Way North

Way North
Icefield Parkway

Montag, 27. März 2017

KW 10/17 - Ecuador

Ibarra - Quito
Es ist wieder mal Montagmorgen. Wir bearbeiten die vielen Fotos,
setzen unseren Blog ab und nachdem wir uns von allen verabschiedet haben, geht es los Richtung «Quito».
Nach einer ausgiebigen Bergtour mit unserem «Kleinen», passieren wir im Dunkeln den Äquator und kommen auf 2800 müM in Quito an. Die Äquatortaufe verschieben wir auf später. Wir klingeln die Nachtglocke beim «Hostal Zentrum» und Gerd, 86 Jahre jung, öffnet uns die Türe. Wir haben Glück und vor einem VW Bulli Syncro gerade noch Platz. Jetzt ein kaltes Nachtessen und ab ins Bett.


Nach einem gemütlichen Dienstagmorgen-Frühstück und einem interessanten Gespräch mit Gerd, machen wir uns auf zur Altstadtbesichtigung.
Nach einer halben Stunde Fussmarsch, erreichen wir die «Basilica del Voto Nacional». Eine riesige
Kathedrale. Wir schreiten durch die wuchtigen, ja massiven
Eingangstüren, stehen in einem riesigen und hohen Gewölbe, viele wunderschöne Bleikristallfenster zieren alle Seiten und leuchten im Sonnenschein. Die Rosetten auf den drei Seiten haben eine unglaubliche Dimension. Wir fragen uns, wie Menschen dazu kommen, solch riesige und vor allem hohe Gebäude zu errichten, wo der Raum ja nicht genutzt, geschweige denn geheizt werden kann.
Anschliessend fahren wir mit dem Lift in den Turm hoch. Das letzte Stück
steigen wir steile Wendeltreppen hoch, spazieren auf einem Brettersteg über das Kirchenschiff und zu dem kleineren Turm hinüber. Dort geht es fast senkrecht die Leitern hoch bis zur Kanzel. Die Aussicht von hier auf die beiden Zwillingstürme und die Stadt ist fantastisch.
Quito ist rund fünfzig Kilometer lang, zählt ca. 3.5 Millionen Einwohner und liegt auf 2800 müM.
Die bunten Häuser, die über Hügel und die Berghänge hoch fluten, haben etwas Faszinierendes an sich. Man könnte stundenlang hinsehen und fotografieren. Wir geniessen die Sicht auf die Alt- und die Neustadt. Trinken einen Kaffee im Turmkaffee und machen uns anschliessend auf zur Altstadt.


Nebst den vielen und interessanten Kolonialbauten, finden wir eine
kleine lauschige Ecke, das «Café Dios no Muere». Schon der Name ist interessant und dann diese Räumlichkeiten. Es ist klein, auf drei Stöcke verteilt und nebst der einfachen und rustikalen Küche, zieren antike Gegenstände und Bilder die liebevoll hergerichteten Räume. Der mittlere Stock eher traditionell, bunt und doch modern. Der oberste Stock im Stil eines Wohnzimmers. Die Bedienung übernimmt die freundliche Besitzerin selbst. Sie ist Ecuadorianerin und dies ist die Gelungene Mischung aus einer Partnerschaft mit einem Amerikaner. Hier gefällt’s uns. Begleitet von Jazz und Blues Rhythmen, geniessen wir die riesigen Sandwiches und das «Coca-Bier» von der lokalen Micro Brewery – sooo guet!



Geschafft, kehren wir zum Campground zurück, geniessen mit Anja und Tobias, der Bully-Crew, den verregneten Abend und kommen erst um halb zwei morgens ins Bett.


Den Mittwoch verbringen wir mit Lesen, Schreiben und Einkaufen. Anja und Tobias führen uns zum Spezialitätenladen, der Produkte aus dem Ort «Salinas de Guaranda» vertreibt. Diese sind legendär. Hier können wir das erste Mal seit langem, guten Käse, Würste und Räucherfleisch einkaufen. Mit vollen Taschen marschieren wir zurück und machen zu später Stunde eine gemeinsame Schlemmerparty.



Schon Donnerstag. Heute holen wir die Äquatortaufe nach und fahren zum «Mitad del Mundo», zur Mitte der Welt. Dieser Punkt liegt im Norden der Stadt. Hier besichtigen wir die «alte» und die «neue» (geografisch korrekte) Äquatorlinie. Die «alte» Äquatorlinie wurde 1736 von einer Französischen Expedition unter Führung von «Charles Marie de la Condamine», mittels Berechnungen, festgelegt. Hier wurde ein 30m hohes Monument, dass die vier Himmelsrichtungen angibt und an der Spitze von einer Weltkugel gekrönt wird, errichtet. Drum herum wurde 1979-1982 ein paar Häuschen im Stil eines Dorfes angeordnet, ein Planetarium und ein Museum aufgestellt. Zusammen mit dem Park bilden sie eine grosse Ausflusganlage für Touristen.
Ganz unscheinbar und 240m nördlich, liegt das «Inti Ñan» Museum. Hier liegt die «neue» bzw. reale
Äquatorlinie. Sie wurde mittels GPS ermittelt und geht mitten durchs Museum. Im Eintrittspreis ist ein Guide inbegriffen, der uns durch die Anlage führt. Zuerst besuchen wir eine Hütte der
«Wuaorani». Diese Hütte wurde von drei Stammesmitgliedern innert einer Woche errichtet. Das Dach enthält über 9000 ineinander verflochtene Palmwedel. Dieses Volk besiedelte früher halb Ecuador. Heute leben sie in einem kleinen Reservat im Amazonas. Das Volk zählt noch ca. 4000 Leute und lebt wie zu Urzeiten. Eindringlinge werden bekämpft und getötet, auch heute noch. 2012 fand der letzte grosse Krieg unter den verschiedenen Gruppen statt.
Stirbt ein Stammesoberhaupt, gehen diejenigen die im eng verbunden sind mit ihm. Stirbt der Ehemann zuerst, wird die Frau bei lebendigem Leibe, mit ihm beerdigt. Stirbt die Ehefrau zuerst, lebt der Ehemann weiter und heiratet wieder.
Wir spazieren weiter zur geografisch korrekten Äquatorlinie. Es ist unglaublich, ein paar Zentimeter links oder rechts der Linie entscheidet, ob du «links» oder «rechts» gewickelt bist – Wahnsinn.
Die simplen und anschaulichen Experimente belegen es. Auf der Äquatorlinie fliesst das Wasser ohne Wirbel, senkrecht ab. Auf der Südhalbkugel fliesst das Wasser in einem Strudel der im Uhrzeigersinn und auf der Nordhalbkugel in einem Strudel der im Gegenuhrzeigerinn verläuft, ab. – selber gesehen und gefilmt.
Auf der Äquatorlinie kannst du ein rohes Ei auf einem Nagelkopf platzieren und es bleibt stehen. Schaffst du es, gibt’s ein Zertifikat. Beim Wettbewerb auf Zeit haben natürlich wieder mal die Frauen gewonnen. Solch feinfühlige Dinge beherrschen sie offensichtlich einfach besser als wir Männer. Es gab noch ein paar weitere Experimente zum Staunen … gut gemacht, absolut erlebenswert!
Im weiteren Verlauf der Tour besichtigen wir eine «Chicha» (vergorener Maisschnaps) Hütte der Eingeborenen. Den Schnaps habe ich bereits in «San Augustin» probiert, hier war es leider nicht möglich. Anschliessend bekommen wir auf Zeichnungen eine Lektion zur Herstellung von
Schrumpfköpfen und können ein paar gut erhaltene Exemplare bestaunen.Man sagt, dass bei gut präparierten Schrumpfköpfen die Personen wiedererkannt werden. In der Tat, ist der präparierte Schädel des Schamanen bis ins letzte Detail gut geraten (leider durften wir den nicht fotografieren). Sogar die Wimpern und der Schnurrbart sind gut erhalten – ein wahres Kunstwerk. Schrumpfköpfe sollen scheinbar auch heute noch hergestellt werden. Diejenigen von Feinden kommen an die Lanzen, diejenigen von angesehenen Persönlichkeiten werden um den Hals getragen.

Nach diesem erlebnisreichen Rundgang, spazieren wir beim «alten» (falschen) Äquator doch noch durch den Park und zum riesigen Monument. Einmal mehr zeigt sich, Show ist alles. Hier wird geprotzt, ist alles grosszügig und teuer angelegt im Gegensatz zum bescheidenen, versteckten Echten – Tourismus macht’s möglich.

