ein und steht schon beträchtlich schief.
Nach der geistigen Nahrung suchen wir was für unseren Magen. Wir spazieren durch die Stadt zum Restaurant «Centro Castellano». Wie die Fotos an der Wand zeigen, speisen hier regelmässig, prominente Persönlichkeiten aus der Region. Im ersten Stock gibt es für alle das gleiche, sechsgängige Menü. Dazu servieren sie «Vino Claricot» (Sangria). Der Service geht ruckzuck. Ist der Teller leer, wird schon abgeräumt und nach der Wahl des nächsten Ganges gefragt. Bei jedem Gang hat man drei Auswahlmöglichkeiten. Kaum hat man bestellt, stehen die Teller schon auf dem Tisch. Das Essen schmeckt hervorragend und ist sogar bezahlbar - Wahnsinn!

Nach dieser «Schlemmerei» besuchen wir noch eine der grössten Bäckereien im Lande. Frisches Brot, Brötchen, sonstiges Gebäck und Torten sind hier ein wichtiger Bestandteil der Kultur.
Gewaltig was hier geboten und konsumiert wird. Ein Brot erwähnen wir hier speziell. Das ist das «Brot des Todes», dass im Oktober zum Andenken an die Verstorbenen hergestellt und gegessen wird. Die Verzierungen haben jeweils eine spezielle Bedeutung, wie ihr auf dem beiliegenden Foto sehen könnt. In dieser Zeit werden in den Häusern die Tische und Wände entsprechend geschmückt und im Gedenken an die Verstorbenen, Fotos derselben aufgestellt. Auch eines unserer «kleinen Brotzöpfchen» ist auf diesem Tisch gelandet. Speisen und Wasser sind ein wichtiger Bestandteil der Zeremonie. Die Feierlichkeiten erreichen ihren Höhepunkt um den 1. November, dem «Dia del Muerte».
Wir werden sehen, wo wir diese Tage verbringen werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen