Atizapan de Zaragoza, Mexico
Estate (Mexiko)
Nach einem gemeinsamen Frühstück, gibt es eine ausgiebige
Skyperunde mit unseren Girls und dann geht es ans Wäsche waschen, aufbereiten
der Fotos und schreiben des Blogs. Gleichzeitig müssen wir, dürfen wir, die
vielen Tipps, die wir von unserer Gastfamilie bekommen haben in konkrete
«Reisepläne» umsetzen. Abends dann noch ein gemeinsames, mexikanisches
Nachtessen.
Heute Dienstag machen wir einen Ausflug nach Tepotzotlán.
Ein idealer Tagestrip in ein Städtchen, wo es nicht so chaotisch und geschäftig
zu und her geht wie hier.
Wir besuchen das «Museo Nacional del Virreinato», ein
Klosterkomplex, der 1606 von den Jesuiten gegründet wurde. Im Laufe der letzten
150 Jahre wurde immer wieder aus und umgebaut.
Die Anlage ist eine mexikanische Kartause Ittingen. In den
diversen Räumlichkeiten wird die Klostergeschichte und die Geschichte der
Besiedelung und Bekehrung der Indigenen Völker, sowie der Handel von «Nueva
Españia», dokumentiert. Viele Gegenstände aus dieser Zeit, wie zum beispiel die
Götzenbilder der Ureinwohner, Gemälde und Kunstwerke aus der Zeit der Spanischen
Konquistadoren oder Kruzifixe und andere Schmuckgegenstände aus dem hier
geschürften Silber, sowie Gemälde und Gewänder sind zu sehen. Aus der
Handelszeit mit den Chinesen sind auch Intarsien, chinesisches Porzellan oder
Heiligenfiguren aus Elfenbein, ausgestellt.
Ein weiterer Höhepunkt ist sicher auch die hier integrierte
und restaurierte Kirche «Iglesias de San
Francisco». Schon vor dem Eintritt ins
Gotteshaus erahnt man etwas Besonderes. Tritt man durch die Türe, verschlägt es
einem vor lauter Prunk und dem überschwänglich gestalteten Wandschmuck, die
Sprache. Man muss sich zuerst hinsetzen um alles erfassen zu können – absoluter
Wahnsinn.
Nach mehreren Stunden verlassen wir dieses Gebäude, im
Wissen nicht alles gesehen und schon gar nicht alles verdaut zu haben. Aber wir
sind momentan Kulturgesättigt und müssen jetzt zuerst verdauen.
Wir machen noch einen kleinen Stadtrundgang, einen kleinen
Einkauf und eh wir uns versehen, sind wir schon wieder auf dem Weg zurück.
Natürlich wieder in der Hauptverkehrszeit. Inzwischen läuft es jedoch recht
gut, Erika übernimmt die Navigation und ruft rechtzeitig «Schwelle», eines der
Hauptübel auf Mexikos Strassen, während ich mich durch den Verkehr mogle.
Übermorgen werden wir unsere Gäste mit ein paar Schweizer
Spezialitäten bekochen.
Am Mittwoch, früh morgens, gehe ich mit Pablo, dem Sohn von Marisela
und Eduardo, zum Hundetraining.
Er arbeitet zurzeit in der Hundeklinik seines Vaters und
baut daneben sein eigenes Geschäft als Hundetrainer auf. Wir fahren in den
Park, wo Hund Luca, sich nicht von anderen Hunden und den Menschen die hier
joggen, biken oder sonst wie Frühsport betreiben, ablenken lassen soll.
Während die beiden trainieren schiesse ich ein paar Bilder und machen kleine
Videos. Anschliessend geht’s nach Hause zum Frühstück.
Den Rest des Tages verbringen wir in den Ruinen von «Teotihuacán».
Dieser eindrückliche Pyramidenkomplex war einst Teil der grössten
Mesoamerikanischen Stadt. Wir wurden schon vorgewarnt, den Sonnenhut und
genügend Wasser mitzunehmen. Wie war, die Anlage ist riesig.
Wir parkieren beim Gate 1 und stehen damit am Anfang der
«Calzada de los Muertos» (Strasse des Todes), der Hauptstrasse durch die
Anlage, die am anderen Ende durch die «Plaza de la Luna» (Mondplatz) bzw. die «Pirámide
de la Luna» (Mondpyramide) begrenzt wird. Uns steht ein über vier Kilometer
langer Marsch durch die Anlage bevor. Zuerst besichtigen wir den «Templo de
Quetzalcóatle» und marschieren dann der Hauptstrasse entlang, Richtung
«Pirámide del Sol» (Sonnenpyramide). Dieselbe misst an der Basis 200x200m, soll
gemäss Dokumentation die drittgrösste Pyramide der Welt sein und nur noch durch
Cheopspyramiden in Ägypten übertroffen werden. Es ist faszinierend, in einer
ehemaligen Stadt wie dieser zu stehen und sich vorzustellen wie das ganze
belebt war.
Hier lebten keine Mayas und keine Azteken, hier lebten «Teotihuacános»,
ein eigenes Volk. Leider wurde die Geschichte nur mündlich überliefert, wodurch
vieles verloren gegangen ist. Heute kann bei vielen Dingen nur vermutet werden,
wie es sich zugetragen hat. Die Wandgemälde und verzierten Tonkrüge weisen derweilen
auf eine prächtige und bunte Kultur hin. Nach einem langen Fussmarsch und vielen wunderbaren
Eindrücke, fahren wir auch heute, körperlich und geistig, müde zurück.
Gestern habe ich noch ein neues Handy gekauft, da das alte
beim Schwimmen in «Micos», abgesoffen ist. Nun heisst es wieder neu einrichten.
Weiter geht es dann mit den Vorbereitungen für unser
Schweizer Nachtessen mit der Gastfamilie. Es gibt Salat und «Zürigschnetzlets mit Rösti». Zum Dessert
macht Erika eine leckere «Süessmostcréme», eine Spezialität aus dem Thurgau,
unserem Wohnkanton. Leider haben wir in Mexiko bisher keinen Schweizer Wein
gefunden und dürfen uns mit einem guten Rijoa von «Cune» begnügen. Glück
gehabt, die Mexikanischen Zutaten haben gut mit unserer Schweizer Kocherei
zusammengepasst und schmecken wirklich wie in der Schweiz. Gesättigt und
zufrieden lassen wir abwechslungsweise mexikanische und Schweizer Musik laufen.
Nun geht das mexikanische Temperament mit Marisela durch und die Tanzrunde in
der Küche beginnt. Zuerst Marisela und Erika, dann bin ich mit Erika an der
Reihe und im Endspurt machen Eduardo und Marisela die Küche unsicher. Ein
toller Abend, an dem wir mit allen Sinnen unsere Heimatländer, den anderen näher gebracht
haben.
Diesen Freitagmorgen steht nochmals Hundetraining mit Pablo und Luca
auf dem Programm. Anschliessend Frühstück und dann ab in die Hundeklinik der
Familie. Eduardo ist spezialisiert auf Dermatologie und zeigt uns einen Hund,
den er erfolgreich behandelt hat. Offensichtlich konnte keiner dem Tier helfen.
Die Bilder, in welchem Zustand der Hund hier ankam sind erschütternd. Wir
können heute ein putzmunteres Kerlchen sehen, der zwar noch behandelt werden
muss, dem man jedoch kaum was ansieht. Fantastisch, was Eduardo da geleistet
hat.
Stadtzentrum, zum «Zócalo» steigen dort aufs Dach der «Catedral de
Metropolitana», besuchen das «Palacio de Bellas Artes» mit seinen übergrossen
Wandgemälden, fahren in den 41. Stock des «Torre Latinoamericana» und geniessen
bei einem Bier den Sonnenuntergang über der Stadt. Wir warten noch das
Lichterspektakel ab und gehen dann Essen. Leider zu spät, die «Churrería El
Morro» (feines Restaurant) wird bereits von einer riesen Gästeschar belagert –
keine Chance. So müssen wir uns mit einem Subway Sandwich begnügen, hören noch
ein wenig «Street Jazz» und suchen uns anschliessend ein Taxi.
