Cuzco
Wir beschliessen noch einen Tag länger in Cuzco zu bleiben.
Wir warten auf ein Angebot für die Versicherung der restlichen Länder und auch
die Anfragen für die Rückverschiffung sind noch zu machen. Viele Verabschieden
sich heute und so wird es zunehmend ruhiger auf dem Platz. Wir skypen,
schreiben am Blog und verbringen den Sundowner nochmals bei Klaus und Gisela. Etwas
später stossen auch Barbara, Hannes dazu. Zeitig verabschieden wir uns und rüsten das Nachtessen, als
Lucas und Eveline, die wir früher schon getroffen haben, hier ankommen. Sie
haben uns per Mail angefragt wo man hier übernachten kann, haben jedoch etwas
länger hierher gebraucht. Wir machen noch auf einen Schlumi ab und erzählen einander,
was seit unserer letzten Begegnung in «Nazca» gelaufen ist. Es wird wieder ein gemütlicher Abend.
Cuzco - Yauri
Endlich geht es weiter. Zuerst fährt unser «Kleiner» ganz
gut, aber mitten im Stadtzentrum im Stossverkehr, säuft er wieder ab.
Inzwischen weiss ich wie der Hase läuft. Motorhaube auf, Benzinzufuhr
abklemmen, Anlasser betätigen bis das überschüssige Benzin verbraucht ist und
dann kommt er. Weiter geht’s.
Etwas ausserhalb von Cuzco füllen wir unsere Propantanks
ohne Probleme auf und fahren bis kurz vor «Sicuani» Hier zweigen wir in die
Berge ab. Martin hat uns vor der schlechten Strasse gewarnt und so nehmen wir
die alternative Route, die parallel dazu, durch die Berge führt. Auch die ist
nicht besser. Am Anfang noch Teerstrasse die alsbald in eine holprige und
staubige Kiesstrasse übergeht.
Die Landschaft selbst ist wunderbar, mit viel
Grün, praktisch keine Bäume und immer weniger besiedelt. Dazwischen kleine
Seen, Bäche und steinige Hochebenen. Auf Grund der Beschaffenheit der Strassen
kommen wir nur langsam vorwärts. Stundenlang geht es zwischen 4000 – 5000 müM
durch die Berge und wir entscheiden uns, hier auf dieser schönen Hochebene zu
Übernachten.
Wie uns eine gemischte Herde aus Lamas, Alpakas und Schafen
auf der Strasse entgegenkommt und dann in die Hügel abzweigt, steht die Sonne
schon tief und die Beleuchtung ist wunderbar. Ich halte an, damit Erika ein
paar Fotos der Tiere machen kann. Die Hirtin ist bereits weiter oben unterwegs
und wie wir stoppen, beginnt sie mit den Armen zu fuchteln und versucht uns zu
verscheuchen – was soll das? Plötzlich schwingt sie die Steinschleuder die sie
dabei hat und als wir nicht weiterfahren, hebt sie einen Stein auf bestückt die
Steinschleuder damit und beginnt uns zu beschiessen. Das ist schlecht und wir
fürchten um unsere Frontscheibe, so gebe ich Gas, aber die Lady ist so fix,
dass schon der zweite Stein angeflogen kommt – wow, das war knapp.
Wir sind etwas befremdet, sowas haben wir noch nirgends
erlebt. Im Gegensatz zu den anderen Hochebenen die wir bisher bereist haben,
sind hier in dieser abgelegenen Gegend, alle Herden von mindestens einem Hirten
und einem oder mehreren Hunden bewacht. Wir setzen den Weg fort und halten für
ein paar schöne Stimmungsbilder an verschiedenen Orten an. Zuerst sind wir
alleine, kein Mensch ist in dieser Gottverlassenen Gegend zu sehen. Sobald wir
jedoch Anhalten, taucht irgendwo hinter einem Busch oder unter einem kleinen
Schutzdach ein Mensch auf und beobachtet uns mit Argusaugen. Überall hat man
das Gefühl Misstrauen liegt in der Luft. Wir ändern deshalb unsere Pläne
und zur Schonung unserer und der Nerven der lokalen Bevölkerung ziehen wir
weiter.
Wie wir später erfahren, kostet ein Lama rund 1000 Dollar
und in Argentinien haben sie Probleme mit herumziehenden Banden, die Herden
abschlachten, die besten Stücke entfernen und abhauen. Dies könnte in dieser
Abgeschiedenheit viel erklären.
