Way North

Way North
Icefield Parkway

Donnerstag, 25. August 2016

KW 32/16 - USA West

Butte Lake – Honeylake Campground (Californien)
Im «Lassen Volcanic National Park» kommen alle vier Vulkanarten die man kennt vor. Heute Morgen nehmen wir den Weg zum «Cinder Cone», dem jüngsten Vulkan im Park, unter die Füsse. Der Weg führt vom Campground zum See, an dem baumhohen Lavastrom entlang und durch einen lockeren Nadelwald.
Der Boden ist voller Lavasand und nur schwer zu gehen. Am Rand des Lavastroms liegt teilweise noch Asche vom letzten Ausbruch. Sie ist weiss und leicht wie Puderzucker. Wenn es windet oder wenn man reintritt stiebt es gewaltig. Der Wald ist auch geeignet für Vogelbeobachtungen. Wir fotografieren eine Spechtfamilie. Ich pirsche mich mit meinem 600er Tele an. Und was machen die Viecher? Sie fliegen zwei Meter über mir an den Baum, wo ich mich versteckt habe. Schon wieder zu nah um abzudrücken – lästig!
Nach einer Weile taucht hinter dem Wald der schön geformte Kegel des «Cinder Cone» auf.
Rund um den Vulkan ist die Landschaft sandig mit grossen und kleinen Lavabomben durchsetzt und dazwischen spriessen immer mal wieder einzelne Büsche und Bäume. Durch die Kargheit des Bodens werden die Farben und Formen der Bäume und Gesteinsbrocken speziell hervorgehoben – schön anzusehen.
Nun machen wir uns an den Aufstieg. Oh weh, wir marschieren auf einem Haufen Blähtonkügelchen bergauf. Ganz schön anstrengend, könnt ihr gerne zu Hause probieren. Spiralförmig geht es nach oben und der Ausblick wird mit jedem Schritt besser. Oben angekommen verschlägt’s uns fast die Sprache. 

Der Krater im Krater, die Gehwege rundherum und die farbigen Steine und Pflanzen leuchten im Sonnenlicht. Der Ausblick übers Land ist herrlich und der Wind bläst kräftig. Beim Rundgang um den Kraterrand, bietet sich einem immer wieder eine andere Zusammensetzung des Landschaftsbildes. Mal Berge, Dünen, dann der Lavastrom bis zu unserem Campground. Speziell die farbigen Dünen hinter dem Vulkan sind ein Traum. Offensichtlich werden die Farben von speziellen Mikroorganismen erzeugt – herrlich was Mutter Erde zu bieten hat.

Wieder zurück im Campground stoppen wir noch kurz beim Rangerhaus, verabschieden

uns von Ray, unserem Gastgeber, und fahren weiter Richtung «Lake Taho». 
Beim Honeylake machen wir auf dem gleichnamigen RV Park nochmals ein Nachtlager. Es ist spät und heiss und so genehmigen wir uns eine Dusche. Die Frösche duschen hier gleich mit. Jede Dusche beherbergt einen Untermieter.


Honeylake Campground – Lake Taho (Californien)
Bevor wir die Wüste durchqueren, wollen wir noch an den Lake Taho, in die Emerald Bay. Dies soll ein schöner Flecken sein. Schon auf dem Weg dahin herrscht reger Verkehr. Am See selbst ist eine Touristenmeile nach der anderen lokalisiert und auf gut belebten Strassen, rollen wir von einer Baustelle zur Andern. Der See ist ein Touristenmagnet. Die Angebote bieten nebst Essen, Trinken und anderen Aktivitäten vor allem Wassersportbegeisterten, viele Möglichkeiten.
Die «Emerald Bay» ist eine schöne Bucht. Dementsprechend zu Wasser und zu Land, stark frequentiert. Wir übernachten auf dem Emerald Lake State Park Campground. Der erste Platz an dem uns Wespen zu Hauf überfallen. Was soll’s, Fliegennetze vorspannen, Fenster auf und drinnen essen.

Lake Taho (Kalifornien) - Fallon (Nevada)
Heute Morgen geht es dem See entlang. Beim Chevrolet-Treffen machen wir nochmals kurz einen Zwischenstopp. Über 500 Teilnehmer sind mit ihren älteren und neuen Chevis, für eine Woche anwesend und machen abwechselnd Ausstellung auf dem Parkplatz oder gemeinsame Rundfahrten.
Wir fragen, ob wir mit unserem «Kleinen» mittendrinn ein Foto machen können. Aber die Herren kennen kein Pardon, es sind nur Chevis zugelassen.
Also machen wir uns auf, die Wüste zu durchqueren. Natürlich nicht auf dem normalen Weg. Wir wählen den Highway 50, der auch «Lonliest Highway» genannt wird. Es ist die Route, die 1861 bis 1862 der berühmte «Pony Express» geritten ist.
Gleichzeitig ist es eine historische Autoroute. Wir sind richtiggehend geschichtsträchtig unterwegs.
Via Carson City (Westerngeschichten), Silver Springs geht es nach Fallon. Mit jeder Meile wird es wärmer und wir sind noch nicht mittendrinn. Das Fahrerhäuschen ist mit 40°C (104°F), im Schatten, gut temperiert und das Trinkwasser nicht viel weniger – Wüste eben.
In Fallon übernachten wir auf dem RV-Park.

Fallon – Hickison Petroglyphe Recreation Area (Nevada)
Am andern Morgen noch die Post aufgeben und … hinter uns heult die Polizeisirene. Zwei freundliche Beamte verlangen die Papiere. Wir haben alles griffbereit, die Unterlagen werden gepfrüft und die Beamten erklären uns, dass beim Rechtsabbiegen bei Rot, ein Rollstopp nicht erlaubt sei, finden unser WOMO toll und wünschen uns eine gute Weiterfahrt – Glück gehabt.
Und weiter geht’s. Wir passieren «Cold Springs», wo wir unseren Highway 50 Pass und den ersten Stempel bekommen.
Rose spendiert uns einen Drink und schwärmt von der Wüste. Sie ist hier aufgewachsen und träumt davon einmal die Schweiz zu besuchen. Wir machen ein Foto mit unserm «Kleinen», so hat sie mal ein Schweizerkreuz und eine kleine Erinnerung.
Wir passieren Austin und machen mitten in der Wüste, bei der «Hickison Petroglyphe Recreation Area», einem BLM (Buro of Land Management) Campground Nachtlager. Diese Campgrounds sind oftmals gratis, einfach aber gut und sauber eingerichtet. Dieser ist ebenfalls kostenlos aber mit Grill, Schattendach und Plumpsklo ausgerüstet. Was brauchen wir mehr. Wir machen Nachtessen und dann noch ein Spaziergang auf den Berg um dem Sonnenuntergang zuzuschauen.

Es wird heute nicht ganz so dunkel, da Halbmond ist. Trotzdem sind die Sterne gut zu sehen und der Nachthimmel über der Wüste ist fantastisch. Es ist unglaublich ruhig, dann ein fernes Brummen. Es ist verrückt, wie weit der Motorenlärm eines einzigen Fahrzeugs in der Stille der Wüste wahrgenommen wird.

Hickison Petroglyphe Recreation Area – Baker (Nevada)
Es ist Morgen’s halb Sechsuhr. Ich schnappe meine Fotoausrüstung und mache mich auf zur Hügelspitze. Während dem Spaziergang bergauf begegnen mir Hasen, Eidechsen und immer mal wieder ein schönes Fotosujet.
Die Bergkette am Horizont wird immer intensiver rotorange und auf dem Gipfel angekommen, geht es nicht mehr lange, bis der erste Sonnenstrahl über die Hügel kriecht. Die ersten Hügelzüge werden beleuchtet und dann geht es Zug um Zug.
 Die Farben der Ebenen wechseln von fahlem grau zu grün in allen Varianten. Die Roten, grauen und grünen Steine der Hügel nehmen einen intensiven, warmen Farbton an und die ersten Sonnenstrahlen fühlen sich gut an – ein herrlicher Morgen.

Wir machen Frühstück und fahren weiter, dem Ende des «Lonliest Highway» entgegen.
Am Abend kommen wir in Baker, der letzten Station auf dem Highway Pass, an. Wir besuchen kurz das Visitor Center und informieren uns über die Waldbrandsituation im Park. Der halbe Park und zwei Campgrounds sind geschlossen und seit ca. 4 Tagen bekämpfen über 300 Feuerwehrleute den Brand. Die immer wieder aufkommenden Winde erschweren die Löscharbeiten massiv.
Wir fahren in den Ort und bleiben im Restaurant «Lectrolux» oder «Silver Jack», beides ist richtig, hängen.

Eine interessante Beiz. Es ist wiedermal Wochenende, die Leute sind gut drauf und im Ausgang. Die Beiz selbst ist einfach eingerichtet, es gibt einen Verkaufstresen und überall hängen alte, speziell geschmückte Staubsauger an der Decke. Die Leute bestellen Tacos, trinken Bier dazu und warten kurz auf Ihr essen. Die Bedienung ist freundlich, ein Girl, das unter Tags als Rangerin im Park arbeitet. In die Küche kocht der Inhaber selbst. Er vermietet auch Zimmer und ist unglaublich fix in der Essenszubereitung. Zu meiner Überraschung hat er sechs namhafte Whiskysorten aus Schottland und sogar einen japanischen in der Auslage und dass im Nirgendwo. Auch Zahnstocher, die man sonst nirgends findet hat er. Wir beschliessen im Ort, auf dem Campground «Wispering Elms» zu bleiben und in dieser Beiz noch etwas zu essen. Wir müssen uns beeilen, da die Küche um Achtuhr schliesst.
Wir fahren zum Campground, melden uns in der Bar, die am Abend zugleich Office ist und buchen eine Nacht. Auch hier herrscht viel Betrieb. Für ein Kaff von 55 Nasen schon erstaunlich. In allen grösseren Ortschaften in denen wir vorbeigekommen sind, war weniger los.
Wir stellen unseren «Kleinen» ab und spazieren durch den Ort in die Beiz zurück. Dort angekommen finden wir nur noch Platz am grossen Tisch in der Mitte der Beiz. Kein Problem für uns. Wir studieren die Speisekarte, als fünf Personen eintreten und fragen, ob sie am selben Tisch platznehmen können - selbstverständlich können sie. Es ist eine bunte Truppe und der letzte der Truppe steht hinter der Lampe, ich kann ihn nicht sehen, er fragt wie geht es, ich bin geblendet und abgelenkt und so verstehe ich mal wieder nichts. So kommen wir schnell ins Gespräch. Die erste Frage ist natürlich, woher kommt ihr. Als sie erfahren, dass wir aus der Schweiz sind, kennt Hal sogar schweizerdeutsche Ausdrücke wie «Büntzli» oder «Spiessbürger». Anschliessend kommt Berufe- und Namenraten. Es wird ein unterhaltsamer Abend mit Theresa, Hal, Greg, Eli und Russel. Wir erzählen ein wenig über unsere Reise und was uns dazu bewegt hat. Von ihnen erfahren wir, dass sie hier im Visitor Center am Nächsten Abend musizieren werden. Ich frage Hal was sie denn für Musik machen und er meint nur «Desert Musik». Noch nie gehört, dass ist ein Grund für uns, nochmals eine zusätzliche Nacht zu buchen. 
Wir sind so ziemlich die Letzten, die die Beiz an diesem Abend verlassen. Ich will den Beizer noch ein bisschen interviewen, aber das einzige was ich erfahre ist, dass er aus New York kommt. Dann ist er schon wieder mit einem Japaner beschäftigt, der ein Zimmer sucht – schade, wäre sicher interessant geworden. Leider ist er viel zu beschäftigt und zu distanziert und so machen wir uns auf den Heimweg.
Zu unserer Überraschung hat unser Campingwirt seine Bar noch offen. Also nehmen wir noch einen Absacker und verlängern unseren Aufenthalt für eine Nacht.

Heute Morgen besuchen wir die «Lehman Caves» (Tropfsteinhöhle). Die Führungen sind gut gebucht und so haben wir erst um zwölf Uhr eine Chance für einen Rundgang. Obwohl wir schon viele verschiedene, grosse und kleine Höhlen gesehen haben, lohnt sich dieser Rundgang. Die Tropfsteinhallen sind schön strukturiert, mal gross und klein, die Wege sind gut und die Durchgänge teilweise sehr eng – hat Spass gemacht.
Auf dem Weg zurück zum Campground geniessen wir noch ein wenig «Desert Art» und freuen uns bereits auf die «Desert Musik» am Abend.
Um sieben treffen wir beim Visitor Center ein und das «3hattrio» (Band) spielt bereits. Die Kulisse ist fantastisch. Die Band bunt beleuchtet unter dem Patio des Visitor Centers und im Hintergrund die Wüste und der Sonnenuntergang. Hal spiel Banjo, Greg zupft oder klopft stehend den Bass und Eli ist der Virtuose an der Violine. Abwechselnd singen sie dazu und dies mit super Stimmen. Ein toller Abend - schön haben wir euch kennen gelernt.


Wir bleiben nochmals einen Tag in Backer. Es war eine intensive Woche, mit vielen Eindrücken und Begegnungen. Viele Fotos warten auf die Überarbeitung und den Blog sollten wir auch endlich abschliessen. So sitzen wir im Schatten, bearbeiten unsere Themen und trinken dazu lauwarmes Wasser und Bier, denn kalt bleibt bei dieser Hitze nichts. Während wir so dasitzen kommt plötzlich Wind auf und dann erwischt uns ein riesiger «Dusty Devil» (Staubteufel), wie die Einheimischen sagen. Dies sind Windhosen die sich urplötzlich bilden und die teilweise eine unglaubliche Wucht haben. Ich knalle den Deckel des Laptops zu, während Erika um Hilfe schreit. Sie hält alles fest und kann dadurch die Augen nicht schützen. Ich eile ihr zu Hilfe und da wir alle Hände voll haben sind unsere Augen innert Sekunden mit feinstem Sand verklebt und wir flüchten ins WOMO – gewaltig diese Naturkräfte. Innert Sekunden wurde der Campground verwüstet. Nachdem wieder alles gerichtet ist, spazieren wir zur Auflockerung zum Visitor Center und schauen uns den Film über den Park an.
Zu unserer Überraschung weht die Fahne auf halbmast. Tragischer Weise haben die auffrischenden Winde am Vortag die Feuer wieder entfacht und ein Feuerwehrmann ist unter einem umstürzenden Baum ums Leben gekommen. Und dies nachdem der Brand nach über einer Woche schon beinahe gelöscht war. Feuer ist ein fester und wichtiger Bestandteil dieser riesigen Wald- und Buschflächen in USA und Kanada. 
Marc der Ranger ist ein kleiner Trost. Er ist pensioniert und sieht für’s leben gerne Schnulzenfilme aus aller Herren Länder, in englischer Fassung oder Untertitel. Er fragt uns, ob wir typische Schweizer Filme kennen, so dass er sie Googeln und nachher herunterladen kann. Wir machen ihm eine Liste neuerer und auch älterer Filme. Er freut sich und kann «Vitus» gleich abhaken, die hat er schon gesehen – toller Typ.



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