Auf dem Weg zum WOMO stell ich fest, dass ich noch den Torschlüssel zum «Hostal Zentrum» bei mir habe. Ich wollte ihn per Post zurückschicken aber Erika meint, wir bringen ihn persönlich zurück. So landen wir zur Überraschung der einen und Freude der Andern, wieder vor den Toren von Gerd, der uns diesmal zu einer christlicheren Zeit als vorher, Einlass gewährt.

Tobias hat den halben Tag am Bully geschraubt. Anja meint, er habe Spaghetti gerne und habe sich diese heute echt verdient. So kochen wir Spaghetti, Anja macht die Sauce und Tobias schaut, dass er die Karrenschmiere loswird.
Es ist wieder ein vergnüglicher Abend. Wir könnten mit Euch beiden noch lange Plaudern, es hat unglaublich Spass gemacht. Vielen Dank auch für die Tipps von Galapagos, wir haben Eure Erfahrungen und Vorschläge umgesetzt und es nicht bereut, aber davon später.


Heute Freitag wollen wir weiterfahren und so stellen wir den «Kleinen» schon mal vor die Tore.
Galapagos lässt uns keinen Frieden. Die Berichte von Reisenden die wir getroffen haben sind einfach zu überwältigend. Ich recherchiere nochmals die Reisegesellschaft, die uns Hans empfohlen hat. Die erste Abklärung hatte keinen Treffer ergeben, aber «dummerweise» finde ich sie diesmal im Netz. Ich stelle fest, dass das Reisebüro «Cometa Travel» praktisch um die Ecke ist. So beschliessen wir zu Fuss dahin zu gehen, mal anzuklopfen und zu fragen, was es für Möglichkeiten gibt. Bruna und Maja, die beiden Schweizerinnen sind im Büro und begrüssen uns herzlich. Es geht gerade etwas wild zu, da sie offensichtlich Probleme mit dem Netzwerk bzw. Internet haben … das kommt uns doch bekannt vor.
Bruna und Maja haben ein Herz für Camper, Back Packer und machen uns ein tolles Angebot – sehr verlockend. 

Galapagos ja oder nein, sollen wir oder sollen wir nicht – schwierige Entscheidung.

Während sie prüfen ob so kurzfristig noch Flugverbindungen zur Verfügung stehen, prüfen wir den Kauf einer Unterwasserkamera. Beides klappt und da wir sowieso auf Ersatzteile für unseren Kleinen und den geplanten Service in Guayaquil warten müssen, entscheiden wir kurzfristig zu fliegen.

Wieder zurück im Reisebüro klären wir das Administrative. Alles Weitere erhalten wir am Sonntag am Flughafen. Cometa ist wirklich gut Organisiert, sie haben für uns sogar den nächsten Übernachtungsplatz beim «VIP Parqueadero», neben dem Flugplatz geklärt.
Plötzlich fragt Maja nach unserer Autonummer. Autonummer – weshalb?
Jetzt erklärt sie, dass die Stadt «Quito» ein Verfahren namens «Pico y Placa» kennt. Das heisst an den
unterschiedlichen Wochentagen besteht für die jeweiligen Endziffern ein Fahrverbot, dass teuer geahndet bzw. sogar mit Fahrzeugentzug gebüsst wird. Mit diesem Vorgehen, will die Stadtregierung dem Verkehrschaos, der Luftverschmutzung und dem Lärm, etwas Einhalt gebieten. Der Schuss geht allerdings etwas nach hinten los, da sich jetzt einige eine günstige und stinkende Zweitrostlaube mit einer anderen Nummer besorgt haben.
Heute ist Freitag und zwischen 07:00 – 09:30 Uhr morgens und 04:00 - 19:30 Uhr abends, dürfen die Endziffern 9 und 0 nicht fahren. Dies gilt offensichtlich auf für Touristen. Da wir die 9 haben, beschliessen wir, kurz vor der Abreise kein Risiko einzugehen und übernachten vor dem Tor des «Hostal Zentrum», am Rande der Seitenstrasse.