Den Samstag verbringen wir im Haus der Gastfamilie, machen noch etwas
Reisepläne und spazieren durch den Markt im Quartier. Wir essen einen Happen
beim Stand mit den beiden engagierten Köchen. Es gibt Enchiladas, eine
Mexikanische Blutwurst, Pommes Frites und Salat. Die Kerle machen es gut und
haben Freude, dass wir ihr Essen probieren. Er fragt woher wir kommen. Als wir
sagen «Suiza», kann er dem Gesichtsausdruck nach nicht viel damit anfangen.
Macht nichts, das Essen schmeckt ausgezeichnet und es gibt nochmals Nachschlag
und für beide ein Stück gebratenes Rindfleisch zum Probieren – ausgezeichnet!
Aber jetzt müssen wir bremsen. Heute Abend kocht Marisela nochmals eine
mexikanische Spezialität.
Es gibt «Pozole», eine Suppe mit Hühner- oder Rindfleisch
die mit Oregano, Radieschen, Salat und natürlich scharfer Sauce (Salsa) gewürzt
wird. Dieses Gericht ist überall in Mexiko verbreitet und schmeckt sehr gut.
Was auch nie fehlen darf sind Servietten. Auch wenn man dieses ausnahmsweise
mit Löffel und nicht wie viele andere Gerichte mit der Hand isst, werden die
Zutaten von Hand beigegeben.
In der City besuchen wir anschliessend den «Templo Mayor», eine
alte Tempelanlage die mehrmals aufgebaut, zerstört, wiederaufgebaut und endlos
erweitert und umgebaut wurde. Als Arbeiter bei Arbeiten für das
Elektrizitätswerk eine 8 Tonnen schwere Steinplatte mit dem Bild des Gottes
«Coyolxauhqui» bargen, beschloss die Regierung die Kolonialgebäude abzureissen
und die Tempelanlage frei zu legen. Gemäss der Geschichte, haben die Azteken genau
hier den Adler mit der Schlange auf einem Kaktus sitzen sehen. Für sie war
deshalb hier das Zentrum des Universums. Das Bild mit dem Adler, der Schlange
und dem Kaktus ist heute Bestandteil der mexikanischen Nationalflagge.
Die
Anlage liegt mitten in der Stadt musste, wegen dem schlechten Untergrund, schon
damals, auf Pfahlfundamenten, verankert werden. Die Kerle hatten es damals meisterlich
im Griff, was man von der späteren Generation nicht behaupten kann. Die Kleine
Kirche neben der Kathedrale sinkt heute ein und steht schon beträchtlich
schief.
Nach der geistigen Nahrung suchen wir was für unseren Magen.
Wir spazieren durch die Stadt zum Restaurant «Centro Castellano». Wie die Fotos
an der Wand zeigen, speisen hier regelmässig, prominente Persönlichkeiten aus
der Region. Im ersten Stock gibt es für alle das gleiche, sechsgängige Menü.
Dazu servieren sie «Vino Claricot» (Sangria). Der Service geht ruckzuck. Ist der Teller leer, wird schon
abgeräumt und nach der Wahl des nächsten Ganges gefragt. Bei jedem Gang hat man
drei Auswahlmöglichkeiten. Kaum hat man bestellt, stehen die Teller schon auf
dem Tisch. Das Essen schmeckt hervorragend und ist sogar bezahlbar - Wahnsinn!
Nach dieser «Schlemmerei» besuchen wir noch eine der
grössten Bäckereien im Lande. Frisches Brot, Brötchen, sonstiges Gebäck und
Torten sind hier ein wichtiger Bestandteil der Kultur.
Gewaltig was hier geboten und konsumiert wird. Ein Brot
erwähnen wir hier speziell. Das ist das «Brot des Todes», dass im Oktober zum
Andenken an die Verstorbenen hergestellt und gegessen wird. Die Verzierungen
haben jeweils eine spezielle Bedeutung, wie ihr auf dem beiliegenden Foto sehen
könnt. In dieser Zeit werden in den Häusern die Tische und Wände entsprechend
geschmückt und im Gedenken an die Verstorbenen, Fotos derselben aufgestellt. Auch
eines unserer «kleinen Brotzöpfchen» ist auf diesem Tisch gelandet. Speisen und
Wasser sind ein wichtiger Bestandteil der Zeremonie. Die Feierlichkeiten
erreichen ihren Höhepunkt um den 1. November, dem «Dia del Muerte».
Wir werden sehen, wo wir diese Tage verbringen werden.
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