Wir durchqueren die Stadt «Yauri», finden keinen geeigneten
Platz und fahren dahinter, im Dunkeln wieder in die Pampa hinaus. Diesmal ist
der Weg echt übel. Riesige Schlaglöcher, Spurrillen und der Kies erlauben nur
gerade Schritttempo.
Plötzlich sehen wir am Strassenrand ein bekanntes
Expeditionsfahrzeug. Christian und Sonja, die einen Tag vor uns in Cuzco
aufgebrochen sind stehen am Wegrand. Wir beschliessen unser WOMO daneben zu
parkieren und ebenfalls hier zu übernachten. Es gibt ein grosses Hallo und
dabei erfahren wir, dass sie eine Panne haben. Die Dachträgerverstrebungen sind
gebrochen und er droht mitsamt der Ladung und dem Klimagerät abzustürzen. Sie
haben heute Leute getroffen, die versprochen haben Morgen vorbei zu kommen.
Yauri - Chivay
Ich bin früh auf und geniesse den Sonnenaufgang über der
Hochebene. Die ersten Sonnenstrahlen auf den umliegenden Bergspitzen, die
wabernden Nebelschwaden über dem Dorf. Diverse schwarze Ibisse und Raubvögel kreisen am Himmel und
ziehen neugierig und knapp über unsere Wohnmobile hinweg. Dasselbe gilt für
die Leute die hier Leben und zur Arbeit fahren. Viele fahren ganz nah vorbei
und schauen interessiert die fremden Gefährte an. Wenn sie uns sehen, sind sie
ganz verlegen, aber wenn wir winken, winken alle freundlich zurück, teilweise
ganze Colectivos wedeln mit den Händen.
Plötzlich tauchen die Mechaniker doch noch auf. Unsere Kollegen
entscheiden sich für das fixieren und langsam in die Stadt zurückfahren. Zuerst
sichern wir mit Draht und unterlegen
Holzklötze, damit der Dachträger nicht
aufs Kabinendach schlägt. Bei der ersten Fahrprobe stellen wir fest, dass diese
Lösung noch zu labil ist. Ich hole unsere Ersatzspanngurte und wir spannen den
Dachträger aufs Kabinendach hinunter, indem wir die Gurte durch die Kabine
führen. Die zweite Fahrprobe zeigt, dass dies schon viel Stabiler ist.
Zusätzlich mit Seilen gesichert, fahren Christian und Sonja, begleitet von den
Mechanikern in die Stadt zurück.
Wir entscheiden uns dem holprigen Weg zu folgen und nicht nochmal in die Stadt zurück zu fahren um einen besseren Weg zu suchen. Wir
passieren eine Erzmiene, müssen zweimal durch den Bach ausweichen, da die
Strasse weggespült wurde und erreichen schliesslich dahinter die Hauptstrasse.
Dieselbe ist eine festgefahrene, mehr oder weniger Ebene Kiesfahrbahn. Jetzt
geht es wieder schneller vorwärts. Nach einer Baustelle, könnten wir auf einer
geteerten und schönen Strasse weiterfahren. Dieselbe macht jedoch einen
riesigen Bogen, weshalb wir wieder in die Berge abzweigen und weiterhin auf
einer staubigen und holprigen Strasse die Hochebenen und Seen passieren.
Mitten
im Nirgendwo, bei einem Staudamm stossen wir auf einen Lebensmittel
Kontrolllposten. Der gute Mann will wissen welche Früchte wir dabeihaben. Wir
teilen ihm mit, dass wir die lokalen Granadilla und Bananen für den
Eigengebrauch mitführen. Offensichtlich ist dies ok. Nach einem kurzen und freundlichen
Wortwechsel können wir weiterziehen. Unterwegs nochmals tanken aus den
Reservekanistern und beim Eindunkeln erreichen wir «Chivay». Bei der hiesigen
Tankstelle nochmals den Tank und die Kanister auffüllen und fragen, ob wir hier
übernachten können. Dies sei kein Problem meint der Tankwart. Wir stellen unseren
«Kleinen» auf den gegenüberliegenden Platz, müssen dann zuerst das Gröbste
entstauben, bevor wir ein einfaches Nachtessen richten können. Ich gehe noch
kurz einkaufen, dann Nachtessen und schon ist es wieder Zeit zum Schlafen
gehen. Wir wollen Morgen um sechs Uhr früh los, so dass wir um acht Uhr beim Mirrador
«Cruz del Condor», im «Cañon de Colca» sind und den Kondoren beim Vorbeiflug
zuschauen können.
Chivay – Cruz del Condor (Cañon de Colca)
Um sechs Uhr fahren wir ohne Frühstück los. Wir haben
gehört, dass es auf Grund der schlechten Strassenverhältnisse eine rund zwei Stunden
dauernde Fahrt bis zum Ziel ist. Die Kondore fliegen vorwiegend zwischen acht und
zehn Uhr am Morgen.
Wie wir in den Cañon einfahren erleben wir die erste
Überraschung. Am Horizont, qualmt der rund 6000 Meter hohe Vulkan «Sabancaya»,
stösst immer wieder grössere Asche- und Rauchwolken aus. Wir fragen uns was
dies wohl zu bedeuten hat. Da wir keine Nachrichten hören, orientieren wir uns
an der lokalen Bevölkerung. Momentan sind noch alle relativ entspannt. Die
zweite Überraschung erwartet uns nach der Zahlstelle. Die Strasse wurde neu
präpariert und ist hervorragend zu fahren. Auch gut, so kommen wir rascher
vorwärts. Offensichtlich sind sie hier gut auf die Saison vorbereitet, die
vorwiegend die Monate Juli, August und September betreffen. Es ist Winterzeit,
kühl aber dafür trocken. Rund eine Stunde früher, treffen wir auf dem grossen
Parkplatz neben dem Aussichtspunkt ein. Platzieren unser WOMO im untersten Eck
des Parkplatzes und spazieren frühzeitig zur Beobachtungsplattform hinunter. Wir
sind jetzt noch die einzigen, geniessen
Auch die Kondore lassen nicht auf sich warten. Sie kreisen
noch tief im Tal und da die Thermik noch nicht ideal ist, sitzen sie immer wieder
in der Felswand ab. Während die Sonne die Felsen wärmt und die Thermik stetig
besser wird, steigen die riesigen Vögel immer höher. Ein besonderer
Sonnyboy,
setzt sich direkt vor den Touristen auf einen Felsen und lässt das Kameragewitter
entspannt über sich ergehen. Nun wird es spannend, viele Kondore haben
inzwischen die Höhe der Aussichtsplattform erreicht, fliegen knapp unter-,
oberhalb oder auf gleicher Höhe an den Touristen vorbei. Neugierig beäugen sie
dieselben und man fragt sich, wer hier wen beobachtet und für wen hier welche
Show abgezogen wird. Bis zehn Uhr haben wir die Gelegenheit den Anden-Kondor,
den grössten Vogel der Welt aus allen Perspektiven fotografieren zu können. So
pünktlich wie sie gekommen sind, so pünktlich verziehen sie sich wieder.
Dasselbe gilt für die Touristen und so sind wir urplötzlich
alleine an diesem schönen Ort.
Alles ist hier gross wie wir feststellen. Die Berge, die
Schluchten, die Vögel. Nebst dem Kondor fliegt einer der weltweit grössten
Kolibris hier herum – sagenhaft.
Den restlichen Tag geniessen wir die Sonne, die Berge und
machen einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Klippen. Fotografieren die
blühenden Blumen, die verschiedenen Vögel, Viscachas, machen Nachtessen und
gehen zufrieden zu Bett.
Cruz del Condor (Cañon de Colca) – San Antonio de Chuca
Heute Morgen wollen wir der Flugshow nochmals beiwohnen. Die
Show startet zur gleichen Zeit. Touristen und Kondore fahren bzw. fliegen
gleichzeitig ein. Nur diesmal ist offensichtlich die Thermik etwas anders. Die
riesigen Vögel fliegen heute nicht mehr so nah und schön der Klippe entlang,
sondern schrauben sich relativ rasch in die Höhe und entschwinden dann über den
Bergkamm. Für ein paar Fotos hat es doch noch gereicht.
Auch wir brechen auf, fahren zurück nach «Chivay» und dann
über die gut ausgebaute Teerstrasse Richtung «Juliaca». Wir passieren eine
Hochebene mit Blick auf diverse Vulkane, halten beim Mirador «De los Andes» (Tramo
de la Cordillera Volcanico en los Andes Central) und geniessen den Ausblick.
Die Asche- und Rauchfahne des «Sabancaya» (der Name ist Quechua und bedeutet
Feuerzunge) hängt in der Luft und ist weithin zu sehen. Er ist einer der
aktivsten Vulkane dieses südamerikanischen Landes.
Wir fahren weiter bis wir kurz vor «San Antonio de Chuca» eine
eigenartige Felsformation sehen. Ein verwittertes Schild weist über einen schwer
sichtbaren Feldweg zum Mirador. Wir wenden und fahren bis vor die
Felsformation. Ein wunderbarer Platz für die Nacht.
Ich nehme vor dem zu Bett gehen noch einen Augenschein und
verkriech mich anschliessend im warmen WOMO. Wie die Sonne weg ist, kommt ein
kalter Wind auf und es ist nicht mehr so angenehm draussen.
San Antonio de Chuca - Puno
Beim «Kleinen» angekommen, ist der Kaffee gerade fertig und
es gibt Frühstück. Eine wunderbare Gelegenheit, die durchgefrorenen Finger
wieder aufzuwärmen.
Anschliessend machen wir alles Startklar, spazieren
nochmals gemeinsam durch diese eigenartige Landschaft und begegnen einer peruanischen
Familie, die einen Ausflug hierher gemacht hat. Wir schiessen für sie ein
Gruppenfoto und tauschen ein paar Worte aus.
Dann
geht es weiter. Die Route ist stark befahren und immer wieder begegnen uns
Lastwagenkonvois, die Material aus den umliegenden Erzmienen transportieren. Über
«Juliaca» fahren wir bis nach «Puno» am Titicacasee. Im Hotel «Casa Blanca» ein
paar Kilometer hinter «Puno» liegt unsere neue Bleibe. Wir sind die einzigen,
werden von der Besitzerin, einer älteren Frau, freundlich willkommen geheissen,
parkieren im Innenhof und richten uns ein. Ich versuche den WiFi-Code einzugeben,
aber es funktioniert nicht. So gehe ich nochmals zur Lady auf dem Feld, frage
sie nach dem richtigen Code und siehe da, die Zahl sechs, war in Wirklichkeit ein
Buchstabe b. Mit dem richtigen Code und ein paar Bohnen zum Nachtessen kehre
ich zurück – nicht schlecht.
Puno
Schon wieder eine Woche rum und es ist Sonntag. Zuerst
wollen wir nur einen kurzen Wander-Ausflug machen. Das Wetter ist sonnig und
warm und der Besitzer schlägt uns vor, die Schwimmenden Inseln von Uros (vor
Puno) zu besuchen. So fahren wir mit dem Colectivo nach «Puno». Machen eine
Stippvisite beim Markt und spazieren anschliessend zum Seeufer. Hier werden wir
von einem Einheimischen angesprochen. Er macht Bootsfahrten nach «Uros» und
zeigt den Touristen wir er dort lebt. Die Preise stimmen, wir schlagen ein und
fahren mit ihm bis zum Bootanlegeplatz. Von hier aus geht es mit einem kleinen
Motorboot durch die Totora-Schilffelder
zum schwimmenden Dorf. Wir legen bei
seinem Haus an und steigen auf die Schilfinsel um. Es ist ein merkwürdiges
gehen auf dem Schilf. Unser Führer erklärt, wie die Inseln aus Wurzelballen des
Totora-Schilfes zusammengefügt werden. Jede Familie hat ihre eigene Insel, die
zum einen im See und zum andern beim Nachbarn verankert werden, so dass sie
einen Kreis bilden. Dies ist dann das schwimmende Dorf. «Uros» beheimatet rund
3200 Einwohner, die zur Volksgruppe der Aymaras gehören.
Erstaunlicher Weise findet man auf jeder Insel mehrere
Solarpanelen, während dieselben im Rest des Landes noch rar verteilt sind. Leider
ist das Ganze heute eine riesen Touristenattraktion und damit eine einzige
Show. Vom eigentlichen Dorfleben bekommt man nur sehr wenig mit. Die Preise im
Inselrestaurant sind leider auch völlig überteuert – schade. Im ganzen
Titicacasee gibt es verschiedene Schwimmende Inseln die man besuchen kann. Ob
die anderen besser sind, können wir nicht beurteilen.
Wir machen noch einen Ausflug auf den See hinaus und
versuchen die einen oder anderen Wasservögel zu fotografieren. Aber es gelingt
nicht so recht. Sie sind zu scheu, die Buchten zu seicht um hineinzufahren, in
der Hauptwasserstrasse herrscht zu viel Verkehr und der See ist vom Ufer aus weit
attraktiver als hier. Müden machen wir uns auf den Rückweg. Heute sind wir
nicht ganz zufrieden, aber Interessant war es trotzdem.
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