Am Samstag früh morgens, fahren wir Richtung Flugplatz und stellen unseren «Kleinen» beim «Parqueadero VIP» unter. Wir haben sogar einen gedeckten Standplatz bekommen. Da Regenzeit ist und wir unseren «Kleinen» während der acht Tage die wir auf dem Boot sind einstellen müssen sind wir froh, steht er im Trockenen. Hier haben wir Strom, Wasser, Dusche und Internet. Miguel der Besitzer ist freundlich und hilfsbereit. Er wird uns auch zum Flugplatz bringen, wieder abholen und alles zu einem fairen Preis – super!

Nach dem Frühstück lesen und schreiben wir ein wenig, geniessen die Sonne und beginnen zu Packen. Wie erwartet, beginnt es am Nachmittag in Strömen zu Schütten und wird kälter.

Zwei Radfahrer kommen die Stichstrasse herunter und schauen sich um. Offensichtlich suchen sie einen Platz zum Übernachten. Als sie auf den Platz fahren spreche ich sie an und schlage vor, sie sollen doch unter dem Dach, auf dem Parkplatz ihr Zelt aufschlagen oder versuchen sich in der «Cabaña» einzumieten. Da zurzeit niemand erreichbar ist, schlagen sie unter dem Dach, neben unserem WOMO ihr Zelt auf.
Während sie die nassen Sachen ausziehen und sich einrichten lachen sie immer wieder und strahlen eine Fröhlichkeit aus die bei diesem Wetter bewundernswert ist.
Falk und Sofie heissen unsere beiden Frohnaturen. Wir laden sie ein, mit uns zu Abend zu essen. Erstens ist es wärmer und bequemer in unserem WOMO und zweitens können wir die frischen Lebensmittel vor unserer Abreise nach Galapagos noch aufbrauchen, ohne sie verderben zu lassen. Wir geniessen den gemeinsamen Abend und tauschen noch ein paar Tipps aus.

Die zwei wollen mit Ihren Fahrrädern noch bis Bogóta fahren. Was für ein Unterfangen, vor allem wenn man das schlechte Wetter, die hohen Berge und den mühsamen Verkehr der vor ihnen liegt, bedenkt. Wir wünschen Euch auf jeden Fall eine schöne und sichere Reise, bleibt weiterhin so fröhlich, auch wenn’s manchmal schwerfallen sollte.


Heute geht es früh los. Während Sofie ihr Frühstück gegen die Hühner, Truthähne und den Pfau verteidigt, rüsten wir uns zum Aufbruch.
Miguel bringt uns pünktlich zum Flughafen wo Toni (Cometa Travel) uns in Empfang nimmt und bereits das Check In gemacht hat. Wir müssen noch die Reisetasche aufgeben und können in Rekordzeit zum Gate marschieren – super!
Der Flug geht von «Quito» nach «Guayaquil», Zwischenlandung und anschliessend weiter nach Galapagos (Baltra Islet).
Beim Anflug auf Guayaquil sind wir froh, machen wir zuerst den Galapagos Trip. Die ganze Gegend vor und um die Stadt ist überflutet. Die einzelnen Häuser ragen wie Inseln aus dem Wasser und eine Strasse ist kaum zu erkennen. Da ist zurzeit kein Durchkommen.
Am Nachmittag landen wir auf «Baltra Islet» wo wir von Israel, einem Crew Mitglied der «Angelito I» abgeholt und zum Schiff gebracht werden. Wir essen alleine zu Mittag, da die anderen Gäste bereits einen Flug vor uns eingetroffen sind und jetzt Siesta machen.
Während des Essens wird der Anker gelichtet. Die «Angelito I» fährt zum nächsten Liegeplatz.

Als wir vor «Las Bachas» auf der Insel «Santa Cruz» angekommen sind heisst es Schwimmweste fassen und rein ins Dingi (Schlauchboot).
Wir spazieren den Strand entlang, besuchen die Nistplätze
(Sandgruben) der Meeresschildkröten, eine Brackwasserlagune und können die ersten Inselbewohner aus der Nähe bestaunen. Lavaechsen, bunte Krabben, diverse Vögel, die ersten Meerechsen und bereits die ersten Meeresschildkröten laufen oder schwimmen uns in die Quere. Wir sind begeistert und können es kaum glauben, so nah erleben wir hier die Natur.
Wir sind gespannt, wie es die nächste Woche weitergeht, was wir noch alles zu sehen bekommen und erleben werden. Ihr hoffentlich auch (vor allem nach einer so langen Schreibpause ;-).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen